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Keine
Furcht vor dem Teufel!
Nach dem Abgang von Savatage-Klampfer Chris Caffery und Star-Trommler
Mike Terrana (sowie John Osborne), erschienen sämtliche Hoffnungen
auf ein weiteres Werk der Mannen um Lars Ratz aussichtslos.
Wer hätte erwartet, dass die hohe Qualität des Erstlings Millennium
Metal - Chapter One" ohne die beiden hochwertigen Musiker
gehalten werden könnte?
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Und wer hätte damit gerechnet, dass die Truppe nach dem
öffentlichen Gefecht der Herren Ratz und Terrana zurück zur
Band-Moral finden würde? - Wahrscheinlich die Wenigsten.
Nun, die Power-Metaller belehren
uns eines Besseren und haben ihren zweiten Silberling aus
dem Boden gestampft: State Of Triumph - Chapter Two"!
Ein erstklassiges und ausdruckstarkes Album, das jedem Zweifler
das Maul stopft...
LARS: Die
Leute, die nicht erwartet hätten, dass wir ohne Caffery und
Terrana eine genauso gute Platte machen können, wissen nicht,
dass genau die beiden am wenigsten mit der musikalischen Seite
der ersten Platte zu tun hatten. Die Musik wurde immer von
Matthias (Lange, g) und mir geschrieben, und Henning (Basse,
v) hat schon immer die Gesangslinien gemacht. Wir haben uns
auch nie als etwas anderes gesehen als eine Band. Die Presse
hat immer geschrieben, Metalium sei ein Projekt von Chris
Caffery, dabei kam Chris zuletzt in die Band, als wir das
Demo quasi schon fertig hatten. Metalium war immer eine Band,
von Anfang an. Gegründet von Matthias, Henning und mir."
SMF: Mit welchen Zielen seid ihr an die Arbeit zu State
Of Triumph" gegangen?
LARS: Genau wie bei der ersten. Nachdem die erste Platte
das erfolgreichste Metal-Debut 1999 wurde, haben wir uns gesagt,
wir machen alles genau so bei der zweiten CD. Wir gehen in
den Proberaum, arrangieren, schreiben, nehmen auf und lassen
uns nicht gross unter Druck setzen. Das ist auch schon alles.
Die zweite CD ist kompakter und knackiger, die Gesangslinien
sind ausgereifter. Also, 95 % der Weltpresse bescheinigt uns,
dass das zweite Album besser ist als das erste. Das ist zwar
Geschmackssache, aber ich will natürlich nicht motzen, wenn
die Leute sagen, dass wir noch einen drauflegen konnten."
SMF: Meiner Meinung nach klingt State Of Triumph"
eine Spur aggressiver als der Vorgänger. Woran mag das liegen?
LARS: Es
ist bestimmt so, dass State Of Triumph" definitiv
einen Zacken härter ist. Millennium Metal" ist
ein bisschen grooviger, und die neue mehr so auf die
Fresse". Das war nicht bewusst sondern eine Entwicklung.
Der Wagen kam ins Rollen, und jetzt rollt er ein bisschen
zügiger. Man schreibt eben Lieder, wie man in der Verfassung
ist. Wir hatten einen sehr guten Start und eine gute Zeit
auf der Europa-Tournee. Das einzige, was uns genervt hat,
war der Stress mit unserem alten Schlagzeuger. Das widerspiegelt
sich wahrscheinlich im Songwriting, speziell bei mir. Die
ganzen schnellen Songs sind typisch Ratz, die ganzen Groove-Songs
sind typisch Matthias. So kann man immer sehr schnell wissen,
wer welchen Song geschrieben hat. Obwohl wir das nicht auf
die Platte schreiben, weil wir das nicht wollen. Wir wollen
nicht dieses bullshit ich bin so toll, hab den Song
geschrieben". Wir sind eine Band und jeder schmeisst
sein Gewürz in die Suppe. Also, wenn es aggressiver ist, dann
wahrscheinlich, weil ich dieses Mal etwas mehr beigesteuert
habe."
