As I Lay Dying aus dem schönen San Diego haben eines
der überraschendsten Alben des Jahres auf den Markt
geworfen. Ihr neuestes Werk „An Ocean Between Us“ klingt
mitunter dank Produzent Adam Dutkiewicz (Killswitch
Engage) ausgereifter und versetzt mit raffinierten
Melodic Parts nicht wenige Hörer in grosses Erstaunen.
Am 14. September legten sie im Zürcher Rohstofflager
eine erschlagend gute Show hin. Vor dem Konzert hiess
Sänger Tim Lambesis (TL) mich sehr gut gelaunt
willkommen, um über die neue CD, Dankbarkeit und die
wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu plaudern.
MF: Hi Tim! Wie geht es dir?
TL: Danke, es geht mir echt gut, da ich erst vor einer
Stunde aufgewacht bin (grinst)
MF: Eurer neues Album ist auf Platz 43 in die
Schweizer Charts eingestiegen. Wie fühlt man sich dabei?
TL: Davon habe ich erst kürzlich erfahren, und es hat
mich überrascht! Ich meine, so beliebt zu sein in einem
Land, das so weit weg von daheim ist, das ist uns eine
sehr grosse Ehre.
MF: Der Facettenreichtum eures neuen Albums ist sehr
beeindruckend, und Ihr habt an eurem musikalischen Stil
etwas verändert. Warum?
TL: Wie wollten das Album zwar facettenreicher
gestalten, aber die Änderung des musikalischen Stils war
nicht von Beginn an geplant. Wir wollten alles ein wenig
vielfältiger machen, um nicht im alten Stil gefangen zu
bleiben. Ich meine, wenn du dir unser letztes Album
anhörst, dann klingt alles sehr ähnlich. Die neuen Songs
dagegen enthalten viel mehr thrashige und dunkle
Elemente, wodurch die reichhaltigen Melodien hervor
gehoben werden. Wir haben auch einen anderen melodischen
Stil drauf, was man besonders bei einem Song wie „Forsaken“
hört. Die Tiefe der Melodie ist so viel anders, als auf
den bisherigen Alben.
MF: Euer Bassist Clint Norris ist ausgestiegen, weil
er wieder zur Schule gehen wollte. Wie ist es denn, nun
Josh Gilbert in der Band zu haben? Kommt ihr gut
zurecht?
TL: Ja, wir kommen sehr gut zurecht. Er kam erst wenige
Wochen vor den Aufnahmen zum neuen Album nach
Kalifornien und wir waren uns nicht sicher, wie ihm
zumute ist. Aber er hat sich schon sehr bald wohl
gefühlt und bei den Aufnahmen einen erstaunlich guten
Job hin gelegt. Wir hatten im Studio eine tolle Zeit
zusammen.
MF: Ich habe mir das Video zu „Nothing left“
angeschaut. Welche Message soll es vermitteln?
TL: Die Frau in dem Video ist nicht länger ein Teil der
Welt, die sich um sie herum abspielt. Sie hat
entschieden, dass sie einfach nur sie selbst sein
möchte. Wir wissen doch alle, dass es in dieser Welt
Dinge gibt, die nicht wirklich wichtig sind. Trotzdem
schenken wir diesen Dingen eine Menge Aufmerksamkeit,
besonders materiellen Dingen. Dadurch vergisst man
natürlich leicht, dass es im Leben um etwas anderes
geht, wie zum Beispiel zwischenmenschliche Beziehungen,
die man pflegen muss. Auch dem eigenen Geist wird
zuwenig Aufmerksamkeit geschenkt, da man immer wieder
von materiellen Dingen abgelenkt wird.
MF: Sehr gut beschrieben!
TL: Oh? Danke! Die Menschen sollen sich wieder auf
wirklich wichtige Dinge konzentrieren, darum geht es
mir.
MF: Welcher Song des neuen Albums bedeutet Dir
persönlich am meisten, und warum?
TL: Es ist ein bisschen schwierig, einen Song zu nennen,
weil das Album als Gesamtes etwas ausdrücken soll.
Manche Songs sind auch schwer zu fassen, weil sie eine
enorme Tiefe haben. Trotzdem ist „Nothing Left“ mein
Favorit, weil es Sensibilität und Dunkelheit vereint,
und diese Kombination mag ich sehr.

MF: Es ist auch mein Favorit!
TL: Wirklich? Cool, danke!
MF: Ich habe in einem anderen Interview gelesen, dass
Ihr nicht gerne als christliche Band bezeichnet werdet.
