Wenn sich eine Band wie Masterplan von Anfang an klar
vom Rest des grossen Kuchens abhebt, dann ist das
Interesse verständlicherweise gross. Grund dafür sind
natürlich die beiden ersten Hammer-Alben "Masterplan"
(2003) und "Aeronautics" (2005). Einen guten Anteil am
Erfolg hatte aber auch Sänger Jorn Lande, einer der
besten seines Faches und vielbeschäftigt dazu. Wenn sich
so ein hochkarätiges Line-Up nicht halten kann, geht die
Sache meist den Bach runter oder versinkt rasch im Meer
der Durchschnittlichkeit. Das wollte Mastermind Roland
Grapow jedoch nicht zulassen und so wurden die Vakanzen
von Drummer Uli Kusch (Beautiful Sin) mit dem
unverwüstlichen Mike Terrana (Ex-Rage, Axel Rudi Pell)
zum einen und zum anderen mit Mike Di Meo (Ex-Riot, The
Lizards) als neuen Sänger entsprechend frisch besetzt.
Die musikalische Antwort auf das neue Umfeld
erblickte erst vor Kurzem das Licht der Welt und der
Titel, so kurz er mit "MK II" auch ist, lässt keine
Zweifel offen, dass die Karten bei Masterplan neu
gemischt wurden. Zu diesem Thema und weiteren Aspekten
befragte ich Roland Grapow kurz nach seinem
überzeugenden Auftritt mit seiner Band. Da aber in der
kurzen Umbau-Pause zum Headliner-Set von Saxon wertvolle
Minuten ungenutzt verstrichen, fielen diesem Umstand
einige Fragen zum Opfer, die leider auch später nicht
mehr nachgeholt werden konnten. Nichtsdestotrotz hatte
der ehemalige Helloween Gitarrist während knappen 10
Minuten (!) doch noch einige Statements von sich gegen
können! (RG = Roland Grapow)
Nachdem ich die Metal Factory kurz vorgestellt hatte,
erinnerte sich Roland gleich zu Beginn des Interviews
daran, dass Helloween in den 80ern sogar in der Schweiz
Charterfolge verbuchen konnten! Neben ihm nahm auch noch
Bassist Jan. S Eckert Platz, der das Feld aber umgehend
wieder räumte.
MF: Normalerweise ist das dritte Studio-Album das
berühmte "Make it or break it"-Ding. Trifft das für "MK
II" auch zu?
RG: Öhmm..., sagen wir mal "keep it". Nicht "Make it or
break it", sondern wir wollten mindestens auf dem
gleichen Level bleiben..., nicht runter gehen. Und das
ist natürlich nicht so einfach, wenn man einen Sänger
wechselt..., 'nen Trommler, und der ist auch noch ein
richtiger Songschreiber. Wir wollten einfach versuchen,
den Standard zu halten, den wir einfach vorgegeben
haben. Das ist natürlich nicht so einfach...
MF: ...wenn man so hoch eingestiegen ist...
RG: ...jaaa..., und wir haben natürlich mit dem ersten
Album auch echt vorgelegt und das Zweite konnte das
Level etwa 95% halten..., ist ein bisschen weniger
gewesen. Aber definitiv wollten wir mindestens von der
Musik her, oder der Aufnahmequalität und dem ganzen
Konzept wollten wir so nahe wie möglich dran bleiben,
jedoch nicht so mit dem Gefühl, dass wir was kopieren
würden. Wir haben zwar in diversen Interviews gesagt,
wir wollen ein bisschen "back zum ersten Album-Stil"...,
aber auch da haben wir nicht kopiert und ganz frisch
neue Songs geschrieben. Und dann halt so gut wie möglich
arrangiert und Melodien gemacht.
MF: Der Abgang von Jorn Lande, nebst Uli Kusch, kam
ja überraschend. Mike Di Meo, sein Nachfolger, war die
nächste Überraschung. Was gab den Ausschlag für ihn? Ihr
habt ja mal was auf MySpace.com von ihm gehört...
RG: ... ja, genau! Ich habe ihn..., er hat mich
kontaktet..., und ich hatte zu dem Zeitpunkt da..., Ende
Juli letztes Jahr wirklich jeden Sänger angehört! Nur um
zu sehen..., eventuell gibt es eine kleine Chance. Und
dann habe ich eine Blues-Phrasierung gehört, die so
ähnlich war, wie bei Jorn und hab' gedacht "ouu..., das
könnte passen!". Die Stimme war ein bisschen anders...,
klar..., und die Band Riot..., ok..., muss ich zugeben,
kannte ich nicht so gut, aber war irgendwie ein Name,
der schon bekannter war. Mike Di Meo klang auch
irgendwie wie schon oft gehört..., den Namen. Und wir
dachten das wäre besser, weil wir hatten vorher schon
ein paar No Name Sänger, die auch sehr gut waren, jedoch
ohne Live-Erfahrung und, und, und..., und da war für
mich Mike eigentlich so der, der am nähesten dran kam.
