Domain haben
eine bewegte Geschichte hinter sich. Nach anfänglichen Erfolgen lösten sie sich Anfang
der 90er Jahre auf, um sich im Jahre 2001 mit "One million lightyears from home"
wieder zurückzumelden. Seit der Reunion produzierten Domain erneut vier Alben, mit denen
sie eine neue Fanbasis erarbeiteten. Das neue Album "Last days of Utopia" weiss
denn auch zu gefallen. Ich besuchte Domain auf ihrer Tour mit Mob Rules und den Schweizern
Lunatica im C4. Im Tourbus gab mir ein gut gelaunter Axel
"Ironfinger" Ritt (g) Auskunft über das Leben auf Tour, die Reunion und warum
Mob Rules an diesem Abend als Headliner fungierten.
MF: Ihr habt gestern schon in Pratteln im Z7 gespielt. Wie war der Auftritt?
AR: Gut, sehr schön! Pratteln ist ja eine wunderschöne Location. Das Z7..., es ist
schön gross, bestes Licht, bester Sound, bestes Catering (Essen). Hat sehr viel Spass
gemacht. War toll, da kann man nichts anderes sagen.
MF: Hatte es viele Leute dort?
AR: Ja es war..., ich meine Pratteln, da gehen ja knapp 1700 Fans rein. Das ist natürlich
schon sehr gross. Also es war natürlich nicht komplett voll. So viele Leute ziehen wir in
dieser Konstellation (zusammen mit Mob Rules und Lunatica) nicht an. Aber es war so, dass
es einigermassen gefüllt aussah. Also das Publikum war grossartig und ist sehr gut
mitgegangen. Wie überhaupt die Schweizer eigentlich ein tolles Publikum sind.
MF: Lunatica waren ja jetzt die ganze Tour mit dabei. Sie kommen aus der gleichen
Gegend wie ich (aus dem Aargau). Was hältst du von den Schweizer Newcomern?
AR: Gut, es haben sich ja mehrere Bands für den Support bei der Tour beworben. Lunatica
sind mir von einem befreundeten Manager empfohlen worden und die haben mir hinterher ihre
Sachen geschickt. Und ich finde, das passt sehr gut. Es ist halt moderner, es ist halt...,
ich sag' mal eher diese Nightwish-Ecke. So ein bisschen Gothic-lastig und unheimlich liebe
Kerle, ganz tolle Band und gute Musiker. Hat mir gut gefallen. Und es ergänzt sich ja
auch wunderbar. Und..., ja ich glaub', wir haben einen guten Griff damit gemacht.
MF: Als ich gesehen habe, dass ihr in die Schweiz kommt, dachte ich eigentlich,
dass ihr die Headliner seid und nicht Mob Rules. Nach welchen Kriterien wurde die
Headliner-Rolle bestimmt?
AR: (lacht) Ja das ist..., es ist immer sehr schwierig, das Ganze so nach aussen zu
verkaufen, dass es tatsächlich eine Co-Headliner Geschichte ist. Also: Mob Rules und
Domain haben exakt die gleichen Voraussetzungen. Das heisst wir haben zehn Shows und davon
haben fünf Mal Mob Rules als Letzte gespielt und fünf Mal Domain. Also heute spielen wir
als Zweite, morgen spielen Mob Rules nach uns. Und es ist einfach so eine Absprache, weil
wir von den Verkaufszahlen her, auch vom Bekanntheitsgrad, ungefähr ähnlich sind. Gut,
Domain hatten natürlich in den 80er Jahren mal eine sehr grosse Hochphase, wo wir dann
auch sehr bekannt waren. Aber man darf nicht vergessen, dass durch die fast 10-jährige
Pause, die wir gemacht haben, jetzt natürlich eine neue Generation an Musikfans
nachgekommen ist. Und da mussten wir uns die Fans natürlich wieder ganz schön
erarbeiten. Und wir haben einfach Fifty-Fifty gemacht. Und deshalb ist es eine richtige,
klassische Co-Headliner Tour. Beide Bands haben die gleiche Spielzeit, gleiche
Bedingungen, also alles gleich.
MF: Merkt man, ob die Leute auf die erste Band anders reagieren, als auf die
letzte?