Wie kam es überhaupt dazu, dass Ihr so genannt werdet?
TL: Stimmt, das mag ich wirklich nicht. Als wir mit der
Musik angefangen haben war es nicht unser Ziel oder
unsere Ambition, den Menschen zu sagen, wie sie zu leben
haben. Wir sind Christen, das ist es, was wir sind. Aber
ich würde anderen Leuten niemals sagen, was sie zu
glauben haben. Darum soll man auch uns in unserem
Glauben in Ruhe lassen.
MF: Reden wir über Eure Lyrics. Etwas fiel mir auf
bei „The sound of truth“, wo es heisst “We speak of
fighting to resist this world But what about the battle
within us?” Weise Worte! Wieviel Feedback erhaltet Ihr
zu den Lyrics?
TL: Ich bin mir nicht sicher, wie viele Leute den Sinn
der Lyrics verstehen. Vielen kommt es leider viel mehr
auf die Musik an, und sie haben kein Interesse an Lyrics.
Von Zeit zu Zeit schreibt dann aber jemand
beispielsweise auf unserer MySpace – Seite einen
Kommentar darüber. Weisst du, beim Schreiben der Texte
hatte ich nicht die Absicht, jemanden damit zu
verändern. Es ist auch nicht meine Aufgabe, jemanden zum
Guten zu verändern. Die Texte drehen sich einfach um
meine Gefühle. Es geht um Frustrationen, Erfahrungen,
positive und negative Erlebnisse meines Lebens, die ich
schriftlich festhalte.
MF: Beim Song „Confined“ heisst es “In a world
passing through my fingers I still chase the wind.” Das
hat dichterisches Potential. Schreibst du auch Texte nur
für deine Augen?
TL: Ja, das tu ich. Gut, dass du diese Zeilen erwähnst!
Weißt du, mir ist die Message hinter diesem Song
besonders wichtig. Ich beschreibe darin, wie diese Welt
verblasst, wie materielle Dinge immer noch soviel
zählen. Du als Heidin weißt sicher, dass es wichtigeres
gibt.
MF: Allerdings!
TL: Yeah! Solche Dinge gleiten einem durch die Hände,
und trotzdem schliesst man sich dem Wind an und jagt
diesen Dingen hinterher. Das ist eine traurige Sache,
die sehr viele Menschen dennoch tun.
MF: Ich finde es grossartig, dass ihr diesmal mit
einem Produzenten zusammen gearbeitet habt, denn das
Album klingt sehr reif. Wie war die Zusammenarbeit mit
Adam Dutkiewicz?
TL: Es war eine sehr interessante Zusammenarbeit! Adam
hatte kurz davor eine Rückenverletzung und konnte sich
nicht auf seine Arbeit bei Killswitch Engage
konzentrieren. Somit kam er eigentlich in letzter Minute
zu uns. Es erschien uns wichtig, eine objektive Meinung
zu hören, und Adam ist eine grosse Persönlichkeit. Er
hat uns sehr geholfen, die Arbeit voran zu treiben. Er
hat keine Änderungen am Album vorgenommen, weil wir die
Songs ja schon fertig geschrieben hatten. Was er getan
hat war uns zu helfen, die Feinheiten zu betonen und die
Details zu präzisieren. Ich denke dass er der Grund ist,
warum das neue Album so interessant klingt. Er hat uns
wirklich sehr geholfen die schwächeren Parts in unseren
Songs auszubügeln und sie zu verbessern.
MF: Ihr seid bis Ende November auf Tour, mit nur 7
freien Tagen. Wie schafft Ihr das?
TL: Ach, das ist okay für mich! Ein freier Tag pro Woche
reicht mir, um mich zu erholen. Andere Leute arbeiten
sechzig Stunden pro Woche, um zu überleben und um ihre
Rechnungen zu bezahlen. Ich hingegen habe das Glück, mit
etwas das mir Spass macht mein Geld zu verdienen,
deshalb möchte ich mich nicht beschweren.
MF: Möchtest Du Euren Schweizer Fans etwas mitteilen?
TL: Um auf deine zweite Frage zurück zu kommen, all
diese Leute hier haben unsere CDs gekauft und machen es
uns damit möglich, hierher auf Tour zu kommen. Das ist
grossartig und wir freuen uns sehr darüber! Danke an
alle!
MF: Tim, ich danke dir für deine Zeit und für das
Interview!
TL: Kein Problem, ich danke dir! Es war sehr schön, dich
kennen zu lernen!

Tim Lambesis mit unserer Maiya >>>>>
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