Livereview: Souls Revival - Vandercash

13. Oktober 2017, Lenzburg – Met-Bar
By Rockslave
Überall dort, wo der Basler Gianni Pontillo seinen hammermässigen Gesang einbringt, entsteht schlicht und einfach geiler Sound! Das fing vor langer Zeit mit Pure Yeast an, fand mit Pure Inc. die konsequente Fortsetzung und The Order setzten noch einen oben drauf. Das Sahnehäubchen folgt jedoch mit der neuen Band Souls Revival, wo es eigentlich wieder zurück zu den Anfängen geht, respektive bewährte Rhythmus-Elemente der Vergangenheit einfliessen. Diese Roots wiederum werden mit der Leichtigkeit und dem Spass des spontanen Musikmachens zusammengebracht. Was letztlich resultiert, ist an sich simpler Rock, der jedoch nur so vor Authentizität sprüht und für die Band wie sein Publikum höchsten musikalischen Genuss generiert. Nach dem sackstarken Debüt «Lost My Way» (2015), das speziell bei den mittlerweile wieder zahlreichen Freunden des Vinyls für pure audiophile Glücksgefühle sorgte, ging der Zweitling «straight2tape - Session One» noch einen Schritt weiter: «The Ultimate Live-Recording straight from Mic to Tape, no editing, no overdubbing!». Heute Abend wurde in der Met-Bar die LP-Taufe abgehalten, begleitet vom Support-Act Vandercash.

Vandercash

Ich musste mir zuerst die Augen reiben und echt zweimal auf das Backdrop schauen, damit ich den Bandnamen richtig las, um vermeintlich mit „Vandercrash“ nicht daneben zu liegen. Ebenso kamen mir kurzerhand die leider längst verblichenen Vanderbuyst aus den Niederlanden in den Sinn. Soweit, so gut. Von Vandercash hatte ich zuvor freilich noch nie was gehört. Das kann gut und schlecht zugleich sein, aber allen Unkenrufen zum Trotz, ist die Perfor-mance auf der Bühne entscheidend. Kaum stand die Truppe darauf, war es dann aber so, dass ausser dem wirklich exzellenten Drummer Chrigu Traussnig und der durchaus fähigen Saitenfraktion mit Gitarrist Donny Eberli und Bassist Clem (der wie der Zwillingsbruder der leider viel zu früh verstorbenen Celtic Frost Legende Martin Stricker alias Martin Eric Ain aussah) ein entscheidendes Merkmal fehlte! Die Rede ist von einem ausdrucksstarken Frontmann, und das war Tony Scevola, ohne ihn als Menschen zu diskreditieren, beileibe nicht. Was auf der Studioscheibe soweit noch knapp in Ordnung geht, fiel in der Live-Version völlig ab. Nebst der Aura einer Valiumtablette bezüglich Stageacting und Draht zum Publikum war Tony‘s Gesang, gelinde ausgedrückt, inexistent. Da war einfach nichts…, kein Druck und absolut keine Variabilität. Dazu kommt die emotionslose Stimmfarbe des Gesangs, die sich ziemlich limitiert zeigte. Ausserdem würde der Sound mit einem Rhythmus-Gitarristen wesentlich fetter daher kommen. Aufgrund von älteren Fotos auf der offiziellen Bandhomepage, wo mitunter fünf Musiker zu sehen sind, hat das Line-Up der Aargauer Band offenbar zum Schlechten hin geändert. Der grundsätzlich nicht sonderlich spektakuläre oder gar harte Rocksound offenbarte zwischendurch zwar den einen oder anderen musikalischen Lichtblick, doch insgesamt war bei Vandercash deutlich mehr Schatten als Licht auszumachen. Das wirkte sich entsprechend auf das eh spärlich aufmarschierte Publikum aus, dem ausser ausgesprochen zaghaftem Anstandsapplaus nicht mehr zu entlocken war. Daran vermochte selbst die überlange Spieldauer (als Support) von gegen einer Stunde (!) nichts mehr daran zu rütteln!

Setliste: «Meat On My Bones» - «Obsessed» - «Small Town» - «Remember Those Days» - «Dying Day» - «Vandercash» - «Swinging On Your Feet» - «Wasteland» - «Pride» - «Empty Highway» - «Flushing Meadow» - «Left Is On The Right» - «Playing Hard Times» - «Come Around».


