Mitte April beehrte uns die als Schrecken der Headliner bekannte
Gruppe Freedom Call, und sie wurden ihrem Ruf durchaus gerecht
(siehe Konzert-Bericht). Seit ihrem letzten Besuch in der Schweiz
letztes Jahr im C4 ist viel passiert. 2/5 der Band sind ausgestiegen
und durch neue Musiker ersetzt worden. Ausserdem fungiert man nach
mehreren Headliner-Konzerten in der Schweiz wieder als Vorgruppe und
verdient trotz super Party-Stimmung im Publikum immer noch nichts an
den Konzerten. Grund genug also, die Hintergründe für diese
Ereignisse und Tatsachen direkt beim Schlagzeuger Daniel Zimmermann
nachzufragen. Das Gespräch könnt ihr ebenfalls auf Radio
Kanal K und www.rockstation.ch anhören.
MF: Ihr seid auf dieser Tour die Vorgruppe von Rage. Wie ist die
Stimmung bisher mit ihnen?
DZ: Ach ja, das läuft eigentlich alles gut, soweit. Wir respektieren
uns gegenseitig und jeder macht aber trotzdem sein Business und
zieht das professionell durch. Bis jetzt läuft es gut und alle sind
zufrieden.
MF: Was meinst du mit "jeder macht sein Business"?
DZ: Na ja, Rage kümmern sich halt um ihre Angelegenheiten und ziehen
ihre Show professionell durch, und wir machen halt unsere Sache als
Special Guest und ja, das hat keine besondere Bedeutung. Aber wir
sind halt für uns und Rage sind für sich. Also jeder ist so quasi
eigenständig und das ist gut so.
MF: Heisst das auch, dass ihr einen eigenen Tourbus ohne Rage
habt?
DZ: Ah ne, das haben wir nicht. Wir fahren zusammen im Bus. Und das
funktioniert gut, wunderbar. Weil Rage sind ja auch schon alte
Hasen. Die machen das schon lange. Und wir haben ja auch schon ein
bisschen Tour-Erfahrung und das haut gut hin.
MF: Wie lange könnt ihr denn heute spielen?
DZ: Wir dürfen heute 75 Minuten spielen. Ja, das ist halt, weil wir
schon oft hier in Pratteln gespielt haben. Und ich denke mal, dass
auch ein paar Leute heute wegen uns kommen. Und da hat der
Veranstalter, der Norbert (vom Z7), gesagt, dass wir länger spielen
müssen. Und das ist wunderbar.
MF: Da habt ihr ja schon fast die Zeit einer Hauptband?
DZ: Hm..., Co-Headliner, ja. Und das ist auch okay.
MF: Mit welcher Band würdet ihr denn mal gerne auf Tour gehen?
DZ: Hm..., schwer zu sagen. Ich meine, wir waren mit HammerFall
unterwegs, mit Savatage, mit Blind Guardian, mit Saxon. Und das sind
alles grosse und gute Bands und alle sind alle cool. Was vielleicht
mal ganz witzig wäre, wäre mal eine Tour mit Gamma Ray zusammen. So
als Zweierpaket. Da müsste ich dann halt doppelt ran. Aber das wäre
bestimmt eine gute Party. Oder mit Edguy, das wäre auch so eine
Sache, wo wir Bock drauf hätten. Weil, die kennen wir gut. Die
Edguy's, mit denen haben wir früher auch schon ein paar Mal
gespielt. Und es sind unsere Kumpels. Vielleicht haut das ja
irgendwann mal hin.
MF: Würde das klappen, Freedom Call und Gamma Ray zusammen? Ich
meine, beide Bands haben ja sehr schnelle Songs, was zum Trommeln
sehr anstrengend ist.
DZ: Na gut, ich hab das schon ein paar Mal gemacht, aber das waren
nur Einzel-Shows. Also auf Festivals, und das haut hin. Nur, ich
weiss nicht, wie das auf einer ganzen Tour wäre. Das wäre bestimmt
schon etwas anstrengender. Also, da müsste ich schon auf mich
aufpassen. Also, ich trinke ja sowieso keinen Alkohol und versuche
mich auch fit zu halten. Aber das ist so eine Unbekannte. Das weiss
ich nicht, ob ich dann nicht nach drei, vier Wochen einfach
erschöpft bin. Das kann ich jetzt so nicht einschätzen.