SMF: Du hast es schon erwähnt; Millennium Metal"
war das erfolgreichste Metal-Debut 1999. Wie sieht es mit
dem Nachfolger aus
LARS: Es sieht so aus, dass
wir mit allen anderen Bands gekommen sind. Wir sind am selben
Tag gekommen wie Gamma Ray, und nicht mal Gamma Ray ist in
die Charts gegangen. Das heisst, im Moment ist es eben so,
dass der Markt von neuen Metalbands voll ist. Die Szene muss
sich jetzt gesundschrumpfen. Denn, wenn Gamma Ray mit dem
letzten Album auf Platz zwanzig war, und mit dem neuen nicht
mal auf die Warteliste der Charts kommt, ist das schon alarmierend.
Auch wenn es ein Best Of-Album war, denn Gamma Ray ist eben
Gamma Ray. Im Moment muss sich die Spreu vom Weizen trennen.
Deswegen müssen die Bands raus, wie auch wir, und beweisen,
dass sie live auf die Fresse hauen."
SMF: Steckt eine Botschaft hinter der Story eurer Konzeptalben?
LARS: Ich würde sagen, eine
Metapher ist schon im Konzept verborgen. Der Metalfan, der
zum Metalkrieger wurde (auf dem ersten Album) und jetzt, auf
dem zweiten, vom Metalkrieger zum Metalgott wird, indem er
eben alle vier Elemente findet. Eigentlich ist es unsere eigene
Story. Das müssen wir auch tun; wir müssen alle Elemente des
Heavy Metal-Fantums erreichen. Wir müssen rausgehen und die
Fans überzeugen. Und dann können wir, naja, ich will jetzt
nicht sagen Metalgötter" werden, aber wir können
dahin kommen, wo wir wollen, nämlich zu einer ernst zu nehmenden
Heavy Metal-Band."
SMF: Die Story ist ganz simpel, doch sie reflektiert unseren
Zeitgeist. Glaubst du, dass Heavy Metal wieder tonangebend
sein wird?
LARS: Tonangebend, wo? In
den Media Control Charts, nein. Heavy Metal war nie tonangebend,
nicht mal in den Achtzigern. Das war zwar damals ziemlich
gross angesagt, aber da gabs genauso Dance Music und so weiter.
Heavy Metal sollte nicht mehr so gross werden, wies in den
Achtzigern war, weil die Musik dadurch ihren Idealismus verliert.
Wie damals mit Overkill. Es ging irgendwann nur noch darum,
welche Plattenfirma die Band hat, wieviele Millionen reingepumpt
werden und wie schick die Locken der Jungs sind. Und das hat
halt nichts mehr mit dem Ur-Spirit zu tun. Der Ur-Spirit ist
einfach, an die Sache zu glauben, zu kämpfen und dazu eine
sehr grosse Portion Idealismus und Optimismus für die Sache
zu haben. Das ist das, was wir fühlen."
SMF: Es gibt diesen internen Krieg im Heavy Metal. Was
hältst du davon?
LARS: Ehrlich gesagt kriege
ich davon nichts mit. Ich als Musiker bin nicht in der Szene
unterwegs, in der die Fans sich darüber unterhalten. Zudem
ist es mir zu blöd, mich an einer solchen Diskussion zu beteiligen.
Jeder sollte soviel Toleranz aufbringen, dass wenn er etwas
nicht mag, es nicht als scheisse" beurteilen sollte
sondern einfach sagt mag ich nicht". Mich hat schon
immer die Qualität überzeugt. Ich kann mir durchaus Musik
anhören, die nicht Metal ist, wenn sie gut gemacht ist."
SMF: Welche Musik hörst du dir denn privat an?
LARS: Viel Klassik. Ganz
ruhige Klassik. Den Kontrast, den brauche ich zum Ausgleich.
In der Ruhe liegt die Kraft, und da muss ich schöpfen. Du
erlebst mich ja jetzt als einer, der sehr harmoniebedürftig
ist. Ich trinke gerne ein Glas Wein, habe Ruhe, und auf der
Bühne bin ich genau das Gegenteil. Ich kann hinter den Kulissen
ja nicht so energiegeladen sein wie auf der Bühne, das würde
nicht gehen. Ich muss meine Batterien aufladen, um eben 110
% auf der Bühne zu geben. Das ist mir halt sehr wichtig. Wer
jemals eine Metalium-Show gesehen hat, weiss, dass es hier
nicht darum geht, verständnisvoll zur Musik zu wippen sondern,
dass es hier richtig zur Sache geht."