AR: Eigentlich nicht. Es ist..., ich persönlich bin gar nicht so der Freund davon, dass
man denkt, derjenige, der als Letzter spielt, die besten Karten hat. Weil wir hatten jetzt
zum Beispiel in Heidelberg, als wir gespielt haben, haben Domain als Letzte gespielt. Und
in Heidelberg ist es vom Club her so, dass man spät anfängt. Also Lunatica sind 21.30
Uhr auf die Bühne. Das heisst, Domain fingen um Zwölf an und du merkst dann, obwohl
genauso viele Leute da waren, wie auch bei Mob Rules..., da merkt man einfach, dass die
Leute halt schon ein bisschen müde sind. Ich meine ist klar, die haben da halt schon zwei
Bands mit voller Lautstärke und voller Bühnen-Performance gesehen und das ist dann schon
ziemlich anstrengend. Und deshalb finde ich es bei einigen Sachen sogar gut, wenn man
nicht als Letzter spielt. Weil da muss man die Leute noch einmal richtig aus dem Arsch
kriegen. Sag ich mal..., und je nachdem, also wenn man zum Beispiel an einem Sonntag
spielt und am nächsten Tag normalerweise ein Arbeitstag ist, auch da hat meistens die
Band, die nicht als Letzte spielt, viel besser. Weil die Leute die hinten stehen, schon
langsam abrücken müssen. Also so gesehen ist uns das total egal, ob wir in der Mitte
oder am Ende spielen, weil der Musikfan letztendlich entscheidet, was ihm gefallen hat
oder nicht. Und das ist völlig unabhängig davon, an welcher Position man gespielt hat.
MF: Was beim neuen Album ("Last days of Utopia") zuerst auffällt, ist
das tolle Cover. Wer war dafür verantwortlich?
AR: Das Cover ist von einem britischen Künstler namens Jason Juta gemacht worden. Der ist
uns von einem Bekannten empfohlen worden. Und wir sind uns nie persönlich begegnet. Der
ganze Kontakt ist ausschliesslich über E-Mails abgelaufen. Unser Sänger Carsten
("Lizard") Schulz, der hatte so die Grundidee, wie das Cover so aussehen
könnte. Hat ihm dann so die Ideen übermittelt und der hat darauf die ersten Entwürfe
gemacht. Und dann haben wir, also die Band, ständig mit ihm Kontakt gehabt. Und er hat
regelmässig die Entwürfe per E-Mail geschickt und wir haben gesagt, es ist toll, so mehr
in die Richtung, so mehr in..., und der fünfte Entwurf war dann schlussendlich auch das
endgültige Cover.
MF: Ihr war dann also einverstanden mit diesem fünften Entwurf?
AR: Ja, weil wir bei der Plattenfirma nicht nur die komplette Plattenproduktion abliefern,
sondern auch das Artwork, also das komplette Cover. Und deshalb sind auch wir letztendlich
dafür verantwortlich, wie es ausgesehen hat.
MF: Die reden euch also nicht drein?
AR: Nein, es ist..., unsere Plattenfirma LMP ist eine sehr gute Institution. Sie ist auch
sehr erfahren in solchen Sachen. Sie machen zwar auch das gesamte Layout, also wie das
Booklet schlussendlich auszusehen hat, aber das Cover nicht.
MF: Dem neuen Album liegt ein textliches Konzept darunter. Indem ein Seefahrer in
einer perfekten Welt strandet und diese dann allein durch seine Anwesenheit zerstört. Was
wollt ihr uns mit dieser Geschichte sagen?
AR: Ja das ist..., auf den ersten Blick wirkt es wie eine typische Fantasy-Geschichte im
Sinne von..., ja, man schreibt eine virtuelle Geschichte, die dann entsprechend vertont
wird. Aber wenn man sich etwas mehr damit beschäftigt, dann wird man herausfinden, dass
es eine..., ja..., philosophische Geschichte ist. Nach dem Motto: Selbst wenn du das
Perfekte vorfindest, ist der Mensch in seiner momentanen Evolutionsstufe nicht in der
Lage, das entsprechend zu würdigen, zu schätzen, beziehungsweise, oder Carsten sagt
immer so schön alles in einen Satz gepackt: "Das, was man am Meisten liebt,
zerstört man." Und das ist ein indirekter Vorwurf, wie der Mensch auch mit der Natur
umgeht, mit den ganzen Ressourcen und so weiter und so fort.
MF: Da habt ihr wirklich auch aktuelle Bezüge reinbringen wollen?
