Die Unholy Alliance Tour von Slayer hat diesen Herbst
zum dritten Mal halt in der Schweiz gemacht. Nebst
Trivium und Mastodon standen auch die schwedische Death
Metal Band Amon Amarth auf dem Plan. Die Schweden haben
gerade ihr neues Album „Twilight Of The Thunder God“ auf
den Markt gebracht und deswegen war es mal wieder an der
Zeit für ein Interview. Ein wenig nervös war ich ja
schon vor dem Gespräch mit Johan Hegg, denn schliesslich
gehören Amon Amarth zu meinen absoluten Favoriten.
Draussen war es ziemlich kalt und deswegen war ich dann
froh in den warmen, aber sehr kleinen Tourbus der
Schweden zu dürfen. Johan Hegg sass mit einem
zufriedenen Grinsen hinter seinem Notebook und hat mich
freundlich begrüsst. Nach einer kleinen Unterhaltung
über den spärlichen Platz in ihrem Gefährt, haben wir
dann auch gleich mit dem Interview begonnen, in welchem
wir über Slayer, die Kunst des Feuermachens und ihr
neues Album gesprochen haben. Ausserdem konnte ich Johan
und dem Tourmanager noch ein kleines Geheimnis
entlocken. (Johan Hegg = JH)
MF: Ihr tourt nun endlich mit Slayer, was schon lange
ein Traum von euch war. Wie ist es jetzt so?
JH: Ja genau, es ist echt toll! Die Shows sind
genial und wir kommen alle super miteinander klar, auch
mit den anderen Bands. Auch wir als Eröffnungsband
bekommen viel Unterstützung während den Shows, sogar in
England, was uns sehr überraschte. Wir sind noch nicht
so bekannt in England und unser Bekanntheitsgrad wächst
nur langsam dort, deswegen war es toll so viel
Unterstützung zu bekommen. Als Opener weißt du nie genau
was dich erwartet, vor allem auf einer Tour wie dieser.
Slayer-Fans sind ziemlich schwierig zufrieden zu stellen
teilweise (lacht). Aber es läuft echt gut soweit und wir
sind alle glücklich.
MF: Ihr hattet dieses Jahr eure erste Australientour.
Wie ist die so gelaufen? Die Metalszene in Australien
ist ja nicht wirklich so gross.
JH: Nun es war wirklich toll schon nur die Chance zu
bekommen, dieses Land einmal zu sehen. Es ist wirklich
heiss dort, aber es war…echt cool (wir lachen beide).
Wir hatten aber wirklich tolle Shows dort. In Adelaide
sind wir gestartet mit ca. 300-400 Leuten, was wirklich
gut war für diese Stadt und dann ging es weiter nach
Sydney und Melbourne. Dort hatten wir um die 1000
Besucher. Perth war dann wieder eine kleinere Show, aber
es lief auch dort sehr gut und am Schluss waren wir noch
in Brisbane mit etwa 500-600 Leuten. Alles in Allem
wirklich ne tolle Zeit; Grossartige Shows, grossartige
Fans und die Leute sind allgemein ganz gut drauf.
MF: Ja die Ossis sind alle ganz „easy going“ und das
Bier ist auch sehr gut dort.
JH: (lacht) Ja genau, Victoria Bitter ist wirklich
gutes Bier.
Eine kleine Bierdiskussion startet und endet damit,
dass schwedisches Bier halt schon das Beste ist.
MF: Ich habe gehört, dass Amon Amarth eine Pause nach
der Promotion-Tour machen will?
JH: Ja, das stimmt. Seit „Versus The World“ haben
wir keine richtige Pause gemacht. Immer nur touren, ein
neues Album schreiben, touren, ein neues Album schreiben
usw. Wir denken, dass wir nach der Promo-Tour von „Twilight
Of The Thundergod“ einfach eine kleine Pause brauchen um
die Batterien mal wieder aufzuladen. Es ist ziemlich
anstrengend immer auf Tour zu sein. Nicht nur für uns,
sondern auch für unsere Familien. Wir sind jetzt an
einem Punkt angelangt, wo wir finden, dass wir es uns
gönnen können, mal ein Break zu machen. Es werden ja nur
einige Monate sein, also keine Angst. Wir haben jetzt
zwei wirklich erfolgreiche Alben geschrieben, deswegen
wäre es auch sehr schwer, gleich wieder ein neues,
gelungenes Werk zu schreiben. In der Pause können wir
dann auch neue Inspirationen und Ideen sammeln, was
sicherlich wichtig ist. Danach können wir wieder mit
gleicher Kraft weiter machen und enttäuschen so unsere
Fans nicht.
MF: Und hast du schon Pläne für die Zeit?
