Livereview: Thunder - Heaven's Basement
01. März 2009, Pratteln Z7
By Rockslave (rsl) & Roger W. (rog) - All Pics by Rockslave
Eigentlich wäre ja eitel Freude angesagt gewesen, wenn so ein Szene-Juwel wie die britischen Kult-Rocker Thunder aufmarschieren. Diesmal war es aber etwas anders, denn im Vorfeld wurde bereits vermeldet, dass Sänger Danny Bowes und seine Jungs nach dieser Tour getrennte Wege gehen werden. Somit war klar, dass man diesen Schweizer Auftritt als gestandener Hardrock-Fan keinesfalls links liegen lassen durfte. Natürlich gibt es die "never say never" Devise, doch es kann plötzlich definitiv zu spät sein und dann hilft alles jammern nichts mehr. Warum sich Thunder abermals trennen, ist nicht eindeutig belegt, aber es gibt genug Gründe, warum man es halt dann eines Tages doch tut. Darum war jeder Fan gut beraten, wenn er heute Abend im Z7 anwesend war, um seine Helden nochmals (ein letztes Mal?) livehaftig geniessen zu können. Ein wahrer Genuss sollten auch Heaven's Basement als Support sein, doch das war im Voraus nicht zwingend zu erahnen und darum geriet die Überraschung dann umso grösser.

Heaven's Basement
Die nächste Rock'n'Roll-Generation ist da! Und zwar nicht nur in Form von Airbourne und den legitimen Led Zeppelin-Nachfolgern The Answer (bist du dir da ganz sicher Roger? Hör dir mal The Parlor Mob an! rsl), sondern nun auch in den jungen Briten Heaven's Basement. Musikalisch ordnen sich diese etwa zwischen den beiden eingangs erwähnten Bands ein und zocken einen dreckigen RocknRoll-Heavy Metal, der mich dezent an Mötley Crüe erinnert. Und was die fünf Jungs mit Namen Richie Hevanz (v), Sid Glover (lg), Jonny Rocker (rg), Chris Rivers (d) und Rob Randell (b) da im Vorprogramm von Thunder vom Stapel liessen, hätte eigentlich zu ehrfürchtigem Geniessen führen sollen, endete aber schliesslich in wildem Mitfeiern. Bereits vom ersten Song weg waren Heaven's Basement "brandgefährlich", headbangten wie verrückt und stachelten das Publikum zum Klatschen und Mitsingen an. Dieses nahm diese Aufforderung gerne an und feierte von Beginn weg heftig mit. Selten habe ich eine Vorband dermassen willig gesehen, einfach Vollgas zu geben. Aber nicht nur optisch überzeugten die Insulaner, sondern auch musikalisch. Songs wie «Can't Let Go», «Reign On My Parade» oder das ruhige «Such Is Life» verfügten über das gewisse Etwas, ohne wie die Kopie einer Kopie zu wirken. Ein Teil des vorgetragenen Materials ist auf einem debütmässigen 6-Tracker oder besser Appetizer verewigt, den man sich nach dem Konzert günstig am Merch-Stand krallen konnte. So war es dann auch kein Wunder, dass Heavens Basement nach rund 35 viel zu schnell vergangenen Minuten unter tobendem Applaus von der Bühne gingen. Die Briten hatten ihre Mission definitiv erfüllt und einen bleibenden Eindruck hinterlassen! Bleibt schwer zu hoffen, dass man diese Hammer-Band bald wieder zu Gesicht bekommen wird! (rog)

