In etwa einem Monat, genau am 20. April 2008, werden
vor dem Headliner Nazareth wiederum die Emmentaler
Bluesrocker Chickenhouse dem Z7-Publikum kräftig
einheizen. Das, respektive diese Konstellation, hat
mittlerweile schon so etwas wie Tradition, denn seit
2004 gab es dieses Package jedes Jahr bei uns
anzuschauen und das wird womöglich auch so bleiben,
ausser wenn die neue Plattenfirma von Nazareth das eines
Tages anders sieht. Heuer wurde da aber zum Glück nicht
in die freundschaftliche Suppe gespuckt und darum geht
es jetzt in die fünfte Runde! Dass Bluesrocker aber auch
Gefallen an härteren Sounds finden, beweist Drummer
Fridu Gerber, den man in der letzten Zeit des Öfteren
mal in Pratteln antrifft. Nach einem gemütlichen
Schwätzchen kam mal die Anfrage an Metal Factory, ob wir
bereit wären, ein Interview zu führen. Wie die
Geschichte ausgegangen ist, könnt Ihr nachfolgend
nachlesen. Als spezieller (und wohl einmaliger Service!)
gibt es die zugesandten Antworten von Fridu Gerber im
Sinne der Pflege der schweizerdeutschen Sprachkultur in
seiner Heimatsprache und quasi von mir simultan
übersetzt, damit die Leser der restlichen Welt, darunter
auch Aargauer und Zürcher, auch was mitbekommen! (FG =
Fridu Gerber / ÜS = Übersetzung ins Schriftdeutsche)

MF: Das letzte Album ist bald schon ein Jahr auf dem
Markt. Wie sieht es inwischen mit neuen Songs aus?
FG: Die si i Arbeit. Öppe ufe Herbscht sött die neui CD
usecho. Der Jim isch widereinisch sehr Creativ gsi, u ig
dänke am 20. Apriu im Z7 wird's z einte oder z angere
sicher scho mou gschpiut.
ÜS: Die befinden sich in Arbeit. Auf den Herbst hin
sollte die neue CD erscheinen. Der Jim (Bows, Gitarrist)
ist wieder einmal sehr kreativ gewesen und ich denke,
dass am 20. April im Z7 das eine oder andere Stück
sicher schon mal gespielt wird.
MF: Die Gründung der Band Chickenhouse liegt schon
ein paar Jährchen zurück. Erzähl doch mal wie es dazu
kam, welche Vorstellungen/Träume ihr damals hattet und
was daraus geworden ist.
FG: Auso mi Vater hett haut scho Musig gmacht u weh de
aube herti Zeite si gsi oder der Stress z gross isch
worde, hett är de sis Örgeli füre gno u hett eifach afa
Musig mache. Auso im Sinn vo, wesder schlächt geit, so
mach Musig!!!! U das hetmi haut ou ä chli prägt.
Irgendeinisch bini uf d Suechi nach Lütt, wo ou die
Läbesphilosophie pflege, u die hettme du ou schnäu mau
gfunge. So hetts gli drufabe Chickenhouse druss gäh. Üsi
Tröim si sicher mou vo afang a d Freud uf der Bühni z
stah u dä Lüt während em Konzärt d Freiheit z gä, so z
si wisi wei.
ÜS: Also mein Vater hat schon Musik gemacht und wenn
jeweils harte Zeiten waren oder der Stress zu gross
wurde, hat er sein Örgeli(Schweizer Handorgel) hervor
genommen und einfach angefangen zu spielen, und zwar in
dem Sinne wenn es dir schlecht geht, so mache Musik. Das
hat mich schon auch ein wenig geprägt. Irgend einmal
ging ich auf die Suche nach Leuten, die die gleiche
Lebensphilosophie pflegten und die wurden schnell mal
gefunden. So entstanden kurz darauf Chickenhouse. Unsere
Träume waren/sind sicher von Anfang an die Freude auf
der Bühne stehen zu können und dem Publikum während dem
Konzert die Freiheit zu geben, sich so zu geben wie man
ist.
MF: Um dem Mief des Übungsraumes zu entfliehen,
braucht es Talent und Glück. Wie konntet ihr
beispielsweise den Kontakt zu Nazareth, Mother's Finest,
Ten Years After..., etc. herstellen?
FG: Gigs, Gigs u no einisch Gigs! Mängisch haut nume vor
es paar Lüt, ame Ort wo üs niemer kennt u haut dert ou
Vougas gäh. Villech isch glich öpper dert, wo eim cha
witer bringe. Zum Bispiu Loveride 2006, mir hei imene
Klub gspiut inere nöie Region vor sächs Lüt u unger dene
sächs Lüt, isch eine vo de Veranstalter gsi, vom
Loveride. Nachem Konzärt isch är zu üs cho u het üs
engagiert für mit Ten Years After z spile.
