New Music Reviews Juni 2019
Wertung:
  9.0 bis 10 Kaufempfehlung.         7.5 bis 8.9 Gut.
  4.0 bis 7.4 Vor Kauf reinhören.   0.0 bis 3.9 Nicht empfohlen.
HOWLING SYCAMORE - Seven Pathways To Annihilation  (2 LPs)
Prosthetic Records
War schon das Debut 'Howling Sycamore' anno 2018 ein absolutes Highlight im progressiv-technischen-Power-Thrash-Death-Metal, setzt nun das US-amerikanische Trio mit 'Seven Pathways To Annihilation' eine weitere, bemerkenswerte Duftmarke. Klar, diese 7 Tracks sind nicht kreiert worden für straighte Gehörgänge, diese 7 Tracks sprühen nur so von verschachtelten Ideen und Kreationen, dieses Songwriting ist keine einfache Kost und dennoch hat eben genau diese sehr interessante Mischung mich total in Beschlag genommen. Weil es gradlinig ist? Nein, weil es eben so aussergewöhnlich und noch nie dagewesen ist. Auch, denn es wird wahrlich grosses Kino, absolut auf Top-Niveau zelebriertes, musikalisches Können geboten, welche seines Zeichens nur von ganz wenigen Grössen auf diesem Top-Niveau mitzelebriert werden kann. Nebst blastenden Elementen, kommen auch fraktale, deathige Elemente gepaart mit progressiven Power-, Speed- und Thrash-Elementen zum Zuge. Beinahe bin ich gewagt zu schreiben, dass es Fusion-Metal in einer neuen Dimension gibt. Yep, und es gibt's, nämlich in Form von Howling Sycamore. War das Debut etwas eingängiger, gestehe ich gerne ein, so ist eben der Zweitling 'Seven Pathways To Annihilation' noch viel komplexer ausgefallen, noch tiefer vertrakter als sein Vorgänger.

Jason McMaster's unvergleichliche Stimmakrobatik gibt selbstverständlich dem Gesamtsound seinen sehr eigenen Stempel aufgedrückt, mal im powermetallischen, hohen Screaming, danach wieder mal in wütendem Zetern und Mordio geshoutet, knapp an progressiven Growls vorbeigeschrammt. Hannes Grossmann am virtuosen Schlagzeug ist ebenfalls ein weiterer Garant für dieses musikalische Meisterwerk und er ziert seine dargebrachten Patterns - speziell auf seinen Soloveröffentlichungen - munter weiter in neue Dimensionen. Davide Tiso's Gitarrenhandwerk ist ebenfalls meisterlich, sowohl in den riffigen, deathigen, als auch cleanen Parts und speziell in den solodesken Ausflügen, welche neue Höhenflüge in shreddigen Dimensionen aufzeichnet und eröffnet. Das Artwork hat ebenfalls die Fortsetzung vom Vorgängeralbum übernommen, nathlos. Die Produktion ist tatsächlich noch einen Tick feiner ausgefallen als beim Vorgänger. Abschliessend darf und kann getrost geschrieben werden, dass Howling Sycamore neuen Horizonten und Dimensionen in allen Belangen, speziell im musikalischen Betätigungsfeld, eingegangen sind und geöffnet haben. Ja, es ist schwere Kost. Ja, es ist geniale Mucke. Ja, es braucht sehr viel Zeit und Musse, um diese zwei abgelieferten Meisterwerke von Howling Sycamore, speziell natürlich das neue Album 'Seven Pathways To Annihilation', zu verstehen und geniessen zu können. Ist es einmal geschehen, dann wird es zur ewigen Sucht. Yep, die einzige Sucht, die ewig gut tun wird.
Leopold 

Punkte: 9.9 von 10
MAJESTICA – Above the Sky  (2 LPs)
Nuclear Blast/Warner
An alle Power Metal-Fans da draussen – diese Scheibe ist was für euch! Die zuvor unter Reinxeed laufende Band kehrt mit einem neuen Namen Majestica und dem Meisterwerk «Above the Sky» zurück. Der Sänger und Gitarrist dieser Truppe ist uns wohl bekannt – Tommy Johansson, Gitarrist von Sabaton. In seiner Band kann er nicht nur sein Können an der Gitarre, sondern auch am Mikrophon beweisen und ohne Witz, was für eine Stimme! Das Album ist energiereich, liefert eingängige und fesselnde Melodien und reisst den Hörer in seinen Bann. Ihre Kompositionen wirken glorios, heroisch und episch (typisch…), was mir normalerweise mit der Zeit verleidet – jedoch bei «Above the Sky» ist dies nicht der Fall. Die Lieder sind hoch komplex, es wird mit diversen symphonischen Einlagen gearbeitet, die Hauptstimme wechselt immer wieder und die Songs entwickeln sich im Verlauf prächtig. Die Scheibe beginnt dem gleichnamigen Track «Above the Sky», welches meiner Meinung nach ein absoluter Hit ist. Schnell wird klar, dass Majestica nicht an Energie spart – ratternde Gitarren, kurze Geigeneinlagen, ergreifender Gesang und ein packender Refrain stellen das Album vor. Im Verlauf des Albums nimmt diese Energie nicht ab. Es gibt keine Ballade, was nicht heisst, dass keine Abwechslung vorhanden ist. Alle zehn Songs fahren unter die Haut, ohne im Gesamtwerk monoton zu wirken. Der vierte Song «Mötley True» ist mit acht Minuten der längste Song und überrascht mit Orgelklängen, welche im Verlauf durch das treibende Schlagzeug und die ratternden Gitarren aufgebaut werden und eine tolle Vorlage für das fesselnde Lied liefern. Das Motiv wird von orchestralen Einflüssen weitergesponnen und eröffnet ein heroisches, teils doch eher schweres, virtuoses Meisterwerk in sich. Durch das ganze Werk sind fantastische Gitarrensoli zu hören, welche überzeugen und den Liedern den letzten Touch geben. Um nochmals auf Tommy Johansson zurückzukommen – ich bin von seinem Gesang überwältigt. Seine Stimme ist stark, er liefert einen hohen Tonumfang, mit dem er super spielen kann und er singt nicht zu viel im hohen Dragonforce-Stil. Während des Hörens sind mir Ähnlichkeiten zu Twilight Force, Stratovarius und teils Halloween aufgefallen. Trotzdem liefert Majestica seinen eigenen Stil, der von jedem gehört werden muss, der melodiöse, powerreiche und schnelle Musik mag.
Sina 

Punkte: 9.7 von 10
DEATH ANGEL – Humanicide  (2 LPs)
Nuclear Blast/Warner
Was für ein Intro, was für ein Riff, was für ein Bollwerk! Alleine der Opener, sprich der Titeltrack, zeigt schon mal wohin die Reise mit dem neuen Todesengel-Werk geht. Klar dürfen hier die Tempowechsel, wie auch die leicht angepisste Stimme von Mark Osegueda nicht fehlen. Die Gitarrenarbeit von Rob Cavestany und Ted Aguilar scheinen einmal mehr nicht von dieser Welt zu sein und der trockene, grundsolide Rhythmus von Damien Sisson (Bass) und Will Carroll (Drums) hat nichts von seiner Durchschlagskraft verloren. Ein neues DA-Opus hat es trotzdem immer sehr schwer, weil es einen genialen Vorgänger gibt. Trotzdem schafft es der Bay Area-Fünfer immer wieder, die Fans zu begeistern und bietet hier mit dem akustisch beginnenden «Aggressor» einen feinen Quervergleich zum wohl immer noch besten Death Angel-Werk «Act III». Eine Hymne vor dem Herrn ist «I Came For Blood», die mit dem Refrain ein richtiger Killer geworden ist. Für Abwechslung sorgt das im Midtempo gehaltene «Immortal Behatet», das mit Metallica- und Flotsam And Jetsam-liken Akustik-Parts aufhorchen lässt. «Alive And Screaming» ist eine Abrissbirne vor dem Herrn (was für ein göttlicher Solopart), während «Ghost Of Me» mit punkigen Elementen und typisch britischen, metallischen Parts auf sich aufmerksam macht. Das absolute Highlight ist für mich «Revelation Song», das in dieser Art sicher auch seinen Platz auf «Act III» gefunden hätte, aber durch seine Machart bestens auf «Humanicide» passt. Speziell der Chorus-Part überzeugt. Ebenso genial ist «Of Rats And Man», das mit gedrosseltem Tempo dem Album nochmals eine neue Farbnuance verleiht. Ob nun diese Scheibe die beste von Death Angel geworden ist? Sagt man dies nicht von jeder Scheibe dieser Truppe? Sicher ist «Humanicide» ein Album geworden das sich sehen und hören lassen kann und von der ersten bis zur letzten Sekunde begeistert und verzaubert.
Tinu  
Punkte: 9.5 von 10
THE HOLLYWOOD VAMPIRES - Rise  (CD)
Ear Music/Phonag Records
Long Live Rock n' Roll! Vier Jahre nach der Gründung der Supergroup und der Veröffentlichung des ersten, selbstbetitelten Albums sind die Vampire aus Hollywood zurück und liefern satten Sound – in Hollywood-Manier, aber ohne Hollywood-Bullshit! Das Trio bestehend aus den Legenden Alice Cooper, Joe Perry und Johnny Depp gründete im Jahr 2015 die Band zu Ehren des Rocks und das Debüt präsentierte starke Cover, etwa Led Zeppelin's „Whole Lotta Love“ oder den bombenstarken Mashup der Alice Cooper-Hymne „School's Out“ und des Pink Floyd-Klassikers „Another Brick In The Wall (Part II)“. Auf dem Debüt fanden wir nur drei Originalsongs. Umgekehrt auf dem zweiten Silberling; diese Scheibe beinhaltet nur drei Coversongs, der Rest sind Eigenkompositionen. Wie auch schon auf dem ersten Album, ziehen die drei Künstler den Hut vor den gefallenen Rockn’n’Roll-Brüdern.

Besonders auffällig ist das Cover von David Bowie’s „Heroes“, gänsehauterregend dargeboten von Jack Sparrow-Darsteller Johnny Depp. Letztes Jahr in der Samsung Hall, daran kann ich mich erinnern als sei es gestern gewesen, ist die Athmosphäre beinahe explodiert und bei manchen flossen die Tränen. Auch ich wurde etwas emotional. Umso mehr freue ich mich, dass diese Interpretation nun auch in Studioqualität erhältlich ist und ich nicht mehr Handyvideos auf YouTube gucken muss, wenn ich den Moment wiedererleben möchte. Weiter finden sich auf der Scheibe Interpretationen von Johnny Thunder‘s „You Can’t Put Your Arms Around A Memory“ (gesungen von Joe Perry) und „People Who Died“ der Jim Caroll Band. Auch Gäste dürfen natürlich nicht fehlen! Im Song „Welcome to Bushwackers“ bekommen wir die Stimmen von Jeff Beck und John Waters zu hören. Es ist also schon auf den ersten Blick ersichtlich, dass diese Scheibe sehr vielseitig ist. Knapp eine Stunde lang spielen die Herren und entführen den Hörer gekonnt in die Welt des rauen, anregenden (Hard) Rock. Von der ersten bis zur letzten Sekunde empfinde ich das Album als extrem ansprechend. Bereits der Auftakt gelang grandios: die Singleauskopplung „Who’s Laughing Now“ mach Lust auf mehr, die weiteren Tracks befriedigen die zurecht hohen Erwartungen an das Album mit links. Was ich damals ein Wenig befürchtete, bewahrheitete sich zum Glück nicht, nämlich dass sie bis zum Ende eine Coverband bleiben. Die Eigenkompositionen erfreuen mich enorm, denn diese bieten eine mindestens genauso starke Qualität wie die zum Covern gewählten Songs und das das Gesamtbild überzeugt auf allen Ebenen. Viel dazu sagen kann man aber irgendwie nicht. Für alle Fans des (Hard) Rock ist dieses Album absolut zu empfehlen.
Mona 

Punkte: 9.5 von 10
FRETERNIA - The Gathering  (Digipak)
ROAR! Rock of Angels Records
Wenn ich den Begriff Power Metal höre, gehen meine Gedanken immer zuerst nach Schweden. Ob zurecht, da lässt sich darüber streiten - wie über alles, eigentlich. Aber eines muss man den Mittelskandinaviern halt einfach lassen: (Power) Metal haben sie drauf! Einen weiteren, soliden Beleg für diese Tatsache liefert auch die leider relativ unbekannte Gruppierung Freternia aus Borås. Damals während dem Aufstieg des Power Metal gegründet und mit nur zwei Studioalben auf dem Konto, melden sie sich nach 17 Jahren Pause mit dem dritten Longplayer zurück und beweisen, dass es die Ausnahmen sind, die Regel bestätigen. Ja, es ist leider Tatsache, dass lange Wartezeiten zwischen Albem ein schlechtes Omen sind. Nicht so jedoch im Fall von Freternia. Die lange Pause liess die Herren keinesfalls in der Quaität einbüssen und sie schaffen einen gekonnten Spagat zwischen alten und bewährten Elementen und einem Hauch Neuheit. In 64 Minuten Spielzeit wird die volle Wirkung entfaltet. Besonders erfreulich für meine Ohren: auf das Power Metal-typische, meist zu hohe Pitchen der Stimme wurde verzichtet. Der dritte Silberling dieser viel zu unbekannten Gruppe bietet genau das, was sich ein jeder Power Metal-Anhänger wünscht: präzise Riffs, gekonnten Einsatz der Keys und eine traumhafte Stimme, alles verschmolzen in Perfektion. Die verträumten Melodien entführen mich von Anfang an und die Rückkehr zur Realität fühlt sich merkwürdig an. Fein, fein! Es gibt für mich absolut gar nichts auszusetzen. Ein weiterer, klarer Fall für die Favoritenliste und auch die CD-Sammlung auf meinem überlasteten Regal. Kaufempfehlung für jeden - auch ohne vorheriges Reinhören!
Mona  

Punkte: 9.5 von 10
FLUB - Flub  (LP)
The Artisan Era
Oha, da wird ja sehr progressiver und technischer Death Metal geboten, von dem Vierer aus dem US-kalifornischen Sacramento. So zusammengewürfelt dieses Projekt entstanden ist, so zusammengewürfelt ist das Songwriting ausgefallen. 7 Tracks, die auf sehr hohem spielerischen Können und gesamtmusikalischem Wissen basierend gereift sind, lassen Fans eben besagtem Genre das Herz verdammt höher schlagen. Da werden teils xylophonisch angehauchte Elemente kombiniert mit klassischen Elementen. Ja, klar, auch jazzig-fusionierte Klänge säumen den Weg der dargebotenen Songs. Dadurch ist 'Flub' ein sehr variantenreiches und beinahe exotisches Album geworden, jedoch ohne dabei den berühmten 'roten Faden' zu verlieren. Auch die Songlängen sind bombastisch, was eben dieses Reisen durch diese atmosphärischen Elementen es erleichtert, ja erleichtert, denn die Songstrukturen sind einerseits sehr 'gnädig' mit uns, den Zuhörern beider Geschlechter, verfahren, andererseits lässt es eben ein zum 'Träumen'. Häh, was hat der den hier reingepfiffen? Gar nichts, kann und darf ich euch schreiben, sondern ich höre intensiv diesen Songs zu und lasse mich nun mal vom Dargebotenen begeistern, denn auch dies ist hohe Kunst. Eloy Montes' Saitenkunst gehört für mich zu einem der abgefahrensten, goilsten und interessantesten Darbietungen in gesamten Metalgenre, sowohl im solodesken als auch im riffigen Bereiche. Matthew Mudd's tiefe Zuneigung zum Instrument lässt ebenfalls keine Zweifel am filigranen Wirken am Tieftöner aufkommen. Auch Jared Klein's Drumming ist etwas vom Allerfeinsten, stets auf der Suche - und am Finden - von neuen vertrakteren Patterns. Yo, und Michael Alvarez' growlt sowas von tief und stakkato-mässig rauf und runter, einfach nur wow! Ebenfalls eine perfekte Produktion und ein sehr mystisches Artwork lassen die Musik für sich sprechen. Ja, ein weiteres Meisterwerk im gesamten Metalbereich.
Leopold 

Punkte: 9.5 von 10
SOTO – Origami  (LP & CD)
InsideOut Music
„Göttliche Stimme trifft auf mittelmässiges Songwriting“ – das gilt leider bei den Eigenkompositionen sehr vieler Alben des amerikanischen Goldkelchens Jeff Scott Soto. Diesmal ist es aber zum Glück anders. Auf Origami ist beides Top – der Gesang und die Lieder. Der grosse Queen-Fan hat mir einst in einem Interview gesagt, dass er die Briten aufgrund ihrer grossen Stilvielfalt bewundert. Endlich ahmt der Amerikaner seine Vorbilder nach. Denn auf Origami klingt zwar nichts nach Queen, aber nach dem Willen stilistische Scheuklappen nieder zu reissen. Verzichten tut er zwar auf Pop, Rap und Klassik-Elemente. Dafür bedient er treibenden Heavy Metal, Hard Rock und AOR. Von Zeit zu Zeit arbeitet er sogar Elemente aus der Elektronischen und aus der Progressiven Musik ein. Letztere könnte auf die Tourerfahrung mit Sons Of Apollo basieren. Und wenn bei „AfterGlow“ gar Bläser auftauchten, ist das so, weil es schlicht passt. Jeff Scott Soto wirkt hier befreit. Mit Origami ist ihm schlicht das beste Solo-Album seit langem gelungen. Eines, das endlich wieder einmal nicht nur ein paar einzelne tolle Lieder beinhaltet, sondern über die ganze Länge überzeugt. Denn so müsste es eigentlich sein: Tolle Stimme trifft auf überragendes Songwriting.
Roger W. 

Punkte: 9.4 von 10
GAAHLS WYRD – Gastir – Ghosts Invited  (Red Vinyl LP)
Season of Mist/Irascible
„Gaahls Wyrd“, eine längst nicht mehr unbekannte Band aus Norwegen, legen wieder los. Und ja, für diejenigen, die die vier Jungs doch nicht kennen, Ex-„Gorgoroth“ Frontmann „Gaahl“ ist auch hier dabei, korrekt erkannt. Aber hören wir mal auf, immer alles auf die Frontmänner zu reduzieren. „Gaahls Wyrd“ beschreibt sein neustes Werk als expressiver, extremer, esoterischer Metal. Na das klingt mal vielversprechend! Leise Töne leiten in den ersten Song „Ek Erilar“ ein, bis dann Instrumentals und Vocals gleichzeitig miteinander einsteigen. Der Fokus ist ganz klar auf den rauen Flüstergesang gelegt, jedoch würde der nicht halb so gut wirken, wären da nicht die aufwändigen Instrumentals im Hintergrund. Gegen Ende flaut das Ganze wieder ab, bis es dann ruhig endet. Der zweite Song „From the Spear“ ist dagegen definitiv lebhafter, hier wird das Können von Lust Kilman an der Gitarre, Eld am Bass und Spektre am Schlagzeug in den Vordergrund gestellt und der Gesang steht eher an zweiter Stelle, was in meinen Augen aber ein echt geiler Unterschied zum vorherigen Song ist. „Ghosts Invited“ ist ein buchstäblich perfekter Song auf diesem Album. Er besteht in ausgeglichenen Teilen aus schnellen Riffs, Clean Gesang und düsteren Breaks, in welchen Gaahl mit seinem berüchtigten Sprechgesang punktet. Echt geil! Kommen wir zu meinem persönlichen Favoriten: „Carving the Voices“. Der Titel im Kontext mit Frontmann Gaahl erinnert möglicherweise einige Leser an ein Lied seiner früheren Band „Gorgoroth“, jedoch merkt man schon in den ersten Takten, das bloss der Titel diese Ähnlichkeit aufweist. Melodiöse Gitarrenriffs und langsame Parts der Drumms leiten in den Song ein, bis dann der klare Gesang einsetzt. Diese Mischung aus melodiösen und ruhigen, schon beinahe hypnotisierend wirkenden Teilen sorgt für Gänsehaut. Dafür, dass „Gastir – Ghosts Invited“ eigentlich das erste Album der Band ist, ist es eine meisterliche Leistung. Natürlich darf man nicht vergessen, dass sämtliche Mitglieder schon Erfahrung durch vergangene Bands haben aber trotzdem, wow!! Ein echt tolles, gekonnt gespieltes Werk!
Zoé 

Punkte: 9.3 von 10
FIRESPAWN - Abominate  (LP & CD)
Century Media/Sony
Wow, mit 11 Tracks wird vom schwedischen Fünfer aus Stockholm eine gehörige Portion thrashiger Death Metal geboten. Die musikalische Weiterentwicklung auf 'Abominate' ist vollends zu hören, denn es wird filigran und etwas technischer die firespawnsche Ideologie auf musikalischer Art und Weise dargebracht. Klar, gibt's immer noch das gehörige Growling von L.G. Petrov, welches beinahe schon melodiös erhallt. Gibt's melodiöses Growling? Yep, auf 'Abominate' wird's zelebriert. Nun, auch die shredderischen Fähigkeiten der beiden Saitenhexer Fredrik Folkare und Victor Brandt haben auf dem neuesten Werk sehr dominant und progressiv fortschreitend Fahrt aufgenommen. Das Drumming ist bekannt solide und die Patterns werden hierbei einem nur so um die Ohren geprügelt, dass es zu einem wahren Shrapnelfreudenfeuer entfacht wird. Ja, ja, der Matte Modin setzt gekonnt und bewusst sein musikalisches Talent - wie freilich auch die anderen Mitstreiter - bei Firespawn ein und um. Interessant ist auch der Tieftöner von A. Impaler, da dieser sich ebenfalls gegen die zwei anderen Saiteninstrumente absetzt und dezent seine Note setzt, nicht unterwürfig, nein, sondern markant dezent. Widerspruch? Nein, denn jetzt gibt's nur noch eines: Reinziehen, denn diese Mucke wird sowohl bei gestandenen Thrashern wie auch Deathern beider Geschlechter ein fettes, fieses Grinsen und auch ein wohlwollendes Nicken hervorrufen. Nebst einem hervorragenden Artwork ist auch die Produktion hervorragend. Die Songs? Alle im nackenbrecherischen Hypertempo, gepaart mit Midtempoparts, jedoch wird das Blastmonster ebenfalls oft aus dem Tiefschlaf geweckt. Ein wahrlich hervorragendes - und für mich diesmal - ein sehr überraschendes Meisterwerk.
Leopold 

Punkte: 9.3 von 10
MYRATH – Shehili  (CD)
Ear Music/Phonag
Was für ein Schritt nach vorne! Klang bereits der Vorgänger Legacy ziemlich gut, wagen sich nun die Tunesier Myrath endgültig in die Selbstständigkeit. Auf ihrem fünften Album haben sie ihr eigenes Profil nochmals geschärft und sich trotzdem keine Grenzen gesetzt. Den Musikstil von Myrath könnte man als Melodic-Progressiv-Arabic-Folk-Power-Metal bezeichnen. Es mischen sich klare Tendenzen von Symphony X mit gewissen Jorn-Anleihen und dem speziellen arabischen Flair. Das ganze klingt dermassen überzeugend, dass man nur noch bangen und gratulieren kann. Hier vermischen sich musikalischer Anspruch mit Melodie und Härte zu einer ganz eigene Atmosphäre. Das Niveau ist derart hoch, dass nur noch Stauen übrig bleibt. Myrath kapitulieren sich mit Shehili in den Metal Olymp. Anspieltyps sind „Lost Your Soul“, „Dance“, das mystische „Lili Twil“, das epische „No Holding Back“ und das „Darkness Arise“. Letzteres wandelt mit seiner Hammond Orgel sogar auf den Pfaden von Deep Purple. Aber eigentlich ist das ganze Album Spitzenklasse. Wer es hört, fühlt sich in die alten Abenteuerfilme zurück versetzt. Die Luft riecht plötzlich würzig und die Frauen erscheinen plötzlich geheimnisvoll mit leichten Stoffen verschleiert. Myrath haben ihre ganz eigene musikalische Nische geschaffen und zeigen, wie moderner authentischer Heavy Metal funktionieren kann. Hier werden verschiedene Kulturen geschickt zu etwas Neuem vermischt. Wer Prog- und Melodic-Metal mag, wird dieses Album lieben.
Roger W. 

Punkte: 9.3 von 10
NITROGODS – Rebel Dayz  (Clear Vinyl LP)
Massacre Records/Musikvertrieb
Die einzig wahren Nachfolger von Motörhead nennen sich Nitrogods und stammen aus Deutschland. Wer weiss, dass Gitarrist Henny einst mal bei Thunderhead spielte, weiss wie authentisch und ehrlich seine damalige Truppe rockte. Das vierte Album von Nitrogods macht genau dort weiter, wo sein Vorgänger «Roadkill BBQ» endete. Schnörkeloser Heavy-Rock, der auch mal eine Spur Rockabilly, Punk oder Rock’n Roll verarbeitet. Das furz trockene Schlagzeugspiel von Klaus Sperling (ehemals Primal Fear, Freedom Call) gibt einmal mehr den Groove vor, auf dem sich der singende Bassist Claus «Oimel» Larcher mit seinem Viersaiter austoben kann. Dazu gesellt sich das unglaubliche Gitarrenspiel von Henny Wolter, der nicht nur tolle Rhythmusparts aus den Saiten knallt, sondern auch mit perfekt ergänzenden Solo-Streichen aufmerksam macht. Suchte die Truppe auf dem Debütalbum noch nach ihrem eigenen Sound, ist dieser zumindest seit «Rats & Rumours» gefunden. Neue Songs wie der Mitbrüller «We’ll Bring The House Down», das flotte «415 DV», das Motörhead lastige «Get Lost», der schwerfällige Titelsong, das rock’n rollige und mit einem feinen County-Zitat versehene «Blind As A Stone», das frisch in die Fresse gehende mit Slide-Gitarre versehene «Walk The Track», das mit einem Western Flair versehene «The Haze And Endless Drift Through The Void» und «Go Fast» das pure Country-Musik ist, beweisen, dass sich die Truppe selber keine Grenzen setzen und genau die Mucke spielt, die sie wollen. «Rebel Dayz» ist ein Album geworden, das mit viel Spass in den Backen vorgetragen wird und dem Bewusstsein, dass wenn euch die Musik nicht gefallen sollte, ihr mit dem gestreckten Finger der Jungs rechnen müsst.
Tinu 

Punkte: 9.3 von 10
KRYPTS - Cadaver Circulation
Dark Descent Records
Richtig ranzig geilen Death Metal bietet die finnische Band Krypts auf "Cadaver Circulation", dem dritten Album dieser Band. "Sinking Transient Waters" zeigt von Anfang an, welch geniale Band Krypts sind! Diese Band kann voll abgehen, um sich dann knöcheltief im Doom-Sumpf zu suhlen! Wie ein Panzer überrollen Krypts alles und jeden, der ihnen in die Quere kommt. Unheilvoll und direkt aus der Gruft bahnt sich "The Reek Of Loss" seinen Weg ins Gehör. Je gemütlicher Krypts zu Werke gehen, desto brachialer die Wirkung. Meisterhaft in allen Belangen! "Echoes Emanate Forms" lässt die Sonne sich augenblicklich verfinstern, und so wird der Dunkelheit gehuldigt. Schleppend zieht sich "Mycelium" durch die finsteren Katakomben, aber nur so lange, bis ein Dammbruch eine Sintflut von harschem Death Metal über uns ausschüttet. "Vanishing" stampft durch hüfthohen Morast und steigert sich in der Intensität, mit zunehmender Spielzeit, gekonnt. Leider steht mit "Circling The Between" schon der letzte Song dieses grossartigen Albums an. Es folgt nochmals eine Machtdemonstration von Krypts und sie zeigen nochmals all ihre Stärken. Dieses Album verdient die Auszeichnung: Spitzenklasse und ist für mich, bis jetztigen Zeitpunkt, das Death Metal-Album des Jahres 2019!!
Roolf   
Punkte: 9.3 von 10
PANZERFAUST - The Suns of Perdition, Chapter I: War, Horrid War (LP)
Eisenwald
Panzerfaust, eine vierköpfige Black Metal Band aus Kanada, stehen wohl nicht auf grosses Vorspiel sondern mögen es hart, kurz und knackig. Ihr neustes Werk besteht aus fünf Songs und sie hauen von Anfang an direkt auf die Fresse. „The Day After 'Trinity'“ beginnt mit lautem Gebrüll, hämmernden Drumms und rauschenden Riffs, so zieht es sich auch durch das ganze Lied hindurch mit konstanter Brutalität und ohne Erbarmen. Der zweite Song hört auf den Namen „Stalingrad, Massengrab“: Ja, so wie der Titel klingt auch der Song. Man hört Flugzeuggeräusche hinaus und eine Männerstimme die à la 2. Weltkriegsdoku „Stalingrad, Massengrab“ sagt. Auch hier setzen die Kanadier, wie schon zuvor, auf rohe Brutalität, leichte Melodien im Hintergrund und noch mehr Brutalität. „Crimes Against Humanity“ ist hingegen ein reines Instrumental, welches verhältnismässig sehr ruhig ist. Man hört bloss leise Gitarrenklänge und verzweifelte Stimmen vermutlicher Soldaten. Und schon sind wir beim zweitletzten Song. „The Decapitator's Prayer“, nun auch hier bleiben sich Panzerfaust treu, ein willkommener Aufbau nach dem vorherigen, ruhigen Song. Last but not least; „The Men of No Man's Land“, der komplette Exot des Albums mit seinen dreizehn Minuten Spiellänge. Hier wird es noch düsterer, krächzender Gesang und langsame Riffs leiten in den Song hinein und so bleibt es dann auch bis kurz nach der Mitte des Songs, bis dann ein eher gruselig gestimmtes „Stille Nacht“ beginnt. Was zur..? Nach dieser Horror-Weihnachtsstimmung kommt dann wieder die Brutalität zum Vorschein, welche zum Schluss des Liedes in leisen Tönen verklingt. De Geschichtsunterricht ist wieder aufgefrischt nach diesem Album, das ist schon mal klar. Auch sonst ist es ein echt geiles Werk abeeeer dieses verdammte Weihnachtslied irritiert. Es gibt zwar einen geilen Effekt aber auf eine andere Art stört es wieder. Trotzdem ein absolut fetziges Album, welches reinhaut.
Zoé   
Punkte: 9.2 von 10
COMBICHRIST - One Fire  (Digipak)
Out of Line Records
Elektronischer Metalgenuss à la finesse wird uns vom norwegisch-amerikanischen Musikprojekt um Andy LaPlegua geboten. Vorneweg: Nicht jedermanns Sache! Dieses Album vermischt den harten Indstrial mit Dubstep und dem sogenannten Aggrotech. Was viele Elitisten mit grosser Wahrscheinlichkeit unter Naserümpfen als Lärm oder Techno abtun werden, ist für meine Ohren eine verdammt gut gelungene Mischung verschiedenster Elemente, verschmolzen zu einem genialen Ganzen, welches sich in keine Schublade stecken lässt. Das Album hat mit 52 Minuten Länge eine recht durchschnittliche Spielzeit, aber für mich fühlt sich nach deutlich weniger an, denn der Sound schafft es, mich sehr gekonnt zu entführen. Die Klangästhetik erinnert mich stark an die Matrix-Trilogie. Was sich zunächst als Elektromucke präsentiert beinhaltet aber die Stärke des Industrial Metal, weshalb zumindest mir keiner sagen kann, es sei kein "echter Metal". Das Hauptpublikum wird sich meiner Meinung nach aber dennoch mehrheitlich in den Gothic-Gruppierungen und unter Anhängern des Dark Wave finden. Thematisch bewegt sich das Album, ähnlich wie die Vorgänger, teils in so "simplen", menschlichen Themen wie Sex und Gewalt, aber teils wird auch die Gesellschaft unter die Lupe genommen, was die Menschheit so anstellt. Dies wird auch klar, wenn man den gesprochenen Passagen lauscht. Auch eine gewisse Melancholie darf nicht fehlen. Alles in Allem scheint sich LaPlegua und seine Entourage mit kritischen Themen befasst zu haben, wichtigen Themen, aber auch so scheint es mir, wenn ich mich auf die Texte fokussiere, will er den Leuten Mut machen, gegen das zu kämpfen, was nicht in Ordnung ist. Starke Messages sind also inklusive und beeinflussen meine persönliche Albumbewertung gegen Oben. Viel zum Album sagen kann ich aber leider dennoch nicht, man muss es hören, um zu verstehen. Für mich ist One Fire ganz klar einer der Spitzenkandidaten der Jahresfavoriten. Da der Sound aber sehr elektronisch ist, rate ich trotzdem zum Reinhören vor dem Kauf!
Mona   
Punkte: 9.1 von 10
AXEL RUDI PELL - XXX Anniversary Live  (3 LPs & 2 CDs)
Steamhammer/Musikvertrieb
30 Jahre Axel Rudi Pell. Kann mich noch gut erinnert an das erste Album "Wild Obsession", mit Charlie Huhn am Micro. Hab das Teil rauf und runtergehört, unzählige Male. Und der einzige der neben Axel natürlich heute noch mit zockt ist Basser Volker Krawczak. Viele starke Alben später prägt natürlich Johnny Gioeli das Line Up der Deutschen. Ehrlich gesagt könnte ich mir ARP ohne Johnny heute nicht mehr vorstellen. Der Typ ist einfach grandios, egal, ob das jetzt seine Stimme ist oder seine berühmte wilde Show, der Mann scheint endlose Energie in sich zu haben. Zurück zu diesem speziellen Album. Gut, die Wahl der beiden ersten Songs. Mit "The Wild And The Young" und "Wildest Dreams" gibt man gleich Vollgas. Die Songauswahl ist auch im Gesamten ok und mit "The Line" hat man auch einen nicht so oft gespielten Hammersong im Repertoire. Natürlich dürfen Klassiker wie "Fool Fool", "The Masquerade Ball", "Carousel", "Rock The Nation" und "Warrior" nicht fehlen. Man merkt der Band die Spielfreund bei jedem Song an. Dies hier ist ein eingespieltes Team, das Ganze klingt kompakt, alles in einem Guss. Herrlich sowas zu hören. In "Mystica" darf dann Bobby Rondinelli das obligate Drum-Solo spielen. Bobby ist sicher ein toller Rockdrummer, aber immer noch vermisst man halt Mike Terrana an den Kesseln und seine einmaligen Soli, einfach legendär. Auch noch sehr stark "Oceans Of Time", grandios gespielt. Ich finde, diese Band feiert ihr Jubiläum hier mit einem würdigen Album. Man mag Axel oder man hasst ihn. aber eines kann man ihm nicht absprechen: Axel liefert seit 30 Jahren nur starke Alben ab und füllt seit Jahren die kleineren Hallen bis 2000 Leute. Er hat eine klasse Band mit hervorragenden Musikern, er hat sehr treue Fans und einen der geilsten Rockröhren am Mikro. Alles andere ist Geschmackssache. Gratuliere zum Jubiläum, Jungs.
Crazy Beat    
Punkte: keine Wertung
TANZWUT – Seemannsgarn  (2 LPs)
AFM Records/Musikvertrieb
Die Mittelalterrocker von Tanzwut nehmen den Hörer mit auf einen Ausflug in eine typische Hafenkneipe. Wo sich «Galgenvögel» treffen wird munter «Seemannsgarn» gesponnen und alte Freunde rufen sich zu: «Gib mir noch ein Glas»: Damit hätten wir auch gleich die Anspieltipps des neuen Silberlings abgehakt! Tatsächlich bin ich aufrichtig begeistert und positiv überrascht von Tanzwut’s neustem Streich. Während ich die Stimme von Sänger Teufel bisher immer recht gewöhnungsbedürftig fand, gefällt er mir in der Rolle des knorrigen Seebärs sehr gut. Tanzwut kombiniert harten Deutschrock mit dem Charme und den Instrumenten von mittelalterlichen Spielleuten – ein Konzept das wunderbar aufgeht. Die Playlist ist abwechslungsreich gestaltet und reicht von Balladen («Ich bin der Nachtwind») bis hin zu Mitgröhl-Hymnen à la «Die Letzte Schlacht» oder auch «Schwarzes Gold». Ein weiteres Highlight ist das Lied «Francois Villon»: Der Dichter trifft in den Gassen von Paris auf den Teufel. Was diesen Track so aufregend macht ist die spezielle Instrumentierung: Cister, Nyckelharpa und Bandoneon kommen hier zum Einsatz. Auch ein Gastauftritt ist mit von der Partie: Von «Gib mir noch ein Glas» gibt es zum Schluss nämlich noch eine zweite Version mit Sänger Torben von der Band Kärbholz. Das Trinklied ist eine Hymne auf gute alte Freunde und auf die eingeschworene Gesellschaft der Kneipenkumpanen. Fazit: Ich war bisher kein grosser Fan von Tanzwut, doch dieses Album ist ein echtes Highlight und wird wohl zum Dauerbrenner auf meiner Playlist werden! Es sind viele Perlen mit dabei, die durch spannende Lyrics und aufregende Instrumentierung begeistern. Aufnahmequalität und Abmischung sind durchs Band satt und knackig – richtig schön umgesetzt…
Patricia H.   
Punkte: 9.0 von 10
WARRIOR SOUL – Rock'N'Roll Disease
Livewire/ Cargo Records UK
Nach dem letztjährigen „Back On The Lash“ steht Kory Clarke mit seiner Formation Warrior Soul bereits mit dem Nachfolger „Rock'N'Roll Disease“ auf der Matte. Der gute Kory begann bereits 1987 die Rock Welt aufzumischen. Fast schon tragisch und kaum verständlich, dass es für den ganz grossen Wurf nie gereicht hat. Doch in Insiderkreisen ist die Truppe ein nicht mehr wegzudenkender, konstanter Wert. Wirklich neues gibt es bei Mr. Clarke (glücklicherweise) aber nicht. Nach wie vor begeistert der New Yorker mit seiner ultradreckigen Stimme mit dem Charisma einer Kreissäge. Aber auch seine Backingband überzeugt durch fette Gitarren und deftige Rhythmen. Auch in Bezug auf die Songs lässt der Berufsrebell nichts anbrennen. Eingängige Strukturen und Refrains die sich in den Gehörwindungen festsetzen wurden mit jeder Menge messerscharfen Hooks ergänzt. Es resultieren Perlen wie der Titeltrack, „Off My Face“ oder „Rock On“. Eigentliche Ausfälle: Fehlanzeige. Kory hat aber auch wieder wie gehabt seiner Fuck You Attitüde in seinen Texten Ausdruck verliehen. Für Sozial- und Gesellschaftskritische Worte ist und bleibt er berühmt und berüchtigt. Warrior Soul ist definitiv eine der energetischsten, authentischsten und gefährlichsten Bands des hier und jetzt. Nur schon das kultige Cover allein wäre schon Grund genug die Scheibe zu ordern.
Chris C.   
Punkte: 9.0 von 10
GLOWING SHELTER – Odyssey (Digipak)
Eigenvertrieb
Alternative Rock gehört grundsätzlich nicht zu meinen persönlichen Stil-Präferenzen, und dennoch schreibe ich in diesem Fall eine CD-Rezi?! Tja Folks, manchmal muss man eben über seinen eigenen Schatten springen und erhält nur so die Chance etwas Neues oder gar Altes wieder zu entdecken, das einem sonst verwehrt geblieben wäre! Im Fall des Schweizer Quartetts Glowing Shelter aus dem Berner Oberland, sprich der Region Interlaken/Brienz, gelangte zuerst mal über Facebook eine persönliche Anfrage an mich. Nach dem Einverleiben der Infos zur Band, die aus Sandro Kläusler (v/g), Michael Schaller (g), Lukas Brunner (b) und Daniel Schöni (d) besteht, brauchte es ergänzend schon noch einen akustischen Appetizer dazu. Was mir da dann an die Lauscher drang, reichte locker aus, um mein Interesse zu wecken. So erhielt ich kurze Zeit später eine unerwartet wertige Promo-Box, die nebst dem Digipak der CD auch einen USB-Stick mit den wav-Files des Albums, Fotos sowie Infos zu Glowing Shelter enthielt. Hiermit holte sich die Truppe bereits die ersten Pluspunkte ab, denn sowas ist in den heutigen Zeiten praktisch nicht bis überhaupt nicht mehr anzutreffen. Davon beflügelt wollte ich nun umgehend wissen, was das full lenght Debüt mit dem Titel «Odyssey» zu bieten hat. Der Opener «Revolution» überrascht dann gleich mal mit ordentlicher Härte, die mich zunächst an Maxxwell (weniger) oder Felskinn (mehr) erinnern lässt. Auch «Where I Belong» haut nach getragenem Beginn in die gleiche Kerbe und erstaunt durch die Kompaktheit bei keinen drei Minuten Spielzeit.

Was ebenfalls auffällt, ist die hammermässige wie variable Gesangsstimme von Sandro, die dem Ganzen dessen Stempel spürbar aufdrückt und sich durch das ganze Album hindurch zieht. Je länger ich den überdies fetten Gitarren-Riffs zuhöre, muss ich meine Ansichten zum Thema «Alternative Rock» in Zukunft wohl etwas differenzierter angehen. Auch «Bullets» bratzt sehr gefällig aus den Speakern und macht mächtig Spass. Glowing Shelter wissen definitiv, wie man richtig gute Songs schreibt und lassen mich immer mehr an eine andere Band denken, die längst aus der Wahrnehmung der Szene und ihren einstigen Fans verschwunden ist: Puddle Of Mudd! Während die Amis einen für damals typisch oberfetten wie grungigen Sound spazieren fuhren, gehen Glowing Shelter etwas dezenter ans Werk. So können sich die wirklich bemerkenswerten Vocals von Frontmann Sandro Kläusler voll entfalten. Wer bei «Much Stronger» keine Gänsehaut davon kriegt, ist wohl definitiv im falschen Film. Und in diesem Stil geht es munter weiter auf «Odyssey», wo mich zum Beispiel «Fear Has Gone», «Beast» oder «Understand» ebenso voll umhauen! Das hört sich eher nach Heavy denn Alternative Rock an und ist nichts als schweinegeil. Dass nach all dem Gebretter mit «Glass Not Empty» schliesslich noch eine fluffige Akustik-Ballade als krönender Abschluss folgt, setzt «Odyssey» die verdiente Krone auf. Spätestens beim Einsetzen des gefühlt zu kurzen E-Guitar Solos sieht man Slash und die Gunners im Wembley Stadion vor sich. Eine überraschend starke Scheibe, die live garantiert noch zusätzlichen Drive erzeugt, den die sonst tadellose Produktion ein kleines bisschen in Richtung Puddle Of Mudd vermissen lässt, aber das ist letztlich unerheblich, da es songtechnisch keine Ausfälle zu beklagen gibt! Chapeau, meine Herren.
Rockslave   
Punkte: 9.0 von 10
SCHANDMAUL – Artus  (2 LPs & Digital Copy)
Universal Music
Etwas länger als schon früher dauert es, bis das neue Schandmaul-Album richtig zündet. Gibt man den zwölf Liedern aber mehrere Chancen, offenbart sich allmählich ein stimmiges Werk mit ausschliesslich tollen Songs. Besonders Eindrücklich ist das traurige „Kapitän“, aber auch der Zweiteiler „Die Tafelrunde“ und „Der Gral“ sorgen für ganz besondere Atmosphäre. Eher lustige Lieder gibt es mit „Der Meisterdieb“ und „Der Froschkönig“. Ein grosses Plus sind wieder einmal die Texte, die weder kitschig noch übertrieben wirken. Dass Schandmaul aber auch ohne Gesang überzeugen, beweisen sie mit dem Instrumental „Chevalier“. Schön auch, dass die Deutschen auf diesem Album nicht mit zu vielen Liedern übertreiben, sondern sich auf das Wesentliche konzentrieren. Alles andere wäre beim Gesamtkatalog von zehn Alben auch unvernünftig. Artus wird es Schandmaul nicht einfacher machen, die Lieder für ihre Konzerte auszusuchen. Und das ist gut so, und sollte eigentlich der Anspruch jeder Band an ihre aktuellen Werke sein.
Roger W.  
Punkte: 8.9 von 10
SAINT VITUS - Saint Vitus  (Gatefold LP)
Season Of Mist/Irascible
Die heiligen Saint Vitus bringen, nach langer Wartezeit von sieben Jahren, mit einem neuen und zugleich altbekannten Sänger wieder einmal traditionellen Doom in die heimischen Stuben. Ob Scott Reagers, aktueller Sänger, oder Scott "Wino" Weinrich, ehemaliger Sänger und Doominstitution, der passendere Sänger für Saint Vitus ist, ist reine Geschmackssache. "Remains" suhlt sich schon mal ausgiebig im Doom-Sumpf und kommt herrlich retro aus den Boxen. Start schon mal geglückt! Sehr besinnlich startet "A Prelude" und wartet mit einem bluesigen Touch auf. Den Doom-Hammer lässt "Bloodshed" über unseren Köpfen kreisen und hat ein gewisse Ähnlichkeit zu Danzig, aber in deren besten Tagen, wohlgemerkt! Entfesselt stürmt "12 Years In The Tomb" nach vorne und hat mehr mit NWOBHM als mit Doom zu tun! Dieser Song sprengt das enge Doom-Korsett gekonnt! Erwähnenswert ist auch die Orgie der verzerrten Gitarren! "Wormhole" wird mit Bass und geilem Riff angestimmt und nachher folgt ein ganz starkes Stück traditioneller Doom! Eine gemütliche Doom-Angelegenheit stellt "Hour Glass" dar und die flirrenden und verzerrten Gitarren sind einfach meisterhaft! "City Park" lässt die Grillen zirpen und ist leider kein bisschen mehr als eine komische Soundcollage! Das sind vier verschwendete Minuten, die man viel besser hätte nützen können! Dafür entschädigt "Last Breath" mit Zeitlupen-Doom der Güteklasse 1A! In diesem Song zeigen Saint Vitus nochmals ihre Stärken und man merkt, dass Saint Vitus den Doom schon seit Urzeiten verinnerlicht haben. Sogar einen Ausflug in die Gefilde des Hardcores wird mit "Useless" geboten, auch wenn der Spuk sehr schnell wieder vorüber ist! Ein richtig geiles Doom-Meisterwerk, das da Saint Vitus aus dem Ärmel geschüttelt haben!
Roolf 
Punkte: 8.9 von 10
CHALICE - Silver Cloak (EP Vinyl)
High Roller Records
Okkulter Retro-Rock aus Finnland? Das tu ich mir sehr gerne an! Etwa zwei Jahre nach ihrer Demo melden sich die Finnen mit einer kurzen, aber massiv überzeugenden EP zurück. Nur 13 Minuten lang werden unsere Ohren beglückt, doch diese 13 Minunten schaffen es auf meine Favoritenliste. Die EP macht Lust auf mehr und die Zeit vergeht wie im Fluge. Heavy Riffs vermischen sich mit teils sanften Melodien in gekonnter Weise, der experimentell wirkende Sound ist gelungen! Die Athmosphäre bleibt in der kurzen Zeit konstant mysteriös, wenn auch die einzelnen Lieder sich etwas voneinander unterscheiden und die Stimmung sich somit leicht verändert. Konstant belibt aber glücklicherweise auch die gute Dosis Melancholie. Schon in den ersten Sekunden bin ich überzeugt, der Wiederhol-Button wird mehrfach gebraucht. Drei Songs, ein längerer, ein kürzerer und ein instrumentaler Song in perfekter Harmonie miteinander. Ich fühle mich von der erste4n Sekunde an mitgerissen. Vergleichen kann ich die Atmpsphäre zu keiner anderen Musik, höchstens oberflächlich. Man muss es nur hören, um zu fühlen. Ich bin bin nun definitiv ein Fan und werde die Gruppe verfolgen.
Mona    
Punkte:
keine Wertung
JORDSJO - Nattfiolen  (CD)
Karisma Records
Multiinstrumentalist Hakon Oftung und seine Band kommen hier mit ihrem 2. Album "Nattfiolen" aus dem Wald. Die Norweger aus Oslo klingen, als würden sie direkt aus den 70ern in die Gegenwart gebeamt. Aber die Songs sind neu 2019 geschrieben. Viel Yes findet man in ihren Songs, nur dass hier auf Norwegisch gesungen wird. Mal klingen die Songs dramatisch, dann wieder locker, wir halt Prog in den 70ern war. aber auch sehr locker und verspielt. Mal nach Jethro Tull, oder dann wieder nach Procol Harum, auch Parallelen zu Wobbler und eben die immer wieder zitierten Yes. Alles in einem Song zusammen findet man in der knapp 8-Minuten-Nummer "Solens Sirkulaere Sang", eine tolle Prog-Nummer. "Septemberbal", ein kurzes Instrumental, könnte glatt auf einem Blackmores Night-Album zu finden sein. Im Gegensatz zu den Sound-Verwandten Ruphus klingen die Chöre etwas dezenter, aber durchaus nicht weniger spannend. Die Keys erinnern zeitweise an ältere Omega. Oder hört euch mal "Til Vären" an, einfach nur geil, diese total verspielte Nummer. wie hier die verschiedenen Instrumente miteinander spielen und in einer Einheit verschmelzen, traumhaft schön. Genau so liebt doch der Proggie das. Einfach klasse, wie authentisch die Herren aus Oslo den 70er Prog in die Gegenwart transportieren, einfach herrlich, diesen Spielereien zu lauschen.
Crazy Beat  
Punkte: 8.9 von 10
RUPHUS - Ranshart (Re-Release LP)
Karisma Records
Zwischen 1970 und 1981 gab es diese Norwegische Prog Rock-Band, die laut eigenen Angaben mehr Bandmitglieder hatten als ein Football Team. Galten als norwegische Antwort zu Yes und entwickelten eine Musikalische Bandbreite von Anfänglichem Prog Rock bis zu einer Jazz Rock-Combo. Im Rahmen deren Wiederveröffentlichung ist "Ranshart" nun das zweite Werk der Proggies. Auch hier gibts wieder wunderschöne Prog Rock-Songs mit viel Melodie und tollen Chören zu hören. Wie zu dieser Zeit üblich fielen die Alben sehr kurz aus. auch "Ranshart" wird mir 30 Minuten kurz gehalten, aber dafür hören wir hier höchste Prog-Qualität. Die einzelnen Tracks sind total verspielt, mit den typisch trockenen, heisst ohne Effekte, gespielten Drums, immer wieder auftauchende Keys und Gitarren-Soli, Duelle und eben dazu die starken Gesänge und Chöre. Die klassischen 70er-Prog-Songs eben. So wie das 8 Minuten lange "Picture Of A Day", einfach nur traumhaft schön. Auch das ebenso lange "Back Side" lädt zum Träumen und Abheben ein mit den wunderschönen Gesängen. Es passt einfach alles zusammen. Man kann nicht genau sagen, wieso das alles so locker klingt und in einem Guss daherkommt. Vielleicht hat man damals einfach drauflos gespielt, hatte mehr Zeit in den Studios, oder mehr Drogen. Keine Ahnung, aber es klingt hier definitiv alles extrem easy. Und so ist auch das Zweite Werk der Norweger von 1974 eine wunderbare Prog Rock-Perle, sehr hörenswert.
Crazy Beat    
Punkte: keine Wertung
UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY - Planetary Overload Part: 1 Loss
GEP
Mark Trueak von Unitopia und Steve Unruh sind die Stripenzieher von UPF. Die beiden nehmen den Zuhörer mit auf eine grosse Reise durch den Prog Rock. Mit vielen Gästen, unter anderem mit dabei Steve Hackett, Hasse Froberg, Nick Magnus und viele mehr. Das Thema bei "Planetary Overload" ist die Erderwärmung bzw. der Klimawandel. Das Ganze wurde unterstützt von Umweltaktivisten und Dokumentarfilmern, deren Stimmen auch in die einzelnen Songs eingebaut wurden. Songs wie das wunderschöne "Cruel Times" nehmen einen sofort gefangen, dies ist eine herrliche Nummer, die in der Mitte ins Jazzige abdriftet mit einem klasse Klavierpart und schönem Chor. Auch das etwas rockige "Stop Time", eine coole Prog Rock-Nummer, die an Spock's Beard erinnert, gefällt sofort. In die selbe Kerbe schlägt "Mercenaries", auch hier starke Chöre und Musik, die auch an Kansas erinnert, mag wohl auch an der Geige liegen. Dem entgegen steht die ruhige Nummer mit wundervoll gespielter Akustikgitarre und starkem Gesang. Ein Highlight sicher das sieben Minuten lange "Forgive Me My Son". Mit Klängen aus dem mittleren Osten verzaubert der Song die Zuhörer, ein wahrlich tiefgreifendes Stück, das dich einfach wegträgt und fesselt, unglaublich spannend. Das Herzstück aber ist definitiv das 19 Minuten lange "Seeds For Life". Sehr spannender Aufbau, oft wirkt der Song etwas bedrohlich, dann wider rockig mit fliegenden Gitarrensoli. Ich würde dies als Prog Rock auf sehr hohem Niveau beschreiben. Fesselnd, nachdenklich und durchgehend sehr interessant. Auch wenn man nicht weiss, wer genau hier alles mitspielt, klingt dieses wunderbare Stück Musik kompakt, durchdacht und ist jedem Proggie sehr zu empfehlen.
Crazy Beat  
Punkte: 8.8 von 10
THE RODS - Brotherhood Of Metal (2 LPs)
Steamhammer/Musikvertrieb
Die karrieremässige Ausgangslage war für die Amerikaner in den 80ern durchaus gegeben, und dies in erster Linie durch ihre starke Mucke. Der Umstand, dass Bandgründer, Gitarrist und Leadsänger David Feinstein der Cousin von Ronnie James Dio (R.I.P.) ist und mit ihm zusammen auf dem selbstbetitelten Debüt von Elf (1972) zu hören ist, hätte The Rods zu der Zeit beflügeln, respektive weiter bringen können, als dies dann effektiv eingetreten ist. Leider muss man sagen, denn mit dem vierten Album «Let Them Eat Metal» hatte man 1984 einen echten Brecher am Start. Nur zwei Jahre später ging der Ofen aus und die Band verschwand aus der Szene. Satte zwanzig Jahre später wurde der Anker wieder eingezogen und die Fregatte stach erneut in See. Die Reise auf der Suche nach einer musikalischen Zukunft fand ihren Hafen erst weitere fünf Jahre später. Mit dem Album «Vengeance» meldete sich das Trio in der Ur-Besetzung zurück und ging damit auch auf Tour. Diese führte The Rods im Juni 2011, zusammen mit Anvil und Dio Disciples, mitunter auch nach Luzern in die Schüür. Seither wurde die Wahrnehmung dieser Top-Band leider erneut deutlich reduziert. Da meine Wenigkeit das Sweden Rock 2014 aus beruflichen Gründen knicken musste, wurde die bisher letzte Möglichkeit verpasst, die Truppe nochmals live erleben zu können. Doch nun wird die Bandgeschichte erfreulicherweise weiter geführt, und die Waffe dazu ist natürlich brandneues Material, das unter dem verheissungsvollen Titel «Brotherhood Of Metal» in die nächste Schlacht zieht!