AR: Ja, absolut! Jeder wird da vielleicht ein paar eigene Sachen herauslesen können. Oder
auf andere Sachen Bezug nehmen. Die einen vielleicht mehr so auf die gesellschaftliche
Problematik, die anderen vielleicht auf die umweltschutztechnischen Sachen und die
Dritten, die sich gar nicht mit der Sache beschäftigen wollen, werden vielleicht einfach
Spass an der Story haben. Also da gibt es ja auch eine Liebesgeschichte und jeder wird
darin das finden, was er eigentlich möchte. Wenn er sich damit auseinander setzt.
MF: Carsten singt ja auch bei Evidence One, die mit ihrem zweiten Album härter
geworden sind. Domain haben aktuell ebenfalls an Härte zugelegt. Ist es Zufall, dass
beide Bands jetzt diesen Schritt gemacht haben?
AR: Ja! Es ist ein absoluter Zufall, weil die Bands, ausser der Tatsache, dass Carsten bei
beiden singt, nichts miteinander zu tun haben. Carsten sagt immer so schön: "Domain
sind meine Familie und Evidence One ist mein Baby". Also es ist halt das Solo-Projekt
von Carsten, wo er seine typische Hard Rock Ader ausleben kann. Er kommt ja aus einem
stark Blues-geschwängerten Bereich. Und Domain sind halt mehr die Metal-Abteilung, wo's
halt etwas härter zur Sache geht, wo's jetzt, durch das letzte Album, deutlich
progressiver geworden ist. Und so kann er dann beide Vorlieben die er hat..., weil er
sowohl ein alter Coverdale-Fan ist, als auch zum Beispiel gewisse Rhapsody-Sachen gut
findet. So kann er sich in seinem gesamtes Spektrum austoben und verlagert halt je nachdem
wo es dann besser passt, die einen Sachen dahin und die anderen dort hinein. Also man
könnte sagen: Sein Solo-Projekt ist mehr die Hard Rock Ecke und der Domain-Bereich ist
mehr die Metal-Abteilung.
MF: Mit den beiden neuen Alben sind ja beide Bands einen Schritt weiter in diese
härtere Richtung gegangen...
AR: ...das ist Zufall, das ist wirklich Zufall! Ich glaube nicht, dass da jetzt ganz
bewusst darauf hin gearbeitet wurde. Bei Domain war es schon so, dass wir uns vorher in
der Band zusammen gesetzt haben und uns überlegt haben, wie die Ausrichtung sein soll,
ich welche Richtung das geht. Ich weiss nicht, wie die Arbeitsweise bei Evidence One ist,
aber ich schätze mal, das wird eher Zufall sein.
MF: Nach 1991 waren Domain ja auf Eis gelegt. Erst im Jahr 2001 habt ihr euch mit
neuem Material zurück gemeldet. Ich habe da mal was von einer Reunion gelesen. Ich konnte
es aber nicht recht nachvollziehen, weil du ja als Einziger vom alten Line-Up noch dabei
bist. Wieso belebte man den Bandnamen wieder neu?
AR: Ja... (lacht), die Sache ist die mit der Reunion: Das ist tatsächlich so, dass ich
die alten Original-Mitglieder kontaktiert habe und sie gefragt habe, ob sie an einer
Reunion teilnehmen wollen. Das ist dann auch durch die Presse gelaufen. Und die haben mir
aber alle eine Absage erteilt, weil sie keine Lust mehr hatten, weil sie zu alt waren oder
weil sie das Ganze als sinnlos angesehen haben oder wie auch immer. Und so war ich dann
gezwungen, neue Leute zu suchen, die halt diese Musik gut finden und darum daran Spass
haben. Und das Ganze wurde natürlich, dadurch dass der Name Domain wieder auf dem Markt
war, natürlich als Reunion gesehen. Und du hast natürlich Recht: Wenn ein
Original-Mitglied von der ganz alten Besetzung noch dabei ist, ist es etwas schwierig von
einer Reunion zu sprechen. Aber die Presse oder die ganze Promotion ist natürlich darauf
aufgebaut.
MF: Aber du hast den Namen bewusst wieder genommen?