ÜS: Konzerte, Konzerte und nochmals Konzerte!
Manchmal halt nur vor ein paar Leutchen, an einem Ort,
wo uns niemand kennt und dort auch Vollgas zu geben.
Vielleicht ist dennoch jemand anwesend, der einen weiter
bringen kann. Zum Beispiel am Loveride 2006, da haben
wir in einem Club in einer neuen Region vor sechs (!)
Leuten gespielt, zu denen auch ein Veranstalter des
Loveride gehörte. Nach dem Konzert ist er zu uns
gekommen und hat uns engangiert, um zusammen mit Ten
Years After zu spielen.
MF: Jede Band muss auf ihrem Weg auch mit
Rückschlägen fertig werden. Gab es mal einen Moment, wo
du alles hinschmeissen wolltest?
FG: Neei, di inneri Fröid isch so viu grösser aus ds
Sörgeli wome haut mängisch het, dass das zur Zit gar kes
Thema isch.
ÜS: Neein, die innere Freude ist so viel grösser als
die kleinen Sorgen, die man halt manchmal hat, dass das
zur Zeit gar kein Thema ist.
MF: Wie wurde Fridu Gerber zum Schlagzeuger und wie
hat dich dein Umfeld unterstützt, beeinflusst oder gar
gebremst?
FG: Agfange hets Doheim im Chäuer, aus chline Gieu. I ha
der Muetter die lääre Chesle u Büchse gno u ha us dene
für mi äs Schlagzüg gmacht. Öppe mit 12i hani de entlech
eis dörfe choufe. U öppe äs Johr später hani du mit mim
Vater dörfe go Tanzmusig mache. D Ungerstützig isch do
gsi, vo aune Site.
ÜS: Angefangen hat es zu Hause im Keller, als kleiner
Junge. Ich habe der Mutter die leeren Kessel und Büchsen
(weg-) genommen und habe aus denen für mich ein
Schlagzeug gemacht. Etwa mit 12 Jahren habe ich endlich
ein (richtiges Drum) kaufen dürfen. Und etwa ein Jahr
später habe mit meinem Vater zusammen Tanzmusik
gespielt. Die Unterstützung war da, von allen Seiten.
MF: Nicht alle Musiker haben Vorbilder. Wie sieht es
bei dir damit aus? Welche(r) Drummer geniesst
(geniessen) deinen höchsten Respekt?
FG: Aui angere! U ganz spezieu no dr Rick Allen (Def
Leppard).
ÜS: Alle anderen! Und ganz speziell noch den Rick
Allen (Def Leppard).
MF: Bei euch ist (der englische) Gitarrist Jim Bows
der kompositorische Leithengst, der alle Songs schreibt.
Hättest du selber (oder die andern zwei Bandmembers)
auch Ideen, die bis jetzt brach liegen?
FG: Da ig das Flair nid ha, isch das für mi eher nüt.
Aber i ha sehr grosse respäkt vor jedem wo das cha. Ändu
u Börns hätte sicher irgendwo im Hingerstübli gwüssi
Ideene wos umdssetze gäb, sisch haut eifach bis iz nonid
fürecho.
ÜS: Da ich dieses Flair nicht besitze, ist das eher
nichts für mich. Aber ich habe grossen Respekt vor
Jedem, der das kann. Andy (v) und Börns (b) hätten
irgendwo im Hinterkopf sicher gewisse Ideen, die es
umzusetzen gäbe. Es ist ist bis jetzt noch nichts davon
in Erscheinung getreten.
MF: Du hast mir kürzlich erzählt, dass das nächste
Album wieder etwas bluesiger sein müsste. Was meint Jim
dazu?
FG: Do lömer üs doch aui schön lo überrasche, oder nid?!
ÜS: Das lassen wir uns doch alle schön überraschen,
oder nicht?!
MF: Jeder Schlagzeuger hat Vorlieben bezüglich seines
Equipments. Bist du zufrieden mit deinem Arbeitsgerät?
FG: Sicher! Äs muess für di stimme u nid für die angere.
ÜS: Sicher! Es muss für dich selber stimmen und nicht
für die anderen.
MF: Ich habe dich in der letzten Zeit ein paar Mal im
Z7 an Konzerten gesehen/getroffen. Wie ist es als
Musiker im Publikum zu stehen und dorthin sehen zu
müssen, wo man auch schon selber gespielt hat?
