Livereview: Porcupine Tree - Anathema
12. November 2007, Volkshaus Zürich
By El Muerte

Die Briten von Anathema bestiegen pünktlich um 20h00 die Bühne des Volkshaus, und begannen ihr 40-Minütiges Set soundtechnisch überraschend reduziert. Das Publikum tröpfelte darauf gemächlich von der Vorhalle in den Konzertsaal, weswegen auch etwa erst nach dem dritten Song eine ansprechende Stimmung aufkam. Obwohl Vincent Cavanagh's Gitarre bei den ersten Songs streikte, behielt die Band einen kühlen Kopf, und legte einen sympathischen aber auch routinierten Gig auf's Parkett. Vincent war klar das Zentrum des Geschehens auf der Bühne, Gitarrist David Cavanagh konnte durch saubere Backing-Vocals und charismatisches Entertainment aber zusätzliche Punkte abräumen. Die Band präsentierte nebst klassischen Gassenhauern auch ein neues Stück, und am Ende des sieben Songs umfassenden Sets griffen sie auf «Comfortably Numb» von Pink Floyd zurück. Ob dies eine gute Wahl war, darüber lässt sich zweifelsohne streiten - Aber Tatsache ist mitunter auch, dass Anathema als Support-Act nur bedingt funktionieren.. Das Publikum hatte aber durchaus seine Freude an dem Auftritt, und belohnte die Band mit entsprechend viel Applaus.

Porcupine Tree setzten die Messlatte von Beginn weg beängstigend hoch an, sie begannen ihr Set um 21h15 mit dem Titeltrack vom aktuellen Album «Fear Of A Blank Planet». Das Publikum schien nun endgültig aufgetaut zu sein, und feierte die Band gebührend ab. Steven Wilson liess sich dabei die Ehre nicht nehmen, der alleinige Dreh- und Angelpunkt der Show zu sein - Er führte sämtliche Kommunikation mit dem Publikum, sagte die Songs an, und dirigierte bisweilen auch die Mitmusiker. Gavin Harrison (Drums), Colin Edwin (Bass), Richard Barbieri (Keys & Synthies), und John Wesley (Gitarre & Backing-Vocals) agierten im Ausgleich dazu äusserst reserviert, aber nicht unsympatisch. Während Richard Barbieri die komplexesten Synthie-Arrangements an den Tag legte, schien vor allem Colin Edwin in einer anderen Welt zu schweben, und grinste über die folgenden zwei Stunden verschmitzt wie ein kleiner Junge. Auch klanglich konnten Porcupine Tree aus dem vollen Schöpfen, dank dem Soundanlagen-technisch überraschend gut aufgestockten Volkshaus wurde der Sound klar und druckvoll übertragen, lediglich die Synthies wummerten bisweilen etwas in den tieferen Bereichen. Die zwei Stunden flogen dann auch verdammt schnell vorbei, und die Band gab einen unglaublich umfassenden Querschnitt ihrer stilistischen Flexibilität zum Besten - Obwohl überraschend viel von der aktuellen Platte gespielt wurde, kamen auch Songs wie «Even Less» und «A Smart Kid» zum Zuge, was auch die Nostalgiker im Publikum freute. Mein persönlicher Höhepunkt war jedoch klar das 18-Minütige Meisterstück «Anesthetize» von der aktuellen Platte: Der Song setzte auch live klar Massstäbe, und Porcupine Tree schüttelten so quasi mal nebenbei ultraharte, Meshuggah-mässige Riff- & Taktspieleren aus den Ärmeln. Im Kontext dazu kam das Lautstark geforderte «Trains» überraschend intim rüber, vor allem weil Steven Wilson den Song im Alleingang auf der akkustischen Gitarre beendete. Als die Band dann am Ende des Zugabenblocks noch «Halo» von der letzten Platte «Deadwing» drauflegten, war das Publikum schon lange nicht mehr zu halten, und bescherte der Band verdienterweise minutenlangen Applaus.

An dieser Stelle bleibt eigentlich nur noch festzuhalten, dass auch die visuelle Seite von Porcupine Tree mittlerweile ein dominanteres Mass angenommen hat - wurde bei Songs von «In Absentia» und «Deadwing» noch auf die altgedienten Animationen zurückgegriffen, so kamen bei den neuen Stücken von «Fear Of A Blank Planet» teilweise verstörende Kurzfilme zum Zug, und bildeten so den Visuellen Gegenpunkt der Lyrics - Auch hier lässt sich also zweifelsfrei ein «Grandios» verteilen.

Setlist Porcupine Tree (Unvollständig!): Fear Of A Blank Planet, Sound Of Muzak, Lazarus, Anesthetize, Open Car, A Smart Kid, Way Out Of Here, Sleep Together, Trains, Even Less, Halo