Das weckt natürlich Erwartungen, und die werden mit dem Titeltrack (07:28 Minuten lang!) als Opener gleich ziemlich episch eröffnet. Nach einleitenden Pianoklängen galoppieren die drei Metal-Reiter umgehend raus ins Schlachtfeld und hinterlassen gleich mal einen ordentlichen Fleck an verbrannter Erde. Mit spürbarem Pathos von Manowar, aber längst nicht so peinlich, erzeugt der Refrain "We are the brotherhood of Metal" nichts als ein breites Grinsen auf dem Gesicht eines jeden Metallers. Gesungen von Kai Hansen, könnte man sich den Song glatt auch von Gamma Ray vorstellen. Der geile Midtempo-Rocker «Everbody's Rockin'» lässt darauf, mit dezenten Orgelklängen untersetzt, das Grinsen in meinem Gesicht weiter anhalten. Astral Doors hätten anschliessend «Smoke On The Horizon» locker auch einem ihrer besseren Alben unterbringen können, und «Louder Than Loud» (welch geiler Titel!) rockt mit wunderbar bollerndem Bass von Garry Bordonaro ebenso wie Hölle, eine echte Abrissbirne! Doch es kommt es noch besser, denn auch «Tyrant King» tritt einen ordentlich in den Arsch, während «Party All Night» mit funkendem Bass-Spiel wohl nicht jedem gefällt, mir aber schon. Doch die Rettung naht ohnehin keine drei Minuten später mit «Tonight We Ride», wo erstmals ein sparsamer Synthie auftaucht. «1982» als harter Heavy Rocker erzählt über die Lyrics mitunter die Geschichte vom Album «Wild Dogs». Einzig «Hell On Earth» fällt etwas ab, aber der Rest ist einfach klasse, und wer schon den Vorgänger «Vengeance» mochte, macht hier ebenso nichts falsch.
Rockslave   
Punkte: 8.8 von 10
RENDEZVOUS POINT - Universal Chaos  (LP)
Long Branch Records/Musikvertrieb
Das Norwegische Quartett meldet sich hier vier Jahre nach ihrem Debüt "Solar Storm" zurück mit ihrem zweiten Werk "Universal Chaos". Der Sound treibend, rau, oft hart mit starken Drums und über allem die kräftige klare Stimme von Shouter Geirmund Hansen. Oft brauchen die Prog-Songs etwas Zeit, um sich zu entfalten. Daran hat auch das anspruchsvolle Gitarrenspiel Schuld. Echt starke Riffs die Petter Hallaraker hier loslässt. Der Sound klingt mächtig und breit. Ganz gut zu hören beim Titeltrack. Was mir gefällt, ist, dass die Band darauf achtet, dass der Gesang immer melodiös bleibt. Also die Stimme steht immer im Mittelpunkt der Songs, auch wenn die Instrumente oft wilde Orgien feiern. Und genau das macht es aus, so bleibt die Musik der Norweger stets spannend, ohne sich in Gefrickel zu verlieren. Anspruchsvoll auch das etwas an Dream Theater erinnernde "The Fall", jedenfalls, was die Instrumentierung betrifft. Auch klasse ist "Resurrection", Hammer Songaufbau, stark, was Hansen hier am Micro abliefert, gepaart mit tollen Chören. "Universal Chaos" setzt die musikalische Reise seines Vorgängers konsequent fort. Wem also das Debüt schon gefallen hat, wird dieses Album lieben.
Crazy Beat   
Punkte: 8.8 von 10
KAT - Without Looking Back  (CD)
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Beim Bandnamen KAT bin ich zunächst mal zusammengezuckt. Mutete man mir allen Ernstes zu, mich eingehend mit einem neuen Output der trashigen, klassisch geschulten Hyperspeed-Gitarristin mir Hang zu BDSM und Grössenwahn zu beschäftigen? Die Antwort lautete dann glücklicherweise „Nein“, denn bei KAT (ohne den äusserst bescheidenen Zusatz „The Great“) handelt es sich um eine der wohl dienstältesten Metaltruppen aus Polen, deren Anfänge bis ins ferne Jahr 1979 zurückreichen. Und gemäss dem Motto „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“ könnte auch die Band rund um das einzig verbliebene Urmitglied Piotr Luczyk an der Gitarre die eigene musikalische Vita nach 40 Jahren Revue passieren lassen und uns einen eigenartigen Mix aus allen Genres hinknallen, die sie jemals bedient hat (da war angeblich alles dabei, vom typischen NWOBHM Sound über Speed – und erste Welle Black Metal bis hin zu finsteren Balladen und Thrash Metal). Stattdessen macht die Truppe getreu dem Titel das einzig richtige und veröffentlicht ein Album, das mit catchy Riffs, mehr als genug Melodie und wirklich interessanten, originellen Songstrukturen ein Lehrstück in Sachen modernem Heavy Metal darstellt. Das Lustige ist dabei, dass ich anfangs meine liebe Mühe mit dem Rundling hatte, da wollte einfach ums Verrecken nichts in meinem Schädel hängen bleiben. Erst beim sage und schreibe fünften Durchlauf hat es dann plötzlich „Klick“ gemacht, und ich war Feuer und Flamme für die Scheibe, womit „Without Looking Back“ ein Paradebeispiel dafür ist, wie ein Grower funktioniert. Songlängen, welche von 04:33 bis zu 08:42 Minuten reichen, setzen voraus, dass die Band schlüssig komponieren kann, ohne dabei der Versuchung nachzugeben, möglichst viele und völlig zusammenhangslose Teile in die Tracks zu packen (in genau diese Falle sind heilige Kühe wie Mercyful Fate oder Iron Maiden mehr als einmal getappt). Die Songs auf „Without Looking Back“ überzeugen dadurch, dass sie zwar durchaus durch latent progressive Vielschichtigkeit brillieren, dabei aber den Zuhörer nicht überfordern sondern unterhalten. Für die nötige Härte sorgen dabei immer wieder eingeworfene Thrash Metal – Versatzstücke und die Reibeisenstimme von Neuzugang am Mikro Qbek Weigel, der klingt wie Mister Lordi himself mit etwas mehr Melodie auf den Stimmbändern. Nach vier Dekaden nochmal eine Scheibe dieses Formats hinzubekommen nötigt mir all meinen Respekt ab, wer das Ding verpasst, ist echt selber schuld. Anspieltipps: Das thrashige „Flying Fire“, das Epic-Monster „Wild“, das mit herrlich knurrender Hammondorgel versetzte „Let There Be Fire“ oder die völlig unerwartet in einem regelrechten Thrash Metal-Inferno endende Ballade „The Promised Land“.
Mirko B.   
Punkte: 8.8 von 10
HATE - Auric Gates Of Veles  (LP)
Metal Blade/Sony
Brutaler, zählflüssiger, schneller, blastender Black Metal schleift uns 'Auric Gates Of Veles' in unsere Gehörgänge und setzt sich sogleich fest. 8 Songs heftigster, schwärzester und blastender Black zelebrieren des polnischen Duos aus Warschau, welche sich auch als Vierer in gewissen Momenten uns zeigen. Nun, Hate sind in den Grundelementen ein Duo, scharen jedoch zusätzlich noch zwei weitere Mitstreiter dazu, sofern benötigt. Gecheckt? Nun gut, kommen wir zum Eingemachten. Das Grundgerüst von Hate sind ATF Sinner (Gesang, Gitarren) und Pavulon (Drums), dazu gesellen sich dann noch Tiermes (Bass) und Domin (Gitarren), ergo aus zwei mach' vier. Voilà! Dies alles ändert jedoch an der blackadesken Gangart auf 'Auric Gates Of Veles' nichts, denn diese verfolgt man konsequent durch alle 8 Tracks gnadenlos. Es ist sehr interessant gestalteter Black Metal, der doch die Grenzen und Weiten des allseits und üblichen Black sprengt, denn es wird gewaltig auf das Gaspedal gedrückt und meist geblastet, was jedoch die Songstrukturen stets wieder einfordern. Nebst stetigem, majestätischen, blackadesken Geriffe im bombastischen Stile, wird hierbei auch kräftig und melodiös soliert. Die Growls sind eher im deathigen Bereich anzusiedeln, als im eher kreischenden Growl des Black-Metal-Genres, was wiederum ein weiteres Erkennungsmerkmal von Hate darstellt. Der Tieftönersatz ist im Grundelement schwer verankert und ist den Songs treu dienlich. Die Produktion lässt ebenfalls keine Zweifel aufkommen, auch das Artwork spricht und spiegelt klar die Marschrichtung wieder dar. Ein wahrer, leicht deathig angehauchter, Black Metal-Knaller. Scheisse, wird ein teurer Monat, hellyeah.
Leopold   
Punkte: 8.7 von 10
D-A-D - A Prayer For The Loud (Limited Edition, Orange Vinyl, LP)
AFM Records/AFM Records/Musikvertrieb
Als Def Leppard nach ihrem Platin-Wunderwerk «Hysteria» (1987) ganze fünf Jahre benötigten, um den Nachfolger «Adrenalize» vorzulegen, wurde dieser Umstand jahrelang zigfach als Vergleich heran gezogen, wenn andere Bands ähnlich lange brauchten, um ihre jeweils neuen Alben raus zu hauen. Soweit so gut oder eben nicht, weil man bei so einem Break auf einmal ziemlich schnell weg vom Fenster sein kann. Die dänischen Vorzeige-Rocker D-A-D toppten dies nun im Umfeld ihrer zwölften Studio-Langrille jedoch locker und legten gleich noch drei Jahre oben drauf. Das war gemäss eigenen Angaben auch die Zeit, die in die Studio-Arbeit investiert wurde, um etwas Hochwertiges zu erschaffen. Das hört man umgehend, wenn man sich die insgesamt elf neuen Songs zu Gemüte führt. Dabei besannen sich Jesper (v/g) und Jacob Binzer (g/bv), Stig Pedersen (b) sowie Laust Sonne (d) wieder den Tugenden ihrer Frühzeit und überliessen nichts dem Zufall. Gemäss dem Credo "weniger ist mehr" rocken D-A-D auf «A Prayer For The Loud», wie sie es seit den frühen Zeiten mit «No Fuel Left For The Pilgrims» (1989) und «Riskin’ It All» (1991) nicht mehr getan haben. Der auf Ami getrimmte Gitarrensound vom Vorwerk «Dic.Nii.Lan.Daft.Erd.Ark» (2011) ist einer dennoch ziemlich pfundigen, jedoch erdigeren Produktion gewichen. Auf diesem gelegten Teppich rocken die Dänen, wie beim Titeltrack, kräftig nach vorne los und lassen die kompositorische Sorgfalt eindeutig erkennen. Die Leadvocals von Jesper dringen dabei voll durch und lassen etwas getragenere Nummern wie «The Sky Is Made Of Blues» besonders erstrahlen. Höhepunkt dessen ist die fluffige Akustik-Ballade «A Drug For The Heart», die sicher Einzug in die neue Setliste finden wird. Gleiches wird wohl auch das schmissige «Musical Chairs» ereilen, das man sich überdies glatt in der Version von Motörhead vorstellen kann. Fans der "alten" D-A-D können bei «A Prayer For The Loud» blind zugreifen, und zwar am besten im spielzeitoptimierten LP-Format.
Rockslave   
Punkte: 8.7 von 10
FORLET SIRES - Holy
Eigenvertrieb
Interessantes aus heimischen Gefilden, genau genommen aus Winterthur, bieten Forlet Sires mit ihrem Drittwerk "Holy". Den Einstieg in die Klangwelt von "Holy" macht "Carnage And Candor", und geboten wird feinster und atmosphärischer Epic/Black Metal. Träumerische Klanglandschaften treffen auf garstiges Gekeife, und das passt in diesem Falle ausgezeichnet zusammen. Schade nur, dass sich der Song, zum Ende hin, ein wenig in die Länge zieht. "Where Nothing Shall Thrive" kommt brachial daher, aber unter der harten Kruste befindet sich eine epische Melodie. Mir gefallen Forlet Sires ausgezeichnet, wenn sie sich der grenzenlosen Raserei hingeben. Harsch und aufbrausend, aber im stetigen Wechsel mit langsamen Passagen, so geht es mit "Dead Skin" weiter. Dieser Song ist nicht mehr so brachial, sondern hat eine starke Post/Black Metal-Seite und geht in eine experimentelle Richtung. An Ideenreichtum mangelt es Forlet Sires auf keinen Fall. Monumental und episch wird mit "We Roam This World Alone" die Doom-Karte gespielt, und auch in diesem Geschwindigkeitsbereich, machen Forlet Sires eine ausgezeichnete Figur! Traumhaft schöne Melodien machen diesen Song zu einem weiteren Highlight. Mit diesem Album hinterlassen Forlet Sires einen bleibenden und ganz starken Eindruck!
Roolf   
Punkte: 8.7 von 10
BONFIRE – Live On Holy Ground Wacken 2018  (LP)
Pride & Joy Music
Bonfire live in Wacken auf einem Tonträger, das gab es schon 2013, damals aber noch in einer völlig anderen Bandkonstellation. Das bedeutet, und da wiederhole ich mich, dass die Deutschen auch ein anderes Gesicht bekommen haben. Speziell durch Shouter Alexx Stahl der namensgerecht eher metallisch shoutet, denn rockig singt. Muss nichts schlechtes sein, kann für einige aber gewöhnungsbedürftig bleiben. Musikalisch lässt die Truppe um Bandleader Hans Ziller (g) aber nichts anbrennen und eröffnet den Reigen mit «Ready 4 Reaction». Die zehn Live-Tracks stammen alle aus der Lessmann-Zeit und erst die vier Bonustracks zeigen dass es auch eine Zeit mit Mister Stahl im Studio gab. Klar, die Truppe beschränkt sich in Wacken auf ihre erfolgreichste Zeit, aber ein Track wie «Praying 4 A Miracle» (hier als Radio-Edit zu hören) passt bestens zu den Evergreens und hätte durchaus auch auf der Wacken-Bühne gespielt werden dürfen. Bei den Live-Tracks ist es speziell Frank Pané der wieder einmal aufhorchen lässt (Einleitung zu «Don’t Touch The Light») und mit Songs wie «Never Mind», «SDI», «American Nights», «Sweets Obsession», «Champion» und der Ballade «Give It A Try» kann man kaum was falsch machen. Ein tolles Live-Werk.
Tinu    
Punkte: keine Wertung
MEMORIAM - Requiem For Mankind  (Picture Disc)
Nuclear Blast/Warner
Oha, da kommt ja eine gewaltige Death-Metal-Welle von der Insel auf's europäische Festland geschwappt, in Form von 'Requiem For Mankind' von Memoriam, dem Vierer aus Northampton, United Kingdom. 10 Tracks, welche wiederum den Ursprung im eher thrashig-deathigen Bereich zu ergründen ist. Sagt euch Bolt Thrower und Benediction noch was? Well, dann werdet ihr an Memoriam eure wahre Freunde finden. Weshalb? Nun, Karl Willetts am Gesang (Ex-Bolt Thrower), Frank Healy (Ex-Benediction), Andy Whale (Ex-Bolt Thrower) und Scott Fairfax (Ex-Benediction Live-Gitarrist) bilden Memoriam und lösen mit 'Requiem For Mankind' diese berühmten Attribute dieser britischen Urgesteine im modernen Death Metal aus. Nein, sie lösen sie nicht nur erneut aus, denn sie lassen diese Maschinerie erneut laut aufheulen und stricken weiter an diesem speziellen Soundteppich. Treibende Double-Bass-Drums, nicht mehr so schwerfällig wie zu Zeiten ihres Debuts, wummdernde, klare Bassläufe, riffendes und heftige Akkordgewitter mit leicht-melodiösen Lines und feinen, singenden Soli sowie ein eher shoutiges Growling, welches einfach bestens zum Gesamtsound auf 'Requiem For Mankind' passt und auch die Produktion an vergangene Zeiten nahtlos anknüpft und weiterspinnt in die heutige Moderne. Das Coverartwork passt sich dem Geschehenen ebenfalls an, und wenn man sich an die Artworks aller Bolt Thrower-Alben erinnern kann, dann findet es auf 'Requiem For Mankind' deren nahtlose Fortsetzung. Genug gelabert, reingezogen gehört sich dieses ebenfalls formidable Teil. Wie erwähnt, es wird ein verdammt teuerer Monat.
Leopold   
Punkte: 8.6 von 10
SKELATOR - Cyber Metal  (CD)
Gates Of Hell Records
Beim Anfang des eröffnenden “Cyber Samurai” musste ich erst mal lachen, erinnerte mich die Melodie doch unweigerlich an das originale Titelthema der deutschen Krimiserie “Ein Fall für zwei” aus den Achtzigern. Keine Ahnung, ob die Serie auch in den USA gelaufen ist, aber irgendwoher müssen die fünf Herren von der US – Westküste die Inspiration ja hergehabt haben. Ansonsten gibt es auf „Cyber Metal“, dem fünften Output der US Speed / Epic / Power-Metaller, nichts zu lachen. Etwas über 20 Jahre im Geschäft hört man den Kerlen handwerklich und kompositorisch nun mal deutlich an. Gleich zu Beginn befürchtete ich zwar reichlich angesüssten Power Metal europäischer Prägung, doch diese Befürchtung verflog mit zunehmender Spielzeit sehr schnell. Dass sich Heulboje Jason Conde-Houston stimmlich in der Kategorie Kiske / Deris / Cans befindet, lässt sich zwar nicht von der Hand weisen, aber er hat im gleichen Masse seine Halford / Tate / La Torre und Rivera – Momente (musikalisch ist man eh nicht weit von Helstar entfernt), welche in Kombination mit dem exquisiten Songwriting immer wieder für angenehme Überraschungen sorgen. Natürlich bewegt man sich thematisch auf reichlich käsigem Terrain, (Laser-) Schwerter, Krieger, Hammer - es wird halt der übliche Fantasy-Kram abgehandelt, aber das darf in diesem Genre durchaus so sein. Was hier primär zählt, das ist die musikalische Darbietung, und die bietet abgesehen von kleinen Details (z.B. vereinzelt auftretende, recht vorhersehbare Akkordfolgen, die man in einem langen Metallerleben schon 1000mal gehört hat) kaum Angriffsfläche, und spieltechnisch sind die Jungs sowieso über jeden Zweifel erhaben. In seiner Gesamtheit ist „Cyber Metal“ eine spannende, sehr abwechslungsreiche Angelegenheit, die auch nach dem x-ten Durchlauf immer wieder neue Details enthüllt. Für Fans von rifflastigem, flottem US – Metal mit allem Drum und Dran (Sirenengesang, Killerriffs, pfeilschnelle, melodische Soli, gnadenlose Highspeed-Drums) ein klarer Pflichtkauf.
Mirko B.   
Punkte: 8.6 von 10
WHITESNAKE - Flesh & Blood (2 LPs)
Frontiers Music/Musikvertrieb
Erhofft hatten es sich die Fans der weissen Schlange natürlich schon eine ganze Weile, sprich ein neues Studioalbum nach «Forevermore» von 2011. Bis es nun heuer wirklich soweit war, wurde unter anderem die Huldigung des purple'schen Vergangenheit von David Coverdale eingeschoben und letztes Jahr liess man zusätzlich noch ein Akustik-Album folgen. Soweit, respektive mit ein paar Abstrichen, alles in Ordnung, aber eine neue Studio-Scheibe?! Das Problem waren vordergründig nicht wirklich die Songs, sondern eher die sichtlich angeschlagene Gesangsstimme von Mr. Coverdale. Wie Starchild Paul Stanley von KISS müht sich der Whitesnake-Frontmann vor allem live ab und ist, im Vergleich zu Kollege Glenn Hughes, schon eine ganze Weile limitiert. Nichtsdestotrotz notieren wir für das Jahr 2019 eine brandneue Studioscheibe, die mitunter das Platten-Debüt des aktuellen Gitarren-Duos Reb Beach und Joel Hoekstra an den Start bringt. Letzterer hat ja vor fünf Jahren Doug Aldrich ersetzt, der nun mit The Dead Daisies und Revolution Saints genug am Hut hat. «Shut Up And Kiss Me» wurde als erster Song, respektive Video ab dem Neuwerk «Flesh & Blood» in die Frontiers Promo-Mühle befördert und liess mit seinem ansteckenden Groove echt aufhorchen. Als weitere Sound-Appetizer folgten «Trouble Is Your Middle Name» und «Hey You (You Make Me Rock)», die auf jeden Fall Lust auf mehr machten. Dass dieses Gefühl freilich nicht bei allen Rock-Fans ausgelöst wird, liegt in der Natur Sache und wurde in den Sozialen Medien entsprechend heiss diskutiert. Ich selber wollte jedoch erst etwas dazu beitragen, wenn das ganze Album vorliegt.

