Livereview: Molly Hatchet - The Force
03. Dezember 2008, Pratteln Z7
By Rockslave
Die wohl berühmteste Southern Rock Band der Welt (neben Lynyrd Skynyrd) war um diese Jahreszeit herum schon mehrfach im Z7 anzutreffen. Es passte eh zu diesem absolut verrückten Konzert-Jahr, dass Molly Hatchet 2008 dem Schweizer Publikum in Pratteln ebenfalls ihre Aufwartung machten. Seit dem letzten Studio-Album «Warriors of The Rainbow Bridge», das 2005 erschienen ist, sind wieder etliche Monde ins Land gezogen. Von privaten wie bandinternen Rückschlägen gebeutelt (es starben damals innert kurzer Zeit Bobby Ingram's Frau Stephanie, Ur-Sänger Danny Joe Brown und 2006 Ur-Gitarrist Duane Roland - R.I.P.), musste die Band als Ganzes zuerst wieder einen Weg aus dem Tränental finden. Die Versöhnung mit Gründungsmitglied und Gitarrist Dave Hlubek ist dabei sicher hilfreich gewesen. Doch Phil McCormack (v) und seine Mannen kamen nicht etwa mit leeren Händen zu uns, denn unter dem Titel «Molly Hatchet Southern Rock Masters» wurde ein passables Cover-Album eingespielt, wo unter anderem Tracks von ZZ-Top, Thin Lizzy, Eagles oder den Rolling Stones ausgewählt wurden. Deswegen war aber heute Abend sicherlich kaum ein Fan angereist. Als Anheizer stand mit The Force quasi die Z7-Hausband auf der Bühne, denn Drummer Hanns "Haurein" Hanneken sitzt sonst eher hinten im Büro als auf dem Drum-Schemel.

The Force
Letztmals stand das Trio bei Great White als Support auf der heimischen Bühne im Z7, und zwar im Februar 2008. Sechs Jahre zuvor fanden Mark Elliott (v/g), Beat Schaub (b) und der gute Hanns zusammen. Blues Rock mit ordentlich Schmackes wird seither geboten und wer The Force schon mal live gesehen hat, weiss um die Qualitäten dieses schlagkräftigen und versierten Trios. Somit war die Wahl für heute Abend natürlich im wahrsten Sinne des Wortes ein Heimspiel und gleichzeitig Belastungstest für Drummer Hanneken, der sich kürzlich einer Operation an der einen Hand unterziehen musste. Davon, also einer Einschränkung deswegen, sah man jedoch zu keinem Zeitpunkt etwas. Die ganze Band spielte vom Opener «Nightriders» an, offensichtlich gleich ein neuer Song vom kommenden Album «Lemon Skies», wie aus einem Guss. «Waiting For So Long» verströmte geile Hardrock Vibes, während «Be Alright» eine Hommage an ZZ-Top war. Mark Elliott gab nebst seinem exzellenten Gitarrenspiel auch eine gute Figur als Sänger ab und erinnerte zeitweilen etwas an Phil McCormack, der aber erst später dran war. Was ebenfalls positiv zu Buche schlug, war die Leichtigkeit des Spiels allgemein, dass das Power-Trio in eindrücklicher Art und Weise auf die Bühnenbretter legte. Die zu diesem Zeitpunkt schon recht stattliche Anzahl Fans spendete aufmunternden Applaus, der aber insgesamt keine Stricke zerriss. Zu den eigenen Songs wurden noch zwei Covers von einer Band gespielt, die wohl nie mehr im Z7 zu sehen sein wird! Ja..., die Rede ist von Thin Lizzy! Die Interpretationen von «Are You Ready» und «Don't Believe A Word» gerieten ganz ordentlich, ohne jedoch den unwiderstehlichen Glanz der Original-Fassungen zu erreichen. Mit «Move On» gingen sehr solide, wie auch soundtechnisch überzeugende 45 Minuten viel zu schnell zu Ende und wer die beiden CDs «The Force» (2005) und «Voodoo Cock's Revenge» (2007) noch nicht sein Eigen nennt, sollte dies baldmöglichst nachholen!


