Livereview: Soulfly - Roots Of Death - Pigskin
26. Mai 2010, Zürich - Dynamo (Saal)
By Rockslave
Kurz vor unserem Metal Factory Festival in Dietikon, das heisst drei Tage zuvor, führte mich meine Wenigkeit noch nach Zürich ins Dynamo. Im grossen Saal oben waren Soulfly zu Gast, die ihr brandneues Album «Omen» mit im Gepäck hatten. Das glänzt abermals mit der bewährten Mischung aus pfeilschnellen Thrash-Granaten und göttlichen Riff-Walzen. Auch wenn die von vielen (Alt-) Fans herbei gesehnte Sepultura Reunion, das heisst im alten Lineup, immer noch nicht vom Tisch ist, füllen Soulfly diese Lücke schon seit Jahren fast gleichwertig aus. Das liegt in erster Linie natürlich am unverkennbaren Gesang von Mastermind Max Cavalera. Der Rest der Truppe, der heute unter dem Namen Sepultura zwar durchaus aktiv ist, kann den früheren Zeiten das Wasser jedoch nie und nimmer reichen. Zu eigenständig und kompakt wurde einem die Mucke um die Lauscher geblasen. Über diese Eigenheit verfügten auch die beiden Support-Bands des heutigen Abends, zu denen die Schweizer Combos Pigskin und Roots Of Death gehörten, die das Publikum schon mal ordentlich auf Touren brachten.

Pigskin

Die fünfköpfige Band aus dem Kanton Schwyz existiert schon ein paar Jahre, nämlich seit 1997. Bewegte man sich früher eher im Bereich Hardcore/Crossover, kommen nun vermehrt thrashige Elemente zum Einsatz. Pigskin liessen sich heute Abend nicht lange bitten und ballerten nach dem Intro mit dem Opener «Before I Die» gleich den ersten Wutklumpen ins Publikum. Beste Voraussetzungen also, um den Saal bald zum Kochen zu bringen. Spätestens bei «153 Divisions (Kill The First)» war der Zapfen ab und der Moshpit schon ansehnlich. Da es keinen Fotograben hatte, bekam ich das entsprechend zu spüren. Das hiess für mich also, die "Gefahrenzone" möglichst schnell wieder verlassen zu können. Aus der sicheren Distanz hörte sich das Ganze dann nicht minder heftig an! Die beiden Gitarristen lieferten eine überaus fette und klampfen-mässig runter gestimme Soundwand, bei der die Soli allerdings etwas untergingen. Man merkte jedoch gut, dass hier Musiker am Werk waren, die technisch ordentlich was auf dem Kasten hatten. Die thrashige Mucke kam sehr kompakt daher und mir persönlich gefiel nur der etwas zu fest am Metalcore hängende Gesang nicht so. Sonst war diese erste Darbietung des Abends eigentlich ohne grösseren Makel und heizte den ohnehin schon warmen Saal merklich weiter auf! Den aufmunternden Schlussapplaus nach einer halben Stunde Spielzeit hatte man sich dabei redlich verdient.

Setliste: «Intro» - «Before I Die» - «Order Of Domination» - «153 Divisions (Kill The First)» - «Blood Wave» - «Run Down» - «Facing Me» - «The Never Ending Black».

Roots Of Death
Nach der tadellosen Vorstellung von Pigskin war es nun an Roots Of Death, den nächsten Sargnagel einzuschlagen. Auch diese Schweizer Truppe hat mittlerweile ein paar Jährchen auf dem Buckel und verfügte ebenso über die technischen Qualitäten, um solch einen brachialen Sound entsprechend töfte rüber bringen zu können. Stilistisch waren hier auch noch Elemente aus der Death Metal Ecke zu vernehmen. Auch hier startete die Show mit einem Intro, gefolgt vom Opener «Stained Generation». Im Set befanden sich auch ein paar neue Tracks vom Album «Dirty Mankind Collapse», das anfangs Mai erschienen ist. Da die Band noch etwas heftiger zu Werke ging als ihre Vorgänger, war der Zuspruch im Publikum, das jetzt optisch klar zugenommen hatte, recht gut. In entsprechende Stimmung vesetzt, war es für Sänger Kevin dann ein leichtes Unterfangen, die Fans physisch in zwei Lager zu trennen und eine kleinere «Wall Of Death» anzuzetteln. Ich selber brauche das nicht, aber was mich immer wieder wütend macht, sind die paar Dünnbrettbohrer unter den "Fans", die der grösstenteils friedlich abfeiernden Meute ihren hirnrissigen wie schwachsinnigen Pogo aufdrängen und dazu nicht selten auch die Ellbögen voll ausfahren. Muss man sich wirklich blutige Köpfe einfangen lassen, wenn man doch bloss Spass haben will?!! Na ja..., es war schon schlimmer, aber dennoch. Was die optische Stimmung ausmachte, war es zuvor von der Lightshow her besser, das heisst jetzt ziemlich eintönig. Was hingegen positiv auffiel, war der weitestgehend rauchfreie Saal, was angesichts der Hitze wirklich angenehm war, auch für die Musiker, sprich vor allem den Sänger. Die zweite halbe Stunde verstrich ebenso schnell wie vorher und war geprägt von einem überzeugenden Auftritt der heimischen Musikszene.