Ein kerniges wie schleppendes Riff lässt den idealen Album- wie möglicherweise Live-Opener «Good To See You Again» gleich mit der Tür und Flair der 80er ins Haus fallen! «Gonna Be Alright» ist ebenso Whitesnake in Reinkultur und setzt Master Coverdale ordentlich in Szene. Dann ist die Reihe an «Shut Up & Kiss Me», wo ordentlicher Groove mit einem einprägenden wie melodiösen Refrain ausgestattet ist und spätestens ab jetzt die tollen Gitarren-Soli aus dem Hause Beach/Hoekstra nicht nur hier glänzen. Überhaupt sind es die beiden 6-Stringer, die «Flesh & Blood» mit ihrem agilen Spiel spürbar prägen und permanent für Schub nach vorne sorgen. Das Gleiche gilt natürlich für die Abteilung Balladen, die mit «When I Think of You (Color Me Blue)» in bewährter Manier eingeläutet werden. Der Titeltrack rockt dann wieder und bleibt sich nichts schuldig. Nicht nur hier sorgen die passenden Backing-Vocals für zusätzliche Fülle. «Well I Never» besticht derweil mit Vibes der Glanzzeiten und gehört zu meinen Favoriten. Coverdale's Gesang hört sich weitgehend ganz passabel an, aber vor allem im Studio wurde sicher alles getan, damit es möglichst gut heraus kommt. Live lässt es sich bekanntlich auch tricksen, aber das ist eine andere Geschichte. Die insgesamt dreizehn Songs der regulären Ausgabe befinden sich kompositorisch nicht alle auf Augenhöhe, aber ein echter Stinker befindet sich meiner bescheidenen Meinung nach nicht darunter. Ganz stark ist, wie bereits erwähnt, was vor allem Reb und Joel auf «Flesh & Blood» abliefern, und wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann liegt der klar beim Mix, der vor allem im Bereich der Hi-Hat und Cymbals, die auf Kosten der Transparenz des Sounds ziemlich zurück gebunden wurden. Sonst aber Daumen nach oben und mal sehen, wie die anstehenden Live-Shows abschneiden werden.
Rockslave   
Punkte: 8.5 von 10
VULTURE - Ghastly Waves & Battered Graves  (LP)
Metal Blade/Sony
Das Nordrhein-Westfalen – Sturmkommando bleibt sich nach dem Achtungserfolg des Debüts „The Guillotine“ (2017) treu ohne sich dabei zu sehr zu wiederholen. War der erste Longplayer im Endeffekt eine ausgedehnte Version der im Jahr davor in Eigenregie veröffentlichten EP „Victim To The Blade“, hatte sich die Truppe für den Nachfolger bereits andere Ziele gesteckt. Mehr Abwechslung durch mehr Melodie und streckenweise weniger Speed hiess die Devise. Mission erfüllt meine Herren, denn die Neuerungen werden auf „Ghastly Waves & Battered Graves“ äusserst gezielt und sparsam eingesetzt, so dass der traditionelle US – Speed Metal dadurch nicht verwässert – sondern ganz im Gegenteil wesentlich aufgewertet wird. Die musikalischen Paten – Exodus mit Paul Baloff (RIP), Exciter (auch optisch, die Hand im benieteten Lederhandschuh mit dem Klappmesser, das ständig auf irgendwas einsticht oder es aufschlitzt, darf natürlich nicht fehlen), Agent Steel, Destruction und Konsorten – schimmern jederzeit durch, ohne die Band ihrer eigenen Identität zu berauben. Dafür sorgen die eben genannten Einsprengsel, die dem technisch hochwertigen und so schon sehr abwechslungsreichen Highspeed – Metal des Quintetts das gewisse Etwas verleihen. Dafür dass das Ganze dann doch nicht zu sehr nach technischem Thrash Metal heutiger Prägung klingt, sorgt Frontsirene L. Steeler, der mit seinem Sprechgesang und den häufig eingesetzten High Pitch-Schreien, alles versetzt mit viel Hall und etwas Delay, wie eine Mischung aus Paul Baloff, John Cyriis und Schmier rüberkommt. Zuerst ein gutes Debüt und jetzt ein sackstarker Nachfolger, auf dem kein einziger Song auch nur ansatzweise schwächelt, Metaller, was willst du mehr? Wer auf traditionellen Leder und Nieten – Metal in der Schnittmenge zwischen Speed und Thrash steht, der völlig rumpelfrei durch messerscharfe Riffs und tödlich präzisem Geballer brilliert, kommt um diese Scheibe nicht herum.
Mirko B.   
Punkte: 8.5 von 10
BLOORRED HOURGLASS – Godsend  (Marbled Vinyl & Digital Copy)
Out Of Line Music
Die Finnen gehen mit „Godsend“ in die vierte Runde und ich muss zugeben, die Jungs sind bei mir erst vor ein paar Monaten mehr per Zufall auf dem Radar aufgetaucht, doch ich war schon sehr begeistert von den Vorgängern „Heal“ und „Where Oceans Burn“. Mit „Godsend“ gehen die Herren ihren Weg konsequent weiter, den man als Mischung aus Melodic Death- und Groove Metal beschreiben kann. „Godsend“ ist schlicht ein Freudenkelch an Melodien und fräst sich schon vom ersten Moment gnadenlos in die Gehirnwindungen ein, wobei ich erst die Befürchtung hatte, dass sich bei mehreren Durchläufen „Godsend“ rasch abnutzt. Doch obwohl ich die Scheibe locker ein Dutzend man anhörte trat viel mehr das Gegenteil ein, ich konnte mich schlicht kaum mehr daran satt hören, was durchaus für die Qualität von „Godsend“ spricht. Natürlich muss man nüchtern zugeben, Bloodred Hourglass (BRHG) erfinden weder das Rad neu, noch liefern sie komplexe Songstrukturen ab und ich vermisse auch etwas einen längeren Song wie „Requiem Of Our Last Days“ oder „Memento Mori“ die auf den Vorgängern zu finden waren, doch die neuen Songs reissen derart mit, dass ich über diese Aspekte locker hinweg sehen kann. Ja es ist ein kleines „Hit-Feuerwerk„ was die Finnen hier abliefern, den jeder der Songs knallt rein und ist bestens geeignet um alte Knochen wieder in Bewegung zu versetzen. Ich muss hier nicht mal zwingend einzelne Songs als Tipp raus picken, denn die Qualität reisst zu keinem Zeitpunkt ab und Ausfälle gibt es auf „Godsend“ schlicht keine. Wer auf gnadenlose Härte oder voll düstere Atmosphären abfährt, der wird jedoch mit dem Werk kaum glücklich, da wie bereits erwähnt die Melodien klar im Zentrum stehen. Wer jedoch Bands wie Kalmah, Children Of Bodom, Eternal Tears Of Sorrow oder MyGrain mag, der sollte sich unbedingt mit Bloodred Hourglass auseinandersetzen und sich „Godsend“ schlicht gönnen.
R.K.   
Punkte: 8.5 von 10
VADER - Thy Messenger (EP) (CD)
Nuclear Blast/Warner
Das polnische Urgestein Vader aus Olsztyn mit einer neuen 5-Track-EP namens 'Thy Messenger', welche einschlägt wie ein höllisch-goiles Gewitter. Death Metal in reinster Form. Da zelebrieren uns die vier Herren namens Peter (Guitars, Vocals), Spider (Guitars), Hal (Bass) und James (Drums) einfach kongenialen Death Metal alter Schule in die Moderne transponiert. Da wird herrlich soliert und arpeggiert, böse gedeathed, gerifft und auch gethrashed. Da wird auch herrlich gebasst und formidabel gedrumt und gepattert, gepaart mit exzellenten, verständlichen Shouts und leichten Growls, ganz bös. Wenn die kommende full-length Scheibe all' das beinhaltet, was auf dieser EP namens 'Thy Messenger' zelebriert wird, dann wird das eine verdammt heisse und goile Scheibe und möge diese wohl möglich sehr, sehr schnell kommen. Straighter, kongenialer Death Metal, welcher zeitlos erscheint, heftig und thrashend deathig zugleich. Die Produktion ist einfach eine Soundwall, die auf dich zureitet, gepaart mit einem sehr gelungenen Coverartwork, welches ebenfalls für die Ahnengalerie wohlwollend konzipiert gestaltet worden ist. Nebst einer gewaltig gelungenen Neuaufnahme von 'Litany' und dem Judas Priest-Cover 'Steeler', welches ebenfalls sehr gelungen ist, macht 'Thy Messenger' einfach Spass und vor allem Lust auf mehr, viel mehr. Der Schreiberling lechzt nun nach mehr und ist begeistert von 'Thy Messenger', da diese EP nicht nur Death-Metal-Freaks anspricht, sondern auch Metallerinnen und Metaller jedes Coleurs. Also, ran an die Bouletten und vaderisiert euch mal kräftig. Inoffiziell - wie offiziell - wäre 'Thy Messenger' eine gnadenlose 9.5 Punkte-Wertung meinerseits. Yep, diese Message ist wohl angekommen.
Leopold
   
Punkte: keine Wertung
ABRAHMA - In Time For The Last Rays Of Light  (CD)
Small Stone Records
Die Franzleute sind ja gerne dafür bekannt, guten, aber nicht alltagstauglichen Rock und Metal zu fabrizieren (Alcest beispielsweise). Da stehen die Jungs von Abrahma in Nichts nach - ihr Gemisch aus Doom, Stoner, Dark, Progressive und auch ursprünglichem Gothic ist keineswegs fast food. Da werden gerne in einem einzigen Track so viele verschiedene Richtungen eingebunden, da erstellen andere Bands komplette Alben daraus! Irgendwie schimmern da solche Namen wie Triptykon, Cathedral, Candlemass, Paradise Lost zu "Gothic"-Zeiten oder auch Memory Driven durch. Macht die Sache nicht einfacher, aber man kann sich denken, dass man hierbei genauer hinhören muss, wenn mann die Details entdecken will. Lohnt sich!
Toby S.    
Punkte: 8.5 von 10
LICE – Woe Betide You  (CD)
Season of Mist/Irascible
Ein reines Instrumental begrüsst die Hörer des neusten Albums von Lice. Der Song trägt den Namen „Beyond Eternal Recurrence“ und ist erstaunlich ruhig aufgebaut, dafür dass die dreiköpfige Band einem Untergenre des Black Metal angehört, genauer genommen: Avantgarde Black Metal. Auch „Layers of Dirt“ verhält sich ebenso untypisch, diesmal jedoch verfeinert von den krächzenden Vocals des Sängers. Kurz nach der Hälfte des Songs scheinen die Musiker sich nun aufgewärmt zu haben und die Atmosphäre wird düsterer, der Gesang verzweifelter und das Gesamtpaket verändert sich immer mehr zu dem Produkt, das man von Lice erwartet. „Towards Realitiy“ beginnt wieder leise, zunächst ohne jegliche Vocals oder Instrumentals, bloss mit einem leisen Ticken im Hintergrund. Allmählich entwickelt sich jenes jedoch zu einer leisen Melodie welche sich begleitet von dem verzweifelten Sprechgesang aufbaut und sich in eine melodiöse Brutalität umwandelt. Im Gegensatz zu den vorherigen Songs beginnt „Level Below“ schon beinahe rabiat. Schreigesang und reissende Gitarrenriffs leiten direkt in den Song ein und hauen den Hörer erstmal vom Hocker. Das Ganze wird dann aber im Verlaufe des Songs etwas wieder etwas simpler. Nun, wie fasse ich dieses Werk am besten zusammen… „Woe Betide You“ hat eine erstaunliche Palette an verschiedenen Stilen, mal ruhig, mal brutaler und selten hört man sogar etwas Rock N Roll Einflüsse heraus. Die Musiker haben ihre Instrumente definitiv im Griff und zeigen das auch. Jedoch werde ich trotzdem nicht ganz so warm mit diesem Album. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden :-) Deshalb empfehle ich: unbedingt reinhören, bevor ihr es abstempelt!
Zoé   
Punkte: 8.5 von 10
KILLER - Screamgunn (LP)
Genco Pura Records
Ob man ihn und seine Band mag/mochte oder nicht, steht hier nicht zur Debatte, aber was das Solothurner Rock Ur-Gestein Crown Kocher (g), mittlerweile im Rentenalter angekommen, als Band namens Killer mit «Screamgunn» abliefert, verdient höchsten Respekt. All die Höhen und vor allem auch Tiefen, die auf dem Weg dahin nun beiseite gelegt werden können, haben einen ganz langen Atem abverlangt. Manch einer wird ihn in den letzten Jahren belächelt bis gar mit Spott und Häme bedacht haben, aber das Jahr 2019 könnte, trotz dem tragischen wie plötzlichen Tod von Duco Aeschbach (R.I.P), seines Buddies wie langjährigen Bandkumpels von Kaktus, eines der besten werden! Das fing bei der kürzlichen CD-Release Party für «Screamgunn» schon mal überraschend gut an, als 38 Jahre (!!!) nach dem Release des legendären Debüt-Albums «Ladykiller» eine offizielle goldene Schallplatte für 25'000 verkaufte Einheiten während des Sets überreicht wurde. Bis auf Leadsänger Markus Brönnimann waren alle Ur-Members, sprich Many Maurer (g), Beat Kofmehl (b) sowie Ali Allemann (d) zugegen und freuten sich, zusammen mit Crown, wie die Honigkuchenpferde über diese Ehre. Die unmittelbar anstehende Zukunft von Killer besteht nebst dem Rentner in der Gefängniskluft jedoch aus Peter Berger (g/v), Mirko Buccio (b/v), Roberto Antonucci (d) und Patrick "Paddy" Strobel (v). Letzterer ist denn auch der Schlüssel zum Ganzen, sprich der Mann, der die Bemühungen des voran gegangenen wie erfreulicherweise erfolgreichen "Crown-", sprich Crowd-Fundings zu einem niet- und nagelfesten Resultat geführt hat.

Die vor allem livehaftigen Qualitäten seines Vorgängers Andy Lickford sollen dabei nicht geschmälert werden, aber mit Paddy wurde offensichtlich, wenn auch einige Jahre zu spät, das richtige Puzzle-Stück gefunden, was den Motor wohl noch ein letztes Mal richtig zum Laufen bringen kann! Live hat er es bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt und dabei gleich alle zwölf Songs des neuen Album eindrucksvoll performt. Obwohl Killer bei metal-archives.com unter dem Stil "Heavy Metal" geführt werden, bietet «Screamgunn» erdigen wie zeitgemäss produzierten Hardrock, der von der Basis her unverkennbare Roots von AC/DC im Killer-Gewand auffährt. Das ist bestimmt nichts Neues, aber hier wird der urtypische "Schweizer Rock-Vibe" erzeugt, der Krokus berühmt und die Steve Whitney Band, die Black Angels, Sideburn sowie Blackburn zu ihrer Zeit zu Lokalhelden gemacht hat. Letztere existieren schon eine Weile nicht mehr und Krokus gehen bald in Rente. Bleiben nebst den aktiven Sideburn nur noch die Black Angels übrig, die just diesen Monat auch mit einer neuen Scheibe daher kommen. «Screamgunn» bietet elf straighte Rocker und eine Ballade, die dem verstorbenen Freund Duco gewidmet ist. Je mehr man sich die neuen Songs anhört, stechen in erster Linie Paddy's prägnante Vocals sowie einige fein ausgearbeitete Licks und Soli des Axt-Gespanns Kocher/Berger hervor. Müsste ich Favoriten benennen, gehören sicher der Opener «Dr. Screamgunn», «Kings Of Rock» und «Love Handles» dazu. Das Comeback ist definitiv geglückt, und das mag man Crown und seiner neuen Mannschaft aufrichtig gönnen!
Rockslave   
Punkte: 8.5 von 10
VALBORG - Urknall (Re-Release, 7 CD Boxset))
Prophecy Productions
Nun, mit 'Urknall' re-releasen die deutsche Industrial-Metal-Institution Valborg ihre bisherigen Longplayer, will schreiben, ihr gesamtes Werk. Dies beinhaltet die Scheiben 'Glorification Of Pain (2009), 'Crown Of Sorrow' (2010), 'Barbarian' (2011), 'Nekrodepression' (2012), 'Romantik' (2015) und 'Endstrand' (2017). Finde ich persönlich eine gelungene Idee, obwohl dabei stets immer ein fades, kommerzielles Gefühl aufkommen mag. Darf gesagt werden, ich finde es immer noch ein gelungenes Release von 'Urknall', denn wie oft wäre ich froh gewesen, wenn man auf älteren Metal steht, dass sich die Bands einen Ruck geben und die 'alten' Scheiben nochmals releasen? Ja, sehr oft, wäre ich da froh gewesen und wäre es immer noch, verdammt nochmals. Danke, Valborg, für diesen immensen Re-Release! Freunde des Industrial-Metals mit doomigen und deathigen Anleihen, Fans von Kraftwerk, Ministry, Laibach oder Rammstein, werden hierbei wohl ihren Gefallen finden. Auch am Cover-Artwork werden wohl die meisten Fans Gefallen finden, einfach, jedoch sehr wirkungsvoll. Die Produktion stimmt ebenfalls, in gewohnter Valborg-Manier. Eine sehr gelungene Box namens 'Urknall', treffend für den Sound von Valborg. Für Fans und ebenfalls für Fans, die Fans werden wollen, selbstredend von Valborg, natürlich. Eine vinyliges Kraft- ... äh ... Wunderwerk. Valborg zelebriert den Urknall auf ihre eigene Weise, und dies wohl bemerkt in sehr eindrücklicher und gelungener Machenschaft. Yep, diese Maschine namens Valborg ist sehr gut geölt und steigt kraftvoll in weitere Dimensionen valborgschen Schaffens vor.
Leopold
   
Punkte: keine Wertung
NUCLEUS - Entity  (CD)
Unspeakable Axe Records
Yep, was kommt da auf uns zu? Science-Fiction-Death-Metal? Yep, tatsächlich, da werden die lyrischen Qualitäten tatsächlich muskalisch auch umgesetzt. Der Vierer aus Chicago, Illinois, U.S.A., zelebriert einen recht abstrakten, technischen und vielseitigen Death Metal. Sci-Fi-Death-Metal? Irgendwie passt diese recht ungewohnte Bezeichnung für Nucleus und deren Erguss namens 'Entity', gepaart mit 8 Tracks. Well, leicht technisch-progressive Songstrukturen sind auszumachen, obwohl das meiste Material recht straight daherkommt. Aber genau das sind die Momente, die eben eine Band auszeichnet und andersartig macht, als das bereits bisher Veröffentlichte im Metal-Sektor. Daher erstaunt es nicht, sofern die Bands des Musikalischen mächtig sind, dass eben besagte Combos dann rausstechen, aus der Masse, da mit vielen Soundelementen, ja gar anderen Stilrichtungen, experimentiert wird, weil eben diese Bands es musikalisch draufhaben, dies so zu handhaben. Ja, Nucleus ist da nicht anders, als eben besagte Konsorten. Klar, es kochen alle mit Wasser, egal wie gut oder eben durchschnittlich sie alle sein mögen oder eben nicht sein mögen, so ist 'Entity' recht komplex und ausgefallen gestaltet und geworden. Dave Muntean bedient den Quetschbalken und die Vocals, wie sein Kumpane Dan Ozcanli, und diese beiden harmonieren bestens miteinander. Die abwechselnden Growls, welche recht verständlich daherkommen, also nicht im extremen Bereiche zu suchen bzw. zu finden sind, teils gar eher im thrashigen Extremshouting. Auch die Riffmonster an Akkorden harmonieren bestens miteinander, abwechselnde Soliattacken, jedoch stets immer straightes, moshend-deathiges Riffgewitter produzierend, sich stets perfekt ergänzend. Ryan Reynolds am Bass steht den beiden Klampfmeistern in nichts nach und wummernd bestens harmonierend zu dem fett-distortionierten Gitarrensound. Pat O'Hara's Drumming ist mal blastend, mal schön thrashig double-bassend gestaltet, jedoch immer mit dem Hang zum Vorhertreiben, zum vorwärtigen Marschieren. Da kommt auch das geniale Artwork zur rechten Zeit, ein für die Ahnengalerie perfekt gestaltetes Cover. Die Produktion kommt wie eine Wand daher, etwas dumpf, jedoch klar alles heraushörend. Ebenfalls eine Klassealbum, welches auch wiederum eine schwere Kost darstellt, jedoch wohl alle Fans besagter Stilrichtung begeistern mag.
Leopold   
Punkte: 8.3 von 10
HEART OF A COWARD - The Disconnect  (CD)
Arising Empire/Warner
Seit ihrer Gründung in 2009 haben es Heart Of A Coward weit gebracht - mit höchstem Lob der Fans und Presse zugleich und ihren unzählig getourten Kilometern im Gepäck. Definiert durch ihre schiere Power und Härte werden Heart Of A Coward für ihre rasanten Live-Shows und mächtigen Auftritte treu in der britischen Metal-Szene gefeiert. Ihr Fokus lag schon immer auf dem Produzieren von schmetternder und doch anspruchsvoller Musik. Die Kombination aus voller Wucht und Feingefühl, geschmückt mit noch feineren emotionalen Momenten sowie persönlichen Geschichten findet auch auf ihrer vierten Veröffentlichung "The Disconnect" eine Fortsetzung. Mit ihrem erst 2018 neu dazu gestossenen Frontmann Kaan Tasan läutet der Fünfer ein neues Zeitalter der unzähligen neuen Möglichkeiten ein, die nun mit neuem kreativen Blut für sie bereit stehen. Manche Fans der früheren Ära werden vielleicht erst ihre Eingewöhnungsphase brauchen, da die Stimme, mehr auf Screams und Growls konzentriert, der Mann hinter dem Mikro ein anderer, der Sound satt und rund aber einem Hauch mehr dem Hardcore zugewandt ist. Unterlässt man jedoch jegliche Vergleiche mit Vorgängerrohlingen, dann wir man an den zehn Songs seine helle Freude haben. Aufbäumend. Wütend. Mächtig. Mit ihrem Sound treffen die Briten punktgenau, nämlich dort, wo es wehtut. "The Disconnect" beinhaltet Bruchstücke der Vergangenheit und setzt diese neu zusammen. Diese Veröffentlichung ist Trennung und Neuanfang zugleich. Sie ist ein Metalcore-Statement.
Oliver H.   
Punkte: 8.3 von 10
NEKROÍ THEOÍ - Dead Gods  (LP)
Prosthetic Records
Heilige Hörnerkacke, das ist wahrlich Brutal-Death-Metal, was uns der Florida-Fünfer namens Nekroí Theoí auf 'Dead Gods' auf den 9 Songs zelebriert, obwohl mit dem Opener 'Doxology' es sich nicht erahnen lässt, was auf unsere sorgsam gepflegten Gehörgänge zukommen mag. Was für ein genialer Streich und Einstieg, der auf 'The Foul Eucharist' konstant gepflegt wird und somit das ganze Sounduniversum dieser zwei Tracks total auf den Kopf stellt. Klar, Death Metal aus Florida ist immer und stets fett produziert, da kommt eine Soundwall aus den Lautsprechern gequollen, was auch bei Nekroí Theoí der Fall ist, jedoch wird mit den experimentierten Soundfragmenten aus dem ersten Track hervorragend gespielt und frech eingesetzt. Yep, 'Dead Gods' wirkt sympathisch auf mich, wohl keine Frage. Und das zieht sich wahrlich durch das ganze Album durch, Chapeau! Dadurch erwirkt es bei 'Dead Gods', dass auch dieses Album kein Zuckerschlecken sein wird, will schreiben, dass es hierbei auch ein mehrmaliges Reinhören Bedarf, um den Zugang zu den sowohl straighten als auch teils recht komplexen Songarrangements zu finden. Kann es euch versprechen, es gelingt, keine Frage. Aha, der Schreiberling hat nun wohl den Zugang gefunden. Yep, er hat. Da es sich bei Nekroí Theoí um eine Brutal-Death-Metal-Combo handelt, sind die Songs - bis auf wenigen Momenten - stets im blastenden Tempo vorzufinden, gepaart mit Midtempo-Attacken à la Deicide, Cannibal Corpse und Konsorten. JJ Polachek's Growls sind etwas vom Extremsten, was ich je gehört habe, jedoch passen sie vollends zu den Songfragmenten. Mark Gonzalez' und Luke Phillips' Gitarrenriffing ist ebenfalls sehr beeindruckend, brutal, unisono gerifft, mit kurzen Intervallen von Lines. Dustin Roger's drumming ist Sonderklasse pur, ohne extremes Triggering kommt er mit sehr natürlichem, extremem Drumming zu einer absoluten Drumwand. Matthew Marino's tiefe Saitenquälerei setzt sich nahtlos in den Gesamtsound rein, stets solide. Gewaltige Produktion, ein sehr überraschendes Artwork, jedoch perfekt zum Gesamtsound passend, all das ergibt 'Dead Gods', ein sehr düsteres, böses und brutales Death-Metal-Album mit viel Schmackes.
Leopold  
Punkte: 8.2 von 10
SOULLINE - The Deep  (CD)
Eigenvertrieb
Die Schweizer Melodic/Death-Fraktion Soulline ist vom heimischen Boden nicht mehr wegzudenken. Sie haben sich über die Jahre und mit bereits vier Alben im Gepäck, ordentlich Respekt erspielt. Ihr melodischer Death Metal, gespickt mit Hardcore-Einflüssen, hat ihnen bereits grosse Europa-Tourneen eingebracht mit Moonspell, Six Feet Under, Rotting Christ und vielen anderen. "The Deep" ist also ihr aktuelles fünftes Baby und lässt direkt in die tiefsten Abgründe der Seele blicken. "Leviathan" bringt als Opener bereits ordentlich Schwung ins Album und lässt die Haare fliegen. Melodisch groovend und ziemlich schwungvoll geht es zur Sache. Eingängige rhythmische Riffs und donnernde Drumparts nehmen grob Fahrt auf, und so stört auch der Stilbruch in den Vocals nicht wirklich. "Cool Breeze" ist im Vergleich noch drumlastiger und auch "Nightmare" reiht sich schön in den Reigen ein, lässt aber den Bass etwas deutlicher durchklingen. "The Fall", "Filthy Reality" und "Into Life" sind aus meiner Sicht das druckvollste Package auf dem Album. Harte messerscharfe Riffs, quälende Growls, kein Clean-Gesang und astreine Gitarrensoli reissen hier wirklich alles ab. Auch die restlichen Songs fügen sich schön ins Konzept von Soulline ein und fast bei jedem Track gibt es etwas Spezielles zu hören, wie bei "The Game" zum Beispiel, der sich durch ungewöhnliche Gesangspassagen auszeichnet. Durch die oft eingestreuten Stilmixe/Stilbrüche wirkt "The Deep" von Anfang bis Ende abwechslungsreich und packend beim Hören. Verträumt und sinnlich gibt sich "The Deep End" der Spieluhr hin, bevor die Scheibe mit "Still Mind" ihren wirklichen Abschluss findet. Eine weitere tolle Veröffentlichung aus dem Hause Soulline, veredelt mit einem morbid düsteren Cover-Artwork.
Oliver H.   
Punkte: 8.2 von 10
RON PHILIPPS BLACK ANGELS - Steamroller (CD/LP)
Eigenvertrieb
Na, das ist ja ein Ding! Im gleichen Monat bringen gleich zwei Schweizer Rock Urgesteine jeweils eine neue Scheibe heraus! Dass es sich hierbei um die Black Angels und Killer handelt, hätte sich so lange Zeit niemand voraus zu sagen getraut! Und doch ist es Tatsache geworden, im Juni 2019. Die Black Angels brachten, wie Killer damals schon, ebenso im Jahre 1981 ihr Debüt «Hell Machine» heraus. Der kompositorische Höhepunkt wurde indes 1984 mit der zweiten Scheibe «Kickdown» erzielt. Diese für damalige Zeiten top produzierten Songs hatte ich eine Zeit lang oft am Ohr, da diese LP über meine persönliche Wunschliste eines heiligen Abends unter dem Weihnachtsbaum lag. 1983 als Support von Whitesnake in Basel und ein Jahr später im luzernischen Emmen gereichte es mir immerhin mal zu zwei Konzerten, die erst 2012 (in der Galery in Pratteln) eine Fortsetzung fanden. Mit dem Vinyl-Boom der letzten Jahre wurde auch meine Plattensammlung wieder vermehrt frequentiert, und so gelangte die überaus töfte 85er-LP «Broken Spell» wieder in meine Hände und über das Abspielen erneut in mein Bewusstsein zurück. Dabei entdeckte ich meinen Lieblingssong «Moving On» wieder neu. Heute wie damals gab es eine zentrale Person in der Band aus dem Raum Schaffhausen, und das ist natürlich Frontmann Ron Philipps, dessen markante Gesangsstimme, zumindest in der Schweiz, sofort erkannt wird. Stilistisch gehen die Black Angels, die offiziell "Ron Philipps Black Angels" genannt werden, aktuell ein Zacken härter ans Werk als früher. Was einst, bedingt durch die Keyboard-Sounds von Harry Stone alias Pater Bruno, mehr in die Richtung der weissen Schlange ging, kann nun getrost als "Heavy Rock bezeichnet werden.

