Livereview: Rhapsody - Angel Dust - At Vance
1. April 2002   Z7
By Fränzy B.

Infolge Osterrückreiseverkehr gelangten wir erst Punkt 20 Uhr bei der Halle an. At Vance hatten ihr Set sogar schon begonnen. Sicherlich steckten noch viele Fans im Stau, aber immerhin hatte es doch eine ganze Menge hierher geschafft. Sie erlebten eine halbe Stunde gut vorgetragenen, eingängigen Power Metal mit einem sehr guten Sänger: Oliver Hartmann. Das Publikum zollte den Deutschen um den Gitarristen Olaf Lenk dann auch ansehnlichen Applaus.

Anderthalb Jahre ist es schon her, seit Angel Dust das letzte Mal im Z7 spielten (Super-Package mit Lefay vor einer mickrigen Handvoll Fans). Damals wie heute: ein mitreissender Auftritt, äusserst kraftvoll dargebracht, gerade auch dank Frontshouter Dirk Thurisch. Bei solchen Bands wie Angel Dust oder Brainstorm (erst noch im Januar auf hiesigen Brettern) weiss man, wofür der Ausdruck "Power Metal" steht: pure Energie, Wucht, Härte und eben Kraft, Power. Leider viel zu schnell vergingen die ihnen zur Verfügung stehende dreiviertel Stunde. Die Setliste konzentrierte sich auf Songs ihrer neusten CD "Of Human Bondage", immerhin zollten sie dennoch ihrer Vergangenheit mit "Nightmare", "Border of Reality" (beide aus gleichnamigem erstem Album), "Bleed" (vom zweiten Rundling) und dem mächtigen "Cross of Hatred" (aus "Enlighten the Darkness") Tribut.

Rhapsody beherrschen -im Gegensatz zu viele ihrer Nachahmer- die Vermischung von Heavy Metal mit Klassik perfekt. Das mag insbesondere an der klassischen Ausbildung von Bandchef Luca Turilli und Keyboarder Alex Staropoli liegen. Das bringt allerdings auch seine Nachteile für eine Rockband mit sich: wie soll die Umsetzung der Chöre und orchestralen Passagen auf der Bühne vor sich gehen? Man durfte auf den heutigen Auftritt gespannt sein (offenbar eröffneten sie in Pratteln ihre Tour). Letztes Mal, vor ziemlich genau zwei Jahren im Vorprogramm von Stratovarius, überzeugten sie nicht richtig; zu viel kam offensichtlich ab Tonband. Auch heute kamen die Chöre aus der Konserve. Aber dessen ungeachtet merkte man, dass hier eine richtige Band auf der Bühne stand, die richtige Musik spielt, und zwar live. Im Gegensatz zu den Platten gewannen einige ältere Titel an Härte. Rhapsody erzählen auf ihren CDs eine epische Fantasy-Saga. Eine wichtige Rolle darin spielt der Zauberer Aresius, dessen Maske man seit "Dawn of Victory" kennt. Leider mussten sie diese Figur zu Konzertbeginn und -Ende auf die Bühne bringen. Wie die Maske pathetisch redete, und dazu nicht mal den Mund bewegte, sah ziemlich lächerlich aus. Ansonsten wirkte die Kulisse sehr angenehm: angedeutete Burgmauern mit Fackeln davor, passend zum Fantasy-Image, aber ohne Übertreibung, dazu gab's einige Pyro-Effekte. Ob die Tänzerin, die etwa zweimal versteckt im Hintergrund auftreten durfte, überhaupt alle Fans bemerkten? Zum Glück versuchte die Band sich auch nicht mit irgendwelchen Ritterkostümen (Sänger Fabio Lione im einfachen schwarzen Shirt) und sonstigen Peinlichkeiten. Nein, im Vordergrund stand die Musik: ein Querschnitt durch ihre fünf CDs, die kürzlich erschienene EP, und die erst seit ein paar Tagen erhältliche, neueste CD miteingerechnet. Symphonischer, sehr abwechslungsreicher Heavy Metal vom Feinsten. Schade, dass nach gut einer Stunde der Hauptblock schon zu Ende war.  Der Zugabenteil dauerte zwar nochmals eine knappe halbe Stunde, beinhaltete aber nur zwei eigentliche Songs, daneben viel an Intros, und die ganze Abschluss-Szene mit eben jenem Magier. Das grösstenteils sehr junge Publikum applaudierte jedenfalls kräftig. Alles in allem trotzdem eine sehr positive Überraschung, ein tolles Konzert, das sicher manchen Nackenmuskelkater zur Folge hatte. Denn headbangen konnte man dazu perfekt!

Ein super Dreierpaket als Ostergeschenk!