AR: Ja, es gab zwar Überlegungen, aber ich gebe das ganz offen zu, der Name ist ein
Begriff. Ich bin da ganz oft darauf angesprochen worden, warum es Domain nicht wieder gebe
oder ob man da nicht wieder mal was machen könnte. Und es wäre sehr dumm gewesen, wenn
man nur wegen der Tatsache, dass man vier neue Leute dabei hat, ein Trademark oder einen
Namen wie Domain nicht genutzt hätte, um die Leute wieder darauf aufmerksam zu machen.
Zumal wir auch beim ersten Album "One million lights from home" ganz bewusst
darauf geachtet haben, dass der Sound im Prinzip da ansetzt, wo wir '89/'90 aufgehört
haben. Damit wir die Leute also nicht zu stark vor den Kopf stossen, so nach dem Motto: So
seht her, wir sind wieder da, wieder mit den typischen Domain-Trademarks. Und dann im
Laufe der Entwicklung der letzten fünf Jahre sind wir dann stufenweise härter geworden
und da gelandet, wo wir jetzt sind.
MF: War das abzusehen oder eine natürliche Entwicklung?
AR: Das war eine natürliche Entwicklung, weil das selbstverständlich auch sehr stark von
den Bandmitgliedern abhängt, was für Einflüsse die da reinbringen. Und jedes Mal, wenn
ein Mitglied ausgestiegen ist, war es so, dass sein Nachfolger jeweils immer deutlich mehr
Metal-Charakter hatte, als der davor. Und so kam es dann halt. Weil es wurden ja sowohl
Schlagzeug wie auch Bass zweimal getauscht oder beziehungsweise einmal, und jedes Mal
wurde der Metal-Anteil deutlich höher. Der Stefan Köllner zum Beispiel, unser jetziger
Drummer, hat ja früher bei Symphorce gespielt, einer typischen Power Metal Band. Und der
Sandro damals, der Nachfolger vom Dirk, kommt halt aus der klassischen Iron Maiden
Abteilung und hat halt auch noch mal einen Schub nach vorne mitgebracht. Und ich habe
festgestellt, dass die Band, also alle, sowohl der Carsten als auch ich, sich mit dieser
Steigerung des Härtegrades sehr wohl gefühlt haben. Und es kam mir auch persönlich
entgegen, da ich das Ganze stets kräftiger machen wollte. Und wenn die Leute um dich
herum da auch mitziehen, ist das eine ganz natürliche Entwicklung.
MF: Ich habe gelesen, dass du von der Musik lebst. Jetzt..., ich denke nur mit
Domain könnte das zwar schwierig sein, reicht das schon?
AR: Ja!
MF: Was machst du nebenbei noch?
AR: Ne..., ich lebe wirklich ausschliesslich von der Musik. Ich habe zu der ganzen Sache
von Domain, also was die Plattenverkäufe angeht, habe ich halt auch noch meinen
Musikverlag und ein eigenes Tonstudio, in dem halt auch die Domain-Platten produziert
werden. Und wenn man das alles zusammen nimmt, kann man davon leben.
MF: Mit Domain?
AR: Ja, ja..., oder an, es gibt auch ab und zu schon mal so Sachen, wo die Leute fragen,
ob ich nicht einen Mix für sie machen kann, so das Mastering übernehme. Es gibt
zwischendurch auch mal die Situation, dass ich angerufen werde so: "Axel, unser
Gitarrist ist krank geworden, wir haben morgen einen ganz wichtigen Gig. Kann ich dir
jetzt ganz schnell mal eben zwanzig Songs durchfaxen, die Noten". Und ich muss dann
über Nacht die Songs, die Noten aufarbeiten. Also ich bin ein bisschen so die Feuerwehr,
wenn's brennt, musikalisch also.
MF: Das machst du dann auch?
AR: Ja! Das mach' ich auch noch so nebenbei. Und ich bin halt notenkundig und kann so
Noten auch hinter die PA stellen und das Ganze dann vom Blatt runterspielen. Und wenn man
dann alles so zusammennimmt, man hilft hier aus..., man macht da ein bisschen was und dann
kommt man so durch. Unser Drummer..., der Stefan, der lebt übrigens auch von der Musik.
Nicht nur von Domain, sondern auch von den ganzen musikalischen Sachen.
MF: Auf eurer Homepage habt ihr ein Tour-Tagebuch, coole Sache! Was wollt ihr mit
dem bewirken?