Der Opener und Titeltrack lässt dabei umgehend erkennen, dass die Stimmbänder von Ron nach wie vor absolut top sind und immer noch gleich gut wie vor weit über drei Dekaden klingen. «Spread Your Wings» hört sich dann entsprechend genauso an, was man musikalisch in den 80er kredenzt bekam. Getragen von einer überaus knackigen Produktion lebt nun nach Killer auch der Black Angels Sound wieder auf! Das ist einfach nur geil und auch «Steamroller» lebt von unterschiedlichen Stimmungen. «I.Never.Com» überrascht derweil als Halballade mit einem orchestral anklingenden Arrangement, was früher so nicht vorzufinden war. Mit einem leichten Schmunzeln quittiere ich die Anlehnung an die Scorpions bei «Set Me Free», wo beim Hauptgitarren-Riff «Rock You Like A Hurricane» durchschimmert. Dass «Sound Of Thunder» danach, respektive zu Beginn, voll einen auf W.A.S.P./Saxon macht, wird umgehend von einem typischen Black Angels Heavy Rock Riff abgelöst. Armored Saint fallen mir zu «Into The Dark» ein , wo es mit polternder Double Bass-Drum ordentlich wie metallisch im Küchenkasten zu scheppern beginnt. Der erhoffte Album-Favorit erklingt schliesslich mit dem groovigsimplen, aber sehr effektiven «When The Night», wo ich mich mit einem kurzen Backflash gleich wieder bei «Moving On» einfinde. Das sind dann auch die Momente, wo es zu 100% nach den "alten Black Angels" klingt. Überhaupt finde ich, dass die metallischen Ausflüge eher etwas Toleranz erfordern, wie das eher schräge «Batman Reloaded». Die elf regulären Songs, die so prima auf eine einzelne LP passen (folgt im Juli 2019), bewegen sich unter dem Strich auf spürbar härteren Pfaden, was zumindest für meine Lauscher etwas Nachsicht erfordert.
Rockslave   
Punkte: 8.2 von 10
VALBORG - Zentrum  (Digipak)
Prophecy Productions
Das Bonner Trio von Valborg, bestehend aus Jan Buckard (Vocals, Bass), Christian Kolf (Vocals, Guitars) und Florian Toyka (Drums) zelebrieren nun seit 17 Jahren ihren deathig-doomigen Industrial Metal, so würde ich diese Soundkreation mal umschreiben, denn viel Ministry ist dabei enthalten, aber auch Kraftwerk, Laibach und Rammstein. Sind Valborg nun einfach eine weitere Gefolgsmaschinerie besagter Bands oder gar ein derartig identischer Klon? Nein, niemals, denn Valborg sind ... eben Valborg! Ein Vergleich mit besagten Bands lässt eine einfachere Erkennung zu, für all' diejenigen unter euch, die Valborg nicht kennen. Ja, Valborg singen, shouten, growlen in deutscher Sprache und veröffentlichen mit 'Zentrum' ihr siebtes full-length Album. Zeitgleich releasen sie mit 'Urknall' auch komplett ihre vorhergehenden Alben nochmals in einer Sammlerbox. Nun, 9 Songs haben sich auf 'Zentrum' eingefunden, den Weg ins industrielle Zentrum musikalischen Schaffens gefunden. Recht martialisch und monoton, schleppend, mystisch, straight kommen die Songs auf 'Zentrum' daher, in typischer und unverkennbarer Valborg-Art. Ja, ein Kunstobjekt ist Valborg auch, denn wenn auf die extravaganten Cover-Artworks schaut, weiss man sofort, wohin die Reise und der Valborg-Infekt hinführt. Die Drums sind straight, monoton, solide und treibend. Die Gitarre schliesst sich dieser Monotonie nahtlos an, macht kräftig Dampf und treibt ebenfalls straight vorwärts, gepaart mit kurzen Lines, Soli und Melodiebögen. Der Synthesizer treibt ebenfalls monoton die Maschinerie stets voran, kopfvoran, den Leuchtspuren folgend. Der Gesang ist martialischer, monotoner, als beispielsweise bei Rammstein, da geht dieser doch eher in die Richtung von Ministry, Laibach und Kraftwerk. Ja, wenn man es so anschaut, sind Valborg einiges dominanter, doomiger, schleppender, deathiger, noisiger als die genannten Bands, und ja, sie experimentieren mit diesen metallischen Elementen, welche oft gerne im Industrial Metal verwendet werden. Die Produktion stimmt, da kommt eine Soundwall aus den Boxen gekrochen und eben das Artwork weist ganz klar mit Augenlichtspuren den Weg ins moderne, industrielle Zeitalter des zeitlosen IndustrialvMetal, schwer, deathig, doomig, schleppend, heavy. Ja, wir sind endlich mit 'Zentrum' im Zentrum angekommen.
Leopold     
Punkte:
8.1 von 10
NITRATE – Open Wide  (CD)
AOR Heaven/Non Stop Music
Nach dem letztjährigen Debüt „Realworld“ steht die Schwedische Formation Nitrate bereits mit dem Nachfolger „Open Wide“ vor der Tür. Die Band ist das Baby von Songwriter, Bassist und Keyboarder Nick Hogg. Mit Rob Wylde (Midnite City / Tigertailz / Teenage Casket Company) hat er einen fundierten Co-Writer und Gitarristen und vor allem Produzenten an seiner Seite. Ebenfalls an Bord ist Pete Newdeck (Midnite City / Eden's Curse / Blood Red Saints / Newman) der neben den Drums auch für den Mix zuständig ist. Obwohl man mit Philip Lindstrand einen neuen Sänger in seinen Reihen hat, macht man da weiter, wo man vor Jahresfrist aufgehört hat, Dass die Jungs etwas von melodiösem Hardrock verstehen beweisen die Tätigkeiten in den erwähnten Acts. Nebst dem Gespühr für fundierte Melodien haben die Musiker aber auch den Sinn für Drive und elemantare Hooks hoch gewichtet. Somit bewegt man sich im Metier des kreativen Hardrocks wie auch Firehouse, Danger Danger oder TNT. Letztere können auch als Querverweis in Bezug auf Vocalist Philip dienen. Der Mann erinnert frapant an Tony Harnell. Genau so macht Achtziger Hardrock Spass. Cachy Melodien kombiniert mit dreckigen Riffs und das ganze abgerundet mit dezenten Keyboards. Auch wenn die ultimativen Songs mit Wiedererkennungswert fehlen ist „Open Wide“ ein starkes Album, dass Hardrock Fans genreübergreifend anspechen dürfte. Harry Hess (Harem Scarem) wird wissen, warum er ausgerechnet bei dieser Band das Mastering übernommen hat.
Chris C.     
Punkte:
8.1 von 10
RAMMSTEIN - Rammstein  (2 LPs)
Vertigo/Universal Music
Wurde aber auch langsam Zeit! Die brachialen Giganten aus Berlin sind nach einer unerträglich langen Pause zurück und bieten einen vertrauten, wenn aber auch ziemlich abgeschwächten Musikgenuss. Ehrlich gesagt hatte ich die Hoffnungen aufgegeben, noch ein gutes Album des beliebten Sextetts zu hören zu bekommen, denn bekanntlich versagen Alben, die eine viel zu lange Produktions- resp. Wartezeit aufweisen. Auch durch die Vorgängeralben enttäuscht, welche für Rammstein-Verhältnisse sehr schwach ausgefallen sind, war ich dann extrem vom Endergebnis dieser neuen Produktion überrascht. Ich höre wieder Rammstein, fast so, wie ich sie am meisten liebe. Dennoch kommt dieses selbstbetitelte Album nicht an die frühen Werke ran. Beim Album-Opener „Deutschland“, einem Song, der wie eine Bombe einschlug, wurde ich anfangs gar nicht warm, aber die Kontroverse um das Lied und Video spricht für sich. Rammstein schockiert mal wieder den Mainstream und die Politik. Die bösen Buben kommen in die Schlagzeilen und die Band hat wieder einmal Gratiswerbung. Gut gemacht! Was mir aber negativ auffällt, ist, dass auf der CD das schöne Piano-Outro aus dem Video weggelassen wurde. Der Rest des Albums hört sich mehrheitlich gut an. Flake’s Synth-Exzesse und starke Riffs in perfektem Mix, untermalt von Lindemann’s attraktiver Stimme. Ausser dem zweiten Track „Radio“, einem recht enttäuschenden Song, welcher zwar ganz interessant die Geschichte des wichtigen Mediums erzählt, musikalisch aber eine ziemliche Durchschnittsnummer darstellt und „Diamant“, einer Ballade, die wohl ein (meiner Meinung nach gescheiterter) Versuch sein soll „Ohne Dich“ einzuholen, empfinde ich die Qualität der Lieder als konstant.

Durch das ganze Album durch verspüre ich aber ziemlich gemischte Gefühle. Ich höre zwar Rammstein, doch der wohlige, intensive ‚Ohrgasmus‘, der beim Hören der älteren Alben mein Dauergast ist, will nicht kommen. Ich schwanke immer wieder zwischen GEIL! und ACH NÖ… Musikalisch kommen die Jungs eindeutig auf ihre alte Härte. Die Songthemen können Rammsteinhörer aber nicht mehr schockieren, bei den Texten wurde zu viel kastriert. Es fehlt mir die Direktheit, das Ungezügelte. Trotz typischer Songwritingelemente vermisse ich die Härte der Texte. Schade! Lyrikgenie Till Lindemann nimmt das Blatt vor den Mund? Echt jetzt?! Besonders zur Geltung kommt es beim Lied „Sex“, Till Lindemann ist den entsprechenden Kreisen nicht fremd, es erstaunt mich doch sehr, dass er weder BDSM noch andere härteren Fantasien als Textinspiration verwendete. Ältere Songs haben den Fans bewiesen, dass es ginge. Da hätte ich jetzt bei einem so expliziten Songtitel ein Wenig mehr Aggression oder Wildheit erwartet. Gegen Ende des Albums kommt zum Glück noch etwas Düsterheit und Boshaftigkeit zum Vorschein. Bei meinem Albumfavoriten „Puppe“ zeigt sich Lindemann wieder von der dunklen Seite und verpasst mir so einen sehr anturnenden Schauder. Der letzte Song der Scheibe ist ebenfalls eine Gänsehautnummer, thematisch lässt es mich an Falco’s kontroversen Hit Jeanny denken. Schon die erste Zeile ist richtig geil und richtig gruslig. Das ist Rammstein! Die restlichen Songs sind aber leider nicht wirklich auffällig, hören sich aber gut an. Alles in Allem kann ich dem Album ein gutes Fazit geben, wenn auch die einzelnen schwachen Songs mein Gesamtbild etwas kaputtmachen. Aber, Rammstein ist immer noch Rammstein. Nächstes Mal aber bitte etwas mehr Zack!
Mona     
Punkte:
8.0 von 10
J.B.O. – Wer lässt die Sau raus  (LP)
AFM Records/Musikvertrieb
Das 13. Album der Deutschen Comedy-Metaller J.B.O. bietet die gewohnte Mischung aus besseren und schlechteren Liedern. Wobei diesmal einige Songs mit der Zeit an Bedeutung zulegen. Das Ganze ich sehr druckvoll aufgenommen. Erstes Lachen entlockt die „Mach noch eins auf“, einer deutschen Adaption von El Professors „Bella Ciao“. Es ist ein Sauflied, wie man es auf dem neuen Album öfters findet. Auch „Durst“ mit dem Refrain „Alles hat ein Ende nur der Durst hat keins“ oder „Hallo Bier“ mit seinem Grölrefrain werden garantiert zu baldigen Liveklassikern. Da spielt es auch keine Rolle, dass letzteres einen hohen Schlagerfaktor hat. Der wahre Hammer ist auch der Titelsong geworden, welcher sich an den Baha Men-Klassiker „Who let the dogs out“ orientiert. Kurze Lieder für besondere Momente gibt es zum Schluss mit „Happy Birthday“, „Hochzeitspunk“ und „Heavy Metal Baby“. Auch diese könnten sich zu wahren Klassikern mausern. Am anderen Ende der Notenskala würde ich „In meinen Kühlschrank brennt noch Licht“ einordnen. Musikalisch toll umgesetzt, will das Lied trotzdem nicht zünden. Dasselbe gilt für den mässig originellen Text von „Die beste Stadt der Welt“, und „Depp“. Wobei letzteres eindrucksvollen Funk-Metal bietet. Origineller ist das schon „Hoffen und Bangen“, wo bei mit „Bangen“ headbangen gemeint ist. Im Mittelfeld siedeln sich „Weils Quatsch ist“ und „Schlimmer geht’s immer“ ein. Unter dem Strich gibt es also wieder mehr tolle als schlechte Lieder zu hören. Dies ist bei J.B.O. überhaupt nicht selbstverständlich. Die wahre Stärke der Franken sind aber sowieso die Konzerte, während sie auf CD regelmässig schwächeln. Wer sich dieses Album wegen der aufgezählten Perlen kaufen möchte, kann das gerne tun. Ganz toll wäre aber wieder mal eine zünftige Live-CD mit einer Auswahl der vielen allerbesten Liedern von J.B.O..
Roger W.     
Punkte:
8.0 von 10
ROB MORATTI – Renaissance  (CD)
AOR Heaven/Non Stop Music
Der Kanadier Rob Moratti konnte zwischen 2002 und 2007 als Sänger auf vier Alben der Band The Final Frontier für positives Feedback, vor allem im melodicverrückten Japan, sorgen. Später ersetzte er Michael Sadler als Sänger bei seinen Landsleuten Saga. Daraus resultierte 2009 das Top Album „The Human Condition“. Nach der Rückkehr des Originals konzentrierte sich Mr. Moratti wieder auf seine Solokarriere. Mit „Renaissance“ erscheint nun bereits das dritte Werk seiner Pre-Saga Ära. Der gute Mann überzeugt in erster Linie durch seine brilliante Stimme, die zu den versiertesten im AOR Genre zu zählen ist. Doch was noch viel wichtiger ist, auch als Songwriter liefert er einen ausgezeichneten Job ab. Ein Grossteil der Tracks begeistert mit feinsten Hooklines und versierten Melodien mit hohem Wiedererkennungspotenzial. Glücklicherweise versinken seine Songs aber auch nicht im Sumpf des Kitsches, sondern werden mit viel Drive auf den Punkt gebracht. Das hohe Level kann zwar nicht komplett gehalten werden, die belanglosen Klänge bleiben aber in der Minderzahl. Rob himself zeichnet sich zusätzlich auch für Produktion, Mix und Mastering verantwortlich. Diese Arbeit bleibt kritiklos. Somit dürften AOR/Melodic Freunde und insbesondere Journey Fans definitiv auf ihre Kosten kommen.
Chris C.   
Punkte:
8.0 von 10
POWER FROM HELL - Profound Evil Presence  (CD)
High Roller Records
Also, das kann wohl nicht schon wieder eine Eingebung sein, oder doch? Da hat doch irgendjemand den Bands zugeflüstert, dass sie spezielle Soundelemente reinbringen sollen, um auf sich aufmerksam zu machen? O.K., klar, ein cleanes Intro ist noch nicht etwas weltbewegendes. Ein cleanes Intro gut gemacht, hingegen kratzt mal ganz sanft an der Tür zum 'Weltbewegenden'. Doch, dann geht's mal richtig brachial, 'old-schoolig' los, vom Regen in die Traufe sozusagen, oder eben doch umgekehrt. Was soll ich nun davon halten? Auch die vermeintlich einfachsten Dinge im Leben können plötzlich zu einem doch etwas grösseren Problem heranwachsen, jedoch nicht unlösbar. Also, Ärmel raufgekrempelt und von Stein zu Stein, will sagen, Song zu Song alles wie immer neutral betrachtet. Dieser Vierer kommt aus Brasilien, aus Guarulhos, São Paulo, und zelebriert richtig old-schooligen Black Metal. 11 Songs haben sich auf 'Profound Evil Presence' eingefunden. Alle Klischees des Black Metal werden auf 'Profound Evil Presence' miteinverarbeitet, will schreiben, die berühmt-berüchtigten blackigen Growls, welche bei Power From Hell jedoch einen doch recht angenehm heimeligen Charakter haben und mit den Songs entwickeln. Ja, nebst den angenehmen Black-Growls bedient Sodomic auch die Klampfe, auf welcher er sich schnörkellos durchrifft und durchsoliert, ja, die tatsächlich auch eben eine untypische Eigenschaft aufweist, nämlich, dass diese recht gut distortioniert dahergeritten kommt, gefällt mir tatsächlich. Es wird selbstverständlich auch etwas geblastet, nebst den doch straighten, monotonen Drums von T. Splatter, aber selbst die erreichen meine Sättigung von heimisch fühlen, will schreiben, gefällt mir von mal zu mal besser, auch wenn diese wahrlich sehr monoton dahergeritten kommen, schlussendlich passen sie zum Songwriting perfekt. Der Tieftöner von Tormentor weckt ebenfalls diese heimischen Gefühle herauf, ja, sie werden gar beschwört, denn diese passen ebenfalls zum Gesamtsound. Je länger, je mehr steh' ich auf diesen einfach zelebrierten Black Metal, richtig originellen Black Metal, der lässt mich doch jetzt tatsächlich nicht mehr los, hellyeah. Ja, die Produktion ist nicht unbedingt der Hammer, aber auch diese passt wiederum zu 'Profound Evil Presence', wie auch das Artwork zum Scheibchen. Das ist für mich so richtig ein kleines, kultiges, musikalisches Event geworden, 'Profound Evil Presence'. Old-schooliger Black Metal at its best! Schon lange nicht mehr sowas Kultiges gehört!
Leopold
     
