Livereview: Saxon - Skid Row - Halcyon Way

19. November 2014, Pratteln – Z7
By Tinu
 
«Warriors Of The Road – World Tour. Featuring all the hits from the holy trinity Wheels Of Steel, Strong Arm Of The Law, Denim And Leather» Mit diesen Worten und der neuen DVD im Gepäck wurde die momentan laufende Saxon-Tour ins Leben gerufen. Was für die einen der heilige Gral bedeutet und zwar, dass die drei erwähnten Saxon-Werke im Mittelpunkt des Set stehen sollten, war für die anderen eher eine zwiespältige Angelegenheit. Im Bewusstsein, dass Saxon mehr als "nur" drei tolle Alben veröffentlichten, musste man wohl auf den einen oder anderen persönlichen Hit verzichten, so auch in Pratteln. Das Schöne war erneut, dass Saxon jedoch keinen Gig mit identischer Setliste spielten. Aber dadurch musste zumindest der Schreiber dieser Zeilen in Pratteln auf grandiose Tracks wie «The Great White Buffalo», «Forever Free» oder das allmächtige «The Thin Red Line» verzichten, welche an anderen Orten gespielt wurden. Trotzdem besiegelten die teils schon über der 60-Jahre Grenze liegenden Musiker, dass sie noch immer zu den besten Live-Truppen gehören und tonnenweise Hits, Riffs, Powerbeats und Mitsingspiele in den Reihen haben, um einen gelungen Abend zu kredenzen.

Gestartet wurde mit Halcyon Way, von denen ich nichts gesehen habe, da ich zu dieser Zeit noch mit Saxon-Basser Nibbs Carter ein Interview führte.

Skid Row
So begann der Konzertabend mit den ehemaligen Rock-Helden Skid Row, die in diesem Jahr schon zusammen mit Buckcherry das Z7 unsicher machten. Die ehemalige Skandaltruppe präsentierte sich der sehr gut gefüllten Halle bedeutend besser als noch vor knapp einem halben Jahr. Frischer, packender und auf ihre Hits bedacht, rockten Sänger Johnny Solinger, die beiden Gitarristen Dave «Snake» Sabo und Scott Hill sowie die Rhythmustruppe mit Bassist Rachel Bolan und Trommler Rob Hammersmith das Z7 in Grund und Boden. Okay, die Jungs waren in den Endachtzigern und Anfangsneunzigern auf der Bühne wilder. Aber wenn heute die Performance «ruhiger» ist, so machen dies die Jungs durch eine breite Soundwand wett. Johnny kann seinen Vorgänger Sebastian Bach sicher nicht immer vergessen machen. Gesanglich singt er heute aber besser als die Skandalnudel Bach. Johnny war immer bemüht das Publikum anzuheizen: «Are you shy? I can't fucking hear you!!!», oder «My friends from Switzerland. See my fist… Hey, hey, hey!» und schwitzte sich nach dem dritten Track schon mal die Kleider nass. Derweilen stand Scott mit seinen typischen «kranken» Mimiken auf der Bühne und heizte die eh schon gute Stimmung weiter an. Die Jungs spielen ihre Songs des Rock'n Roll zuliebe und hatten eine Menge Spass dabei. Skid Row werden immer an ihren beiden ersten Scheiben gemessen, welche von den Jungs mit dieser Hitdichte heute nie mehr wieder komponiert werden können. Die damalige Zeit und authentische Wildheit kann die Truppe heute in dieser Form nicht mehr neu in Töne ummünzen. Dazu hat sich zu viel verändert. Aber, der neue Track «We Are The Damned» beweist, dass die rotzige Art noch immer in den Adern des Fünfers lebt. Bedankt sich Rachel vor «Psycho Therapy» mit den Worten: «Thank you from the bottom of my heart for the last 25 years. If I see you all the peoples her, with the wonderful Iron Maiden, Judas Priest, Kiss, Skid Row and AC/DC shirts… I know, Rock'n Roll is still alive in Switzerland! Thank you for that», ist das mehr als nur ein Lippenbekenntnis von Mister Bolan. Skid Row haben an diesem Abend bewiesen, dass sie noch immer rocken können, ihre Hits noch immer jeden Saal zum Kochen bringen und mit «Youth Gone Wild» und «18 And Life» die jungen Fans zum Ausflippen und die alten zum nostalgischen Träumen bringen. Thanks for that!

Setliste: «Slave To The Grind» - «Piece Of Me» - «Let's Go» - «Big Guns» - «18 And Life» - «Thick Is The Skin» - «Psycho Therapy» - «Monkey Business» - «We Are The Damned» - «Youth Gone Wild».