SMF: Ihr habt dieses Jahr bereits anlässlich der Two Metal
Dayz im Z7 gespielt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, euch
seien die Leute davongelaufen. Wie hast du das erlebt?
LARS: Das krieg ich
auf der Bühne nicht so mit. Wenn wir auf die Bühne gehen,
geben wir immer alles, ob da zehn oder tausend Leute stehen.
Das klingt zwar etwas platt, aber genau das ist der Grund,
warum wir hier auf dieser Tournee sind."
SMF: Ihr habt inzwischen selber eine Menge Fans aus den
verschiedensten Ländern. Bist du trotzdem selbst Fan geblieben?
LARS: Jeder, der irgendeinmal Fan war von irgendwas,
der hat dieses Gefühl im Herzen mal erlebt und wird es wahrscheinlich
nie wieder los. Ich kann mich erinnern, als ich mit vierzehn
oder fünfzehn mit dem Kopfhörer vor der Anlage meines Vaters
sass und mir Defenders Of The Faith" (Judas Priest)
volles Brett gegeben habe. Ich war in der ersten Reihe bei
Rainbow, Girlschool und Whitesnake und habe hinterher gewartet,
damit ich Autogramme kriege. Dafür schäme ich mich überhaupt
nicht. Ich bin sogar stolz drauf, dass ich aus diesem Fantum
heraus angefangen habe, Musik zu machen. Das ist für mich
ganz wichtig. Es gibt komischerweise ganz wenige Musiker im
Heavy Metal, die jemals headbangend in der ersten Reihe standen.
Wenn du Musiker fragst, ob sie jemals in der ersten Reihe
standen und abgebangt hätten, oder ob sie jemals für eine
Band gestorben wären, werden sie antworten Nein. Ich
habe klassische Gitarre gelernt...", und dies und das.
Ich bin nicht so drauf, hab sogar eine Kutte gehabt..."
SMF: Sag nur, du gehst heute noch an Konzerte, stehst in
die erste Reihe und bangst ab...?
LARS: Leider Gottes, das wird jeder Musiker bezeugen
können, verlierst du aufgrund deiner Kenntnis, die du erworben
hast, die Leidenschaft für einige Dinge, wenn du selbst Musik
machst. Das ist grausam. Mit andern Worten: Früher, als ich
noch keine Musik gemacht habe, war Hermann Rarebell von den
Scorpions für mich der grösste Schlagzeuger, weil er auf den
Tokyo Tapes ein Schlagzeugsolo gespielt hat. So nen typischen
Snare-Wirbel, der immer schneller wurde. Für mich war das
der beste Schlagzeuger der Welt! Ich wusste nicht, wie einfach
das ist, das klang einfach klasse für mich. Oder ein Fingertapping
auf der Gitarre, ich sagte nur wow!". Heute weiss
ich, dass es einfach ist, und dadurch verliere ich den Respekt
vor der Sache. Du analysierst automatisch. Das ist schade.
Das ist das, was ich an meinem Beruf bedaure."
SMF: Wird es eine Fortsetzung der Bandgeschichte Metalium"
geben?
LARS: Ja, definitiv!"
SMF: Vielleicht sogar ein drittes Kapitel der Metalian-Story?
LARS: Ja, logisch! Das ist schon geplant."
SMF: Hast du noch eine Message an die Schweizer Metalium-Fans?
LARS: Schwyzerland!? Für uns ist es ja so, dass wenn
wir in der Schweiz, dann nur in Pratteln spielen, sonst gibt
es hier ja nicht viel für Heavy Metal. Wir hatten eine gute
Show hier letztes Jahr, und auch heute werden wir Gas geben!
Ich bin mir sicher, nachher werden die Leute rausgehen und
sagen, wie wir, wenn wir von der Bühne gehen, yeah,
das war richtiges Brett!". Bang that Swiss head that
doesnt bang!"
SMF: Na, das lass ich am besten einfach so stehen...
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