Livereview: Soilwork - Dark Tranquillity - Sonic Syndicate
17. Oktober 2007, AbaRt Club Zürich
By El Muerte
Soilwork, Dark Tranquillity, Chimaira und ein internationaler Aufsteiger zusammen auf Tour: Ziemlich fett. Einziger Schweizer Zwischenhalt der Tour im Zürcher Abart: weniger fett. Nicht dass mir das jemand in den falschen Hals kriegt, das Abart hat seinen Reiz - Aber diese Bands hätten eigentlich Grösseres verdient, und gerade Dark Tranquillity und Soilwork gehören weniger ins Umfeld der Bands, die im eher zeitgenössisch orientierten Zürich ein und aus gehen. Nichtsdestotrotz war der Event recht schnell ausverkauft, obwohl der Wechsel in der Headliner-Position (Chimaira wurden wegen andauernden Albumaufnahmen durch Caliban ersetzt) für einige gerechtfertigte Fragezeichen sorgte.

Sonic Syndicate
Da der Event zeitlich arg begrenzt war, stiegen die sechs Schweden von Sonic Syndicate schon um 19h40 auf die Bühne. Die vier Mucker und die beiden Frontmänner konnten in diesem Jahr bereits für einigen Wirbel sorgen, nebst strategisch geschickt platzierten (und bisweilen auch recht penetranten) Werbekampagnen, erhielten sie für Newcomer-Verhältnisse bisher überraschend gute Live-Kritiken, unter anderem auch für ihren Auftritt am Wacken Open Air. Dennoch war ich ziemlich überrascht, als sich die jüngeren Fans um mich herum als äusserst textsicher erwiesen, und lautstark in die eingänigen Melodien einsetzten. Überhaupt setzte die Band grundsätzlich auf simple und direkte Strukturen, und lieferte so eine solide Grundlage für das sichtlich begeisterte Publikum. Man könnte sich jetzt durchaus fragen, ob das Emo-Gepinsle im Gesicht des Gitarristen, oder die Emo-Frisuren allgemein für Zustimmung im Metal-Sektor sorgen wird - aber an der ordentlichen Performance gibt's nichts zu rütteln. Knapp dreissig Minuten steht der Sechser auf der Bühne, es wird ordentlich gebangt & gepost, die Songs knallen, und vor allem die Vocals sitzen: Definitiv ein solider Einstand.

Dark Tranquillity
Dass Grössen wie Dark Tranquillity bereits als zweiter Act eines Abends auf die Bretter müssen, wurde im Vorfeld nicht von allen goutiert - leider kämpft die Band schon seit Jahren gegen ihren Status als ewige Zweite, und daran wird sich in naher Zukunft wahrscheinlich auch nichts ändern. Mikael Stanne und seinen Mannen schien das allerdings herzlichst egal zu sein - als Dart Tranquillity um 20h45 nach einem kurzen Intro die Bühne enternten, warf sich der Fronter gleich in seine besten Posen und steckte mit Hilfe seines breiten Lächelns auch gleich die Trophäe des Herzensbrechers des Abends ein. Obwohl auch der Rest der Band überaus spielfreudig und gut gelaunt in Erscheinung trat, konnte doch keiner dem Frontmann das Wasser reichen - die Fans frassen ihm förmlich aus der Hand. Die dargebotenen Songs stammten hauptsächlich von den letzten beiden Alben. Klarer Fall, ein Set mit etwas mehr Dauer als die vorgesehenen 35 Minuten hätte für etwas mehr Abwechslung gesorgt - Aber die Fans zeigten sich auch so äusserst zufrieden.

Soilwork
Soilwork hingegen durften ein paar Minuten länger auf der Bühne stehen, wovon aber auch jede Sekunde ausgereizt wurde. Björn «Speed» Strid und seine Mannen sind nun schon eine Weile als hervorragende Live-Band bekannt, aber der Gig im Abart überraschte selbst mich - Die Band scheint eine neue Stufe erreicht zu haben, die Musiker hämmerten sich verdammt tight durch's Set, während vor allem Björn durch unglaublich flexible und kräftige Vocals punkten konnte. Drummer Dirk Verbeuren gab sich gewohnt introvertiert und konzentriert (Er trug ein Shirt der Schweizer Band Sybreed), Ola Frenning (Bass) war erneut der Dreh- und Angelpunkt einiger gekonnt platzierten Gags, aber was die Präsenz angeht, so war auch hier Vokalist Björn das Mass aller Dinge. Vom ersten Song an stürmte er auf das Publikum los, stützte sich auf den Köpfen der vorderen Reihen ab, suchte immer wieder Augenkontakt, und animierte die Fans zum Mitsingen, was dementsprechend auch aus überraschend vielen Kehlen erwiedert wurde - Soilwork sind über die Jahre hinweg weit über den Status «Untergrund-Phänomen» hinaus gewachsen, auch wenn es bei ihnen etwas länger gedauert hat, als bei ihren Kumpels von In Flames. Die Band liess nur die ersten beiden Alben aussen vor, ansonsten wurde mindestens je ein Song von allen Platten gespielt - Höhepunkte waren dabei nebst der erstaunlich gut funktionierenden neuen Single «Exile» auch die beiden Songs «Nerve» und «Stabbing The Drama» vom vorherigen gleichnamigen Album - Der Publikumsgesang toppte hier klar die Gänsehautgrenze. Soilwork schafften es zudem, die Fans zu einem kleinen Circlepit hinzureissen, was im Abart doch eher eine problematische Aktion darstellt. Rein schon aufgrund der Thermometer-Resultate dürften Soilwork als Gewinner des bisherigen Abends ausgehen, die akkustischen Messergebnise waren quasi nur das Tüpfchen auf dem I.

Setlist Soilwork: Bastard Chain, As We Speak, One With The Flies, Follow The Hollow, Rejection Role, Stabbing The Drama, Exile, Nerve

Kurz darauf musste ich mich leider auf den Weg machen, um den letzten Zug Richtung Fribourg zu erwischen - Der Bericht über Caliban fällt also an dieser Stelle aus.