FG: Was heisst do müesse, dass isch äs dörfe. Du chasch
genau dert stah, wo au di grosse abrocke u dini eigeti
Musig bringe, das isch eifach nume geil!
ÜS: Was heisst hier müssen? Das ist ein Dürfen! Du
kannst genau dort stehen, wo auch die Grossen abrocken
und deine eigene Musik bringen, das ist einfach nur
geil!
MF: In den letzten paar Jahren habt ihr stets für
Nazareth im Z7 als Support gespielt. Heuer wieder und
auch einmal in Deutschland (Reichenbach). Wen würdet ihr
sonst noch gerne oder am liebsten begleiten?
FG: Do si mir nid wählerisch, mir näh was chunnt. Mir si
mit diversne i Verhandlig aber äbe, äs isch ä längi
Gschicht bis ä Zuesag überchunnsch.
ÜS: Das sind wir nicht wählerisch, wir nehmen was
kommt. Wir sind mit einigen in Verhandlung, aber eben,
es ist eine lange Geschichte, bis man eine Zusage
bekommt.
MF: In der heutigen, multimedialen Zeit geht nix oder
kaum was ohne Internet. Wann wird euer (ansich)
vorhandenes MySpace-Profil endlich gepflegt?
FG: Mir si dran oder das heisst, der Jim isch dran. Da
mir niemer hei, wo das für üs wot mache, geit haut aus ä
chli lenger. Do chöntme jo villech grad ä Ufruef mache.
Wes öpper git uf dere Wäut wo ä geili Power Blues-Rock
Band usem schöne Ämmitau wet supporte, de chönnter
sicher si dasser vo üs mit offete Arme empfange würd
wärde.
ÜS: Wir sind oder besser der Jim ist dran. Da wir
niemanden haben, der das für uns machen will, geht halt
alles etwas länger. An dieser Stelle könnte man ja
gleich einen Aufruf machen. Wenn es auf dieser Welt
jemanden gibt, der eine geile Power Blues-Rock Band aus
dem schönen Emmental supporten will, könnte sicher sein,
von uns mit offenen Armen empfangen zu werden.
MF: Du wirst kaum von der Musik alleine leben können.
Mit welchem Beruf füllst du tagsüber dein Bankkonto auf?
FG: Im Früehlig mit Eventmontage u vom Summer a aus
Seilbahnmonteur uf jede Fau muesses e gwüsse
Adrenalinkick mitsech bringe.
ÜS: Im Frühling mit Event-Montage und ab dem Sommer
Seilbahn-Monteur, auf jeden Fall muss es einen gewissen
Adrenalinkick mit sich bringen.
MF: In diesem Jahr spielen einige der besten Bands
aus dem Bereich Metal & Rock in der Schweiz: Nazareth,
Status Quo, Queensrÿche, Motörhead, Judas Priest und
Iron Maiden! Ein letztes Aufbäumen altgediegener
Legenden oder der Anfang/Übergang zur nächsten
Generation?
FG: Nenei, d'Lüt chöme wider langsam ufe Gschmack, dä
ganz Komerzscheiss hangetne langsam zum Haus us. We ize
die Radiostatione dä Trend ouno würdi ungerstütze de
würds no besser cho. Äs wird wider me ufs Handwärk
gluegt u zwar ou bide Junge.
ÜS: Nein nein, die Leute kommen langsam wieder auf
den Geschmack, da ihnen der ganze Kommerz-Scheiss
langsam aus dem Hals hängt. Wenn jetzt die
Radiostationen diesen Trend auch unterstützen würden,
käme es noch besser. Es wird wieder mehr auf's Handwerk
geschaut und zwar auch bei den Jungen.
MF: Was möchtest du persönlich als Musiker noch
erreichen..., ob mit oder ohne Chickenhouse?
FG: Ä chline Teil vo mim Läbesungerhaut chönne z
finanziere u mit der Musig aut ds wärde, bisi cha ufe
Bart stah.
ÜS: Einen kleinen Teil meines Lebensunterhaltes
finanzieren zu können und mit der Musik alt zu werden,
bis ich sterben kann.
MF: Dein Werbespot für das kommende Konzert vom
20.4.08 im Z7 lautet:
FG: Jede weiss am Sundi obe spiut Chickenhouse u
Nazareth, da cha doch ke richtige Rocker ohni schlächts
Gwüsse früeh is Bett!
ÜS: Jeder weiss, am Sonntag Abend spielen
Chickenhouse und Nazareth, da kann doch kein richtiger
Rocker ohne schlechtes Gewissen früh ins Bett gehen!
MF: Danke für das "etwas andere Interview"!
FG: Merci viumau u ä fründleche Gruess, Fridu.
ÜS: Brauchts nicht mehr... :-))
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