Die wohl berühmteste Southern Rock Band der Welt (neben Lynyrd
Skynyrd) war um diese Jahreszeit herum schon mehrfach im Z7
anzutreffen. Es passte eh zu diesem absolut verrückten Konzert-Jahr,
dass Molly Hatchet 2008 dem Schweizer Publikum in Pratteln ebenfalls
ihre Aufwartung machten. Seit dem letzten Studio-Album «Warriors of
The Rainbow Bridge», das 2005 erschienen ist, sind wieder etliche
Monde ins Land gezogen. Von privaten wie bandinternen Rückschlägen
gebeutelt (es starben damals innert kurzer Zeit Bobby Ingram's Frau
Stephanie, Ur-Sänger Danny Joe Brown und 2006 Ur-Gitarrist Duane
Roland - R.I.P.), musste die Band als Ganzes zuerst wieder einen Weg
aus dem Tränental finden. Die Versöhnung mit Gründungsmitglied und
Gitarrist Dave Hlubek ist dabei sicher hilfreich gewesen. Doch Phil
McCormack (v) und seine Mannen kamen nicht etwa mit leeren Händen zu
uns, denn unter dem Titel «Molly Hatchet Southern Rock Masters»
wurde ein passables Cover-Album eingespielt, wo unter anderem Tracks
von ZZ-Top, Thin Lizzy, Eagles oder den Rolling Stones ausgewählt
wurden. Deswegen war aber heute Abend sicherlich kaum ein Fan
angereist. Als Anheizer stand mit The Force quasi die Z7-Hausband
auf der Bühne, denn Drummer Hanns "Haurein" Hanneken sitzt sonst
eher hinten im Büro als auf dem Drum-Schemel.
The Force![](../images/livepic/theforce08a.jpg)
Letztmals stand das Trio bei Great White als Support auf der
heimischen Bühne im Z7, und zwar im Februar 2008. Sechs Jahre zuvor
fanden Mark Elliott (v/g), Beat Schaub (b) und der gute Hanns
zusammen. Blues Rock mit ordentlich Schmackes wird seither geboten
und wer The Force schon mal live gesehen hat, weiss um die
Qualitäten dieses schlagkräftigen und versierten Trios. Somit war
die Wahl für heute Abend natürlich im wahrsten Sinne des Wortes ein
Heimspiel und gleichzeitig Belastungstest für Drummer Hanneken, der
sich kürzlich einer Operation an der einen Hand unterziehen musste.
Davon, also einer Einschränkung deswegen, sah man jedoch zu keinem
Zeitpunkt etwas. Die ganze Band spielte vom Opener «Nightriders» an,
offensichtlich gleich ein neuer Song vom kommenden Album «Lemon
Skies», wie aus einem Guss. «Waiting For So Long» verströmte geile
Hardrock Vibes, während «Be Alright» eine Hommage an ZZ-Top war.
Mark Elliott gab nebst seinem exzellenten Gitarrenspiel auch eine
gute Figur als Sänger ab und erinnerte zeitweilen etwas an Phil
McCormack, der aber erst später dran war. Was ebenfalls positiv zu
Buche schlug, war die Leichtigkeit des Spiels allgemein, dass das
Power-Trio in eindrücklicher Art und Weise
auf die Bühnenbretter
legte. Die zu diesem Zeitpunkt schon recht stattliche Anzahl Fans
spendete aufmunternden Applaus, der aber insgesamt keine Stricke
zerriss. Zu den eigenen Songs wurden noch zwei Covers von einer Band
gespielt, die wohl nie mehr im Z7 zu sehen sein wird! Ja..., die
Rede ist von Thin Lizzy! Die Interpretationen von «Are You Ready»
und «Don't Believe A Word» gerieten ganz ordentlich, ohne jedoch den
unwiderstehlichen Glanz der Original-Fassungen zu erreichen. Mit «Move
On» gingen sehr solide, wie auch soundtechnisch überzeugende 45
Minuten viel zu schnell zu Ende und wer die beiden CDs «The Force»
(2005) und «Voodoo Cock's Revenge» (2007) noch nicht sein Eigen
nennt, sollte dies baldmöglichst nachholen!