JH: Ich werde Computerspiele spielen (lacht). Nein,
ich weiss gar nicht recht. Hoffentlich habe ich Zeit ein
wenig rumzureisen. Ausserdem werde ich vielleicht mit
meiner Freundin zusammen ziehen. Ich habe ein grosses,
altes Haus geerbt und das wird wohl ziemlich viel Arbeit
geben dort. Es wird also sicherlich einige
Beschäftigungen für mich geben. Auch für die anderen der
Band. Wir haben ja Zwei in der Gruppe, welche Kinder
haben und für die ist es auch wichtig, mal ein wenig zu
Hause bei der Familie zu sein. Es ist also sicherlich
was Gutes, mal ne kleine Pause einzulegen.
MF: Ihr habt nie zu vor Gastmusiker engagiert, jetzt
aber gleich zwei und dazu noch eine ganze Band. Wie ist
es dazu gekommen?
JH: Wir hatten schon lange die Idee einmal Cellos zu
integrieren. Wir wollten, dass die Cellisten ihren Part
selber schreiben, nur mit unseren Riffvorgaben und wir
hatten dann die Idee, dass Apocalyptica geeignet dafür
wären. Wir haben die Jungs also gefragt und sie haben
zum Glück zugesagt. Der Grund dafür einmal andere
Künstler zu integrieren, war der, dass wir neue
Erfahrungen sammeln und neue Gebiete entdecken wollten.
Wir sind ziemlich offen für neue Ideen und deswegen
gefiel uns der Gedanke mal andere Leute dabei zu haben.
Natürlich wussten wir nicht ob es funktioniert, aber wir
haben gedacht wir versuchen es einfach mal. Die Idee mit
den zwei Sängern ist eigentlich auch schon etwas älter,
aber wir wollten es nicht so machen wie viele andere
Bands, welche weibliche Gastsängerinnen nehmen. Wir
wollten lieber eine weitere männliche Stimme. Petrov
haben wir dann einmal in einer Bar angetroffen und weil
wir seinen Singstil und auch Entobed mögen, haben wir
ihn einfach spontan gefragt. Er hat dann auch gleich
zugesagt und dann haben wir auch erst den Song
geschrieben, den gab es nämlich noch gar nicht dazumal.
Die Sache mit Roope (Children Of Bodom) war mehr eine
Spontanentscheidung. Als wir „Twilight Of The Thundergod“
geschrieben haben, haben wir gemerkt, dass es gut wäre
noch einen Shred-Gitarrenpart zu haben. Nichts gegen
Johan und Olavi, sie sind super Gitarristen, aber die
zwei sind einfach keine Shredder. Der einzige Typ an den
wir gedacht haben, um diesen Part zu spielen, war Roope.
Wir sind gute Freunde, da wir mit den Jungs von Children
schon zweimal getourt sind, ausserdem ist Roope ein
genialer Gitarrist und einfach ein toller Typ. Er hat
dann auch gleich zugesagt, was natürlich sehr nett war.
Früher waren wir immer so, dass wir viele Ideen abgetan
haben, da es nicht zu unserem Stil passte. Dieses Mal
haben wir einfach gesagt; „Scheiss drauf! Wenn wir die
Ideen mögen und wir denken, dass es gut herauskommt,
dann machen wir das einfach!“ Schliesslich schreiben wir
die Musik in erster Linie für uns selber, also sollte es
uns gefallen. Wenn es halt mal nicht 100% nach Amon
Amarth klingt, uns aber gefällt, bauen wir es ein.
MF: Wie sieht es für eure zukünftigen Alben aus? Werdet
ihr mit Jens (Produzent) weiter arbeiten und denkt ihr,
dass ihr dieses erfolgreiche Album noch übertreffen
könnt?
JH: Nun, das haben wir noch nicht entschieden. Wir
werden dies wohl auch erst entscheiden, wenn wir damit
begonnen haben, das Material für das neue Album zu
schreiben. Wir arbeiten sehr gerne mit Jens zusammen. Er
ist ein super Typ und ein genialer Produzent. Es ist
aber auch gut, ab und an einen Wechsel zu machen, denn
das bringt neue Ideen rein. Wie es in Zukunft aussieht
können wir natürlich nicht sagen, aber schon vor „Twilight
Of The Thunder God“ haben uns Leute gesagt, dass wir
keine Chancen haben „With Oden On Your Side“ zu
übertreffen und dennoch taten wir es. Ich denke wir
haben immer noch viel zu geben und immer noch viele
Ideen. Unser einziges Ziel ist es, so gute Songs wie nur
möglich zu schreiben. Hoffentlich haben wir noch einige
erfolgreiche Jahre im Musikbusiness.
MF: Ja das hoffe ich auch! Habt ihr irgendwelche
Wikingerrituale vor den Shows? Oder sonst irgendetwas
Spezielles um euch darauf vorzubereiten?