MF: Wie hältst du dich denn fit? Mit Sport?
DZ: Ja! Mit viel Sport; Fahrrad fahren, Schwimmen, laufen gehen.
Schlagzeug spielen und unterrichten. Dann trinke ich nur wenig
Alkohol und versuche mich gut zu ernähren und so. Dass man halt fit
bleibt. Weil es ist halt schon so, wie du es bereits gesagt hast:
Gamma Ray ist ein Hochleistungssport. Und Freedom Call haben auch
ein paar schnelle Double-Bass Songs und es ist jede Menge Arbeit und
Schweiss, auf jeden Fall!
MF: Ich habe euch zuerst mal als Support von Blind Guardian
gesehen, die ihr meiner Meinung nach an die Wand gespielt habt. Ich
habe die dann eher später entdeckt und lieben gelernt. Wie schafft
ihr das, so gut auf der Bühne zu sein?
DZ: Hm..., na gut, ich denke mal wir sind halt alles erfahrene
Musiker. Wir haben ja früher schon in Coverbands gespielt, woher ich
den Chris (Bay, Freedom Call Sänger) kenne, bevor wir Freedom Call
gemacht haben. Wir haben unsere Erfahrungen auf der Bühne gesammelt.
Und auch der Rest der Band. Und dann versuchen wir immer unser
Bestes zu geben. Jede Show ist ein neues Spiel und ja, ich denke
unsere Live-Routine hilft uns sehr, dass unsere Songs so wirken.
Live sind wir zwar immer ein bisschen härter als auf Platte. Aber
wir achten darauf, dass wir das auch ordentlich spielen. Wir spielen
auch im Studio alles selber, das kommt auch noch dazu. Da ist nichts
getrickst oder so, sondern da spielt jeder seinen Teil. Und dann
weiss man auch schon mal, was man gemacht hat, kennt das Arrangement
und hat den Song einfach schon verinnerlicht. Und dann braucht man
den eigentlich nur noch zu proben, ein bisschen zu arrangieren und
dann geht's auf die Bühne...
MF: Ihr stellt also den Mike Terrana (Rage-Schlagzeuger und
Studiomusiker) nicht an zum Trommeln?
DZ: Ne, ne. Das kann ich zum Glück auch alles selber spielen.
(lacht)
MF: Weil, der macht das ja sehr oft...
DZ: Ja, der macht das sehr oft. Aber der Mike Terrana ist eher, halt
nicht so der Metal-Drummer, also nicht so das, was wir brauchen.
Sondern präsentiert sich halt auch gerne selber, irgendwie. Und das
ist für unseren Sound einfach viel zu überpowert, also einfach viel
zu viel. Das ist nicht geradlinig genug.
MF: Ein paar Monate nach dem Blind Guardian-Konzert seid ihr hier
als Headliner gekommen. Wir war das Konzert und diese Tour für euch?
DZ: Das war eine super gute Erfahrung, mal eine ganze Tour als
Headliner zu spielen. Und wir haben echt lange gespielt, so zwei
Stunden. Und wir hatten wirklich tolle Shows in der Schweiz, hier in
Pratteln, in Frankreich, in Schweden und so. Das war schon echt
klasse. In Deutschland hatten wir auch zwei, drei gute Konzerte. Und
da haben wir gemerkt, dass die Leute uns einfach nicht mehr nur 30,
40 Minuten hören wollen, sondern dass die ein amtliches, volles Set
hören wollen. Und das ist halt immer so das Problem bei uns. Weil
wir schon viel auf Tour waren, 30 Minuten, 45 Minuten. Und jetzt
haben wir halt das Problem, dass uns viele Promoter nichts zutrauen.
Weil die Promoter halt auch Geld verdienen wollen. Und die nehmen
halt nur Bands, beziehungsweise ein Package von Bands, wenn sie sich
was davon versprechen. Und da haben noch viele gezögert, weil wir
mit HammerFall und Blind Guardian in riesigen Hallen gespielt haben.
Diese Promoter kannten uns alle. Aber die kleineren Clubs kannten
uns noch nicht. Und das ist noch ein bisschen schwierig gewesen so.