Setlist: «Nightriders» - «Waiting For So Long» - «Gotta Go» - «Be Alright» - «Boogie On Down» - «Back Where I Belong» - «Crying In The Rain» - «Are You Ready» - «Don't Believe A Word» - «Move On».

Molly Hatchet
Ungeachtet dessen, ob man die Biker-Sound Attitüde aus den Südstaaten mag oder nicht, aber in Sachen echtem Live-Feeling kommt man an den Amerikanern aus Jacksonville (Florida) nicht vorbei. Ende der 70er wurde mit den ersten beiden Alben «Molly Hatchet» (1978) und «Flirtin' With Desaster» (1979) der Grundstein zur Karriere gelegt, der in der Folge aber durch zahlreiche Besetzungswechsel ins Stocken kam. 1996, fünf Jahre nach einer «Best Of»-Scheibe als letztes Lebenszeichen, war schliesslich kein einziges Gründungsmitglied mehr dabei. Einer von ihnen, nämlich Gitarrist Bobby Ingram, brachte den Motor von da an wieder zum Laufen. Mehr noch, denn es folgten noch zahlreiche Songs, die genau das Feeling verströmten, das schon immer den Reiz dieser Kult-Band ausmachte. Im Gegensatz zu den nicht so harten Lynyrd Skynyrd liessen es Molly Hatchet stets krachen. Sänger Phil McCormack konnte dabei die Lücke des 2005 verstorbenen Danny Joe Brown (R.I.P.) ebenbürtig ersetzen und so folgten unzählige, schweisstreibende Live-Shows in vielen Ländern, die den guten Ruf weiter festigten. Genau sowas wollten die etwa 400 Leute heute Abend auch erleben. Nach dem mittlerweile bekannten Intro (Carl Orff's «O'Fortuna/The Seige of Camylarde») ging's gleich volle Pulle mit den Klassikern «Whiskey Man», «Bounty Hunter» und «Gator Country» los. Die aktuelle Besetzung McCormack/Ingram/Hlubek/Galvin/Lindsey/Beamer wirkte kompakt und spielte wie aus einem Guss. Allen voran natürlich Mastermind Ingram, der förmlich mit seinem Instrument verschmolz und in seiner unnachahmlichen Art und Weise riffte und solierte, dass sich der Mörtel zwischen Backsteinen lockerte. Dazu setzte er stets ein strahlendes Gesicht auf und lenkte das Publikum, das allmählich erwachte, mit links. Körperlich bedingt etwas behäbig, bewegte sich derweil Ur-Member Dave Hlubek (g), der aber mit seinem Spiel für mächtig Dampf sorgte. Ins gleiche Horn stiess das Rhythmus-Duo Tim Lindsey (b, Ex-Lynyrd Skynyrd!) und Drummer Shawn Beamer. Letzterer sorgte mit seiner langen Mähne, die ständig von einem Ventilator von unten her aufgewirbelt wurde, für ein so noch nie gesehenes Bild. Der Sound war insgesamt ok, auch wenn ich, je länger das Konzert andauerte, spontan das Gefühl hatte, dass trotz aller Bemühungen der Band der letzte Funke (bei mir) nicht übersprang. Warum dann vom letzen, sehr guten Studio-Album «Warriors Of The Rainbow Bridge» (2005) nur gerade der der Opener «Son Of The South» gespielt wurde, fand ich schlicht schade. Dafür kam mit «A Hard Days Night» überraschend ein bekannter Beatles Song. Auf der anderen Seite wird die Liste der "unverzichtbaren" Songs halt immer länger und wenn das Konzert bereits nach 90 Minuten endet, dann fehlt jeweilen immer der eine oder andere Titel, wie zum Beispiel «The Journey» mit dem legendären Guitar-Duell.

Setlist: «Intro (O'Fortuna)» - «Whiskey Man» - «Bounty Hunter» - «Gator Country» - «Son Of The South» - «Fall Of The Peacemaker» - «Devil's Canyon» - «Guitar-Solo Bobby» - «Tatanka» - «Beatin' The Odds» - «A Hard Days Night» - «Why Won't You Take Me Home» - «Dreams I'll Never See» - «Freebird - «Jukin' City» -- «Flirtin' With Desaster».