Hammerfall sind True-Metal zum Anfassen! Anders als
ihre teilweise großkotzigen und überheblichen
Genre-Kollegen aus den U.S.A. verzichten die Schweden
auf großartige Reden über die Brüderschaft von
Metalheads und konzentrieren sich dafür lieber darauf,
entsprechend zu handeln. So wurden bei ihrem Auftritt in
Pratteln die Band-Shirts zu fairen Preisen angeboten,
auf überlange Ego-Soli verzichtet, die Pause zwischen
regulärem Set und Zugabe sehr kurz gehalten und damit
insgesamt möglichst viele Songs gespielt. Vor dem
Konzert im Z7 traf ich den Bassisten Magnus Rosén, der
mir zuerst begeistert einen Flyer für seinen neuen
Signature-Bass in die Hand drückte. Was danach folgte
war ein Gespräch, das zwar inhaltlich nicht viel Neues
bot, aber die Persönlichkeit von Magnus Rosén und von
Hammerfall sehr schön darstellt. – Ein paar Wochen nach
dem Interview sitze ich wieder vor meinem PC mit dem
Wissen, dass Magnus Rosén seinen Austritt bei HammerFall
gegeben hat. Magnus ist nicht mehr HammerFall. So ist
dies wahrscheinlich eines seiner letzten Interviews als
HammerFall Bassisten. Während dem Interview und bei der
Übersetzung des Interviews stachen mir dafür keine
Anzeichen dafür hervor, so dass ich überrascht von der
Nachricht war. Aber vielleicht findet ihr ja selber
Hinweise in diesem Gespräch.

MF: Ihr spielt heute bereits zum 11. Mal hier im Z7.
Herzliche Gratulation!
MR: Vielen Dank. Es ist mittlerweile fast schon
unser zweites Zuhause, hier in Pratteln. Es ist wirklich
schön, wieder hier zu sein.
MF: Was ist denn besonders schön in Pratteln, verglichen
mit anderen Orten?
MR: Es gibt viele Orte, an die wir immer wieder
gerne zurückkehren, um zu spielen. Die Leute vom Z7 sind
sehr nett, das Essen ist sehr gut und das Publikum immer
wieder toll. Und es ist fast jedes Mal ausverkauft, wenn
wir hier spielen.
MF: Seit ein paar Jahren spielt ihr hier ja immer zwei
Shows hintereinander.
MR: Das zeigt, dass es hier für uns sehr gut läuft.
MF: Eine zweite Sache, die ähnlich ist wie bei eurem
letzten Besuch, ist die Vorband. Damals waren es Shakra,
heute sind es Krokus. Ihr scheint klassischen Hard Rock
aus der Schweiz zu mögen?
MR: Ja natürlich. Es gibt sehr viele gute Bands aus
der Schweiz. Und Krokus sind eine alte berühmte Band. Es
ist eine Ehre für uns, die als Support auf dieser Tour
dabei zu haben. Shakra waren sehr gut und dazu noch
nette Jungs. Wir mögen es, gute Vorgruppen dabei zu
haben.
MF: Die Tour dauert jetzt bereits ein paar Wochen. Wie
kamen Krokus beim Publikum an?
MR: Meiner Meinung nach mögen die Leute Krokus sehr.
Auch sie sind sehr nette Leute und gute Musiker. Das
Konzept hinter dieser Tour ist, dass wir drei
eigenständige Bands haben, die sich voneinander
unterscheiden (ebenfalls waren The Poodles aus Schweden
dabei). Ich denke, dass wir somit die besten
Voraussetzungen für einen tollen Rock-Abend schaffen.
MF: Zum neuen Album. Ihr seid mittlerweile eine Garantie
für gute Alben. Was magst du am meisten am neuen Album „Treshold“?
MR: Das ist schwierig zu sagen. Das Cover ist gut.
Es ist immer dasselbe, wenn du ein neues Album draussen
hast: Meistens gibt es da Songs, die ich mehr mag als
andere. So habe ich auch dieses Mal meine eigenen
Favoriten.
MF: Welche denn?
MR: Ich mag zum Beispiel „The Fire Burns Forever“.
Das ist ein guter HammerFall-Song. Er ist einprägsam und
hat viel Energie. Das ist mein Favorit.
MF: Dieses Lied ist für mich eine Art neue Version von „Hearts
On Fire“. Wie siehst du das?
MR: Hmm… Ja, das kann man durchaus so sehen.
MF: Es verfügt über den gleichen Geist und geht
musikalisch in die gleiche Richtung.
MR: Ja, er ist eingängig. Und… ja…
MF: Ihr singt viel über die Brüderschaft zwischen den
Metalheads und über den Kampf für den Metal. Was hältst
du persönlich von diesen Texten?
MR: Ich finde, solange sie nicht die Botschaft
haben, dass Teufels-Kram gut sei, kann ich dahinter
stehen. Wenn es darum geht, dass die Leute zusammen
halten sollen und für ihren Glauben einstehen und
kämpfen sollen und blablabla, denke ich, dass es positiv
ist.
MF: Magst du es denn, mit diesen Klischees zu spielen?
MR: Es hängt davon ab, wie man es sieht. Also ob es
sich um Klischees handelt oder nicht. Ich sehe das mehr
als eine Art „Metal-Theater“. Das heisst, wenn die
Lieder eingängig sind, die Show mit Feuerwerk und
Knallkörper unterstrichen wird und die Bühne voller
Nebel ist, geht die Sache mehr in Richtung Theater,
einem „Metal-Theater“ sozusagen. Ich sehe das so.
MF: Und du spielst in dieser Show den wilden Wikinger am
Bass?
MR: Nein, ich bin nur der Bassist (lacht). Also in
dieser Band gibt es zwei Personen, die alles
entscheiden, was in der Band vor sich geht. Das ist der
Sänger (Joacim Cans) und einer der Gitarristen (Oscar
Dronjak). Also ich bin der Bassist und versuche dass zu
tun, was ich tun kann. Es kann also interessant sein,
uns spielen zu sehen.
MF: Auf mich wirkt dein Bassspiel sehr wild. Als ob da
ein Wikinger mit Bass stehen würde…
MR: (lacht) Ja. Ich habe viel Kraft und ich liebe
es, auf der Bühne zu stehen. Und ich denke, dass das die
Leute auch sehen können. Für mich ist es wichtig,
während dem Spielen wirklich bei der Sache zu sein. Also
dass ich auch gedanklich nicht woanders bin. Ich
versuche, mein Bestes zu geben und auch das Publikum zu
fühlen und für das Publikum glücklich zu sein. Wenn das
gelingt, gibt es eine gute Verbindung zwischen den
Energien, die zwischen Bühne und Publikum wechseln.
MF: Ein anderer Teil eures Metal-Theaters ist euer
Bandmaskottchen Hector. Für was kämpft er?
MR: Vielleicht… Vielleicht steht er dafür, dass wir
für unsere Meinungsfreiheit und unsere Bedürfnisse
kämpfen sollen. Also für das, woran jeder persönlich
glaubt. Es ist also nicht so tiefgründig. Also wenn du
Heavy Metal gut findest, sollst du dafür auch einstehen.
Aber wenn jemand anders andere Musik mag, solltest du
das natürlich respektieren. Alle Menschen haben
verschiedene Geschmäcker und niemand kann sagen, dass
dieses oder jenes jetzt der richtige oder der falsche
Geschmack ist. Aber du kannst sagen, dass dein Geschmack
Heavy Metal ist.
MF: Hector ist ein bisschen wie Iron Maiden’s Eddy, der
ebenfalls auf jedem CD-Cover erscheint.
MR: Ja, er ist ihm ähnlich. Es ist also nicht so
tiefgründig. Es ist mehr ein Spass-Ding.
MF: Du hast jetzt einen Endorsement-Vertrag mit Washburn.
Wie kam es dazu?
MR: Wenn du in einer einigermassen berühmten Band
spielst, dann möchten die Bass-Hersteller wie Fender,
Gibson oder Washburn, dass du ihre Produkte spielst und
so für sie wirbst. Und das ist einfacher, wenn du viel
live spielst oder wenn du viel im TV oder in den
Magazinen erscheinst. Und das trifft auf HammerFall zu.
Für mich persönlich ist es sehr interessant als
Bassisten, da ich auch alleine um die Welt toure und
Bass-Shows spiele (näheres dazu auf den persönlichen
Websites von Magnus Rosén: http://www.thrill.to/magnusrosen
oder
http://www.magnusrosen.net). Dadurch ist meine
Beziehung zu Washburn gewachsen. Und das sieht man auch,
wenn du zum Beispiel meinen Signatur-Bass nimmst. Das
ist ein Bass, der sehr gut, aber auch sehr günstig ist.
So haben auch jüngere Fans die Möglichkeit, ihn zu
kaufen. Als sie mich fragten, ob ich ein Signatur-Modell
haben möchte, fragten sie auch, wie ich ihn haben
möchte. Und ich antwortete, dass sie ihn bitte gut, aber
trotzdem günstig machen sollten. So dass die Leute ihn
sich auch leisten können.
MF: Wieso hast du gerade Washburn ausgesucht?
MR: Es gibt viele Firmen die dich gerne mit ihren
Instrumenten ausstatten möchten. Und dann testest du
aus, was sich gut anfühlt. Und was für einen Deal du
erhalten kannst. Und ihn meinem Fall waren Washburn
sehr, sehr nett in dieser Beziehung, so dass sie meinen
persönlichen Bass exakt so gebaut haben, wie ich ihn
wollte. Das heisst, dass ich das erhalten habe, was ich
wollte. Und jetzt können die Leute das kaufen, was ich
gerne habe. Vielleicht hat dieser Signature-Bass ein
bisschen weniger Qualität als meiner, der viel mehr
kostet. Aber mit der gleichen Idee für weniger Geld.
MF: Viele Gitarristen spielen an Konzerten mehrere
verschiedene Gitarren. Auf wievielen Bass-Gitarren
spielst du an einem Konzert?
MR: Ich brauche nur zwei Bass-Gitarren an einem
Konzert. Einen Hauptbass und für den Fall dass z.B. eine
Seite reisst, einen zweiten. Die wechseln dann in dieser
Zeit die Seiten und ich kann anschliessend wieder mit
meinem Hauptbass spielen. Also zwei Bass-Gitarren für
die Bühne, und dann habe ich noch einen dritten Bass, um
ausschliesslich mein Solo-Bass-Ding zu üben.
MF: Sind die Bass-Gitarren auf der Bühne identisch?
MR: Fast. Sie schauen aber verschieden aus. Sie
haben andere Farben. Einer schaut aus, als wäre er aus
Eisen, und der andere ist dunkelviolett.
MF: Ich sah euch vor zwei Jahren auf dem Wacken Open Air
kurz vor euren Idolen Accept spielen. Was war das für
ein Gefühl?
MR: Für mich war es nicht so speziell, weil Accept
nie meine Idole waren. Aber ich weiss, dass sie Oscar
sehr viel bedeuten. Ich finde, sie sind eine gute Band.
Ich habe früher mit ihrem alten Gitarristen Jürg Fischer
in der Band Billionairs Boys Club zusammen gespielt (auf
dem Album „Something Wicked Comes“, 1993). Da war am
Schlagzeug auch unser heutiger HammerFall-Drummer Anders
Johansson. Aber obwohl sie nicht zu meinen Idolen
zählen, genoss ich diesen Wacken-Auftritt trotzdem sehr.
MF: Wer waren denn deine Idole?
MR: Mein erstes Konzert, welches ich, als ich noch
sehr, sehr jung war, sah, war Alice Cooper. Ich war
damals vielleicht 13 Jahre alt. Und ich habe oft Kiss
gehört. Aber ich hatte nie ein Idol, von dem ich dachte,
dass es ein Gott ist. Ich mag viele Bands, aber ich mag
sie wegen der Musik und nicht, weil ich früher dachte,
dass sie Götter seien.
MF: Aber so ein paar Vorbilder unter den Bassisten
hattest du trotzdem?
MR: Ich denke, dass es heute sehr viele gute
Bassisten gibt. Und du kannst auf ganz verschiedene
Arten darin gut sein. Ich mag es nicht, so ein, zwei von
denen rauszupicken, weil es so viele gute Bassisten
gibt. Und es gibt nicht eine Art von Musik oder eine Art
zu spielen, die gut ist, sondern sehr viele. Personen
können auf ganz verschiedene Arten gut sein.
MF: Ihr wart eine der ersten Heavy Metal-Bands bei
Nuclear Blast, und ihr seit immer noch bei denen. Wie
wichtig ist Nuclear Blast für HammerFall?
MR: Ich denke, dass uns Nuclear Blast ein wenig
berühmt gemacht hat. Wir kamen im rechten Moment: Damals
hatte Nuclear Blast vor allem Death und Trash
Metal-Bands unter Vertrag. Wir hatten damals das Glück,
einen guten Plattenvertrag zu erhalten. Der Chef und
Inhaber liebte und glaubte an unsere sehr direkte Art
des Heavy Metals, und legte sich sehr ins Zeug, um uns
grösser zu machen. Ich persönlich bin sehr dankbar für
das, was sie für uns getan haben. Ohne Nuclear Blast
wäre es für uns sehr hart gewesen, erfolgreich zu
werden, weil es da draussen sehr viele andere gute
Gruppen gibt. Ich denke auch nicht, dass wir die Besten
sind. Wir sind nur eine von sehr vielen guten Bands.
Aber wir hatten Glück mit unserer Plattenfirma.
MF: War es ebenfalls Nuclear Blast, die euch die
Möglichkeit gaben, in den USA zu spielen?
MR: Ja… Irgendwie schon. Ich meine, wir haben eine
Booking-Agentur. Und die Booking-Agentur ist etwas
Anderes. Es ist also eine Firma, die nicht zu Nuclear
Blast gehört. Nuclear Blast haben in den USA nur einen
sehr kleinen Ableger. Aber natürlich wollten sie, dass
wir da spielen.
MF: Wie war es, in den USA zu spielen? Ich als Europäer
habe eher den Eindruck, dass Heavy Metal in den USA im
Moment nicht so sehr angesagt ist.
MR: Ja, Heavy Metal ist dort sehr klein. Und für
mich persönlich ist es nicht klar, wieso wir dort
gespielt haben, weil die Heavy Metal-Szene dort zu klein
ist. Sie war gross in den 80er Jahren, aber heute
dominieren andere Musikstile. Ich denke, wenn du dort
den Heavy Metal wieder gross machen möchtest, bräuchtest
du eine grosse, starke Plattenfirma, die da auch sehr
viel Geld reinstecken könnte und möchte, um deine Band
ein bisschen bekannt zu machen. Aber es reicht nicht,
wenn du ein paar Sätze ins Internet schreibst. Also, es
ist sehr hart für uns in den USA. Aber dafür ist Europa
sehr gut für uns. Und Südamerika ist gut, auch wenn du
dort nicht so viele CDs verkaufst, weil viele Leute dort
arm sind. Aber die Leute kommen an unsere Konzerte. Wir
spielen vor ziemlich vielen Leuten pro Konzert in
Südamerika. In Japan spielen wir ab und zu auch, aber
die Heavy Metal-Szene ist heute in Japan ebenfalls
ziemlich klein.
MF: Also waren Konzerte in den USA eher schlecht?
MR: Hmm… Die waren eher klein.
MF: Und wie war das Publikum?
MR: Das Publikum war sehr gut. Also sogar wenn nur
100 Leute da waren oder 200 oder 800 Leute. Es kommt
nicht drauf an, ob viele Leute da sind. Aber es war
keine Tour mit tausenden Leuten an jeder Show. Gutes
Publikum, aber wenig Leute.
MF: Verglichen mit der Schweiz?
MR: Verglichen mit der Schweiz waren es sehr wenige.
MF: Wir sind bereits am Ende des Interviews angekommen.
Was sind deine berühmten letzten Worte an eure
Schweizer-Fans?
MR: Ich ziehe meinen Hut vor euch und sage: Vielen
Dank dafür, dass ihr uns heute sehen kommt und dass ihr
vielleicht unsere Alben kauft. Wir sind euch sehr
dankbar für eure jahrelange Unterstützung!

Roger W. mit Magnus Rosen >>>>
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