Und ja, da durften wir zum ersten Mal ran und da haben wir gezeigt,
dass wir das auch können, so als Headliner zu spielen und haben gute
Resonanzen bekommen. Na ja, und jetzt sind war halt wieder einmal
mit Rage auf Tour. Da muss man halt ein wenig flexibel sein. Ich
denke aber, dass das jetzt ein starkes Package ist, das sich lohnt.
Und ja, da müssen wir halt mal schauen. Wir machen bald wieder eine
Platte. Gleich im Anschluss an diese Tour wollen wir die Songs
schreiben, damit wir im nächsten Frühjahr eine Platte draussen
haben. Und dann schauen wir, dass wir wieder als Headliner gehen
können und ja..., werd mer dann sehen...
MF: Gerade in Pratteln hatte es damals ja nicht so viele Leute.
Wie sah das finanziell aus, lohnte sich diese erste Headliner-Tour?
DZ: Die war ein fettes Minus, natürlich. Aber unsere Plattenfirma
hat das halt aufgefangen und uns da unterstützt. Das ist auch
wichtig. Das Ding ist halt, dass man schon eine Gage bekommt, aber
keine hohe. Und dann hat man hohe Kosten, das weiss ja jeder, wie
das ist. Der Bus kostet, die Techniker kosten und da rutschst du
ganz schnell ins Minus. Aber es ist egal, weil wir das machen, um
neue Fans zu gewinnen und um für unsere Fans zu spielen. Und aus
Plattenfirmensicht, um den Plattenverkauf anzukurbeln, weil das im
Endeffekt Werbung ist. Wir machen uns da nicht die Taschen voll,
weil das nicht funktioniert. Das machen vielleicht Helloween, Blind
Guardian. Also grosse Bands machen das, oder Iron Maiden. Aber die
sind wieder auf einem ganz anderen Level. Das sind welche, die auch
was dabei verdienen, oder selbst bei Gamma Ray bleibt noch was
hängen. Aber bei Bands in unserer Liga eher nicht. Es ist eher immer
Minus und wenn man dann so ein paar Kosten mit Merchandising
irgendwie wieder reinholt, dann ist das Minus nicht ganz so gross.
MF: Das bedeutet, dass ihr gratis für die Fans spielt?
DZ: Hm..., naja..., man kann's so sehen. Ich meine, man kriegt schon
eine Gage, aber die Kosten sind meistens höher als die Einnahmen.
Wir spielen, um unser Album vorzustellen und um einfach zu spielen.
MF: Holt ihr dann das Minus mit dem Album-Verkauf wieder raus?
DZ: Nein, auf keinen Fall! Das sind zwei getrennte paar Schuhe. Das
eine ist die Tour, das andere ist der Plattenverkauf. Der
Plattenverkauf läuft über die Plattenfirma, über die GEMA (die SUISA
von Deutschland). Da kriegt man schon was raus, wenn man Songs
geschrieben hat. Aber noch investieren wir mehr, als wir
rauskriegen.
MF: ...und das bei einem doch grösseren Status, wie bei euch...?
DZ: Na ja, es ist aber auch echt schwer. Es ist nicht so einfach.
Und man meint halt immer: "Oh, toll!" Das habe ich ja auch, als ich
so mit 12, 13 Jahren an Iron Maiden- und andere Konzerte gegangen
bin. Da habe ich mir dann immer Wunder was gedacht, wie toll das
alles ist. Und irgendwann sieht man halt die Realität, dass das
eigentlich ein harter Job ist und man sich durchkämpfen muss nach
oben. Immer wieder gute Songs schreiben, neue Alben machen, immer
wieder präsent sein, viel live spielen, damit die Leute einen sehen.
Das ist halt das Wichtigste. Und das wollen wir auch tun. Da müssen
wir halt durch und dann schauen wir mal. Das geht auch stetig ein
paar Schritte nach oben.
MF: Wie verdienst du denn Geld? Durch den Schlagzeugunterricht
und durch Gamma Ray?
DZ: Genau! Und dadurch, dass ich halt auch Songs schreibe. Ich bin
auch immer ein bisschen am komponieren und dadurch, dass ich bei
Gamma Ray spiele und wie du gesagt hast, durch den
Schlagzeug-Unterricht. Das ist genau das, also Freedom Call werfen
nichts ab.