JH: (Wird verlegen und druckst ein wenig rum) Och,
also ja….eigentlich ein paar. Also nein, ich habe
eigentlich nur eins. Das ist aber wirklich doof...und es
hat auch nichts mit Wikinger zu tun. Ich versuche
meistens…nun ich weiss nicht einmal wieso ich das
eigentlich mache (lacht laut los). Also, wenn das Intro
anfängt, kurz bevor wir auf die Bühne gehen, dann mache
ich immer ..(lacht wieder verlegen). Hast du die
Filmreihe „Freitag der 13te“ gesehen?
MF: Klar!

JH: Also ich mache immer „ki ki ki…ma ma ma“ (kommt
im bekannten Soundtrack der Filmreihe vor, abgeleitet
von „kill und „mama“). Ich weiss nicht wirklich wieso
ich das mache (wir lachen beide). Es ist nicht wirklich
ein Ritual, es beeinflusst mich nicht und manchmal
vergesse ich es, aber ich mache das Geräusch irgendwie
gerne.
MF: Eure Shows sind immer sehr aufwändig gestaltet. Zum
Beispiel mit dem Wikingerschiff und da war ja sogar
diese Truppe, welche beim Intro noch einen Kampf auf der
Bühne abgehalten hat. Kommt ihr da alleine darauf oder
habt ihr so etwas wie ein Bühnengestalter, der die Ideen
einbringt?
JH: Also viele der Ideen sind von uns, aber wir
hatten auch immer wieder Hilfe von anderen. Michael
Trengert (Labelchef) von Metal Blade bringt auch immer
wieder geniale Ideen ein. Zum Beispiel für die DVD „Wrath
Of The Norsemen“ hat er Leute gesucht die möglichst
authentisch aussahen um diesen Kampf auf der Bühne zu
gestalten. So kamen wir dann auch auf die Truppe, welche
im DVD zu sehen ist. Durch diese wiederum kamen wir dann
auf andere Ideen. Das Schiff zum Beispiel war eine Idee
von einem der Typen, welcher Zimmermann ist. So kommt
also immer alles Stück für Stück zusammen, bis man am
Ende ein Gesamtbild hat.
MF: Ich habe eure Studiotagebücher angeschaut (Videos
auf Myspace). Es scheint mir als machst du gerne Videos?
Ist das ein Hobby von dir?
JH: Nun, wir hatten einfach die Idee ein
Videotagebuch zu machen, wollten aber nichts
Professionelles. Es sollte einfach uns darstellen, wie
wir halt so sind, wenn wir unter uns sind. Ich denke es
ist interessanter für die Leute uns einmal nicht nur in
Interviews reden zu sehen, sondern auch mal ganz unter
uns. Auch wenn es teilweise nur dummes Zeug war, war es
doch lustig zum drehen und die Fans haben Spass daran.
MF: Ja, es ist wirklich lustig zu sehen wie ihr am
rumblödeln seit. Aber ihr scheint nicht gerade ein
Talent fürs Feuer machen zu haben, was?
Der Tourmanager, welcher daneben sitzt und Hegg
lachen sich erst mal eine Weile schlapp.
MF: Nun ja, ich war schon etwas überrascht. Ihr seid
schliesslich Jungs, dazu noch solche die auf der Bühne
wie wilde Wikinger auftreten…
JH: (lacht weiter) Nicht mein Fehler, das war Johan,
also der andere Johan. Es war wirklich lustig! Ich
musste mich total zusammenreissen um nicht allzu sehr zu
lachen, damit man noch was sehen konnte auf dem Video.
Nun, das Problem war, dass unser kleiner Gitarrenspieler
(Johan Söderberg) am Anfang keinen Brennsprit an die
Kohlen gemacht hat. Er hat dann versucht die Kohle nur
mit Streichhölzer anzuzünden, was natürlich nicht
wirklich funktioniert hat. Deswegen habe ich dann den
Sprit reingeschüttet und irgendwann…nach einer ziemlich
langen Zeit….hat es dann funktioniert. Geben wir einfach
mal dem Sprit die Schuld…(lacht).
MF: Hauptsache ihr konntet am Schluss euer Fleisch noch
auf den Grill schmeissen! So, wir sind schon bei der
letzten Frage angekommen. Möchtest du noch was zu
unserer Leserschaft sagen und euren Fans?
JH: Ja, hört euch unser neues Album an und
hoffentlich sieht man sich bald mal wieder bei einem
Konzert hier in der Schweiz!
MF: Oh, genau! Da kommt mir noch eine Frage in den Sinn.
Gibt es bald eine Headliner-Tour und wenn ja wann?
JH: Wir haben eine Headliner-Tour im Frühling, aber
die Daten sind noch nicht gesetzt. Ich bin aber sicher,
dass wir in die Schweiz kommen werden. Ich weiss aber
noch nicht genau wo und wann. Weißt du das? (Hegg schaut
seinen Tourmanager an, welcher gleich anfängt auf seinem
Notebook herumzutippen).

Tourmanager: Ja, wir sind am 17. März 2009 im Z7.
MF: Super, danke für die Information und das nette
Gespräch!
Unser Xenia mit Johan Hegg >>>
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