Livereview: Pain Of Salvation - Anneke van Giersbergen - Artstíğir

18. April 2013, Pratteln - Z7
By Liane P.
Der Name Pain Of Salvation bedeutet übersetzt so viel wie "Schmerz der Erlösung" und stammt aus der Ideenkiste vom wohl wichtigsten Mann dieser Truppe: Daniel Gildenlöw. Damit wollte er eine Art Gleichgewicht der Gegensätze im Leben darstellen und wählte somit bereits 1991 diesen Bandnamen treffend. Die schwedische Prog-Formation Pain Of Salvation stand schon immer für musikalische Gegensätze, die extremer nicht sein könnten. Ganz zum Leid des einen oder anderen, der mit den letzten zwei Alben «Road Salt One&»/«Road Salt Two&» und den damit verbundenen Stimmungswechseln wie auch dem Austausch einiger Bandmitglieder gar nichts anfangen konnte. Mit dem aussergewöhnlichen Programm der aktuellen Akustik-Tour und erneutem Austausch von Bandkollegen, kam Herr Gildenlöw mit der Ex-The Gathering Sängerin Anneke van Giersbergen und den isländischen Klangzauberern Artstíğir zu Besuch ins Z7 oder sollte ich besser schreiben: Er lud uns alle ein, in sein stilvolles 70er-Jahre Wohnzimmer...

Pain Of Salvation - Anneke van Giersbergen - Artstíğir

...und brach die Tradition des klassischen Konzertablaufs mit Opener und Headliner. Die Musiker kooperierten und vermischten sich untereinander. Es fällt einem schwer, die Auftritte nach und nach zu beschreiben, denn es gab nur eine grosse Geschichte um diesen Abend: Jam Session bei Herrn Gildenlöw in der Bude. Die gesamte Bühne war als Wohnzimmer mit schicken cognacfarbenen Ledersesseln, Sofa, Tischen, Regalen und Schränken eingerichtet. Auch an die Pflanzen, die Kerzenhalter und sogar an die 70er-Jahre Tapeten hatte man gedacht. Diese wurden geschmückt mit einem Poster von Hendrix und Audrey Hepburn.

Daniel Gildenlöw kam durch die Tür herein und machte es sich erst mal in einem der Sessel bequem. Man hatte das Gefühl, ein Theaterstück zu besuchen. Er plauderte über die Einrichtung und verriet, dass er noch Gäste erwartete und da klingelte es auch schon an der Tür: Die Kollegen aus Reykjavík traten herein und nach einer kurzen Umarmung, gab es schon den ersten Leckerbissen: Gildenlöw singt «Road Salt», musikalisch unterstützt von Artstíğir, die danach ihre eigenen anspruchsvollen Songs im Stil von Kammer Musik Pop mit viel Chorgesang darboten. Ohne grosse Pause trat dann auch schon gleich die Ex-The Gathering Sängerin Anneke von Giersbergen in die gute Stube, die schon als Begleitung von Devin Townsend und Daniel Cavanagh (Anathema) bei Konzerten für Aufregung sorgte. Anneke präsentierte mit viel Charme und sympathischer Ausstrahlung eine Auswahl an Songs aus ihrer Künstlergeschichte, wie zum Beispiel «My Electricitiy&» (The Gathering) oder «Beautiful One&» (Aqua de Annique).

Auch beim Cover von Cindy Lauper's «Time After Time» überzeugte sie mit grossartiger Stimme. Diese Konzert-Review kurz und knackig zu halten, fällt extrem schwer. Es ist zu viel passiert auf der Bühne. Nach dreissig Minuten Pause traten dann Pain Of Salvation auf und schafften es, trotz akustischem Kleid, den Songs die querbeet aus der Geschichte der Band ausgesucht wurden, stellenweise eine gewisse Härte zu verleihen. Für das Füllen der Tränendrüsen sorgte das romantische, fast schon schnulzige Duett zwischen Daniel und Anneke. Begeistert hatte die Swing-, Reggae- und Jazz-Version von Dio's «Holy Diver» mit viel Witz und Abwechslung ging nach circa zweieinhalb Stunden ein wirklich unterhaltsamer Abend mit reichlich erstklassiger Musik zu Ende. Leider mit 250 Besuchern eher etwas schwach besucht. Warum es Leute gegeben hat, die unqualifiziert "spielt endlich mit Strom" dazwischen gerufen haben, kann ich nicht nachvollziehen, da in der Presse klar stand, was zu erwarten war: Eine Akustik-Darbietung eben! Ob die Songs auf der geplanten Akustik-Scheibe auch so cool rüber kommen? Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf!