Livereview: Whitesnake - Shakra
5. Juni 2006, Zürich Volkhaus
By Rockslave
Das Pfingstwochenende 2006 hatte es wahrlich in sich. Nachdem das Volkshaus in Zürich in der letzten Zeit eher weniger hard & heavy Bands auf der Bühne stehen hatte, kam es nun ganz fett daher! Den Anfang machten Motörhead am Tag zuvor vor ausverkaufter Kulisse und von jetzt an genau eine Woche später werden gar noch Def Leppard aufmarschieren! Was die Gastspiele der weissen Schlange an diesem Ort angeht, so musste ich tief in meinen Ordnern kramen, um mindestens ein Datum aus der Vergangenheit zu finden: 20. April 1981! Vor also nicht weniger als einem Vierteljahrhundert war Herr Coverdale schon mal da..., Wahnsinn! Zwei Jahre später, genauer am 31. August 1983 marschierte die Besetzung Coverdale, Lord, Moody, Powell (R.I.P.), Galley und Hodgkinson in Basel (St. Jakob Halle) auf. Hach Gottchen..., waren das noch Zeiten! Damals wie heute war, respektive ist der Ex-Deep Purple David Coverdale nachwievor das Herzstück von Whitesnake. Mittlerweile auch ennet der 50, hat der charismatische Shouter 2003 den Karren anlässlich des 25-jährigen Band-Jubiläums (livemässig) wieder angestossen und gibt so der jüngeren Generation die einmalige Chance, sich noch selber ein Bild eines ehemaligen Rock-Giganten machen zu können. Als Support fungierten Shakra, die dem Vernehmen nach an diesem Abend ihren allerersten Auftritt (!) in diesem geschichtsträchtigen Konzert-Tempel absolvierten.

Shakra
Ihr letztes Studio-Werk "Fall" hat die Fan-Gemeinde definitiv in zwei Lager geteilt, die zur neuen Ausrichtung oder Weiterentwicklung der Band entweder ein "Hui" oder "Pfui" zu Protokoll geben. Persönlich liege ich etwa in der goldenen Mitte, glaube aber je länger je mehr nicht mehr daran, dass diese Rakete eines Tages wirklich noch nachhaltig abheben wird. Das ist aber nix Neues aus meinem Munde und bloss (m)eine Meinung. Dennoch gewinnen die neuen Songs nach mehrmaligem Anhören laufend an Profil, ohne jedoch die ganze Klasse der älteren Songs zu erreichen. Fakt ist aber, dass die Emmentaler jeden Tempel rocken können und das passierte auch heute Abend. Das Publikum brauchte allerdings schon etwas Zeit, um wenigstens mittelprächtig auf Touren zu kommen. Mark Fox schien derweil gut drauf zu sein und auch der Rest der Band wirkte zumindest motiviert, allen voran natürlich das Duo Muster/Linder, das unermüdlich für Bewegung sorgte. In den zur Verfügung stehenden 45 Minuten wurden bis auf das Debüt-Album alle weiteren Releases berücksichtigt. Als Opener wurde nach dem Intro "Chains of temptation" gewählt, das gleich eine ganze Ecke satter klang, als auf der CD, die generell etwas drucklos klingt. Von der Bühne wehte es aber auch in der Folge kraftvoll zu weiteren Songs wie "Now or never", "Take me home" oder "Why don't you call me" runter. Die ständige Antreiberei trug schliesslich Früchte, was der Stimmung im Saal sehr einträglich war. Trotzdem schlich sich von der gesanglichen Seite her eine gewisse Gleichförmigkeit ein, die, wäre es ein (mindestens doppelt so langer) Headliner-Gig gewesen, den aktuellen Gesamteindruck einfach schmälert. Nichtsdestotrotz war der Abend lanciert und Shakra's "Entjungferung" auf der Volkshaus-Bühne positiver Stoff für die Bandgeschichte.

Set-Liste: (Intro), "Chains of temptation", "Too good for me", "She's my ecstasy", "Now or never", "Take me now", "Don't try to call", "Trapped", "Why don't you call me" & "Rising high".

Whitesnake
Die Ankündigung dieses Konzerts löste bei mir unterschiedliche Reaktionen aus. Zum einen freute ich mich natürlich auf eine meiner absoluten Lieblingsbands aus alten Zeiten, gleichzeitig klang aber etwas Wehmut an, dass dieser einstige Hardrock Gigant in der Schweiz nur noch Locations von der Grösse eines Volkshaues füllen kann. Vor 25 Jahren war das standesgemäss, aber heutzutage nur noch Ausdruck von Stagnation. Doch die Skepsis sollte an diesem Abend schnell weichen, denn ein gut gefülltes Volkshaus ist alleweil besser, als eine mehr als halbleere Halle, wie 1997 in Bern. Mit im Gepäck hatte die weisse Schlange die neu erschienene DVD von einem Hammer-Konzert in London von 2004. Dort war noch Bassist Marco Mendoza (Soul Sirkus, Thin Lizzy, Ted Nugent) mit von der Partie, der mittlerweile von einem Jungspund namens Uriah Duffy ersetzt wurde. Rückkehrer und Wuschel-Monster Tommy Aldridge (d) haut derweil im Rücken von Chef David Coverdale für die 6-Saiten Fraktion Doug Aldrich (Dio, EX-Lion, Ex-Bad Moon Rising) und Reb Beach (Ex-Winger) sowie Tastenmann Timothy Drury (The Mob, Devil Children) auf die Felle. Nachdem der (nachgebesserte?) Eindruck von dieser Live-DVD auf eine gediegene Show schliessen liess, interessierte ich mich im Fotograben erst mal für die eindeutig behandelten Gesichtshaut-Partien von DC und siehe da, sie sahen deutlich "lebendiger" aus, als noch auf Ton- und Bildkonserve. Dieses Attribut passte auch bestens zum Publikum, das bei Showbeginn ("Heeeesss'a song for ya!) mit einer fulminanten Version des unsterblichen Purple-Klassikers "Burn" (mit optimal eingebautem Teil von "Stormbringer") sogleich aus dem Häuschen war. Und spätestens jetzt waren die letzten Bedenken meinerseits wie weggefegt, von wegen nichts los im Moos. Auch "Slide it in" ging mordsmässig ab, ebenso "Love ain't no stranger". Die ganze Band wirkte agil und routiniert, wie wenn sie schon lange Jahre zusammen wäre. Stabile Line-Up's sind bei Whitesnake freilich Luftschlösser, doch jede Phase hatte ihre Reize. Die bluesige Note und das Markenzeichen der frühen Jahre ist allerdings völlig, bis ganz flöten gegangen. Das dürfte vor allem den älteren Fans eher schwer im Magen liegen. Dennoch entwickelte sich die Show ansprechend, für die nicht nur die Band verantwortlich war. Prächtig war auch der Busen einer holden Amazone in der ersten Reihe, die ihre Reize unverhohlen zur Schau stellte, was den anerkannten Frauenheld mit dem Mikro in der Hand vorübergehend mindestens etwas aus der Fassung brachte. Der Ausspruch "It's like a buffet" bezeichnete die für unser Land eher untypische Szenerie dabei sehr treffend. Etwas später gab es dann rechts oben noch eine..., na sagen wir mal "Trittbrett-Fahrerin" zu beäugen. Nun ja..., Musik gab es dann nebst viel Haut doch auch noch... - "Ain't no love in the heart of the city" hatte zum Glück wenigstens noch einen letzten Funken Blues auf Lager und wurde lautstark mitgesungen. Weniger interessant gerieten dafür einmal mehr die solistischen Einlagen von Aldridge/Aldrich/Beach, die wohl eher für den Shouter gedacht waren, damit dieser in der Zeit wieder etwas Sauerstoff in den gebeutelten Körper reinbringen kann. So liess man leider zwei bis drei weitere Songs dafür über die Klinge springen, was dem etwas statischen Set von der Auswahl her mehr schadete, denn nützte. Mit dem obligaten "Still of the night" endete nach etwas mehr als 90 Minuten jedoch eine überaus solide Show (auch vom Sound her!), die aber keine Stricke mehr zerreissen kann. So gesehen war es für alle Beteiligten ein Glück, dass dieses Konzert hier statt fand!

Set-Liste: (Intro), "Burn/Stormbringer", "Slide it in", "Love ain't no stranger", "Fool for your lovin'", "Is this love", "Ready 'an willing", "Blues for Mylene", "Snake dance (inkl. Drum Solo)", "Crying in the rain", "Ain't no love in the heart of the city", "Give me all your love", "Here I go again", "Take me with you", "Soli Reb/Uriah/Timothy", "Still of the night" & "Outro (We wish you well)".