Saxon
Man könnte meinen, dass nach einer solchen Vorstellung jeder Headliner das Weit suchen würde. Nicht aber so Saxon. Der Fünfer um Bandleader Peter «Biff» Byford spielte locker auf und startete als Intro mit dem AC/DC-Song «It's A Long Way To The Top». Danach ging es furios weiter mit lautem Motorengeräusch, «Motorcycle Man» und den legendären schrillen Pfiffen von Biff. Obwohl die Setliste im Schatten der allmächtigen Alben «Wheels Of Steel», «Strong Arm Of The Law» und «Denim And Leather» stehen sollte, stammte fast die Hälfte der Songs nicht aus diesen Alben. Biff ist trotz seiner 63 Jahre stimmlich noch immer auf der Höhe. Dies belegte auch der lange Scream bei «Solid Ball Of Rock», der allen Besuchern einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Er war der Antreiber auf der Bühne, der Zeremonienmeister, bei dem man sich aber oft Sorgen machte, ob das Bangen noch angebracht ist, oder Biff gleich sämtliche Knochen im Nacken brechen? Auch wenn mit der Zeit das Schütteln des Haupthaares (noch immer sehr lang) Takt sicherer und entspannter wurde… Gesanglich bot die lebende Legende eine tadellose Leistung. Alleine dafür muss man den Hut ziehen! Der absolute Aktivposten bleibt hingegen der weitaus jüngere Nibbs, der bangend auf der Bühne seine Runden zog und dabei oftmals seine Mitmusiker damit in Gefahr brachte, sie umzurennen. Der Sympathikus, der schon längere Zeit in Deutschland lebt, grinste und freute sich über die sehr lautstarken Reaktionen der Fans. Die Gitarrenfront mit Paul Quinn und Doug Scarratt feuerte zielsicher die Riffs der Gottesgaben «Crusader», «Wheels Of Steel», «Princess Of The Night» oder «I've Got To Rock (To Stay Alive)» in die Halle und überzeugte bei den solistischen Darbietungen. Speziell der instrumentale Part von «Frozen Rainbow» und das Doppelsolo von «Suzie Hold On» sprachen für sich. Der heimliche Held aller auf der Bühne stehenden Musiker bleibt aber Nigel Glockler. Ein absolut sympathischer, mit einem grossen Lausbubengen versehen Trommler, der trotz seinen 61 Jahren noch immer einen verdammten Groove und donnernde Beats in den Konzertsaal zu hämmern vermag. Alleine was der Gute mit seiner Doublebass Drum macht, können viele seiner jungen Nachahmer nicht nachahmen.

Die 35 Jahre Geburtstagsfeier von Saxon hatte neben einem unglaublichen Licht leider einen teils sehr Bass und Schlagzeug domminierenden Sound an gewissen Stellen im Z7. Das trübte für Wenige den Konzertgenuss. Ansonsten tauchten alle mit ein ins mystische blaue Licht bei «Lionheart», oder hüpften mit Biff im Kreis bei «I've Got To Rock (To Stay Alive)», oder liessen sich von der Drum-Power bei «Heavy Metal Thunder» plätten. Inwiefern ein Track wie «Suzie Hold On» (Zitat: «We never played before in this place») Sinn macht, oder man besser meine nicht gespielten Faves «Dallas 1pm» und «20'000 Ft» gespielt hätte, muss jeder für sich selber entscheiden. Fakt bleibt, dass Saxon in dieser Form kaum Konkurrenz haben und die 35 Jahre der Truppe kaum anzumerken sind. Dabei tauchte Biff in Erinnerungen ab, wie bei «And The Bands Played On» (Zitat: «We played this song first at a festival with all the other bands like Judas Priest, Rainbow, Saxon, Scorpions, April Wine, Riot and (lachend)… Fuck, I forget all the other bands»), oder das Publikum den Applaus von Biff nach «The Eagle Has Landed» zugesprochen bekommt (noch immer einer der mystischsten Tracks auf Erden) und die Fans lauter singen als Biff bei «To Hell And Back Again». Der Abend war ein einziger Siegeszug der Engländer. «Last night we played in Austria. Tomorrow we'll play in Munich. BUT tonight we play in fucking Switzerland!» Wie wahr, Saxon machten keine Gefangenen, rockten die Bude und liessen sich nach dem letzten Ton von «Denim And Leather» zu Recht feiern. They came, they saw, they conquer! Oder wie ein Song der Jungs schon immer prophezeite… WE CAME HERE TO ROCK!

Setliste: «Motorcycle Man» - «Sacrifice» - «Power And The Glory» - «Solid Ball Of Rock» - «Lionheart» - ««Strong Arm Of The Law» - «I've Got To Rock (To Stay Alive)» - «And The Bands Played On» - «Frozen Rainbow» - «Heavy Metal Thunder» - «Suzie Hold On» - «Demon Sweeny Todd» - «The Eagle Has Landed» - «To Hell And Back Again» - «747 (Strangers In The Night)» - «Crusader» - «Princess Of The Night» -- «Wheels Of Steel» - «Denim And Leather».