Nicht um Jorn zu kopieren, sondern wirklich um diese
Lücke zu füllen. Mit einem ähnlichen Stil, das heisst
also mit diesen Blues-Phrasierungen das Soli nur ändern,
wofür dann die, die ihn nicht kennen, meinen, er kopiere
Jorn..., das stimmt wohl überhaupt nicht. Die Masterplan
Melodien, die er singt..., die Hälfte kam von ihm, die
andere Hälfte haben wir beide zusammen ausgearbeitet.
Das war natürlich auch mein Einfluss.
MF: Wieviel von Helloween steckt in Masterplan? Und
was machst du heute gleich wie damals, was anders?
RG: Ehh..., ich versuche immer aus allem, was ich
gemacht habe natürlich irgendwie das Beste rauszuziehen.
Bei Helloween war einfach das Gitarren Arrangement...,
das habe ich mir einfach abgeguckt..., da gibt's, wenn
wir Gitarren aufnehmen..., das ist wie eine Pyramide,
wie eine Orchestrierung! Also erst mal die
Rhythmus-Gitarren recht fett..., schön..., ein Fundament
machen. Dann gibt's da die ersten Overdubs..., nicht im
ganzen Song, aber schon Bridge..., Chorus. Und dann ganz
oben sind da noch viele Kleinigkeiten, die da abgehen,
die man im Einzelnen gar nicht mehr hören will.
MF: Noch ein Wort zum Lineup-Wechsel: Mike Terrana
ist ja nicht irgend ein Drummer und seit Jahren viel
beschäftigt. Was wird ihn längerfristig bei Masterplan
halten?
RG: Auf jeden Fall die Musik! Die findet er nämlich
fantastisch. Und das zweite Wichtige..., glaube ich...,
dass wir recht..., menschlich..., komplett die ganze
Band total nette Leute sind, die..., so "down to earth"
kann man sagen..., und wir sind einfach relaxt.
Teilweise ist Mike Terrana noch Derjenige, der am
meisten mal frustriert ist oder ausrastet und Gefühle
zeigt. Und er sich manchmal wundert, dass ich so als...,
na ja..., als Bandleader immer so durchkomme..., weil
irgendwie so relaxt tun. Ich kann auch nix daran
ändern..., man kann auch mit Gewalt oder mit Frustration
in den Raum schreien nichts ändern. Man muss nur darüber
nachdenken, was macht man..., und ich glaub', das
gefällt ihm sehr gut. Er fühlt sich mittlerweile wie so
in einer Familie und klar wird er seine Projekte hier
und da machen, weil man ja Geld braucht...,
hauptsächlich. Und ähmm..., aber das wird seine
Hauptband sein, das weiss ich.
MF: Langjährige, stabile Line-Up's sind eher
rückläufig und dafür gibt es immer "All-Star Bands" mit
teils geschichtsträchtiger Vergangenheit. Wo stehen da
Masterplan?
RG: Öhmm... ein Problem war ja eigentlich mit Jorn von
Anfang an, dass alle gesagt haben "das wird ja nie
was"..., weil Jorn ist bekannt dafür, immer nur Projekte
zu machen! Und irgendwann fingen die Leute auch zu
realisieren..., mehr als zwei Alben hat er nie gemacht
in einer Band, nur seine Solo-Alben. Ich wollt' es
selber nicht wahrhaben wollen..., ich habe immer
gedacht, das wird schon, aber irgendwie über die lange
Zeit..., ich glaub', wir hätten auch noch weiter
gearbeitet zusammen. Aber wir wollten einfach sicher
sein, dass wir 100%ig das Beste geben für die Fans, also
an dem Produkt, an der Marke Masterplan. Er wollte uns
in eine andere Richtung drängen, die mehr zu seinem
Solo-Album geht. Das hat ihn also nicht 100%ig glücklich
gemacht und deswegen mussten wir uns trennen, aber im
Prinzip ist Jorn natürlich für mich immer noch DER
Sänger und auch als Mensch ein verdammt geiler Typ!
Leider sind wir nicht mehr so gut in Kontakt, weil er
auch leider nicht sehr kommunikativ ist. Also auch
Leute, die mit ihm Interviews machen wollen..., es ist
sehr schwer, an ihn ranzukommen, weil er lässt sich da
so immer ein bisschen gehen. Vielleicht fehlt ihm so ein
bisschen dieses Business-Denken, also er ist dann doch
eher so..., Künstler..., scheinbar.