Punkte:
8.0 von 10
LVCIFYRE - Sacrament (Vinyl EP)
Dark Descent Records
Blastender, wütender, sehr düsterer und leicht deathiger Black Metal zelebrieren die drei Briten aus London auf ihrem neuen Entwurf namens 'Sacrament'. Ja, es ist ein 5 Songs-Output, eine EP. Auch hier merkt die geneigte Zuhörerin, der geneigte Zuhörer, sofern noch keine frühere Bekanntschaft mit Lvcifyre stattgefunden hat, dass die Mischung zwischen Death und Black Metal nicht so weit auseinander ist, wie gedacht werden könnte. Das sehr wütende Element des Black Metal, das Düstere und Böse, ist auf 'Sacrament' besonders herauszuhören. Der Gesang geht jedoch daher eher in die deathigere, growlende Richtung, ganz klar. Auch die Gitarren sind eher dem deathigen Genre, so dem leicht schwedischen 'old-school' Death Metal zuzuordnen, doch auch ergeben sich durch das Tauchen in den Sound von Lvcifyre Momente, die beispielsweise an die Urgötter von Venom erinnern, selbstschreibend so à la 'Black Metal' oder 'At War With Satan'. Durch die Zusammensetzung als Trio, kommen dabei selbstredend alle Instrumentierungen klar zum Zuge und ins Gehör, will schreiben, da ist wahrlich alles zu hören, vom wummernden Bass des Cultus über das blastende, scheppernde Drum von Menthor bis zu den sehr deathig gehaltenen Gitarrensounds von T. Kaos, egal ob vom Riffing her oder von seinen kultigen, kurzen, wirklich wirren Soundsoli, und eben seinen besagten, deathigen Growls. Die Produktion kommt sehr 'old schoolig' daher, will schreiben, sehr dumpf, jedoch klar und das Artwork passt sich den stilistischen Gegebenheiten an. Fans von erwähnten Stilrichtungen ein tatsächliches 'Must', allen anderen ein Reinhören sei somit empfohlen.
Leopold    
Punkte: keine Wertung
ALL HELL - The Witch's Grail  (Vinyl)
Prostetic Records
Mit "The Witch's Grail" geben sich All Hell aus den USA zum vierten Male die Ehre. Ein beruhigendes Vorgeplänkel stellt das Intro "La Bas (Ràve Noir)" dar. "Sorcery And Sanctity" holpert und poltert sich wunderbar durch die Botanik und man wähnt sich in längst vergangenen Zeiten. Die Marschrichtung nennt sich pöbelnder und angeschwärzter Thrash mit geil gekeiften Vocals. Eine geile Hymne ist "Tonight We Ride" und in diesem Song hört man so einige punkige Vibes. Im gleichen Takt geht "Black Blood" voll zur Sache! Wie seine beiden Vorgänger geht auch "Into The Trees" gewaltig nach vorne ab, nur hat man das Gefühl, dass es sich immer um den selben Song auf Endlosschlaufe handelt! Abwechslung geht definitiv anders, auch wenn die Songs handwerklich geil gezockt sind! Im groovenden Mid Tempo bricht man mit "Where Devils Once Danced" zu neuen Ufern auf. Bei diesem Groover muss man zwingend mitwippen und es fällt schwer, still zu sitzen. Trotz atemberaubendem Tempo wird mit "Fleurs Du Mal" gekonnt eingesetzten Breaks für ein wenig Abwechslung gesorgt. Das atemberaubend hohe Tempo kann auch mit "Marble Embrace" gehalten werden. Der gute Gesamteindruck wird durch das eintönige Getrommel getrübt und lässt die geilen Gitarren sich leider nicht voll entfalten. Mit Uffta-Uffta-Getrommel geht es auch beim Titeltrack "The Witch's Grail" weiter. Zum Schluss gibt es noch einen fast neun Minuten langen Song namens "The Invisible Man". Dieser Song ist nicht mehr fast as hell, sondern eher im mittleren Tempo angesiedelt. In der langsamen Version machen All Hell eine gute Figur und zeigen auf, dass hohes Tempo nicht alles ist! Wer sich nicht zu fest vom Drumming nerven lässt, bekommt ein sehr schnelles Black/Thrash-Album geboten!
Roolf     
Punkte:
8.0 von 10
JANET GARDNER – Your Place In The Sun  (CD)
Pavement Music
Sah ich Janet nicht erst noch letztes Jahr zusammen mit Vixen am «Sweden Rock»-Festival? Irgendwie kam die Info, dass sich Frau Gardner bei ihrer alten Truppe verabschiedete, um sich wieder ihren Soloplänen zu widmen, doch überraschend. Mir liegt ihr erstes Solo-Werk noch schwer im Magen und ist bis heute nicht verdaute. Was sollte ich also erwarten können? Wohl kaum den melodischen Hardrock, welche Vixen zelebrieren…? Zum Glück, aber auch nicht den missglückten Versuch an die belanglosen Songs des letzten Solo-Werkes anzuknüpfen, sondern irgendwo dazwischen, mit einer starken Schlagseite zu ihrer musikalischen Vergangenheit. Das hat auf der einen Seite einen ganz speziellen Reitz, wenn man sich die beiden Eröffnungstracks («Your Place In The Sun», «Assassinate») anhört. Rockig kommt auch «Standing» aus den Boxen und zeigt, dass die Lady bewusst versucht auf ihrem alten Erfolgsrezept aufzubauen und trotzdem nicht altbacken klingen zu wollen, zusammen mit Justin James, der auch schon beim letzten Album seine Finger im Spiel hatte. Leicht verspielt und gefühlsbetont wird es mit «Try», eine schöne Halbballade. Auch «A Way To Your Heart» gefällt mit seinem Groove und der wirklich guten Gesangsleistung von Janet. Wie auch «Unconditionally». Ganz ohne Querverweis zum Solo-Debüt kommt «Your Place In The Sun» aber nicht aus. «You Said» entführt die Frontfrau dann wieder in die gewagte Richtung. Zum Glück findet sie mit «Without You» sofort wieder die Kurve. Ein frecher Quervergleich zu ihrer alten Betätigungsstädte ist «Flame Thrower» geworden, das schon fast an den Hit «Edge Of A Broken Heart» heranreicht. Ich bin positiv überrascht, dass sich Janet wieder auf ihre Stärke besonnen hat und dabei ein wirklich spannendes und sofort ins Ohr gehendes Album veröffentlicht, das sich alle Vixen- und Hardrock-Fans bedenkenlos anhören können.
Tinu     
Punkte:
8.0 von 10
PORT NOIR - The New Routine  (2 LPs)
InsideOut Music
Irgendwie stehen Port Noir musikalisch auf dem Schlauch, obwohl die Schweden bisher eigentlich gute Alben herausgebracht haben. Das kann daran liegen, dass sie sich stilistisch nicht schubladisieren lassen möchten, obwohl der Begriff Alternative Rock nach wie vor am besten passt, um die Musik des Trios zu beschreiben. "The New Routine" heisst das neue Album, dessen Titel man angesichts der Situation der Gruppe als verschmitzt augenzwinkernd verstehen könnte. Port Noir verwehren sich gegen hohle Floskeln und Klischees, und die Platte stellt dies elfmal mit aller Entschiedenheit klar, wobei sich die Mitglieder, wie sie selbst behaupten, an den musikalischen Vorlieben ihrer Kindheit und Jugend orientiert haben. Vielleicht wirkt die Platte deshalb so unmittelbar und herzlich gemeint wie keiner ihrer Vorgänger. Frontmann Love Andersson holt zu noch nie dagewesenen grossen Gesten aus. Dazu greifen er und seine Komplizen auf eine neue Fülle von Einflüssen zurück, angefangen bei poppigem Electro Rock wie im Opener "Old Fashioned" über ungelenke Riffs aus dem Helmet-Baukasten und Sprechgesang vom Rand des Hip Hop bis zu zeitgenössischen R'n'B-Grooves ("Champagne") und konträr dazu schepperndem Garagenzeug. "The New Routine" bietet einen unvergleichlichen Genre-Crossover, der sowohl von Hörern mit Prog-Anspruch als auch Hit-Suchern entdeckt werden könnte. Hiermit ist Port Noir ein Best Of-Album ihres bisherigen Schaffens gelungen, das keinen Ausschuss enthält und obendrein zukunftsweisend sein dürfte - für sie selbst und die Art-Rock-Szene zugleich.
Oliver H.    
Punkte:
8.0 von 10
LOWER 13 – Restore The Order  (CD)
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Dieses Trio blickt in eine goldene Zukunft. Auf ihrem vierten Album demonstriert das 2006 gegründete Trio, was das Etikett „Progressiv Metal“ tatsächlich bedeutet: Nämlich keine Scheuklappen zu haben. Und so bedienen diese Amerikaner praktisch sämtliche Metal-Genres – und dies zum Teil in einem einzigen Lied. Trotzdem bleibt alles harmonisch und fliessend. Wer also Black-, Death-, Heavy- und Doom Metal miteinander vermischt hören möchte, kann hier nichts falsch machen. Dazu kommt die druckvolle Produktion, die keine Wünsche offen lässt. Bei aller Härte werden die Melodien nicht vergessen. Einziges Manko: Auch nach zwei Wochen Dauerbeschallung will mir nichts hängen bleiben. Trotzdem ist die grosse Klasse von Lower 13 bei jedem Takt klar hörbar. Gelingt es diesen Amis, künftig noch eingängiger zu komponieren, kommt da definitiv etwas Grosses auf uns zu. Vergleicht man dieses Album mit einem Countdown, bei dem es bei „10“ los geht, befinden sich Lower 13 mit dem neuen Album momentan bei „8“. Es fehlt also definitiv nicht mehr viel. Restore The Order ist ein Album, das Fans ohne stilistische Scheuklappen sehr gefallen wird.
Roger W.     
Punkte:
8.0 von 10
DIVINER - Realm of Time
Ulterium Records
Ganz hübschen Heavy Metal erhalten wir diesen Monat aus Athen! Der zweite Longplayer der griechischen Band um Frontstimme Yiannis Papanikolaou beschert uns mit 46 Minuten Qualität. Präzise Riffs, ansprechende Vocals und eine gute Dosis Tempo, klingt doch geil! Der eine oder andere Track lässt das Köpfchen mühelos rumwackeln und ich bin mir mehr als sicher, dass dies eine tolle Liveband wäre - Äckegstabi inklusive! Was aber erst mit der Zeit auffällt, ist leider eine gewisse Eintönigkeit. Je weiter man ist, desto mehr scheint der Sound das gewisse Etwas zu verlieren. Das Problem könnte aber auch leider daran liegen, dass das Genre Heavy Metal so verbreitet ist, es ist extrem schwierig, etwas Innovatives zu schaffen. Dennoch möchte ich mir das Album nicht vermiesen lassen, dafür hören sich die altbewährten Elemente einfach zu gut an. Für Fans des guten, alten Heavy Metal gibt es sicherlich keine Hindernisse. Will auch nicht zu viel rumlabern, GEIL IST ES!Kaufempfehlung für jeden.
Mona   
Punkte:
8.0 von 10
RETERNITY - Facing The Demon  (CD)
MDD Records
Die Melodic-Metaller von Reternity sind noch ziemlich neu im Geschäft. Erst im Sommer 2018 gegründet, setzten sie noch im gleichen Jahr mit ihrem Demo erste Ausrufezeichen. Jetzt liegt mit "Facing The Demon" nun das mit Spannung erwartete Full Lenght-Debüt der Schwaben vor. Auf der Platte präsentiert sich die Band mit kompakten, überaus facettenreichen und stilistisch breitgefächerten Songs, die trotz ihrer Vielseitigkeit treffend unter dem Begriff "Metal" zusammengefasst werden können. Dabei reicht das Spektrum von harten, Speed und Thrash Metal-beeinflussten Nackenbrechern über hymnische melodische Songs wie dem Titeltrack, welcher im Duett mit der Hard-Rockerin Ela vorgetragen wird, bis hin zu tanzbaren, dunklen Ohrwürmern. Neben den differenzierten Soli und abwechslungsreich gespielten Riffs von Carsten Sauter (Mighty D., Pyroclasm) und Semen Brik (Echo.Mensch), sowie dem versierten Drumming von Sascha Beul (Remember Twilight, Darkness Ablaze) ist es nicht zuletzt der originäre Gesang Stefan Zörners (SpiteFuel, Lanfear, Strangelet), welcher dem Album seinen persönlichen Stempel aufdrückt. Zusammen mit Zörners Texten, die sich mit dem Kampf gegen die inneren Dämonen und Verlockungen auseinandersetzen, verschmilzt der im Analog Mixing Studio von Jonas Kümmerle produzierte und druckvolle Gesamtsound zu einem homogenen Ganzen. Fans von klassischem Metal, die diversen anderen Einflüssen gegenüber nicht ganz abgeneigt sind, kann an dieser Stelle sicher eine Kaufempfehlung ausgesprochen werden.
Oliver H.
 
Punkte:
8.0 von 10
RAVENSIRE - A Stone Engraved in Red  (CD)
Cruz Del Sur Music
Die portugiesische Band Ravensire hat sich ganz und gar dem Epic Metal verschrieben. Allerdings geht es bei den Südländern weniger um Party oder melodische Hymnen wie zum Beispiel bei Manowar, sondern viel mehr um den ursprünglichen, dreckigen, trockenen Epic Metal – ein Felsen gehauen aus der puren Essenz des Metals! Ravensire orientiert sich dabei an Namen wie «Cirith Ungol», «Omen», oder auch «Manilla Road». Letztere liegen den Portugiesen scheinbar besonders am Herzen, denn ihr drittes und neustes Album «A Stone Engraved In Red» ist Mark «The Shark» Shelton gewidmet – Der Frontmann und Mitbegründer von Manilla Road verstarb 2018. Die Kombo geht sogar noch einen Schritt weiter und widmet ihrem Idol mit dem Track «After The Battle» einen ganz besonderen Salut: «After the battle - all is lost/After the battle - I have died/After the battle - longing for/ After the battle - a wild horse to ride.». Valhalla lässt grüssen! Für diesen Song konnte James Beattie (Terminus) als Gastmusiker gewonnen werden… Der Sound von Ravensire wird vor allem durch die kantige Stimme von Sänger Rick Thor geprägt, der klingt als hätte er nach dem Aufstehen eine Flasche Single Malt aus einem vollen Aschenbecher runter gekippt… Sehr schön sind auch die schweren Gitarren und die ausgeprägte Basslinie. Das Songwriting ist erstaunlich kompakt, trotz der Überlänge der einzelnen Tracks. Fazit: Wer auf dreckigen, trockenen Epic Metal à la Manilla Road steht, der sollte hier unbedingt mal ein Ohr riskieren.
Patricia H. 
Punkte:
8.0 von 10
MYSTIK – Mystik
IHate Records
Nicht meine geliebten Jungs aus den US of A stehen hinter diesen Mystik, sondern eine neue schwedische Truppe mit drei Ladys im Line-Up. Neben Sven Nilsson (Drums), der Hahn im Korb, sind es Julia Von Krusenstjerna (Gesang und Bass), Beatrice Karlsson (Leadgitarre) und Lo Wikman (Rhythmusgitarre). Wer jetzt denkt, dass Mystik im Fahrwasser von Vixen schippert, sieht sich getäuscht. Irgendwo zwischen Omen, Armored Saint und Warlock rocken die Damen und der Herr sich durch die acht Tracks, plus Outro, des Debütalbums. Dies gar nicht mal so schlecht. Auch wenn die Produktion durchaus mit mehr Wumms aus den Boxen schallen dürfte, rein musikalisch überzeugt die Truppe ohne Wenn und Aber. Tolles Songwriting, das mit viel Talent an den Instrumenten vorgetragen wird. Der einzige mögliche Kritikpunkt ist ab und an die Stimme von Julia, die in den mittleren Tonlagen sehr monoton erklingt, aber sobald sie in die höheren Lagen kommt sofort zündet. «Ancient Majesty» ist ein von den Riffs getragener Song, der mit Geschwindigkeit um die Ecke kommt und sofort zum bangen animiert. Ein kleiner Hit ist «Lake Of Necrosis», der mit viel Melodie, sehr viel Spass macht und «Mystik» ist die bandeigene Hymne. Was dem Album gut getan hätte, wenn die Truppe mit Midtempo-Songs für Abwechslung sorgen würde. So werden die Lieder ein bisschen vorhersehbar. Trotzdem kann man von einem sehr gelungen Einstieg sprechen. Mystik sollten sich alle Fans von traditionellem US-Metal, oder Speed-Metal auf den Einkaufszettel schreiben und dem Quartett die Möglichkeit geben, sich vorstellen zu können.
Tinu    
Punkte:
8.0 von 10
WALKWAYS - Bleed Out, Heal Out
Nuclear Blast/Warner
Alternative Metal aus Tel Aviv: Die 2006 in Israel gegründete Band präsentiert mit «Bleed Out, Heal Out» bereits ihren zweiten Silberling. Nach dem Erfolg ihres Debüts («Safe In Sound», 2013) stand die Band mit Genre-Grössen wie Avenged Sevenfold und In Flames auf der Bühne. Walkways machen kompromisslosen Alternative Metal, der an die guten alten Tage der 90er Jahre erinnert. Allerdings haben die Israelis ihren ganz eigenen Stil entwickelt und so liebäugeln sie immer wieder mit fast schon progressiven, wenn nicht gar avantgardistischen Elementen. Das macht den Sound einerseits natürlich spannend, andererseits aber auch ein wenig schräg – ein echtes Liebhaberstück eben. Walkways machen keine halben Sachen und so ist die Playlist von einer eindringlichen Intensität gekennzeichnet, die mitunter fast schon beklemmend wirkt. Thematisch entführt das Album den Hörer auf eine Reise durch sechs Kapitel: Ein gebrochenes Herz und tiefe Enttäuschung, die in Rachegelüste umschlägt. Darauf folgt der Versuch, sich aus dem Loch heraus zu kämpfen und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. In einem nächsten Schritt geht es darum, sein Herz für eine neue Liebe zu öffnen. Dann wechselt der Fokus und es geht um eine Auseinandersetzung mit unserer Umwelt – Abscheu über Krieg, Umweltverschmutzung und Tierquälerei. Im fünften Kapitel geht es um das Bedürfnis, sich selbst und die Welt zu verändern, zu verbessern. Der letzte Teil schliesst den Kreis zum Beginn der Reise: Man versucht einen Weg aus der Verzweiflung und Wut über das Chaos in der Welt zu finden und das Innere zu stärken, eine bessere Version von sich selbst zu werden… Fazit: Metal aus Tel Aviv hört man nun wirklich nicht alle Tage! «Bleed Out, Heal Out» ist ein spannendes und sehr intensives Album – es lohnt sich auf alle Fälle hier mal rein zu hören. Anspieltipps: «Half The Man I Am», «Bleed Out, Heal Out», «Care (In This Together)».
Patricia H.
   
Punkte:
7.7 von 10
KRYPTOS - Afterburner  (LP)
AFM Records/Musikvertrieb
Seit ihrer Gründung 1998 stehen Kryptos aus Bangalore/Indien für erstklassigen Old School-Heavy Metal mit ordentlich Thrashkante. 2010 tourten sie als erste indische Band durch Europa und erspielten sich schnell einen Ruf als exzellenter Liveact, den sie 2013 mit einem Auftritt auf dem Wacken Open Air, wieder als erste Band jenseits des indischen Ozeans, und als Support unter anderem für Death Angel, Testament oder Iron Maiden mehr als festigen konnten. Die ersten drei Alben blieben zwar allesamt unter dem Radar der Massen, "Burn Up The Night" liess die Metal-Fans dann aber auch hierzulande aufhorchen. Ihren Undergroundroots bleibt der Vierer auch auf der neuesten Scheibe "Afterburner" treu ergeben. Man darf sich während acht Songs im Kryptos-Stil, die irgendwo zwischen wuchtigem 80er Jahre-Heavy Metal und präzisem Hochgeschwindigkeits-Gebolze liegen, freuen. Passender könnte also die Veröffentlichung zum zwanzigjährigen Bandjubiläum gar nicht sein. Die Speerspitze der indischen Metal-Revolution liefert mit "Afterburner" ihr bislang grimmigstes Album ab, glänzt mit rasiermesserscharfen Riffs, saitenzerfetzenden Soli und einem Blitzkrieg gleichenden Doppelgitarrenangriff und drückt damit das Gaspedal komplett durch. Kryptos sind definitiv die Gegenantwort auf Bollywood und Co.
Oliver H.
 
Punkte:
7.7 von 10
MAYFAIR - Frevel  (CD)
Pure Steel Records/Musikvertrieb
Seit 30 Jahren bringen die Österreicher schon ihre Musik unter die Leute. Nun, auf ihrem sechsten Album singt Shouter Mario ausschließlich auf Deutsch. Sonst bleibt man der Musik im Grossen und Ganzen treu. Das in nur drei Tagen aufgenommene Album klingt recht rau und live. Dann hört man die Energie richtig raus, schon beim Opener "Evil Christine". Nach wie vor sind die Gitarrensounds in den 70ern verwurzelt. Dies hört man auch sofort bei Songs wie "Hinter dem Leben". Mir gefällt die Stimme von Mario, die bringt dem Sound das gewisse Besondere. Oft beginnen die Songs ruhig und zurückhaltend und explodieren dann plötzlich. Genau dieses auf und ab macht es aus, macht die einzelnen Tracks spannend. Auch wenn’s mal ruhig bleibt wie bei "Himmel in Gefahr", klingen Myfair interessant. Hier findet man sogar einen Touch The Doors. So zieht sich der Avantgarde Rock durch alle 11 Songs hindurch. Ob das straighte "Der Teufel" oder die Abschliessende Ballade "Das Ufer hat Zeit", das Ganze hat Charme und macht Spass beim Anhören. Cooles Album der Österreicher.
Crazy Beat
 
Punkte:
7.7 von 10
DEMONS & WIZARDS – Demons And Wizards (Remastered 2019)
Touched By The Crimson King (Remastered 2019)
Century Media/Sony
Die Kollaboration zwischen Blind Guardian-Sänger Hansi Kürsch und Iced Earth-Gitarrist Jon Schaffer taufte sich Demons & Wizards und veröffentlichte 2000 das gleichnamige Debüt und 2005 «Touched By The Crimson King». Die beiden Scheiben werden nun remastered wiederveröffentlicht. Ich gehöre wahrscheinlich zu den Wenigen, welche der Meinung ist, dass mir Blind Guardian mit Hansi und speziell Iced Earth mit Jon bedeutend lieber ist, als diese Konstellation. Klar ist alles gut gemacht. Logisch klingt die Truppe, als hätte Frau Blind und Herr Earth, oder Frau Guardian und Herr Iced in einer heissen Liebesnacht diese beiden Alben gezeugt. Klar wird zwischen akustischen Parts und feinen Power-Speed-Metal-Tracks alles geboten. Aber jeder in seinem Betätigungsfeld erzeugt mehr Power und Erhabenheit, als hier im Verbund. Trotzdem scheint es sehr viele zu geben, welchen den kommenden Konzerten von Demons And Wizard entgegenfiebert. Für diejenigen sind diese beiden Wiederveröffentlichungen sicher eine ganz tolle Geschichte geworden. Speziell weil sie mit Alternative- und Demo-Versionen ergänzt wurden.
Tinu  
Punkte: keine Wertung
AMULET – The Inevitable War  (CD)
Dissonance Productions
Vor nunmehr 9 Jahren gründeten die beiden Gitarristen Marek Heathen Steven und Nippy Blackford in London Amulet. Nach der EP „Cut The Crap“ erschien 2014 das erste Full-Lenght Ablum „The First“. Die Kritiken dazu waren gut und man konnte sich in Insiderkreisen einen respektablen Ruf erschaffen. Leider kam die Fahrt ins Stocken, alle drei Mitstreiter der beiden Gründer verliessen die Band. Nun steht die Formation mit den Neuzugängen Sam Mackertich (Bass, ex Deceptor), Neil Ganesha (Drums) und Federico Mace Mazza (Vocals, ex Asgard) ein zweites Mal mit einem Album auf der Matte. „The Inevitable War“ knüpft praktisch nahtlos an den Erstling an. Man hat sich wie gehabt kompromisslos dem Achtziger NWOBHM verschrieben. Vor allem die frühen Iron Maiden scheinen Pate gestanden zu haben. Obwohl man deren Niveau in keinster Weise erreicht, begeistern die Jungs durch Enthusiasmus und Herzblut. Einige Songs haben dabei durchaus auch Substanz. „Shockwave“ oder „Roundhead“ zum Beispiel begeistern durch hohen Wiedererkennungswert. Dem Gros der Songs mangelt es aber an Durchschlagskraft, für das entscheidende Aufsehen können sie nicht sorgen. Musikalisch hat man grundsätzlich alles korrekt gemacht, auch diesbezüglich orientiert man sich konsequent an den Achtziger Helden, wodurch aber sich auch die Kreativität in Grenzen hält. Man zwängt sich in ein Korsett, dass eben wenig Spielraum zulässt. Soweit alles i.o., das potenzielle Klientel bleibt aber eingeschränkt und lässt sich ausschliesslich aus dem Kreis der Old School Traditionalisten rekrutieren.
Chris C.
 