Souls Revival
Mit dem Headliner stand danach ein anderes Kaliber auf der Bühne, und es war meine erste livehaftige Begegnung mit Souls Revival überhaupt! Nachdem es mir zeitlich nicht vergönnt war, das Line-Up der Debüt-Scheibe mit Gianni Pontillo (v), Stefan Schroff (g), Luca Leombruni (b) und Flavio Mezzodi (d) zu sehen wie anzuhören, freute ich mich umso mehr auf Souls Revival 2.0, und dies nicht zuletzt auch wegen der verstärkten Sechssaiter-Abteilung. Mit Sandro Pellegrini an der zweiten Gitarre hielt nämlich nicht nur ein Top-Gitarrist in die Band Einzug. Vielmehr ist nun so zu sagen, zusammen mit Kumpel Gianni, die Hälfte von Pure Inc. wiederbelebt worden, was sich unweigerlich auf die Setliste auswirken sollte. Der Fokus des mit Spannung erwarteten Auftrittes, der gleichzeitig die Plattentaufe markierte, stand natürlich auf dem neuen Material von Souls Revival. Hat man bei nur einem Album Mühe, einen ganzen Set mit eigenen Songs zu bestreiten, standen nun Ausschnitte aus zwei Longplayern zur Wahl. Den Auftakt machte der Album-Opener «Dog In A Bathtub», und der Hund in der Badewanne legte gleich von null auf hundert los. Getragen von Giannis prägnanten Vocals rockte die ganze Band locker drauf los und lieferte eine entfesselte Darbietung ab. So wurden, wie zum Beispiel bei «Get Off» und «Return Of», coole und ruhige Parts eingestreut, ehe die Rock-Maschine wieder angeworfen wurde. Gitarrist Sandro legte sich dabei als Vollblut-Musiker wieder so wie zu seinen besten Pure Inc. Zeiten ins Zeug und ergänzt sich offensichtlich bestens mit Sidekick Stefan, der im Verlauf des Konzertes einige feinste Hammer-Soli vom Stapel liess.

Einmal richtig warm gespielt, groovte sich der Fünfer durch einen geilen Querschnitt der bisherigen Disko-graphie, zu dem sich der agile Frontmann absolut keine Blösse gab. Die Rhythm-Section mit dem neuen Tieftöner-Crack Yannick Schmidt, seines Zeichens auch noch Sänger und Gitarrist bei Black Mount Rise (Bassist Tevfik Kuyas, der das Album miteingespielt hat, ist nicht mehr dabei) und Drummer Marc Friedrich gaben zumindest optisch die „Youngsters“ der Band ab, und was das Duo an unabdingbar benötigter Power in diesem Bereich erzeugte, war schlicht grandios. Das Zusammenspiel aller Protagonisten war eh ein Augen- und Ohrenschmaus der Extraklasse. Da Souls Revival mit ihrem Können längst bewiesen haben, dass es nicht darauf ankommt, wo sie spielen, lässt noch auf viele weitere stimmige Auftritte und Alben hoffen. Gab es bei «Lost My Way» noch drei offizielle Formate (Digital, CD und Vinyl), gibt es für «straight2tape - Session One» nur noch deren zwei, das heisst keine CDs mehr! Dies entspricht dem gegenwärtigen Trend der sinkenden Tonträger-Verkäufe, doch der Titelzusatz «Session One» lässt hoffnungsvoll erahnen, dass diese Reihe über kurz oder lang weitergeführt wird. Das Sahnehäubchen, neben der an sich ohne grossen Firlefanz, aber mit Jacky und Ivy Wolfisberg als Studiogäste der Aufnahmen und vor Ort spontan ausgerufene Taufpaten, würdig begangenen LP-Taufe, war aber klar der Pure Inc. Klassiker «Fear My Eyes», wofür Mr. Pellegrini fast zu wenig Platz auf der Met-Bar Bühne zur Verfügung hatte. Auf den Jahreswechsel hin wird das Quintett übrigens eine kleine Tour in…, aufgepasst…, Russland (!) spielen und im neuen Jahr weiterführen, was zuvor angerissen wurde.

Setliste: «Dog In A Bathtub» - «Lie To Me» - «The Real Motherfucker» - «Something's Gotta Change» - «Lost My Way» - «Get Off» - «Return Of» - «Ocean / My Riverbed» - «Set Me Free» - «High Diary Of A Suicidal Man» - «Raise Hell» - «Fear My Eyes» - «Wonderful Life» -- «Sorry».