MF: Ihr habt letztes Jahr mit Cede (Dupont - MF) und Ilker gleich
zwei feste Bandmitglieder verloren. Wie kam es zu dieser Trennung?
DZ: Ja, also die sind beide von sich aus gegangen. Der Cede hatte
das schon längere Zeit angekündigt. Er war ja dann später nur noch
bei Symphorce, oder hat dazumal noch bei Symphorce gespielt.

MF: Der spielt nicht mehr da?
DZ: So, wie ich das mitgekriegt habe, hat sich die Band angeblich
aufgelöst. Und ja, das ging aber erst nachdem er bei Freedom Call
ausgestiegen ist. Und zu der Zeit, als er noch bei Symphorce war,
hat er gesagt, dass ihm das auf Dauer halt zu viel wird und dass er
wieder ein geregeltes Einkommen haben muss. Und das konnten wir ihm
natürlich nicht bieten. Wir haben ihn natürlich bezahlt für die
Studio-Jobs und für die Live-Aktivitäten. Aber es war halt nicht so
viel. Also zum Leben einfach zu wenig. Und das haben wir dann auch
echt verstanden. Und dann hat er sich getrennt von uns. Da gibt's
aber keine bad Vibes oder so. Das lief alles normal und fair ab. Und
wir sind immer noch in Kontakt und sind Freunde geblieben. Es ist
halt schade, weil ich überhaupt nicht auf Line-Up-Wechsel stehe.
Aber jetzt schauen wir nach vorne. Wir haben zwei tolle neue
Musiker, die sind sehr nett, spielen beide sehr gut und ja, jetzt
gehts einfach weiter. Und der Ilker..., der ist dann sehr plötzlich
und sehr spontan ausgestiegen. Wollte da seine eigene Band machen,
die angeblich Powerworld heissen soll. Aber ich habe fast keinen
Kontakt mehr zu ihm. Und weiss jetzt nicht, wie da der Stand ist.
Also er hatte wohl schon mal ein Line-Up zusammen, das ist aber
wieder auseinander gegangen. Ja, aber bis jetzt ist das noch keine
Band. Aber da hat er gesagt, dass er sein eigenes Ding machen
möchte. Und na ja, was willst du machen, du kannst ja die Leute
nicht halten. Also ich laufe jetzt auch niemandem hinterher. Wenn
einer einmal den Entschluss gefasst hat, dann, ja, dann geht er
halt. Aber auch da gab's keine schmutzige Wäsche zu waschen oder hat
Stress gegeben. Das akzeptiere ich.
MF: In beiden Abschluss-Statements wurde betont, dass das Leben
mit Freedom Call purer Rock'n'Roll war. Was meinten die damit?
DZ: Na ja, Das bedeutet halt einen haufen Spass, viel Party, dumme
Sprüche, viele Nächte an der Bar. Wir haben halt super viel Spass
zusammen gehabt. Wir haben aber auch echt anstrengende Shows
zusammen durchgezogen. Zum Beispiel nach Schweden und so. Alleine
schon die Anreise. Das war eine Odyssey. Da sind wir früh morgens um
5 Uhr in Nürnberg mit dem Auto losgefahren und sind dann echt den
ganzen Tag unterwegs gewesen. Sind dann nach Trier mit Air Berlin
irgendwo in die Tampa nach Schweden geflogen. Dann da nochmals ¾
Stunden mit dem Autobus durch die Gegend gerast. Dann sind wir in
Stockholm angekommen, wo wir nochmals umsteigen mussten. Von dort
mussten wir noch einen Flug nach Nordschweden nehmen. Das ist halt
super anstrengend, obwohl man eigentlich nichts tut. Man hängt halt
rum und kommt dann auf die blödesten Sprüche und entwickelt so einen
Zynismus, so einen Bandzynismus. Solche Sachen schweissen einem dann
auch zusammen und ja, das ist das, was die Beiden wohl mit
Rock'n'Roll gemeint haben.
MF: Es heisst ja auch, dass ihr den Headlinern die Mädels
wegschnappt. Willst du das kommentieren?