Punkte:
7.7 von 10
KARO – Heavy Birthday II & III  (2 CDs)
Pride & Joy Music
Ich erinnere, dass ich ziemlich «tonlos», sprich ohne einen Ton gehört zu haben, 1988 das Debüt von Karo kaufte. Es war das Cover, mit dieser metallenen Geburtstagstorte, welches mich sofort in den Bann zog und mir noch heute ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Zwischen 1987 und 1989 hat die Truppe 30 Songs aufgenommen, von denen aber nur zehn auf «Heavy Birthday» erschienen. Dies wird nun nachgeholt und soll das musikalische Vermächtnis der Band, mit den fehlenden Tracks abgerundet werden. Geboten wird fetziger Heavy-Rock, der irgendwo zwischen den Scorpions und Axxis liegt. Herausragend ist die Stimme von Lutz Salzwedel, der mit seiner kräftigen Stimme an eine melodischere Version von Ted Bullet (Thunderhead) erinnert. Ansonsten regieren die Gitarren und (leider) auch die in meinen Ohren (heute) viel zu stark in den Vordergrund gemischten Keyboards. «All The Way» ist ein Paradebeispiel dafür, aber das war zu Beginn von Domain ja auch nicht anders. Grundsätzlich können sich die Lieder auch heute noch hören lassen, haben bedingt durch die Kompositions-Phase natürlich einen sehr starken Hang an die End-Achtziger. Das macht bei Lieder wie «Don’t You Turn Me Back», «Dancing On My Finger», «Burning Alive», «The Only Game», «Metal Hero», «Bad Things Come Bad» und «Up And Down» den Charme aus und wer die damalige Zeit aktiv miterlebte, fühlt sich zurück in die Vergangenheit gesetzt. Karo sollte man sich zumindest mal angehört haben, auch wenn die Jungs sicherlich nicht das Potential für die weltweiten Bühnen hatte, was sie veröffentlichte war hörenswert, das kann man sich durchaus auch noch heute zu Gemüte führen und Spass haben!
Tinu
   
Punkte:
7.5 von 10
RIPPED TO SHREDS - Demon Scriptures (Vinyl EP)
Pulverised Records
Und der nächste, kultige, musikalische Moment im Death Metal folgt sogleich. Zwar 'nur' mit einer 4-Track-EP namens 'Demon Scriptures', aber die hat es in sich. Nun, Ripped To Shreds ist ein One-Man-Showcase in humaner Form von Andrew Lee, der nebst Livemusiker, eben alles selbst macht, tut, shredderd und so weiter und so fort. Der gute Andrew Lee is aus San José, California, U.S.A. und zelebriert auf 'Demon Scriptures' ... 'old-schooligen' Schweden-Death, welcher nicht besser von Entombed oder Dismember hätten jemals zelebriert werden können. Uah, jetzt hat der Schreiberling wohl den Mund etwas zu voll genommen, nicht!? Nein, hat er nicht! Das zieht sich nahtlos durch die vier Songs, obwohl sehr viel geblastet und gegrindet wird, jedoch in den deathigen und Midtempo-Parts kommt dieser Schweden-Death total zum Tragen. Klar, er zieht auch Napalm Death und andere deathige Combos als Ideengeber hinzu, dennoch haben mich seine Songstrukturen und eben sein exklusiver, auch variabler, Gitarrensound irgendwie angetan und lassen mich die urigen Namen von Entombed und Dismember, aber auch Napalm Death, hochleben. Ja, sehr wohl im positiven Aspekt betrachtet, oder was habt ihr jetzt geglaubt? Extreme Noise meets 'old-schooliger' Death mit schweren Schwedenanleihen. Die Gitarren riffen sich gekonnt durch die Soundmasse, gepaart mit wilden, kurzen und heftigen Soli, der Bass wummert herrlich in den Tiefen und die Drums sprühen nur so von abstrakten Patterns, Breaks, Grindcore- und Blastattacken, dass es einem richtig deathig warm ums Herz wird. Die Growls sind ebenfalls recht extrem gehalten, schnell und meist unverständlich, dennoch sehr wohl passend zum Gesamtsound. Die Produktion passt, ist klar und das Coverartwork passt ebenfalls passend zum Gesamtwerke 'Demon Scriptures', speziell zu den verschachtelten Drumpatterns. Eine interessante EP, die besagte Leserinnen und Leser wohl sehr ansprechen wird und mir gefällt's auch.
Leopold 
Punkte: keine Wertung
VISIGOTH - Bells Of Awakening (7" Single)
Metal Blade/Sony
Die Amis aus Salt Lake City haben sich mitunter bei den Fans, die alle Jahre ans "Keep It True" Festival nach Lauda-Königshofen (D) pilgern, spätestens mit ihrem Auftritt IM Jahre 2017 weit mehr als nur empfohlen. Der oldschoolmässige Power Heavy Metal, wie ihn unter anderem Manilla Road, Eternal Champion oder auch Jag Panzer zelebrieren, scheint noch ordentlich angesagt zu sein. Mit «The Revenant King» (2015) und «Conqueror's Oath» (2018) wurden bisher zwei Langeisen raus gehauen, die ganz nach dem Geschmack der Genre-Fans geraten sind. Um die Zeit bis zum kommenden neuen Album zu überbrücken, wurden zwei Appetizer in Form von «Fireseeker» und «Abysswalker». Ob der Fan-Hunger mit diesen knapp zehn Minuten Sound gestillt werdne kann, darf zu Recht angezweifelt werden. Nichtsdestotrotz stehen beide Track für das, was die Band schon bisher ausgemacht hat, und vor allem «Abysswalker» könnte, falls von Harry "The Tyrant" Conklin" eingesungen, glatt auch von Jag Panzer sein. Als weiterer Kaufanreiz erscheint die 7"-Single in diversen Farben, was die Komplettisten freuen und alle anderen darob gleichgültig reagieren bis ärgern lässt. I Vordergrund steht aber die Mucke, und die liefert das, was man von ihr erwartet.
Rockslave  
Punkte: keine Wertung
STARGAZERY – Eye On The Sky (LP-Release)
Pure Steel Records
Mit dem ehemaligen MSG-Sänger Jari Tiura hat Stargazery einen sensationellen Shouter in den eigenen Reihen. «Eye On The Sky» ist aber kein neues Lebenszeichen der Finnen, sondern «bloss» die Veröffentlichung des 2011-Opus auf Vinyl. Wer die Truppe kennt, weiss dass man die Jungs musikalisch irgendwo zwischen Royal Hunt und Astral Doors einreihen kann. Neben den Gitarren wird auch dem Keyboard viel Platz eingeräumt. Mit der Black Sabbath-Coverversion «Headless Cross» hat sich die Truppe aber keinen Gefallen getan. Die Nummer, welche damals von Tony Martin eingesungen wurde, ist in meinen Augen nicht zu kopieren. Auch die Finnen beissen sich die Zähne aus, selbst wenn Jari wirklich gut singt. Aber die Erhabenheit, welche die damalige Black Sabbath-Besetzung hatte, wird hier zu keiner Sekunde widergegeben. Ansonsten ein hörenswertes Werk, das den Vinyl-Freunden nun näher gebracht wird.
Tinu  
Punkte: keine Wertung
BRIGHTEYE BRISON – V  (CD)
Bad Elephant Records
Das fünfte Werk der schwedischen Progressive Rock Band Brighteye Brison ist ein full-length Album bestehend aus drei Songs, was nicht atypisch für das Quintett ist. «The Crest Of Quarrel» mit seinen zwölf Minuten bildet den Anfang des Komplexes. Zu Beginn ist der Track unheimlich, was sich jedoch schnell ändert. Sobald das nervöse Elektro-Gewirr durchbrochen wird, kommt eine sinnliche Melodie zum Vorschein, die schnell durch einen groovigen Beat eingenommen und weiterentwickelt wird. Ihre Musik erinnert sehr stark an Toto – rockig, virtuos und abwechslungsreich. Tempo- sowie abrupte Melodiewechsel dominieren die Musik, was den Verlauf spannend werden lässt. Das zweite Lied «V», welches siebzehn Minuten dauert, beginnt mit einem schnellen, hochkomplexen Gitarrenmotiv, welches immer wieder durch den Rhythmus unterbrochen wird. Mehrstimmiger Gesang setzt ein und untermauert den Einfluss von Toto. Das Lied nimmt jedoch schnell eine Wendung und präsentiert kurz ein typisches Classic-Rock Riff, gefolgt von diversen Pop-, Rock- sowie Progressive-Einlagen, die den gesamten Track weiterspinnen und entwickeln lassen. Stimmungswechsel sind ebenfalls zentral in Brighteyes Musik – dem Hörer ist nie klar, wie sich das Lied in den nächsten Sekunden entwickeln wird. Dazu kommt, dass viel mit elektrischen Einflüssen gearbeitet wird, die unterschiedlich eingesetzt und somit das Gesamtwerk nochmals komplexer machen. Im letzten Drittel vom zweiten Track dominiert der Progressive Rock in seiner feinsten und gleichzeitig absurdesten Weise – der Hörer kommt überhaupt nicht mehr mit, so verwirrend entwickelt sich die Musik weiter. Der dritte “Track“ dauert fast 37 Minuten und stellt mit seinem Titel «The Magician Chronicles – Part II» die Fortsetzung eines ganzen Albums gar, welches als Part I beschriftet wurde. Typisch progressive Melodieabfolgen eröffnen das Stück und zeigen dem Hörer den Eingang in einer eigenen Welt. Das Lied ist eine Reise durch diverse fesselnde, abwechslungsreiche, komplexe Einheiten, die sich gegenseitig wiedersprechen oder ergänzen. An dieser Stelle ist es fast sinnlos, noch weitere Beschreib-Versuche zu starten, denn dieses Werk muss gehört werden, um meine (verzweifelten) Bemühungen nur ansatzweise zu verstehen… An alle da draussen, die auf Progy in seiner extremsten Form abfahren – greift zu. Ansonsten unbedingt reinhören, bevor ihr es kauft.
Sina   
Punkte:
7.4 von 10
MORASS OF MOLASSES - The Ties That Bind  (CD)
Wasted State Records
Mit einem Bandnamen, der von der Schlagzeile, über das Bostoner Melasse-Desaster (nach einer Tankexplosion wurden die Strassen von Boston mit Melasse geflutet!), stammt, lässt der Fantasie freien Lauf, was für eine Art von Musik uns erwartet. Das Intro "The Darkness" lässt leider noch keine Rückschlüsse zu. Stonerrockig geht "Woe Betide" schon mal vielversprechend ab. "Death Of All" ist sehr Blues-angehaucht und ist gut gespielt, nur hat man diese Art von Sound schon sehr viele Male an anderer Stelle gehört. Einen Innovationspreis für ihr Schaffen bekommen Morass Of Molasses bestimmt nicht. War der Vorgänger ein wenig bluesig, so ist "Estranger" ein lupenreiner Blues-Rocker. Eine verträumte Ballade ist "Legend Of The Five Sons". Ein absolut überflüssiges Zwischenspiel stellt "As Leaves Fall" dar, und langsam schläft mir das Gesicht ein! Der Weckruf in Form von "Persona Non Grata" folgt aber unverzüglich, und nochmals wird 08/15-Stoner Rock geboten. Auch "In Our Sacred Skin" haut in die Stoner Rock-Kerbe. Folkig und balladesk geht es mit "The Deepest Roots" dem Ende entgegen. Wer auf der Suche nach einem gewöhnlichen und grundsolidem Stoner Rock-Album ist, wird mit diesem Album sicher fündig und hat seinen Spass damit!
Roolf
  
Punkte:
7.4 von 10
THE LORD WEIRD SLOUGH FEG – New Organon  (LP)
Cruz Del Sur Music
Ich weiss, eigentlich sollte ich im Dreieck springen vor Freude, aber die Magie, welche angeblich von dieser Truppe ausgehen sollte, hat mich nie gepackt. Und wird es auch mit dem mittlerweilen zehnten Album nicht. Geprägt von der «New Wave Of British Heavy Metal» spielen die Herren Metal, der verspielt und ab und an auch ein bisschen psychedelisch erklingt. Dabei wechselt man gekonnt das Tempo von Song zu Song und hat mit «Being And Nothingness» und dem Titeltrack spannende Lieder. Klar erklingt das Ganze, als wenn wir noch 1980, oder vielleicht doch eher 1979 haben und entspricht sicherlich nicht dem heutigen Soundstandart. Aber genau das macht die Band auch aus, anders zu sein, als der Durchschnitt. Mit «Uncanny» löst man die Handbremse und fährt mit viel Geschwindigkeit über den staubigen Asphalt. Das völlig abgespacte «Coming Of Age In The Milky Way» ist ein typischer Farbtupfer, wie ihn nur The Lord Weird Slough Feg komponieren kann. Wie gesagt, war nie meine Baustelle und wird es auch nicht mit diesem Album. Wer die Truppe aber mag, wird auch Freude an dieser Scheibe haben.
Tinu
 
Punkte:
7.3 von 10
DESTRAGE - The Chosen One  (Yellow Vinyl LP)
Metal Blade Records/Sony
Nach dem 2016er-Release mit dem Titel "A Means To No End" steht das mittlerweile fünfte Album der experimentierfreudigen Italiener Destrage an. Es trägt den verheissungsvollen Titel "The Chosen One" und kommt mit einem Artwork daher, das an moderne Malerei und fernöstliche Dämonenüberlieferung erinnert. Bunt ist es jedenfalls und schlägt damit auch gleich eine Brücke zur dazu passenden Platte. Destrage sind bekannt für ihre musikalische Unentschlossenheit, und das spiegelt sich auch stark auf "The Chosen One" wieder. Die Bandmember sind allesamt Könner an ihren jeweiligen Instrumenten und stets mit Ideen für die nächsten Alben gesegnet. Das steht hier absolut ausser Frage! "The Chosen One" hat durchaus gute Momente. Der Titeltrack und "About That" verknüpfen Ohrwurm-Attitüde und dezent wahnsinniges Geholze in den Versen sogar sehr schlüssig und auch ansonsten fällt es schwer, das enorme Potential von Destrage zu leugnen. Doch wenn man nach acht Songs immer noch nicht weiss, ob man Brian Johnson, M. Shadows oder Alissa White-Gluz gehört hat, dann entgleitet die Aufmerksamkeit ganz schnell. Denn bei allem Geschütz, was das Gespann auffährt, kann es doch den Eindruck einer gewissen Identitätslosigkeit nicht abschütteln. Einmal klingen sie wie Jinjer ("The Chosen One"), in Ansätzen wie Mastodon ("Hey, Stranger!"), oder wie ein Mix aus Meshuggah und Type O Negative ("At The Cost Of Pleasure"). Sie beherrschen, Groove, Knüppel und den eingängigen Refrain und Paolo Colavolpe springt zwischen den Gesangsstilen hin und her wie ein Getriebener. Das Potential ist da, den grossen Wurf bleiben die Italiener aber weiterhin schuldig.
Oliver H.
 
Punkte:
7.2 von 10
TANITH - In Another Time  (Poster, LP & Digital Copy)
Metal Blade/Sony
Im Labelinfo werden Tanith zwar schon fast lapidar als Heavy Metal-Truppe vorgestellt, aber wenn man sich dann die Liste der Faves und Einflüsse des Quartetts aus Brooklyn anschaut, dann wird man schnell eines Besseren belehrt. Rush (bis Ende der Siebziger), Uriah Heep, Blue Öyster Cult, Thin Lizzy, Dust, Budgie, uralt-Judas Priest, Wishbone Ash, Iron Maiden, UFO, Scorpions, Emerson, Lake & Palmer… da wird einem schon sehr schnell klar, dass der Titel des Debüts absolut programmatisch ist. Und die glückliche Fügung des Schicksals, dass man gleich zwei gleichberechtigte Gitarren und zwei Leadstimmen in den eigenen Reihen wähnen darf (Gitarrist Russ Tippins, der sich nebenbei in seiner Freizeit noch ein paar Brötchen als Satan – Gitarrist hinzuverdient, und Bassistin Cindy Maynard), erklärt dann auch die selbst gewählte, eher moderate, sehr melodische Marschrichtung der Band. Vor diesem Hintergrund sehe ich Tanith als eine fleissig in der Vergangenheit wühlende Classic Rock / Hard Rock-Band, welche wirklich nur marginal Heavy Metal – Einflüsse in ihre Songs einfliessen lässt. Aber das macht sie, und das ist der entscheidende Punkt, wirklich sehr bedacht und wohldosiert, was der Homogenität der vielschichtigen, abwechslungsreichen Songs absolut zuträglich ist. Ecken und Kanten sucht man auf der Platte zwar vergeblich, die häufige Zweistimmigkeit in Gitarre und Gesang sorgt mehr als einmal für regelrechte Earcandy-Momente, dafür passiert in den Tracks relativ viel, was „In Another Time“ zu einem durchaus interessanten, kurzweiligen Hörerlebnis macht. Die analoge, warme Produktion tut ihr Übriges. Sie klingt für heutige Verhältnisse zwar ziemlich angestaubt, aber für solchen Sound ist sie die absolut perfekte Wahl, ich kann nicht mal Overdubs ausmachen. Auch in dieser Hinsicht beweist die Band den richtigen Riecher für musikhistorisches Bewusstsein und dem damit einhergehenden richtigen Umgang mit dem Erbe der Rockmusik der ausgehenden Siebzigerjahre. Insbesondere Proto Metal-Fans sollten hier unbedingt zuschlagen.
Mirko B.  
Punkte:
7.2 von 10
PER WIBERG - Head Without Eyes  (LP)
Despotz Records/Cargo
Per Wiberg hat in seiner bisherigen musikalischen Vita einige echte Perlen als Referenzen vorzuweisen. So war der Multiinstrumentalist für exquisite Acts wie Spiritual Beggars, Opeth, Candlemass oder Kamchatka als Keyboarder, Bassist oder Gitarrist tätig. Dementsprechend würde man jetzt erwarten, dass sich der gute Mann auf seinem ersten Sologang in ähnliche Fahrwasser begeben würde, aber das erschien ihm dann doch zu billig und offensichtlich. Stattdessen wird hier ein Mix geboten, der relativ hemmungslos in den verschiedenen Genres herumwildert – Doom Rock, Classic Rock, Industrial, Stoner Rock, Progressive Rock, sie alle haben hier ihre Duftnoten hinterlassen – aber trotzdem dank Per Wilbergs unüberhörbaren kompositorischer Handschrift und Charakterstimme immer noch über einen roten Faden verfügt, der dick genug ist, um das Ganze stabil zusammenzuhalten. Dass ein solch vielseitiger Musiker bei seinem Alleingang nicht auf illustre Unterstützung verzichtet, versteht sich dabei fast von selbst. So sassen abwechselnd auf dem Drumhocker Karl Daniel Lidén (u.a. Ex-Dozer) und Lars Sköld (Tiamat, Avatarium), zudem veredelt die Sängerin Billie Lindhal (Promise And The Monster) mit ihrer kristallklaren Stimme zwei der Songs. Diese Platte ist ein richtig schwerer Brocken, Melancholie und Schwermut sind allgegenwärtig, und diese bedrohliche Grundstimmung vermögen auch gelegentliche filigrane Tastenklänge nicht wirklich aufzulockern. „Head Without Eyes“ gehört zwar definitiv nicht zu jener Sorte Scheiben, die ich mir immer wieder einverleiben würde, dafür ist sie mir einfach zu anspruchsvoll oder streckenweise sogar zu experimentell bzw. mühsam. Aber Fakt ist, dass Per Wiberg mit dieser Soloscheibe enormen Mut zum Ausbruch aus der sicheren Komfortzone bewiesen hat, und nicht zuletzt davor ziehe ich meinen Hut.
Mirko B.
 
