Livereview: Status Quo - WTG
21. März 2003
By Rockslave
Auf dieses Konzert hatte ich mich schon lange gefreut! Obwohl Status Quo die Schweiz in den letzten Jahren vor allem auf diversen Open-Air's beehrten, liegt meine letzte Begegung mit ihnen schon fast zwanzig Jahre (!) zurück. Damals, also 1984, hiess die Tour "End of the road" und man musste echt befürchten, die Jungs nie wieder live spielen sehen zu können. Glücklicherweise hielten sie sich jedoch nicht daran und blieben ihren immer noch sehr zahlreichen Fans bis heute erhalten. Mit dem aktuellen Album "Heavy traffic" von letztem Jahr kam nach ein paar seichteren Scheiben wieder mal ein Teil heraus, das erstaunlich frisch und rockig ausgefallen ist. Grund genug um zu erfahren, wie das wohl auf der Bühne umgesetzt wird. Die Nachricht, dass das Konzert von Zürich den Stempel "Sold out" bekam, wunderte mich dann aber doch etwas. Vor ein paar Jahren hätte man dies für kaum noch möglich gehalten. Im Fotograben an vorderster Front stehend, bekam ich mit, wie fit der Altherren-Club noch zu sein scheint. Bevor der Boogie-Rock jedoch in den Halle geblasen wurde, kam das aus drei Generationen bestehende Publikum in den Genuss einer besonderen Support-Performance, die man so kaum erwartet hätte. Hier die Details dazu:

WTG (Who's That Girl)
Als das Licht ausging erschien das Duo mit lediglich je einer Akustik-Gitarre ausgestattet auf der Bühne und alle werden sich dann wohl gefragt haben, was das denn nun werden sollte. Ich befürchtete schon das Schlimmste, denn das Schweizer Publikum bringt es auch in einem gefüllten Hallenstadion locker fertig, dass kaum Emotionen geweckt werden. Chris und ihr Begleiter Ralf legten zuerst etwas gedämpft los, steigerten sich aber permanent mit jedem Song, den sie intonierten. Die Cover-Versionen der Beatles, Crowded House, Chuck Berry oder Tina Turner wurden immer lauter beklatscht. Beide Vollblutmusiker, die so schon seit 1998 unterwegs sind, boten eine tolle Show ohne irgend welchen Show-Firlefanz. Die Gitarren wurden dabei absolut fehlerfrei und kräftig gespielt. Selten gesehen und gehört sowas. Der Oberhammer folgt dann aber gegen den Schluss, als Chris die immer besser mitgehenden Fans mit zwei furiosen Versionen von Tina Turner's "River deep, mountain high" und "Nutbush City limits" zu schierer Begeisterung trieb. Einfach klasse wenn man sieht und erleben darf, wie wenig es eigentlich braucht, um 12'000 Leute bestens unterhalten zu können. Wer mehr über das sehr talentierte Duo (das auch eigenes Material geschrieben hat) erfahren möchte, klinkt sich bei www.whosthatgirl.de ein.

Nach einer Umbaupause von knapp einer halben Stunde ging die Bühnenbeleuchtung zum zweiten Mal an diesem Abend aus und leitete einen Event der Superlative ein. Status Quo Anno 2003 vor ausverkauftem Haus? Ja, es war kein Traum, sondern Wirklichkeit. Die Bühne, über undStatusquo03a.jpg (17878 Byte) über mit weissen Amp's bestückt, war bereit, den "Altherren-Club" zu empfangen. Und dann ging es los! Unter ordentlichem Jubel wurde der Opener "Caroline" angestimmt und die Party nahm ihren Anfang. Logo, dass natürlich das Gründer-Duo Rossi/Parfitt dabei im Zentrum stand, aber die restlichen Bandmitglieder, ausser Drummer Matthew Letley (der Jeff Rich ersetzte), gehören auch schon eine ganze Weile zur Band. Für meine Begriffe sah vor allem Rick Parfitt trotz seiner fünf (!) Bypässe sehr "fit" aus, wie man das auch immer interpretieren will. Von Beginn weg in Bewegung, haute er seine drei "Standard-Akkorde" unentwegt in die Saiten und zelebrierte zusammen mit Mastermind Francis Rossi den unnachahmlichen Quo-Sound. Nach "The wanderer" und "Something 'bout you baby" folgte mit "Don't waste my time" der nächste Ur-Klassiker, gefolgt von den ebenso legendären Smashern "4500 times" und "Rain".

Das Publikum ging immer besser mit und der Geräuschpegel wurde zeitweilen so laut, dass der etwas zu leise Sound glatt davon verschluckt wurde! Wer das nicht selber vor Ort erlebt hat, kann sich das kaum vorstellen! Die vier neuen Songs "All stand up (never say never)", "Solid gold", "Heavy traffic" und "Creepin' up on you" kamen sehr frisch daher und unterstrichen, dass das neue Album tatsächlich noch Akzente setzen kann. Nach einem der unweigerlichen, aber unterhaltenden Medley wurde langsam, aber stetig das Schlussdrittel in Angriff genommen. Und nun stand die Halle Kopf! Der Uralt-Heuler "Gerdundula" (auf "Dog of two head" von 1971) wurde frenetisch abgefeiert und ebnete den Weg für einen Knaller nach dem anderen. Mittlerweile hatte der Knöpfchendreher endlich die Lautstärke ein wenig angehoben. Somit kamen die alten Schoten der Marke "Big fat mama", "Roll over lay down", "Down down", "Whatever you want" und "Rockin' all over the world" echt fett daher und verwandelten das Hallenstadion in ein wahres Tollhaus.

Der Zugabenteil wurde, von der offiziellen Set-Liste abweichend, mit weiteren Medley's von unvergessenen Gassenhauern wie "Bye bye Johnny" veredelt. Im Nu waren dann knapp zwei Stunden schon vorüber und das Konzert, obwohl irgendwie zu abrupt, leider bereits vorbei. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass dieser Auftritt für Schweizer Verhältnisse sehr ansprechend war und die Band gezeigt hat, was für grandiose Songs sie der Welt hinterlassen hat und dass "The end of the road" wohl bis auf Weiteres vertagt wird! Im Sommer werden Status Quo übrigens auf dem Heitern oben in Zofingen wiederum in der Schweiz auftreten. Wer an diesem Abend nicht dabei war, kriegt also nochmals eine Chance, don't miss it!