Livereview: Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators - Bishop Gunn

07. März 2019, Zürich – Samsung Hall
Text & Pics by Oliver H.
In der Samsung Hall demonstrierte Gitarrenvirtuose Slash gemeinsam mit Myles Kennedy & The Conspirators sowie der Unterstützung von Bishop Gunn, warum er auch ohne seine überlebensgrosse Hauptband (wenn man das überhaupt noch sagen kann) zu den grössten Stars am Hardrock-Himmel zählt. Die komplett ausverkaufte Samsung Hall erlebte an diesem Abend ein Gitarrengewitter der Extraklasse!

Eröffnet wurde das Spektakel musikalisch durch die US-amerikanische Band Bishop Gunn, die dem Publikum mit einer Mischung aus R'n'R, Soul und Blues einheizten. Nach dem gelungenen Auftakt und einem kurzen Intro betraten aber schliesslich die Hauptakteure des Abends die Bühne. Slash gemeinsam mit Alter Bridge-Frontmann Myles Kennedy und seiner The Conspirators genannten Begleitband, die aus grossartigen Musikern, wie dem Drummer Brent Fitz (Drummer von Theorie Of A Deadman, Alice Cooper), Bassist Todd Kerns (Age Of Electric, Sin City Sinners) und Rhythmusgitarrist Frank Sidoris (verliess die Band The Cap, um mit Slash zu spielen) besteht. Slash und Co. liessen sich nicht lange lumpen und packten mit dem Opener «The Call Of The Wild» von ihrer neuen Platte gleich das erste Hardrockbrett aus. Die Messlatte in Sachen Intensität war damit zwar sehr hoch gelegt, doch das Quintett auf der Bühne schaffte es bei seinem gut zweistündigen Auftritt mühelos, den selbstgesetzten Energielevel aufrecht zu erhalten. Einzig der Tonmensch schwächelte zwischenzeitlich etwas, zumindest wenn man Gast in den hinteren Reihen der Halle war. In Dübendorf lieferte Myles Kennedy an der Seite von Slash eine deutlich überzeugende Gesangsleistung ab, die von den drei Mitmusikern bestens unterstützt wurde. Beim Alter Bridge-Frontmann sass jeder Ton – und dennoch war er sich nicht zu schade, bei der Nummer wie dem ursprünglich von Lemmy intonierten «Doctor Alibi» in den Hintergrund zu treten und dem Conspirators-Tieftöner Todd Kerns das Mikrofon zu überlassen. Und ja, die zusammengewürfelte Truppe hat es sich in der Samsung Hall nicht leicht gemacht. Bei all den herumgeisternden Guns n' Roses-Shirts wären etliche ihrer Hits in die Setliste einzustreuen wohl der einfachste Weg gewesen. Aber wer sich auf eine abgespeckte "Gunners"-Party gefreut hatte, der wurde an diesem Event enttäuscht. Denn genau dies tat der Meistergitarrist nicht. Bis auf «Nightrain» spielten Slash & Co. lediglich Material, das sie seit 2010 gemeinsam aufgenommen haben – und der Mut gab ihnen schliesslich Recht. Zu den Highlights zählten klar «Mind Your Manners» sowie der Titelsong der Conspirators-Platte «World On Fire». Das melodisch wie bluesig daherkommende «The Great Pretender» wusste aber ebenfalls zu überzeugen. Die Interaktionen zwischen Band und Publikum kochten stimmungsmässig über, und von der anfänglichen Zurückhaltung beider Parteien war am Schluss des Gigs nichts mehr zu spüren. Mit Standing-Ovations auf der Tribüne und lautstarken "Zugabe"-Rufen wurden Slash, Myles Kennedy & The Conspirators vom Publikum der Samsung Hall verabschiedet. Es war ein absolut grandioser Auftritt und eine Spitzenleistung von allen Beteiligten. Ob die vielen Dinosaurierfiguren auf den Verstärkern ein Hinweis auf die "Dinosaurier" auf der Bühne hätten sein sollen? Das bleibt wohl ein Geheimnis. Wenn das Quintett aber die nächsten Jahre noch so weitermacht, dann muss sich niemand vor ihrem Aussterben fürchten. Es war ein fabelhafter Hardrockabend!

Setliste: «The Call Of The Wild» «Halo» «Standing In The Sun» «Ghost» «Back From Cali» «My Antidote» «Serve You Right» «Boulevard Of Broken Hearts» «Shadow Life» «We’re All Gonna Die» «Doctor Alibi» «The One You Loved Is Gone» «Wicked Stone» «Mind Your Manners» «Driving Rain» «By The Sword» «Nighttrain» «Starlight» «You’re A Lie» «World On Fire» Zugaben: «Avalon» «Anastasia»