Punkte:
7.1 von 10
BARBE-Q-BARBIES - Borrowed Time  (CD)
Dissonance Productions
Hmm... Interessant. Ich bin ja ein grosser Fan von weiblichen Rockbands, welche eine richtige Kratzbürste, eben 'Rockröhre', am Mikro haben (siehe Crucified Barbara oder auch die damaligen McQueen). Nun, prinzipiell spielen die Barbe-Q-Barbies Rockmusik der alten Schule, mit dem notwendigen modernen Feinschliff, ohne in die Kantenlosigkeit abzurutschen. Neben den erwähnte Bands kommen auch solche Künstler wie Joan Jett, Alanis Morisette, Garbage, The Runaways oder sogar Sheryl Crow in den Sinn, was jetzt nach einem Durcheinander klingt, aber Sinn ergibt - denn in den Tracks von "Borrowed Time" findet man Spuren der erwähnten Mädels allenthalben wieder. Ein kurzweiliger Spass für die rockenden Gehörgänge, welcher aber vermutlich keinen allzu langen Eindruck hinterlassen wird. Tut aber auch niemandem weh.
Toby S.  
Punkte:
7.0 von 10
MONO INC. - Symphonic Live  (CD&DVD)
NoCut/Musikvertrieb
Wer sich in der Schwarzen Szene bewegt, der kommt an Mono Inc. nicht vorbei. Die Deutschen waren seit ihrer Gründung um die Jahrtausendwende fleissig: 10 Studioalben, 2 Kompilationen/Best Ofs und nun kommt mit «Symphonic Live» das zweite Live-Album der Deutschen auf den Markt… Die Symphonic Live Tour Anfang 2019 ist im Grossen und Ganzen die Live Performance der 2.CD des letzten Studioalbums «Welcome To Hell» (2018) mit den Top Hits der Band. Das Album wurde damals gemeinsam mit einem Kammerorchester aufgenommen. Für die Umsetzung auf der Bühne wurden weitere Streicher und ein Pianist eingeladen. Die Symphonic-Version kam bei den Fans offenbar so gut an, dass die Band sich mehr oder weniger spontan entschloss, das Konzert in Leipzig aufzunehmen und als Live-CD und DVD herauszugeben. Die Aufnahme ist qualitativ nicht schlecht, aber leider auch nicht überragend. Gerade der Gesang geht gerne etwas unter. Dafür sind die Instrumente ein echter Genuss. Grundätzlich steht Mono Inc. das Symphonic-Gewand sehr gut – ohne die ganzen elektronischen Elemente wirkt der Sound deutlich weniger überladen. Ohne den ganzen Firlefanz hört man auch endlich mal das an sich solide Songwriting besser heraus…
Fazit: Nettes Live-Album, das sicherlich eine schöne Erinnerung abgibt für all die Leute, die mit dabei waren und gerne in Nostalgie schwelgen wollen...
Patricia H.  
Punkte:
keine Wertung
BETHLEHEM – Lebe Dich Leer  (Gatefold LP)
Prophecy Productions
Bald 30 Jahre sorgen Bethlehem für Dunkelheit in der Gedankenwelt an dem wird auch „Lebe Dich Leer“ nichts ändern und wie für Bethlehem typisch, das Werk ist keinesfalls für den Schnellkonsum geeignet und wer auf eingängige Melodien steht, der wird hier schnell die Flucht ergreifen. Die Scheibe ist alles andere als zugänglich, macht das Werk jedoch sehr interessant verlang aber auch so Einiges ab vom Zuhörer. Bethlehem in eine Schublade zu stecken geht auch nicht so einfach, zwar lässt sich grundsätzlich sagen als Grundgerüst wird Black Metal verwendet, doch auf „Lebe Dich Leer“ finden sich Einflüsse die von Sludge/Post über Doom, Death bis Experimental gehen und so für eine eigenwillige Musiklandschaft sorgen und irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, „Lebe Dich Leer“ will mehr ein Kunstwerk als Unterhaltung sein. Eine morbide Liebeserklärung an die Verzweiflung ohne Ausweg oder Hoffnung auf ein glückliches Ende. Vergleiche zu anderen Bands zu finden fällt mir schwierig, andererseits zeigt dies auch ein gewisse „Ausnahmestellung“ oder „Einzigartigkeit“ welche Bethlehem für sich beanspruchen kann, was ich durchaus sehr positiv empfinde. Denn auch wenn „Lebe Dich Leer“ kein Werk ist, dass ma zu jeder Stunde oder in jedem Gemütszustand anhören kann, so kann es durchaus mit einer gewissen Faszination und Atmosphäre fesseln, wenn man sich konzentriert darauf einlässt. Grundsätzlich kann ich hier jedoch nur dazu raten sich vorsichtig an diesen Brocken heran zu tasten, sprich sich erst mal ein paar Songs in Ruhe anzuhören. „An gestrandeten Sinnen“, „Niemals mehr Leben“ und „Wo alte Spinnen brüten“ möchte ich her als mögliche Einstiegspunkte anpreisen, wenn die Faszination euch dabei erfasst, dann schlagt zu oder sucht ansonsten das sicher Weite.
R.K.  
Punkte:
7.0 von 10
FIVE RUSTY HORIZONS – Five Rusty Horizons - EP
Brownsville Records
Die beiden Schweizer Musiker Goran und Pat der 2008 aufgelösten Post-Grunge Band Soul Strip kommen wieder zusammen und starten mit ihrem neuem Projekt Five Rusty Horizons durch. Simpler geht es nicht – Akustikgitarre und Gesang, mehr nicht. Sinnliche Melodien, welche beruhigen und fesseln, werden in den vier Songs der Debut-EP präsentiert. Viel ist nicht zu sagen – die Musik ist schön, ruhig und einfach. Mich haben die Melodien und der Gesang, der teils auch zweistimmig wird, an eine schöne Atmosphäre nachts vor dem Lagerfeuer erinnert. Der vierte Track ist jedoch kein eigener, sondern ein total neu arrangiertes Cover von «Danger Zone» by Kenny Loggins (Soundtrack von «Top Gun»). Auch hier – Akustikgitarre, welche Akkorde und Rhythmus zugleich übernimmt, und ruhiger, verträumter Gesang, der im Refrain zweistimmig wird. Ich bin ja mal gespannt, wie es mit dem Duo weitergeht. Diese EP ist schön und einfach, ich hoffe bloss, dass sie in Zukunft abwechslungsreicher werden. Trotzdem ist reinhören vor dem Kauf empfohlen, denn nicht jeder kann sich mit dieser eher monotonen und sinnlichen Musik anfreunden.
Sina  
Punkte:
keine Wertung
ROYAL REPUBLIC - Club Majesty  (CD)
Arising Empire/Warner
Schweden und Rockmusik, das geht eigentlich immer. Irgendwie. Manchmal aber, so scheint es, wird die Sache doch etwas übertrieben. So wie im vorliegenden Fall "Club Majesty" von Royal Republic. 'Disco Rock' triffts nicht schlecht, ich persönlich fühlte mich wie in einem alten Flipperkasten eingesperrt und zwischen bunten Lichtern und aufblitzenden Lampenbanden hin und her geschleudert. Ernst kann man dieses Werk nicht nehmen, aber ich denke, das wollen die Jungs auch nicht. Ergo: wer auf seichten Rock der unterhaltsamen Art steht, der darf sich gerne die neue Scherbe von Royal Republic einverleiben. Rocker mit einem Hang zu seriöserer, ernsthafterer Mucke lassen ihr hart verdientes Geld vermutlich eher für andere Werke liegen.
Toby S.  
Punkte:
7.0 von 10
YAWNING MAN - Macedonian Lines  (LP)
Heavy Psych Sounds Records
Meine Damen und Herren, es ist Zeit, sich zurückzulehnen und zu entspannen. Die einstigen Desert Rock-Pioniere Yawning Man gingen 1986 aus der Hardcore/Punk-Szene hervor, doch schon früh in ihrer Karriere zeichnete sich die unbändige Experimentierfreude und Vorliebe der Truppe für andere Klänge ab. Brant Bjork (Ex- Kyuss, Ex-Fu Manchu, Ex-Vista Chino, Ex-Mondo Generator… eigentlich Ex-alles, was in der Desert Rock-Szene Rang und Namen hat) schwärmt heute noch von den spontanen Jams, welche die Band mitten im Nirgendwo mit Hilfe eines Generators durchzog und geprägt waren von Improvisationen, in denen Stoner bzw. Desert Rock mit Einflüssen aus dem Freeform-Jazz, Latin, und Dark Psychedelic verschmolz. Heute würde ich das Trio als lupenreine Psychedelic Rock-Truppe bezeichnen, welche hundertprozentig auf sehr angenehm anzuhörende Klanglandschaften setzt, die fernab jeglicher pseudointellektueller Attitüde zu Gunsten der Melodie vollkommen auf schräge Töne und technisches Gefrickel verzichtet. Und dabei reichen Drums, Bass und Gitarre (letztere zwei natürlich unter Zuhilfenahme einiger Effekte) vollkommen aus, um mit verträumten, sphärischen Klängen den Zuhörer über den Wolken schweben zu lassen. „Macedonian Lines“ folgt der Tradition von Künstlern respektive Bands wie Mike Oldfield, Frank Zappa oder Camel, welche in einigen ihrer instrumental gehaltenen Kompositionen stets ein feines Händchen für filigrane Melodien im Spannungsfeld zwischen hypnotisierender Wiederholung des Grundthemas und künstlerischem Anspruch bewiesen haben. Wer es ausschliesslich hart und laut mag, lässt tunlichst seine Finger von dieser Scheibe, wer sich hingegen gerne hin und wieder in flauschige, musikalische Watte einpacken lässt, muss hier unbedingt mal reinhören.
Mirko B.  
Punkte:
7.0 von 10
ASHBRINGER – Absolution  (CD)
Prosthetic Records
Melodiös, ruhig, brutal. So beginnt der erste Song, welcher den gleichen Namen wie das neuste Album der vierköpfigen Band aus Minnesota, trägt. Ist ja eigentlich sonst genau mein Stil aber hier werde ich echt nicht warm damit. Weil ein Instrument ist so verdammt hoch und nicht genug sauber gespielt, dass es nicht mehr mit dem Rest harmoniert. Ich könnte heulen, denn ansonsten wäre es so toll! Im Allgemeinen setzt die Band eher auf die Instrumentals als auf Vocals und wenn der Schreigesang einsetzt, verleiht er dem Ganzen einen echt verzweifelten Touch. Die Melodien des Albus sind toll, sie haben viel Potential und Kraft jedoch ist es mir ein grosser Dorn im Auge, dass das Ganze einfach so `blurred` gespielt wird. Im Endeffekt erinnert es mich aus eine Mischung aus Saor und Insomnium, welche einfach nicht sauber gespielt wird. Obwohl die Klänge an sich gar nicht falsch sind, sie sind einfach so komisch gestimmt, dass sie nicht mehr miteinander harmonieren, vor allem das Keyboard und die Gitarre. Das deprimiert, denn in den Grundsätzen wäre ich ja eigentlich echt begeistert von dem Album. Möglicherweise wäre jemand anders aber total fasziniert davon, deshalb trotzdem eine Chance geben und mal reinhören…
Zoé  
Punkte:
7.0 von 10
DREAMSLAVE – Rest In Phantasy  (CD)
Massacre Records/Musikvertrieb
«Rest In Phantasy» (auch RIP genannt) ist das Debütalbum der Orchestral Metal Band Dreamslave aus Frankreich. Phu… Dreamslave liefert ein Werk an hoher Komplexität, an vielen epischen oder dramatischen Konstrukten und einer grossen Vielfalt. Gesanglich dominiert Frontwoman Elegy Emma mit ihrer Opernstimme, während Peter Gothilainen mit gutturalen Einlagen eine starke Abwechslung einbringt. Ihre Musik wird durch die dominanten symphonischen Begleitungen ausgezeichnet. Diese Kombinationen erinnern stark an den Stil Epicas mit zusätzlichen Einflüssen von Xandria, Leaves Eyes und Nightwish in ihren jungen Jahren. RIP ist eine Ansammlung an mehreren Kurzgeschichten, die sich auch in ihrer Musik stark voneinander unterscheiden und aus diversen Bereichen inspiriert wurden. «Pirate’s Anthem» beispielsweise hat seinen Ursprung bei «Pirates of the Caribbean», wobei die Melodien stark an Alestorm erinnern. Als Gegenpol steht beispielsweise «Wishes Of Revenge», welches ein orientalisches Motiv präsentiert. Die Songs variieren in sich und zeigen ein weites musikalisches Spektrum auf – von schleppenden Rhythmen bis zu Blastbeats, von sinnlichen, praktisch nur orchestralen Parts bis hin zu harten Gitarrenriffen und dumpfen, düsteren Melodien ist alles vorhanden. Emma variiert zwischen rockigen, eher tiefen und sehr hohen, dramatischen Gesangparts, welche jedoch mit der Zeit auch ziemlich nerven können… Allgemein muss hier gesagt werden, dass sie eine spezielle, durchaus starke, aber gewöhnungsbedürftige Stimme präsentiert. Dreamslave überrascht und empört zugleich mit einer bzw. zwei Überraschungen auf Rest In Phantasy. An fünfter Stelle wird ein kurzes Intro «Voices Of The Depth», welches in «Torments» an sechster Stelle überführt, geliefert, welches Mozarts «Dies Irae» aus seinem «Requiem in D» aufgreift, im Metal verarbeitet und weiterführt. Die noch grössere Überraschung steht an Platz neun mit «Angel Requiem», welches die «Königin der Nacht» von Mozarts «Zauberflöte» aufgreift. Somit versuchen sich Dreamslave an dem praktisch am schwierigsten zu singenden Stück überhaupt. Emma singt die höchsten Töne – nicht falsch, aber evtl. ist es doch eine Nummer zu gross für sie. Und meiner Meinung nach ist es schade, Mozarts Werke in einem solch grossen Ausmass aufzunehmen und zu verarbeiten, denn die Stücke sind im Originalen eine reine Perfektion. Im Allgemeinen ist es ein gutes, abwechslungsreiches Debutalbum, welches am Können der Franzosen definitiv nicht zweifeln lässt. Jedoch denke ich, dass die Band noch im Findungsprozess ist und würde wärmstens davon abraten, sich an grossen Klassikern zu versuchen, sondern lieber ihre eigenen Kompositionen zu fördern, denn diese sind fesselnd und qualitativ hochstehend.
Sina   
Punkte:
7.0 von 10
HEAT OF DAMAGE – Cataclysm
Sliptrick Records
“It’s a Long Way to Tipperary”, ein während des Ersten Weltkrieges bei den britischen Soldaten sehr populäres Lied (in der Schweiz bekannt unter dem Titel „’s isch e länge Wäg uf ds Guggershörnli“), eröffnet die zweite Veröffentlichung der Amis aus Sacramento, treffend begleitet vom charakteristischen Geräusch, das marschierende Soldaten erzeugen. Und schon bin ich in die Falle getappt, denn bei der offensichtlichen Kriegsthematik des Intros erwartete ich unweigerlich ein martialisches Thrash – oder Death Metal-Gewitter, das gnadenlos einem Trommelfeuer gleich alles in Grund und Boden hämmert, doch das war ein Trugschluss. In der darauf folgenden knappen Stunde wird man mit Modern Metal berieselt, der sich sehr deutlich im Trivium-Fahrwasser bewegt, tödlich präzise und sauber gespielt, kristallklar produziert und trotz aller Härte sehr emotionsbeladen. Aber immerhin verfügen Heat Of Damage noch über einen Bassisten, der mit seinen Growls und Screams den Härtefaktor ein Bisschen nach oben schraubt. Das ist auch bitter nötig, denn der hauptamtliche Sänger David Haug singt zwar absolut sauber und treffsicher, aber auch relativ brav. Was ich hier aber auch unbedingt erwähnen muss, ist das beinahe noch jugendliche Alter der Akteure, und spätestens da muss ich den vier Jungs ein Kränzchen winden. Tracks wie das eröffnende „Siegfrieds Last Bow“ oder das überlange „Voyage To The Highlands“, ein Instrumental in bester Metallica-Tradition, zeugen von einer erstaunlichen musikalischen Reife, welche Punkto Arrangement, Groove und technischer Umsetzung unbedingten Respekt verdient. Wer die heutigen In Flames besser findet als die alten und bei Trivium, Stone Sour, Sonic Syndicate oder Bullet For My Valentine regelmässig Adrenalinschübe erlebt, sollte eigentlich gefahrlos in diese Combo investieren können.
Mirko B.  
Punkte:
7.0 von 10
1782 – 1782   (LP)
Heavy Psych Sounds Records
Sardinien ist eigentlich eher bekannt für seine urige, schroffe Landschaft, für wunderschöne Strände, die noch nicht vollends von der Tourismusindustrie verschandelt worden sind, für die vielen Schafe und für eine Bevölkerung, deren lange Geschichte immer noch nicht ganz entschlüsselt worden ist, und die als sehr eigen gilt. In diesem Zusammenhang sollte ich vielleicht noch den Casu Marzu erwähnen, jenen überreifen, mit Fliegenmaden versetzten Schafskäse, der auf der Mittelmeerinsel seit jeher als Delikatesse gilt und dessen Produktion und Vertrieb 2005 nach dem EU-Lebensmittelrecht eigentlich verboten ist, was die sardischen Schafshirten und Käser natürlich nicht die Bohne interessiert. Passend zu diesem Mischprodukt aus Fermentierung und Verwesung (irgendwie muss ich die Kurve zur Musik ja noch kriegen) erreicht uns diesen Monat ein musikalischer Erguss aus Sardinien, der aus dem selben tiefschwarzen Loch gekrochen zu sein scheint, aus dem dereinst Truppen wie Saint Vitus, Pentagram, Electric Wizard und Sleep emporgestiegen sind. Hinter der Band mit dem ominösen Namen (im Jahr 1782 wurde Anna Göldi als angebliche Hexe in Glarus hingerichtet, europaweit eine der letzten legalen Hinrichtungen einer Hexe. Mit ihrer vollständigen Rehabilitation liessen sich die Glarner Behörden danach ganze 226 Jahre Zeit) stecken Marco Nieddu (Gesang, Gitarre, Bass) und Gabriele Fancellu (Schlagzeug, Backing Vocals). Ihren Doom würde ich eher als einen der einfacheren Sorte bezeichnen. Sehr rifflastig, auf jegliche Soli verzichtend aber dafür glücklicherweise nicht allzu schleppend gehen die beiden ans Tageswerk und schlagen sich dabei mal gut („Night Of Draculia“, „Black Sunday“), mal weniger gut („Oh Mary“). Für kurze Überraschungsmomente sorgen hingegen Tracks wie „The Spell Maleficium Vitae“ mit dem schön gespenstischen Chor an dessen Ende oder das instrumental gehaltene „1782“ mit dem plötzlichen, völlig überraschenden Einsatz von Orgelklängen. Für den obligatorischen Iommi – Moment sorgt schlussendlich Gabriele Fiori (Black Rainbows, Killer Boogie und ganz nebenbei noch Heavy Psych Sounds Records Labelchef) mit einem charakteristischen Gitarrensolo am Ende von „She Was A Witch“. Polarisieren wird zweifellos der durch Effekte völlig verfremdete Schiefgesang von Marco Nieddu. Da sind mir die Gastbeiträge von Raikinas Frontmann Alfredo Carboni (im bereits erwähnten Chor von „The Spell Maleficium Vitae“ und im abschliessenden Pink Floyd-Cover „Celestial Voices“ zu hören) dann doch lieber, diesbezüglich sollte das Duo definitiv nochmal über die Bücher. Fürs erste rettet sich die Band nicht schlecht aus der Affäre, aber dass da noch viel Luft nach oben ist, ist indiskutabel.
Mirko B.  
Punkte:
6.9 von 10
NEBULA - Holy Shit   (Re-Release LP)
Heavy Psych Sounds Records
Seit Anfang des letzten Jahres hat das LA – Powertrio dermassen viele Outtakes, Demoversionen und Re-Releases auf den Markt geworfen, dass man trotz der guten bis sehr guten Qualität der dargebotenen Heavy Psych / Stoner Rock-Schoten schon fast den Eindruck einer schleichenden Nebula – Übersättigung empfand. Jetzt, satte zehn Jahre nach ihrer letzten regulären Langrille „Heavy Psych“, rücken die Herren endlich wieder mal neues Material heraus. Nach dieser langen Auszeit stellt sich naturgemäss die Frage: Haben sie es noch drauf? Jein würde ich sagen. Die Trademarks, reichlich verdrogter, fuzzlastiger Desert Rock, kombiniert mit dem charakteristischen Schiefgesang von Mastermind Eddie Glass, sind noch da und sorgen für echte Highlight auf der Scheibe („Man’s Best Friend“, „Witching Hour“, „Let’s Get Lost“), aber insgesamt beschleicht mich die Befürchtung, dass bei der Truppe allmählich die Luft raus ist. Verglichen mit den Knallern auf den älteren Scheiben planscht die Band auf „Holy Shit“ des Öfteren in weitaus seichteren Gewässern, was den Kickass-Faktor immer wieder runterschraubt und der Energiebilanz des gesamten Albums nicht gerade zuträglich ist. Sicher, es wird Genrespezialisten geben, die mein eher zurückhaltendes Votum nicht im Geringsten werden nachvollziehen können, „Holy Shit“ hat an anderen Stellen bereits die ersten Lorbeerkränze verliehen bekommen. Und es wird in der Stoner / Desert-Community mehr als genug Fans geben, die sich auch für die etwas ruhigeren Gangart des sechsten Nebula-Albums werden begeistern können. Trotzdem hätte sich die Band wenigstens das eher dämliche Spaghetti-Western, Surf Guitar - Dings „Fistful Of Pills“ mit seinem verstörendem Dschingis Khan – Erinnerungsmoment („Hu! Ha!“) verkneifen können. Ich habe echt keine Ahnung, was uns eine Truppe dieses Formats damit sagen will.
Mirko B.
   
Punkte:
6.7 von 10
WORSHIPPER - Light In The Wire  (CD)
Tee Pee Records
Irgendwie erinnert mich der Sound von Worshipper an gewisse verdrogte Filme, welche prinzipiell einen künstlerischen Aspekt beinhalten, sonst aber nicht viel hergeben. Da würde diese Mucke sehr gut dazu passen. Oder eine Doku über bestimmte Bands in den 60ern... Anyway: Man spielt eine Art Retro Rock, mal etwas härter, mal etwas sanfter, aber ständig mit dieser 'zugedröhnten' Atmosphäre (besser kann ich es beim besten Willen nicht erklären), während der Sänger sich durch die Tracks säuselt, natürlich in den eher höheren stimmlichen Lagen. Gibt mir persönlich jetzt eher wenig, aber ich könnte mir vorstellen, dass es da draussen genug Leute gibt, die mit und durch die Mucke schweben wollen. Für Fans und Kenner.
Toby S. 
Punkte: 6.5 von 10
SIAMESE – Super Human  (CD)
Long Branch Records/Musikvertrieb
Pop/Metalcore-Crossover aus Dänemark: Poppige Melodien und metallige Gitarrenriffs werden hier zu einem durchwegs radiotauglichen Klangteppich verwoben. Die Skandinavier feierten mit ihrem Debüt «Shameless» weltweit grosse Erfolge und «Super Human» schlägt in die selbe Kerbe wie schon sein Vorgänger. Siamese haben sich nach eigenen Angaben hauptsächlich vom Pop und R‘n’B aus den Jahren 1998-2005 inspirieren lassen und wollten das mit Sound kombinieren der mehr «heavy» und tiefgängig ist. Das Ergebnis ist ziemlich aalglatter Metalcore, gepanscht mit dem typischen Kaugummi-Charakter moderner Popmusik. Sänger Mirza Radonjica-Bang hat eigentlich eine sehr angenehme, ansprechende Stimme - doch leider wird sie gnadenlos elektronisch «verbessert», bis sie kaum mehr zu unterscheiden ist von all den andern Popsternchen, die sich so in den Amerikanischen Charts tummeln… Kann man machen, muss man aber nicht. Alle Ecken und Kanten, alle Individualität die den Sound potentiell interessant machen könnte, wurde durch elektronische Filter fast bis zur Unkenntlichkeit abgeschliffen damit sie ins Schema X der Mainstream-Musik passt. Die Dänen recyclen munter bekannte und altvertraute Melodien und verpacken sie in ein fest geschnürtes Pop-Paket, dem sie zum Schluss noch den Stempel «heavy» aufdrücken. Ich finde es schade, dass so viel Fokus auf den Pop-Charakter gelegt wird, denn die Dänen haben durchaus ein paar spannende Ideen zu bieten. Auch enttäuschend ist die knappe Spielzeit des Silberlings: Die zehn Tracks kommen gemeinsam gerade mal auf 30 Minuten. Fazit: Schade, schade, schade. Die Dänen zeigen auf «Super Human» durchaus Talent und ein paar sehr interessante Ansätze, aber weil alles offenbar unbedingt radiotauglich und mainstreamkonform sein muss, kriegt das Gesamtpaket einen doch sehr generischen Charakter… Ich würde mir etwas mehr Mut zur Individualität wünschen!
Patricia H. 
Punkte: 6.3 von 10
VULTURE INDUSTRIES - Deeper (7" Single)
Dark Essence Records
Da könnte vielleicht etwas Grösseres nachkommen - diese EP lässt erahnen, zu was die Norweger fähig wären. Man müsste nur ein paar Kleinigkeiten abändern: Der Sänger müsste aufhören, so übertrieben theatralisch zu singen (das kriegt nur einer richtig hin: Allen B. Konstanz von The Vision Bleak), der Sound müsste etwas abwechslungsreicher sein, und bitte: Wenn man schon Bläser einbaut, welche an alte mexikanische Western erinnern, dann bitte konsequent durchziehen und das gesamte Thema anpassen. Das hat bisher leider auch nur eine Band geschafft: Ghoultown. Leider kann ich aus dieser EP (ein 'richtiger' Song plus eine Live-Aufnahme) nur erahnen, zu was die Band fähig wäre - schade, hoffen wir, dass ein nachfolgender LP-Release deutlicher zeigt, was Vulture Industries können.
Toby S. 
Punkte:
keine Wertung
LETHÜRBITCH – Into The Night  (CD)
High Roller Records/Musikvertrieb
Aus Amerika kommt Lethürbitch, welche sich selber als eine musikalische Schnittmengen aus Glam- und Speed-Metal sieht. Damit liegt der Fünfer gar nicht so falsch. Zumindest lässt es das Gitarrenduo Patrick Sandiford und Sebastian Silva bei «L.U.S.T.» gewaltig krachen. Wie auch Sänger Joel Stair der mit seinem sirenenartigen Gesang dem Hörer einiges abfordert. Mit einer kleinen Schlagseite zu Helstars James Rivera, ohne dessen Qualität zu erreichen, schreit sich der Shouter durch die sieben Tracks. Gute Ansätze («I Want What You Got») werden durch einen mittelmässigen Refrain torpediert, so dass Lethürbitch nie über ein gewisses Level kommt. Okay, wenn man Bitch (USA) als Einfluss nennt, wird man auch nicht über eine gewisse Qualität steigen… Es gibt viele jüngere Bands, die versuchen den alten, noch bestehenden Truppen am Stuhl zu sagen. Kaum eine schafft dies aber, weil einerseits das Musikbusiness keine Bands mehr aufbaut und andererseits die Combos selber keine Songs mehr schreiben, wie dies zum Beispiel W.A.S.P., Lizzy Borden oder Armored Saint mit ihren Debüt-Werken vollbrachten. So ein paar Stunden mehr im Proberaum und ein paar schlaflose Nächte zusätzlich, um an den Songideen zu basteln, das hätte auch Lethürbitch gut getan.
Tinu 
Punkte: 6.0 von 10
EMBRACE OF DISHARMONY - De Rervm Natvra  (CD)
My Kingdom Music
Alle guten Dinge sind drei, in den meisten Fälle auf jeden Fall, und so ist die italienische Band Embrace Of Disharmony mit ihrem dritten Album am Start. Als Intro kommt ein wirres Geschwafel aus den Boxen, das nachher in einen wilden Strudel von wirrer Musik übergeht. Schon jetzt ist mir klar, dass dieses Album alles andere als leichte Kost ist. "De Primordiis Rervm" geht es zügig ab und es folgt, wie aus dem Nichts, ein gefühlvoller Part, der von einer Sängerin gesungen wird. Hier werden so viele Zutaten verarbeitet, dass man nie genau weiss, wohin der Song noch führen soll. Gewisse Ähnlichkeiten mit den Landsleuten von Fleshgod Apocalypse sind natürlich rein zufällig! Disharmonisch geht es mit "De Motv Primordiorvm Rervm" weiter und die Sängerin singt leider so schief, dass es zu diesem konfusen Konstrukt irgendwie passt! Der elektronische Part macht die ganze Sache noch ungeniessbarer! Raumschiff Enterprise-mässig startet "De Infinitate Orbivm", bis das Klavier und die Gitarren das Zepter übernehmen. An Ideen mangelt es Embrace Of Disharmony keineswegs, aber hier wäre weniger definitiv mehr! Klassisch mit Klavier kommt "De Mortalitate Animae" aus den Boxen, und selten habe ich eine Sängerin so falsch singen gehört! Bekomme ich fürs Anhören und Aushalten Schmerzensgeld, Boss?! Dass Latein keine Metalsprache ist, beweist auch "De Pavore Mortiis", das sehr gemütlich anfängt und wieder vom Katzengejammer der Sängerin zerstört wird! Elektronisch und kombiniert mit schrecklichem Gejaule sind die Eckpfeiler von "De Captionibvs Amoris". Zum Schluss gibt es nochmal wirklich Schräges auf die Ohren mit "De Formatione Orbis"! Und nicht immer sind alle guten Dinge drei!
Roolf   
Punkte: 5.5 von 10
CAROUSEL KINGS - Plus Ultra
Victory Records
Pop-Punk mit Potential, aber ohne genügend Substanz erhalten wir von den Carousel Kings und, es tut mir leid, dies so sagen zu müssen, aber es ist wohl die Enttäuschung des Monats. Alle Ansätze stimmen, man könnte Vieles machen, denn man hört die Hingabe der Musiker, die leider zurückhaltend eingebauten Riffs lassen mich ahnen, dass da sehr viel mehr drinsteckt. Der Sound ist catchy und macht gute Laune, das möchte ich fairerweise betonen. Aber es klingt leider nicht nach einem energiegeladenen Konzert und schon gar nicht kann ich mich hineinfühlen. Diese Scheibe klingt für mich eher nach einer gesülzten Konzert-Szene an einem LA Strand in einem dieser billigen Teenie-Liebesfilme, die in der Traumfabrik am Laufband produziert werden. Der Sound qualifiziert sich fast in ein Guilty Pleasure-Repertoire, was aber leider nicht als Kompliment zu verstehen sein dürfte. Pluspunkte gibt es von mir aber dank der überzeugend vermittelten Gefühle. Die Jungs scheinen zu fühlen, was sie da spielen, auch wenn es nur gekonnt gespielt ist. Auch ist der Klang nicht unschön. Ein paar Lieder lassen mich gut gelaunt lächeln. Die Stimme des David Alexander hilft dem Album, ein paar Sympathiepunkte zu gewinnen. Als Gesamtes ist das Album aber sehr fade. Für Fans der ganz leichten Kost, vielleicht auch Rock-Neulinge könnte ich mir dieses Album als Probier-Material vorstellen. Leider nicht viel mehr. 38 Minuten Feelgood ohne Substanz. Schade! Aber vielleicht ist es auch der Fluch dieses Genres...
Mona   
Punkte: 4.5 von 10
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