Livereview: Sepultura - The Sorrow - Roots Of Death
24. Februar 2009, Pratteln Z7
By André G.
Mit ihrem neuen, brutalen Silberling «A-Lex» im Gepäck wollen sie die alte Welt abermals zum Beben bringen. Auf dem neuen Album haben Sepultura die Story des Film «A Clockwork Orange» in ein neues, hartes und musikalisches Gewand gesteckt. Man durfte also gespannt sein, wie die Tracks live umgesetzt werden. Die zwei verbliebenen Originalmitglieder Paulo Jr. (b) und Andreas Kisser (g) sowie die zwei "Neuen" Derrick Green (v) und Jean Dolabella (d) bildeten zusammen schon immer eine klasse Liveband und würden die Besucher des heutigen Konzertes sicher nicht enttäuschen. Eröffnet wurde das abendliche Geballer im Z7 durch Roots Of Death (CH), gefolgt von The Sorrow (A).

Roots Of Death
Als Erstes waren die Jungspunde aus der Sonnenstube der Schweiz an der Reihe, die noch relativ leere Halle zu rocken. Die Tatsache, dass nicht besonders viele Zuschauer da waren, liess die Jungs ziemlich unbeeindruckt und so legten diese gleich mit aller Wucht los. Das energische Drum-Spiel von Sera trieb seine Kollegen vor sich an und drückte dem Ganzen seinen Stempel amtlich auf. Die Vocals von Kevin waren roh und hart, doch leider gingen diese zeitweise in der Power des Sounds unter. Technisch befanden sich die Tessiner auf einem sehr guten Niveau. Gerade die beiden Gitarristen Boris und Paolo wussten mit hektischen Läufen und flinken Soli zu gefallen. Von einer Band, die bereits mal in Wacken (2007) auf der Bühne stand, kann man das aber auch erwarten. Die Zuschauer in den ersten Reihen feierten mit der Band und liessen dazu ihre Matten wild fliegen. Roots Of Death gaben alles und waren ein guter Anheizer für die zwei nachfolgenden Bands. Sie bekamen sogar die Ehre, als Zugabe einen Song mehr zu spielen. Da offenbar weder eine Cover-Version einstudiert, noch ein neuer Song gespielt werden konnte, nahm man kurzerhand nochmals den ersten Song der Setlist. Ob das auch jeder gemerkt hatte? Seis drum, denn das death- und hardcoregetränkte Thrash-Gebräu schmeckte so oder so.

The Sorrow
Die Österreicher legten anschliessend mit ihrer Mischung aus Melodic Death und Metalcore mit Götheburger Touch ebenso heftig los. Sie wollten der Schweiz wohl zeigen, wie hart sie spielen können und legten gleich von Anfang an eine riesen Spielfreude an den Tag. Das neue Album «Origin Of Storm» ist seit Ende Februar draussen und trägt teilweise die Handschrift von Mercenary. In der Heimat kletterte die CD auf den respektablen Platz 25 der Charts! Angesichts dem oft recht groovigen Gebretter natürlich erfreulich, aber nicht zwingend zu erwarten. Die Rhythmus-Abteilung mit Dominik (d) und Tobi (b & Backing Vocals) spielte tight zusammen und legte damit die Richtung für die Gitarren, die im Doppelpack richtig fette Riffs in die Gehörgänge jagten, wuchtig vor. Der Sound ging von thrashig rau bis hin zu tiefen, druckvollen Death Riffs. Der Gesang hing, wie zuvor schon, manchmal einfach in den Seilen und liess die nötige Durchschlagskraft vermissen. Was diesem Bereich auch anzukreiden ist, ist, dass etwas die Akzente fehlen. Die melodischen Parts der Instrumentierung böten ansich die geforderte Substanz im Sound. Leider quittierten die Zuschauer die ansich gute und fette Leistung der Band mit wenig Beachtung und kaum Resonanz. Die ersten Reihen machten zwar mit, aber sonst gab es leider Anstandsapplaus, der der guten Performance eigentlich nicht gerecht wurde. An den diesjährigen «Metal Dayz» stehen The Sorrow übrigens auch im Billing! Mal sehen, wie es ihnen dann dort ergehen wird.

Sepultura
Seit 25 Jahren sind die Brasilianer eine feste Institution im Thrash/Death Sektor. Als Max Cavalera im Jahre 1997 die Band verliess und für ihn der grosse schwarze Mann Derrick Green kam, hatten viele Fans Bedenken, dass die Band fortan nicht mehr das bieten kann, für was sie lange Zeit standen. Aber dem war nicht so. Die aktuellen Sepultura zeigten wieder deutlich, dass sie immer noch eine Macht sind. Nach dem Intro plus Instrumentaleinlage stampfte Derrick auf die Stage und dann konnte es los gehen. Wenn man den Frontmann so anschaute, gab es nur eine Frage. Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann? Mit seiner Grösse und Statur, dazu der böse Blick, gepaart mit der Stimme..., so kam das Ganze recht brutal und angsteinflössend daher. Original Mitglied Andreas Kisser entlockte seiner Klampfe derart imposante Riffs und flinke Soli, als ginge es darum, die Gehörgänge zu vernichten. Der neue Mann hinter der Schiessbude wusste auch mit hartem, auf den Punkt gespieltem Drum zu überzeugen. Bei gewissen Parts wurde er von Derrick unterstützt. Der hatte eine einzelne Tom auf der Bühne und konnte dort drauf hämmern. Die Band wurde auch vom ersten Riff an gut abgefeiert und man merkte, dass die Zuschauer in der mittlerweile gut gefüllten Halle nur auf sie gewartet hatten. Songtechnisch lag das Hauptaugenmerk mehrheitlich auf ihren neuen Tonträger «A-LEX», aber sonst gab es einen Querschnitt durch das Schaffen der letzten 25 Jahre. Da waren Songs vertreten, die von den Fans per Internet ausgewählt wurden und auch sonst waren Bandklassiker wie «Arise», «Chaos A.D.» und natürlich als Rausschmeisser «Roots Bloody Roots» auf der Setlist zu finden. Die Brasilianer haben den rauen Thrash/Death der Anfangstage zwar etwas abgelegt und kommen treibender und groovender daher. Aber sie haben immer noch die nötige Kraft und Gewalt, die Nackenmuskeln zu mobilisieren. Was leider die Freude am Gig schmälerte, war die Tatsache, dass der Sound-Mix in der Halle nicht wirklich das Wahre war. Insbesondere der Bass wummerte und übertönte den Rest stark. Dadurch verschwanden der Gesang oder auch die Gitarren zeitweise etwas im Einheitsbrei. Den Fans hatte es augenscheinlich trotzdem gefallen und waren auch bis zum letzten Song mit Begeisterung dabei. Mit dem richtigen Sound wäre dieses Konzert zum absoluten Siegeszug geworden. Auch wenn die Stimmen betreffend einer Reunion noch nicht verstummt sind, fragt man sich: "Braucht die Metalwelt das überhaupt?" In diesem Sinne verbleibe ich mit einem weinenden wie lachenden Auge.