AR: Ja..., das Tour-Tagebuch ist mehr so eine Geschichte für die Fans, weil die Fans
sehen natürlich nur..., sie kommen zur Show, sehen den Auftritt, finden den mehr oder
weniger gut, je nachdem, wie gut wir sind und verlassen den Ort wieder. Und haben dann
halt das Konzert so im Hintergrund und zehren da auch eine Zeit davon. Aber was natürlich
jeder echte Fan am liebsten wissen will, ist natürlich, wie sieht so ein Nightliner aus,
was läuft da alles hinter drum rum. Und wenn einer sich ein wenig mehr informieren
möchte, so die eher spassigeren Sachen miterleben möchte, dann kann er es im
Tour-Tagebuch nachlesen, was alles passiert ist unterwegs. Da ist natürlich nicht alles
geschrieben, das wäre vielleicht etwas zu indiskret, aber er kann einfach mal ein wenig
sehen, was so passiert und was so ein Alltag von so einer Metalband auf Tour so ausmacht.
Und je nachdem, wie das geschrieben ist, ist es mal eher witzig oder mal eher informativ.
Und ich finde, es ist einfach, damit die Fans ein bisschen mehr Spass haben und sonst
nichts.
MF: Ihr tretet heute zum ersten Mal im C4 auf. Was hältst du bis jetzt von diesem
neuen Club?
AR: Ich find' den Club sehr schön, er ist sehr gross. Und jetzt müssen wir mal schauen.
Es gibt so ein..., akustisch könnte es vielleicht hier und da Probleme geben. Ich sehe,
der Club ist primär auf Discotheken-Betrieb ausgelegt. Und jetzt technisch gesehen..., es
gibt eine sehr lange Nachhallzeit, wo die Techniker immer gucken müssen. Es gibt sehr
viel Reflexion. Aber so die ganze Mannschaft, die uns hier gerade empfangen hat, das
Catering und die Versorgung der Band ist vorbildlich. Es ist wirklich ganz toll und wir
fühlen uns sehr wohl hier. Ist schön, wie die Schweiz eigentlich sehr höflich und sehr
nett ist und ihrem Ruf wirklich alle Ehre macht.
MF: Seht ihr auf Tour irgendwas von der Umgebung?
AR: Also..., leider muss ich sagen. Also im Moment..., du siehst ja, es regnet gerade in
Strömen.
MF: Ja..., und ihr seht nur gerade das Gebäude. (lacht)
AR:(lacht)...und alles, was wir tatsächlich auf der Tour sehen, ist: Wir liegen in
unserer Koje oder sitzen hier (im Tourbus) und schauen aus dem Fenster. Ab und zu halten
wir mal irgendwo an, wenn mal ein bisschen Zeit ist und machen vielleicht so einen kleinen
Spaziergang um zu kucken, was so ist. Aber so richtig gezielt, dass man irgendwo hinfährt
und sagt okay, wir gucken uns jetzt mal die Stadt an oder ein paar Sehenswürdigkeiten
oder was auch immer, da fehlt meistens die Zeit dazu, weil die Planung ist ja..., Nachts,
da fährst du ja die Show und die ist gegen 24.00 bis 01.00 Uhr zu Ende. Dann kommt man
noch so ein bisschen runter, dann wird der Bus beladen, mitgeprüft und mitüberwacht und
vor 03.00 Uhr, 04.00 Uhr kommst du nicht ins Bett. Dann wird wieder gefahren und du wachst
dann am nächsten Morgen am nächsten Ort auf und..., öhh...
MF: ...und siehst wieder die Halle!
AR: Ja! (lacht)...und stehst vor der Halle und sagst: "Aha, eine neue Halle!"
Und ja..., und wenn du Glück hast, kannst du zwischendurch ein wenig aus dem Fester
gucken und sagst: "Ach guck mal, das ist aber schön hier und das war's dann auch!
Öhh..., leider (lacht).
MF: Gibt es Pläne, in den Ferien diese Orte oder Länder wieder zu bereisen?
AR: Ja, also ich für meinen Teil mache so gut wie gar keinen Urlaub. Also es ist
tatsächlich so, dass ich das letzte Mal vor..., äh..., warte mal..., vor zwanzig Jahren
(!!) Urlaub gemacht habe. Und wenn man dann aber mal unterwegs ist und bestimmte Orte und
bestimmte Wegweiser abfährt, Pratteln oder Islikon oder so, dann denkt man schon:
"Ach, hier haben wir doch auch schon mal gespielt!" Aber jetzt so ganz gezielt
noch mal irgendwo hinreisen..., vielleicht machen das ein paar meiner Kollegen. Aber ich
persönlich mache das nicht.