Thunder
Irgendwie fühlte sich dieser Moment etwa gleich beschissen an wie im Dezember 2007, als sich Michael Sadler mit letzten Konzerten bei Saga vom Acker machte. Nur mit dem Unterschied, dass die Kanadier mit einem neuen Sänger (Rob Moratti) weiter machen und Thunder aber ernsthaft gedenken, die Flinte nach dem ersten Split von 1999 (nun definitiv?) ins Korn zu werfen. Das ist in mehrfacher Hinsicht schade, denn altgediente Profibands aus der Hardrock Ecke wie Magnum, Y&T, Great White oder Tesla erfreuen sich immer noch grosser Beliebtheit. Gross heisst dabei nicht in der Dimension von Fussballstadien, sondern eher Locations wie dem Z7, wo bei ausverkauftem Haus 1'500 Fans auch für ordentlichen Lärm sorgen können. Sold out war es heute (leider) zwar längst nicht, aber einige Hundertschaften sorgten dennoch mindestens für das Gefühl, dass gebührend Abschied gefeiert werden kann. Mein persönlicher Berührungspunkt mit den Briten war eigentlich viele Jahre lang nur das zweite Album «Laughing On Judgement Day» von 1992. Erst später kamen einzelne weitere Scheiben dazu, darunter auch ein heute gesuchter wie legendärer CD-Bootleg mit dem Titel «Shelter From The Storm», der auf der «Laughing...-Tour» (wahrscheinlich in Donington) mitgeschnitten wurde. Wer da drauf den Anfang von «Backstreet Symphony» hört und keine Gänsehaut kriegt, ist emotional lebloser als ein vermoderter Fisch. Nebst den stets voll bratenden Gitarren von Luke Morley und Ben Matthews ist es vor allem die Hammer-Stimme von Danny Bowes, die den Sound von Thunder massgeblich geprägt hat. Und dieser Mister Bowes, der sich altersmässig auch im Bereich von etwa 50 herum bewegen muss, machte einen total fitten Eindruck. Gleich wie auf der CD, machte heute Abend (nach «Thunderstruck» von AC/DC als eine Art Intro) natürlich wiederum «Backstreet Symphony» den Anfang, und was für einen! Vor der ersten Sekunde an loderte das Feuer im Gebälk und hinterliess nichts als verbrannte Erde. Mit «On The Radio» und «Miracle Man» (kein Ozzy-Cover!) folgten dann zwei Songs des neuen Albums «Bang!», das bereits letztes Jahr erschienen ist und vorläufig den Status als bislang letztes Studio-Album trägt. «Low Life In High Places» als eine der besten Szene Halbballaden überhaupt, markierte nur einen der unzähligen Höhepunkte an diesem wunderbaren Konzert-Abend. Die Band spielte tight wie Sau und Danny Bowes sang einfach göttlich! Was wollte man da noch mehr? So freuten sich die mittlerweile doch gut 500 Leute über einen musikalischen Streifzug der Extraklasse durch die grandiose Karriere von Thunder. Da trennte sich wieder einmal die Spreu vom Weizen und liess wohl manchen der im Saal anwesenden Musiker in Ehrfurcht erstarren. Man merkt einfach sofort, wenn die ganze Chose auf den Punkt gespielt wird und sich die Musiker untereinander blind verständigen können. Es wäre noch interessant gewesen zu wissen, welche Gedanken (wenn überhaupt) in den Köpfen rumschwirrten, wenn man sieht, wie das Publikum praktisch jeden Song abfeiert. Dazu brauchten die Briten nur ihre Instrumente plus den Gesang "sprechen" zu lassen und verzichteten dabei auf jeglichen Firlefanz auf der Bühne. Kurz vor Schluss gab es den Zusammenschluss beider Bands des Abends auf der Bühne. Gemeinsam wurde (anstatt «Higher Ground») der Spencer Davis Group Hit «Gimme Some Lovin'» runter gezockt. Wenn es das nach knappen zwei Stunden Spielzeit nun also gewesen sein sollte, dann bleibt am Schluss (nebst der Hoffnung, die bekanntlich zuletzt stirbt!) nur der Dank für das musikalische Vermächtnis, das uns Thunder hinterlassen haben.

Setlist (Original): «Backstreet Symphony» - «On The Radio» - «Miracle Man» - «Low Life In High Places» - «The Devil Made Me Do It» - «Empty» - «Dirty Dream» - «Love Walked In» - «Stormwater» - «Can't Keep A Good Man Down» - «Don't Wait For Me» - «I Love You More Than Rock'n'Roll» -- «River Of Pain» - «Higher Ground»* - «Dirty Love». *«Gimme Some Lovin'» wurde anstelle von «Higher Ground» gespielt.