Setliste: «Intro» - «Stained Generation» - «Forsake It» - «Dirty Diamond Mankind» - «Untitled Portrait» - «The Quester» - «Brutal Uniform» - «Spin The Black Circle».

Soulfly
Eines gleich vorweg: Ich habe Soulfly in den letzten Jahren bereits ein paar Mal live gesehen und wurde bisher noch nie enttäuscht! Auch der Beginn der heutigen Headliner-Show mit einem brutal fetten Sound liess auf das nächste Highlight schliessen. Das sah der mittlerweile optisch gut gefüllte Saal auch so, denn der Mob ging von Anfang ab wie ein Zäpfchen. Dies nicht zuletzt, weil Mastermind Max Cavalera den Circle Pit verbal umgehend herauf beschwor. Ein genauerer Blick hin zum Bandboss offenbarte allerdings weniger Erfreu-licheres. Zum einen hat der gute Max deutlich sichtbar an Leibesfülle zugelegt und zum andern schien er ziemlich müde zu sein, da er seine Augen beim "Singen" praktisch immer geschlossen hatte. Seine Kollegen wirkten da offensichtlich um einiges frischer und legten ihrem Chef einen hammermässigen Sound-teppich hin. Allen voran liess Gitarrist Marc Rizzo einmal mehr sein kongeniales Spiel aufblitzen und trug diesmal nicht, wie oft oder fast immer das komische, kleine Rucksäcklein auf dem Rücken. Joe Nunez bediente (s)ein optisch karges Schlagzeug, aber was er da an Groove erzeugte, war von einer anderen Welt und wurde von Bassist Bobby Burns druckvoll ergänzt. Wie die beiden Support-Bands zuvor, hatten auch Soulfly entsprechende Intros am Start, respektive gleich deren drei, denen als Opener «Blood Fire War Hate» (vom letzten Album «Conquer») und danach «Prophecy» und «Into The Primitive» folgten. Es wurde somit verschiedenen Bandphasen gehuldigt, nur die CD «Dark Ages» (2005) blieb aussen vor. Daneben gab es natürlich, wie immer zum Glück und Freude der Alt-Fans, ein paar Sepultura Perlen aus der Vergangenheit wie «Refuse/Resist», «Troops Of Doom» und das unverwüstliche «Roots Bloody Roots» abzufeiern, das stets gegen Ende des Sets gespielt wird und deshalb im Zugabenteil untergebracht war. Doch bevor es soweit war, folgte nach «Porrada» die schon fast obligate Tribal-Drum Einlage und mitten im Set zum Excel Cover-Song «Your Life, My Life» setzte sich dann unerwartet Igor, der jüngere Sohn von Max (der den gleichen Vornamen wie sein Bruder trägt - MF), anstelle von Joe Nunez ans Drum und spielte wacker auf! Auf der limitierten Ausgabe von «Omen» steht letzterer Song auch drauf, plus eine weitere "Cover-Version" von «Refuse/Resist», die Zyon, der ältere Sohn eingetrommelt hat. Für Szenen-Nachwuchs aus dem Hause Cavalera ist somit gesorgt! Als «Eye For An Eye» als letzter Song des Abends ausgeklungen war, zeigte die Uhr erst eine Spielzeit von 70 Minuten an. Ein etwas (zu) kurzes Gastspiel als Headliner, aber gemessen an der Intensität des Konzertes und der infernalisch heissen Innentemperatur im Dynamo-Saal war das frühzeitige Ende eine Ernüchterung wie Erlösung gleichermassen.

Setliste: «Intro/Blood Fire War Hate» - «Intro/Prophecy» - «Intro/Into The Primitive» - «Seek'n'Strike» - «Jeffrey Dahmer» - «Mars/Fire» - «Refuse/Resist» - «Doom» - «Last Of The Mohicans/Walk» - «Porrada/Drums» - «Your Life, My Life» - «Troops Of Doom» - «Unleash» -- «Rise Of The Fallen» - «Roots Bloody Roots» - «Jumpdafuckup» - «Eye For An Eye».