DZ: (lacht) - Ach nee..., so wild ist das nicht. Wir wollen halt nur
unseren Spass haben. Und wenn man dann so ein paar kennen lernt,
dann hat man auch so eine Gaudi zusammen und das ist auch okay so.
Es ist immer so, dass die Vorbands halt eher fertig sind. Die haben
dann auch nicht so viel Arbeit und packen schnell ihre Sachen
zusammen. Und dann gehen sie nach vorne zum Merchandising oder sonst
wohin. Und da holen sie dann die Mädels ab. (lacht) - So ist es...,
und der Headliner, der ist dann irgendwann spät zu Ende, dann gehen
die Leute auch und der schaut dann dumm aus der Wäsche. (lacht)
MF: Ich habe das beim Edguy/DragonForce-Konzert erlebt, dass der
Sam vom DragonForce kam und mich fragte: "Do you know, where are all
the girls?"
DZ: Ja genau, ich meine, bei uns ist es so, dass wir einfach nur
Spass haben. Wir sind jetzt nicht die grossen Pantoffelhelden
irgendwie, die grossen Weiberhelden. Sondern wir wollen halt einfach
unseren Spass haben, Party und das ergibt sich oft von selber so,
dass man dann halt angesprochen wird, wenn man vorne am
Merchandising-Stand steht und da brauchen wir jetzt nicht so auf die
Suche zu gehen, und Scheisse labern und uns da irgendwie zu
präsentieren, das müssen wir eigentlich nicht haben. Wir haben halt
Spass und Bock drauf, ein bisschen Party und gute Stimmung zu haben.
Und das merken die Leute auch.
MF: Eine ganz andere Frage: Mit "The quest" (vom "Crystal
empire"-Album) habt ihr einen Song der meiner Meinung nach über euer
ganzes Schaffen glänzt. Wie ist dieser extrem vielfältige wie
vielseitige Song entstanden?
DZ: Ja, den haben wir glaube ich..., den haben wir auch geprobt
vorher. Und sind halt einfach ein bisschen herumgesponnen und sind
bewusst mal nicht nach dem üblichen "Schema F" gegangen. Haben ihn
zusammen erarbeitet und das merkt man auch. Der ist sehr lebendig,
da sind Tempi-Wechsel drin, der läuft durch verschiedene
Stimmungslagen, mal dieses treibende Riff, mal ein bisschen böser,
was bei Freedom Call ja eher nicht so das Ding ist, weil wir eher
die lustige Happy-Abteilung sind. Aber das ist gut so. Das Lied wird
dann auch mal melancholisch, dann wird's wieder schneller. "The
quest" gehört auch zu meinen Lieblingssongs. Den spielen wir heute
aber mal ausnahmsweise nicht.
MF: Nicht?
DZ: Nein, weil wir auch ein paar andere Songs haben, die wir bisher
nicht gespielt haben und die wir gerne spielen wollen. Das sind zum
Beispiel "Another day" vom ersten Album und "Ocean" von "Crystal
empire" und dann auch drei von der neuen Platte ("Circle of life").
Also was heisst von der neuen..., von der letzten..., die ist ja
auch schon wieder ein Jahr her. Ja..., und ein paar alte Sachen
auch, ein paar richtig schnelle und so. Es ist auch eine gute
Mischung und "The quest" gibt es beim nächsten Mal wieder.
MF: Ihr habt ja diese Theater-Elemente bei euren Konzerten. Also
wenn ich Chris (Bay, Sänger) zuschaue, wie er da immer leidet, wenn
er eure Texte singt und mit der Mimik spielt. Passiert das bewusst?
DZ: Na, das sind halt einfach Emotionen. Der empfindet auch was
dabei, und das lässt er dann so raus. Und er ist irgendwie halt auch
ein guter Entertainer. Er ist halt auch immer sehr emotional auf der
Bühne. Das ist wichtig, das sollte man immer rüber bringen.
MF: Wir haben schon mal von den Fans gesprochen. Gibt es da
irgendwelche Fan-Reaktionen, die dir besonders geblieben sind?