MF: Was hältst du eigentlich von Online-Magazinen wie metalfactory.ch?
AR: Oh..., ich find' das eine sehr gute Sache, weil du als ein gut geführtes
Online-Magazine natürlich wesentlich schneller reagieren kannst. Kannst einen höheren
Informationsgrad und vor allem einen interaktiven Informationsgrad bieten. Was in meinen
Augen ein sehr wichtiger Part ist, der manchmal noch so ein bisschen stiefmütterlich
behandelt wird, weil's natürlich auch die verschiedenen Plattformen, die verschiedenen
Rechner-Geschwindigkeiten, die Bandbreiten der Netze und so ein paar Sachen vielleicht
noch unterbinden. Aber du kannst definitiv in meinen Augen da mehr mitmachen, als mit
einem klassischen Print-Magazin. Dieses ist natürlich so die alte Schule, so wenn man es
vergleichen möchte, wie die CD und die ganze mp3-Geschichte und..., aber ich bin mir sehr
sicher, die Zukunft liegt im Online-Magazin, einfach weil die Möglichkeiten besser sind
und wenn sich das Internet in der Geschwindigkeit weiterentwickelt, wie's im Moment der
Fall ist, wird es die reine Printbranche, die nicht alternativ auch noch im Internet
arbeitet, wirklich schwer haben. Ich meine, es gibt so Seiten wie "blabbermouth"
oder so, die haben schon ein richtigen Kult-Charakter bekommen. Die werden stündlich
aktualisiert. Und wenn dir langweilig ist, gehst du da mal rein und hast direkt jede
Stunde zwanzig neue Infos.
MF: Ja..., powermetal.de bedient sich ja hauptsächlich bei blabbermouth.
AR: Und das merkst du auch und kannst natürlich international arbeiten. Und die
Information von, ich sag' mal Japan nach Europa, dauert genau so lange, wie von einem Haus
zum nächsten Haus an der gleichen Strasse, das ist ganz grossartig! Also, es fehlt noch
so ein bisschen hier und da. Der klassische Metal-Fan ist ja..., ich sag' mal ein wenig
archaisch veranlagt, also er hat gerne etwas Handfestes und so. Und der Computer ansich,
ist für viele echte Metal-Fans immer noch so ein bisschen (näselt)"na ja! Nicht
unbedingt". Und wenn sich's auch da mal durchgesetzt hat, das wird vielleicht ein,
zwei Generationen dauern, dann ist es das Medium der Zukunft, auf jeden Fall.
MF: Also wenn die Jungen kommen, so wie jetzt mit der neuen Metal-Welle?
AR: Ja, absolut! Du kommst ja ohne Computer nicht mehr aus. Wenn du dich heute dem
Computer verweigerst, bist du in bestimmten Bereichen einfach immer hinter dran. Und klar
in bestimmten Jobs und bestimmten Berufen braucht man den Computer nicht in dem Masse.
Aber ihn komplett zu ignorieren, ist eine Limitierung der eigenen Person und das ist
eigentlich sehr schade. Aber es kommt, da bin ich mir ganz sicher.
MF: Dann wären wir fast am Ende. Gibt es noch etwas, was du unseren Lesern sagen
möchtest?
AR: Ja! Es gibt immer so einen Schluss. Man könnte jetzt natürlich so ein paar
persönliche Sachen machen oder solche, die einen persönlich wichtig sind, aber das ist
in einem Interview vielleicht eher deplatziert. Das Einzige, was ich den Lesern mit auf
den Weg geben möchte ist: "Wenn ihr eine Platte hört, hört sie euch selber an, und
macht euch eure eigenen Gedanken und kümmert euch nicht darum, was die Journalisten
sagen. Sowohl in guten, wie auch in schlechten. Weil nur jeder kann für sich selbst
beurteilen, ob ihm etwas gefällt oder nicht. Also man soll sich immer eine eigene Meinung
bilden. Niemals auf das hören, was die anderen einen erzählen wollen, was gut oder
schlecht ist!"

<<< Unser Roger (links) mit Axel "Ironfinger" Ritt
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