Livereview: Threshold - Serenity - Spheric Universe Experience
01. November 2009, Pratteln Z7
By Roger W.
Nur 10 Konzerte beinhaltete die “Essence Of Progression (EoP)“-Tour 2009. Umso schöner natürlich, wenn eines davon bei uns in Pratteln stattfand. Mal mehr, dann weniger und nochmals viel mehr Metal der progressiven Stilrichtung stand auf diesem Abend auf dem Programm. Als Headliner fungierten die Briten Threshold, die zusammen mit ihrem „Wiedersänger“ Damian Wilson ein zweistündiges Programm hinlegten. Zusammen mit den Österreichern Serenity und Spheric Universe Experience aus Frankreich schafften sie es leider nicht, mehr als 200 Nasen ins Z7 zu bewegen. Man darf darüber spekulieren, ob dieser geringe Zuspruch am Bekanntheitsgrad der Bands oder dem aktuellen Konzert-Overkill, verbunden mit der Wirtschaftskrise liegt. Tatsache ist, dass sämtliche Gruppen auf beachtlichem Niveau musizierten und so die Konzertgänger für den sonntäglichen Trip in den Metalltempel mehr als belohnt wurden.

Spheric Universe Experience

Wenn auf der Homepage vom Z7 „Konzertbeginn 19.30 Uhr” steht, tut man meist besser daran, rechtzeitig vor Ort zu sein. Vor allem wenn man sich gerne alle Vorbands anhören möchten. Dass hier mit 19.30 Uhr der Beginn eines allgemeinen Werbespots für Nuclear Bands gemeint war, verwirrte dann aber schon ein bisschen. Allerdings kam man so in den Genuss der neusten Videoclips der Labelbands. Und mal abgesehen davon, war die Halle eine halbe Stunde später um 20.00 Uhr deutlich voller. Beste Bedingungen also für das Spheric Universe Experience. Der französische Fünfköpfer legte dann auch engagiert los, und konnte mit seinem progressiven Metal mehr als Achtungs-Applaus einheimsen. Abwechslungsreich gestaltete, eher sperrige Lieder, erzeugten eine angenehme Atmosphäre. Das Publikum durfte immer wieder mal mitklatschen, was das Dauergrinsen von Bassist John Drai noch weiter zementierte. Überhaupt wirkte die Truppe ziemlich entspannt und routiniert. Ein paar charmante Ansagen hätten allerdings nicht geschadet und auch an den hohen Tönen darf Sänger Franck Garcia noch ein wenig schleifen. Zu dünn wirkten sie noch. Einen nachhaltigen, musikalischen Eindruck konnten Spheric Universe Experience aber kaum hinterlassen. Ihr Prog-Metal ist schlicht noch zu sperrig, um beim ersten Hören direkt ins Ohr zu gehen. Die hohe Kunst der Verbindung zwischen musikalischem Anspruch und Eingängigkeit beherrschen Spheric Universe Experience also noch nicht. Dafür kennen sie ihre Instrumente bestens und schleuderten feine Licks und Melodien von der Bühne. Die Franzosen empfahlen sich deshalb mit ihrem Auftritt für die weitere Beobachtung der Bandentwicklung.

Serenity
Was Spheric Univers Experience an Eingängigkeit fehlte, machten die Österreicher Serenity mehr als wett. Die Jungs, welche musikalisch in Richtung Kamelot tendieren, gaben mächtig Gas und konnten wohl einige Fans für sich gewinnen. Als einzige Band des Abends, die zwar progressive Elemente in ihren Sound integriert, die man aber trotzdem nicht als Prog Metal bezeichnen kann, sorgten sie für Abwechslung an diesem Abend. „Wir freuen uns, hier in unserem Nachbarland Gast sein zu dürfen“, strahlte Sänger Georg Neuhauser. Sofort forderte er das Publikum auf, den zwischen der ersten und der zweiten Publikumsreihe entstandenen Graben zu schliessen. Das Metalvolk folgte zögerlich aber bestimmt. Richtig schön warm ums Herz wurde es einem bei der Ballade „Fairytales“. Hier konnte der Sänger gleich zeigen, was in ihm steckt, und das ist viel. Weiter ging es mit dem schnellen „Sheltered (By The Obscure)“. Wer bis vor dem Konzert gedacht hatte, dass es sich bei Serenity um eine weitere überflüssige Symphonic Metal-Band handle, wurde eines Besseren belehrt. Serenity sind mindestens live eine Macht für sich. Die Band wirkt sehr herzlich und erzeugte damit eine angenehm positive Stimmung im Publikum. Bleibt nur zu hoffen, dass Serenity möglichst bald auf einer Tour aufspringen können, die mehr Leute zieht. Das Threshold-Publikum wäre sicher wieder dabei.

Threshold
Der Abend gehörte aber schliesslich doch dem Headliner Threshold, der den Fans genau das gab, was sie wollten: Zwei Stunden progressiven Metal ohne störende Egotrips. Das heisst, anstelle von langen Schlagzeug-, Gitarren-, Bass- oder Triangel-Soli gab es „nur“ Songs zu hören. Threshold wirkten dadurch sehr kompakt und als richtige Einheit, deren man die Spielfreude gut ansehen konnte. Begleitet wurden die Briten durch schlichte Video-Einspielungen, die nur zum Konzertbeginn nervös wirkten. Hier wurden die Alben-Covers und Bandfotos der Threshold-Geschichte gezeigt, bevor mit „Consume To Live“ ein wahrer Prog-Sturm losgetreten wurde. Threshold freuten sich sichtlich hier zu sein. Sänger Damian Wilson kommunizierte während den Ansagen immer wieder mit dem Publikum, hielt auch mal kurz das Mikrofon hin oder suchte die physische Nähe zum Publikum. Nämlich dann, wenn er über den Fotograben zwischen den Fans hindurch lief, dabei sang und mitunter auch fast unsere beiden Metal Factory Gesandten über den Haufen rannte. Berücksichtigt wurden vor allem die Alben der letzten 10 Jahre, wobei das immer noch aktuelle Album „Dead Reckoning“ von 2007 mit vier Songs besonders stark berücksichtigt wurde. Der Gesang ist dabei natürlich reine Geschmackssache. Allerdings klingen in meine Ohren gerade die Stücke von „Dead Reckoning“ von Damian Wilson gesungen um Einiges intensiver und eingängiger als vom damaligen Shouter Andrew McDermott. „Smile At The Moon“ wurde im Z7 von Damian als Lieblingssong angekündigt, und tatsächlich entwickelte dieser mit seinem ruhigen Beginn und starken Schluss eine unglaublich starke Stimmung. Die nachfolgenden „Art Of Reason“, „Long Way Home“, „Pilot In The Sky Of Dreams“ und “Slipstream“ konnten davon profitieren und beendeten das reguläre Programm des Abends. Damit aber noch nicht genug, denn bei „Mission Profile“ und schliesslich „Paradox“ vom allerersten Album „Wounded Land“ wurden nochmals alle Register gezogen. Die Briten beendeten einen denkwürdigen Prog-Abend, nach dem wohl jeder ein bis zwei Songs auf dem Nachhauseweg durch den Regen mitgesummt hat.

Setliste: Consume To Live, Fighting The Breath, Stop Dead, Part Of The Chaos, Avalon, One Degree Down, Critical Mass, Smile At The Moon, Art Of Reason, Long Way Home, Pilot In The Sky Of Dreams, Slipstream, Mission Profile, Paradox.