DZ: Ach..., wir schaffen es eigentlich immer, die Leute in gute
Stimmung zu versetzen. Und das ist auch unser Hauptziel. Und dann
kriegst du auch ein Feedback zurück. Den Leuten gefällt es, das
siehst du, wenn du in ihre Gesichter schaust, die freuen sich und
sind gut drauf, machen mit und das ist eigentlich das Beste, was man
kriegen kann. Das gibt es halt überall. Okay, es gibt halt Läden wie
in Graz, wo wir gerade gespielt haben. Da war's am Anfang zuerst
sehr ruhig und die haben nur so gekuckt. Aber das heisst nicht, dass
es ihnen nicht gefällt, da darf man sich auch nicht draus bringen
lassen, wenn man denkt: "Oh komisch, wo bin ich hier, und gefällt es
denen auch und so...?" Sondern, die kamen dann nach der Show auch
auf uns zu und sagten: "Ja, das war toll. Und das war eines der
besten Konzerte, das sie je gesehen haben." Und gegen Schluss des
Konzertes gingen die auch richtig ab. Das müssen wir eigentlich auch
immer kriegen. Es gibt halt so Länder, zum Beispiel Kanada,
Griechenland, Spanien, Italien, die sind halt euphorischer. Also in
den Nordländern, wie Skandinavien und Deutschland, denen gefällt das
genau so gut, nur die sind nicht ganz so euphorisch. Aber das macht
ja nichts. Die sind auch gut drauf und machen gut mit. Aber das
Lauteste, das ich je gehört habe, war Kanada. Die haben damals bei
Gamma Ray echt jeden Ton mitgesungen, jede Note, jedes Solo, jedes
Wort haben die mitgesungen. Und das mit einer Affenlautstärke, das
war unglaublich. Das gibt's auch irgendwie. Aber wir kriegen die
Leute eigentlich immer. Also mit Freedom Call kriegen wir die Leute
eigentlich immer gut hoch und so. Und das ist immer das Wichtigste.
MF: Zu den Nordländern, da hat mir mal der Drummer von HammerFall,
der Anders Johansson erzählt, dass wenn die besoffen sind, die sich
ähnlich wie die Südländer verhalten. Kannst du das bestätigen?
DZ: (lacht) - Ja gut, auf eine andere Art. Aber sie sind auf jeden
Fall ähnlich, gerade die Schweden und die Norweger, die Finnen sind
ein bisschen zurückhaltender und ruhiger. Aber die Schweden und
Norweger die gehen gut ab, wenn sie was getrunken haben. Da ist dann
schon Party. Das siehst du ihnen dann aber auch schnell an, dass sie
betrunken sind und die schreien dann halt auch laut, aber das wird
dann schon sehr undefinierbar. Im Vergleich dazu merkst du bei den
Italienern, dass die jetzt auch gut gelaunt sind, wenn sie nicht
betrunken sind. Obwohl ich jetzt auch nicht sagen kann, ob die
Italiener weniger trinken. Aber die sind einfach gut gelaunt, weil
sie sich über's Konzert freuen. Und die treffen dann beim Singen die
Töne, singen gut mit und bei den Skandinaviern, ist es schon ein
anders. Da ist zwar der Geräuschpegel hoch, aber es ist, wenn sie
mitsingen, eher undefiniert (lacht). Aber ich möchte die auch nicht
schlecht reden. Also wir haben jetzt mit Freedom Call in
Skandinavien einen wirklich guten Stand, sind dort auch ziemlich
beliebt, spielen gerne und haben auch immer gute Shows da.
MF: Bei einer der Shows, die ich von euch gesehen habe, hast du
auch Feuer gespuckt. Machst du das immer noch?
DZ: Also, heute hätte ich es eigentlich machen können. Aber wir
haben in letzter Zeit auch immer Schwierigkeiten gehabt,
Genehmigungen zu kriegen, auch mit Gamma Ray. Ich habe das mal eine
Tour lang gemacht, als ich 1997 zu Gamma Ray gekommen bin. Auch in
kleinen Clubs und das war zum Teil sehr gefährlich, mitweilen schon
fast verantwortungslos. Man sieht halt oft in diesen dunklen Clubs
nicht, was an der Decke ist. Da kann Staub sein. In der Rockfabrik
in Ludwigsburg in Deutschland, da habe ich mal Feuer gespuckt, und
da ist die Flamme über das Lüftungsrohr gelangt und hat den Staub da
verbrannt. Und wenn das eine Staubexplosion gegeben hätte, wäre das
echt schlimm gewesen. Ich war danach immer vorsichtiger. Ab der Tour
1999 habe ich dann immer nachgefragt, ob ich es tun darf. Und es war
in den meisten Läden nicht erlaubt und so habe ich es halt
weggelassen. Und jetzt heute..., gut wegen einer Show habe ich das
Zeug jetzt nicht mitgenommen, aber vielleicht mache ich es ja
irgendwann mal wieder.