MF: Hand auf's Herz: Seit "Keeper Part I" sind 20
Jahre vergangen. Hättest du damals gedacht, 2007
zusammen mit Saxon auf Tour zu sein?
RG: Na gut..., bei "Keeper I" war ich nicht dabei... (ui
ui Rockslave..., schlecht recherchiert!) - Die "Pink
Bubbles..." war das erste Album, wobei ich hab' für die
"Keeper 2" die Tour also..., seit '89 bin ich dabei und
ehrlich gesagt, ich kam ja schon recht spät zu der
ganzen Musikszene. Also mit 29 ist schon..., ich wollte
eigentlich schon fast aufgeben..., und dann kam halt das
Angebot von Helloween und dann war ich natürlich super
glücklich. Aber ich habe Saxon '83/ '84 gesehen mit...,
als Vorprogramm von Judas Priest. Das war natürlich
phantastisch, jetzt wieder auf Tour zu gehen mit den
Jungs. Gestern habe ich das voll mitgekriegt, die sind
so gut die Jungs..., die sind echt gut! Das finde ich
klasse. Ich mein', hier werden alle älter, aber es ist
phantastisch zu sehen, dass sie immer noch so eine
Qualität abliefern können.
MF: Man kann getrost davon sprechen, dass viel los
ist in der Hard & Heavy Szene, zumindest was monatliche
Releases und Bands auf Tour angeht. Wie war der
Publikumsaufmarsch seit Beginn der Tour bei euch?
RG: Ja gut..., wir wissen nicht, welcher Anteil jetzt zu
uns gehört, aber das glaube ich..., das variiert auch
von Gegend zu Gegend, aber... (und nun setzte bereits
das Intro der neuen "Inner Sanctum" Scheibe von Saxon
ein...) was wir zusammen an Leuten ziehen, das ist
unglaublich! Das ist immer so zwischen 1'000, 1'400...,
ich weiss nicht, was heute ist..., hier ist, glaube ich,
kleiner na..., so 800 ungefähr.
MF: Ja..., ungefähr ja... (aber es waren klar mehr,
siehe oben!)
RG: Könnte schon sein..., aber das ist super! Das habe
ich also auch mit Helloween nicht mehr in der letzten
Zeit erlebt. Ich weiss nicht, wie es jetzt bei denen
läuft, aber..., wir erwarten..., werden es nur nicht
schaffen, aber irgendwann mal dahin zu können (Bemerkung
MF: "Sorry Leute, aber Roland war mit dem Intro im
Hintergrund kaum mehr richtig zu verstehen, deshalb
diese komischen Sätze!), dass wir solche Hallen alle
füllen können...., und den Support bei den Festivals zu
kriegen..., das wäre der Traum, weil dann machen die
Fans auch mit! Und dann ist die Band auch besser...,
weil so wie heute..., hier in der Schweiz in Pratteln...,
das ist so ein Zyklus..., also da kommt von uns ein
bisschen, da kommt das wi(e)der (vom Publikum) und dann
auf einmal bauscht sich das auf, wird immer besser. Das
ist klasse..., das ist für mich, warum ich live spielen
möchte. Das Schlimmste für mich war in Lichtenfels zu
spielen..., glaube ich war das..., keine Resonanz! Das
war immer schon so dort..., das Publikum ist so
anders..., bei Nürnberg ist das. Und dann gehst du von
der Bühne..., frustriert und fragst dich "wozu mache ich
denn das?" Ich verdien' doch hier live gar nix, wir sind
nur Support. Wir kriegen keinen Pfennig von dem
Ganzen..., nur ein bisschen von den T-Shirts.
MF: Warum ist "Warrior's Cry" so schnell ausgefallen
und als Opener gewählt worden?
RG: Weil eben schnell ist! Und das umfasst so meine
Philosophie von dem, was von Helloween her kommt...
Und dann war endgültig fertig lustig..., mit dem
Intro und dem Interview gleichermassen, da Saxon nun
volle Kanne loslegten. Ich versuchte aber dennoch, bevor
ich selber in den Fotograben spurtete, den Rest des
Interviews noch zu organisieren. Leider liess sich
Roland Grapow (trotz Zusicherung) nach der Höllen-Show
der Briten nicht mehr blicken. Da auch der Tourmanager
nicht wirklich mehr Willens war, ein gutes Wort für mich
einzulegen, musste ich das Feld dann halt mit dem was
ich hatte, räumen. Trotzdem erlaubte das Interview
einige bemerkenswerte Einblicke in den Alltag eines
Profi-Musikers, der mit seiner Band auf Tour ist.

Rockslave (links) mit Roland Grapow >>>
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