Setlist: «Nightriders» - «Waiting For So Long» - «Gotta Go» - «Be
Alright» - «Boogie On Down» - «Back Where I Belong» - «Crying In The
Rain» - «Are You Ready» - «Don't Believe A Word» - «Move On».
Molly Hatchet
Ungeachtet dessen, ob man die Biker-Sound Attitüde aus den
Südstaaten mag oder nicht, aber in Sachen echtem Live-Feeling kommt
man an den Amerikanern aus Jacksonville (Florida) nicht vorbei. Ende
der 70er wurde mit den ersten beiden Alben «Molly Hatchet» (1978)
und «Flirtin' With Desaster» (1979) der Grundstein zur Karriere
gelegt, der in der Folge aber durch zahlreiche Besetzungswechsel ins
Stocken kam. 1996, fünf Jahre nach einer «Best Of»-Scheibe als
letztes Lebenszeichen, war schliesslich kein einziges
Gründungsmitglied mehr dabei. Einer von ihnen, nämlich Gitarrist
Bobby Ingram, brachte den Motor von da an wieder zum Laufen. Mehr
noch, denn es folgten noch zahlreiche Songs, die genau das Feeling
verströmten, das schon immer den Reiz dieser Kult-Band ausmachte. Im
Gegensatz zu den nicht so harten Lynyrd Skynyrd liessen es Molly
Hatchet stets krachen. Sänger Phil McCormack konnte dabei die Lücke
des 2005 verstorbenen Danny Joe Brown (R.I.P.) ebenbürtig ersetzen
und so folgten unzählige, schweisstreibende Live-Shows in vielen
Ländern, die den guten Ruf weiter festigten. Genau sowas wollten die
etwa 400 Leute heute Abend auch erleben. Nach dem mittlerweile
bekannten Intro (Carl Orff's «O'Fortuna/The Seige of Camylarde»)
ging's gleich volle Pulle mit den Klassikern «Whiskey Man», «Bounty
Hunter» und «Gator Country» los. Die aktuelle Besetzung
McCormack/Ingram/Hlubek/Galvin/Lindsey/Beamer
wirkte kompakt und
spielte wie aus einem Guss. Allen voran natürlich Mastermind Ingram,
der förmlich mit seinem Instrument verschmolz und in seiner
unnachahmlichen Art und Weise riffte und solierte, dass sich der
Mörtel zwischen Backsteinen lockerte. Dazu setzte er stets ein
strahlendes Gesicht auf und lenkte das Publikum, das allmählich
erwachte, mit links. Körperlich bedingt etwas behäbig, bewegte sich
derweil Ur-Member Dave Hlubek (g), der aber mit seinem Spiel für
mächtig Dampf sorgte. Ins gleiche Horn stiess das Rhythmus-Duo Tim Lindsey (b, Ex-Lynyrd Skynyrd!) und Drummer Shawn Beamer. Letzterer
sorgte mit seiner langen Mähne, die ständig von einem Ventilator von
unten her aufgewirbelt wurde, für ein so noch nie gesehenes Bild.
Der Sound war insgesamt ok, auch wenn ich, je länger das Konzert
andauerte, spontan das Gefühl hatte, dass trotz aller Bemühungen der
Band der letzte Funke (bei mir) nicht übersprang. Warum dann vom
letzen, sehr guten Studio-Album «Warriors Of The Rainbow Bridge»
(2005) nur gerade der der Opener «Son Of The South» gespielt wurde,
fand ich schlicht schade. Dafür kam mit «A Hard Days Night»
überraschend ein bekannter Beatles Song. Auf der anderen Seite wird
die Liste der "unverzichtbaren" Songs halt immer länger und wenn das
Konzert bereits nach 90 Minuten endet, dann fehlt jeweilen immer der
eine oder andere Titel, wie zum Beispiel «The Journey» mit dem
legendären Guitar-Duell.
Setlist: «Intro (O'Fortuna)» - «Whiskey Man» - «Bounty Hunter» - «Gator
Country» - «Son Of The South» - «Fall Of The Peacemaker» - «Devil's
Canyon» - «Guitar-Solo Bobby» - «Tatanka» - «Beatin' The Odds» - «A
Hard Days Night» - «Why Won't You Take Me Home» - «Dreams I'll Never
See» - «Freebird - «Jukin' City» -- «Flirtin' With Desaster».
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