MF: Vor ein paar Jahren gab es ja die Katastrophe mit Great Withe
in New York, bei der im Zusammenhang mit Pyros als Brandauslöser
circa 100 Leute gestorben sind.
DZ: Ja, das habe ich natürlich auch gehört. Das ist super traurig
und da denkt man dann schon mal darüber nach, ob man das macht, weil
das für mich der Albtraum wäre, also wenn ich Feuer spucke, der
Laden anfängt zu brennen und Leute sterben müssten. So was würde ich
mir nie verzeihen. Und deswegen lasse ich es mir lieber genehmigen.
Aber auf dieser Tour spucke ich jetzt auch kein Feuer.
MF: Ihr habt mit dem vorletzten Album "Eternity" eure
Konzept-Geschichte abgeschlossen, die ihr über die ersten drei Alben
aufgebaut habt. Auf der aktuellen "Circle of Life" fängt jetzt keine
neue an. Wird dafür die neue Scheibe wieder ein Konzept-Album?
DZ: Nein, also geplant haben wir nichts. Wir schauen uns jetzt dann
mal die Songideen an, die jeder im Moment hat. Also, wenn wir im
Sommer von der Tour heimkehren wird jeder mal schauen, dass er seine
Songideen irgendwie hörbar macht. Dann werden wir das Material
proben und dann werden wir sehen, wohin das Material hingeht, was
das wird. Wir werden auf jeden Fall aber wieder was ausprobieren. Es
wird sicher auch mit den neuen Musikern Freedom Call bleiben und
vielleicht werden wieder so ein paar Riffs-Songs wie "Mother Earth"
haben. Es wird aber auch schnelle geben. Was jetzt aber textlich
abgehen wird, also ob mit Story und Konzept, da ist noch nichts
entschieden. Also falls ich da eine Idee habe, die dazu passt, dann
wird es vielleicht wieder eine Fantasy-Geschichte geben und wenn
nicht, dann halt nicht. Da ist noch nichts fest.
MF: Du hast nochmals die neuen Musiker angesprochen. Seid ihr
mittlerweile auch miteinander eingespielt? Weil ich denke, dass das
wohl nicht mehr das Gleiche sein wird, so vom Spielgefühl her.
DZ: Ja, ich meine es immer schwierig. Ich will jetzt nicht schlecht
über Cede und Ilker reden. Aber die neuen Musiker sind halt sehr
routiniert und sehr erfahren und die haben halt schon andere
musikalische Möglichkeiten, mehr Möglichkeiten. Und es sind halt
auch gute Songschreiber. Weil Ilker und Cede haben dazu wenig
beigetragen. Okay, Cede hat ein paar ganz interessante Sachen
beigesteuert, die toll waren. Aber die Neuen, die haben auch jede
Menge Songs und das wird bestimmt eine interessante Sache. Da muss
man dann halt auch schauen, wie's wird. Es wird aber auf jeden Fall
Freedom Call bleiben, weil wir's selber einspielen werden. Aber
vielleicht ist mal der ein oder andere Groove dabei, der noch nicht
da war, mal ein anderes Tempi, vielleicht einmal noch schneller oder
ein wenig langsamer. Wie auch immer, wir werdens sehen.
MF: Dann sind wir am Ende. Hast du noch ein paar letzte Worte an
eure Schweizer Fans?
DZ: Ja, da kann ich nur sagen, dass wir froh sind, wieder in
Pratteln zu spielen. Und ja, wir werden bald wieder ein neues Album
machen und hoffen, dass Euch das dann gefällt und dass ihr das neue
Line-Up mögt und unsere neuen Musiker willkommen heisst. Und
ansonsten werden wir so weiter machen wie bisher und unser Bestes
geben..., und hoffentlich das nächste Mal wieder als Headliner
hierher kommen.
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