Nicht selten hat es unter den CD's, die all monatlich
zu rezensieren sind, (Debüt-)Scheiben von Bands drunter,
von denen man noch nie etwas gehört hat. Noch rarer ist
es, dass eine dieser unbekannten Silberlinge einem den
Kopf wegbläst. My Uncle The Wolf haben das mit ihrem
selbstbetitelten Erstling ohne Schwierigkeiten
hingekriegt. Stoner, Doom, Alternative und Retro-Rock zu
einer geladenen Mischung vermengt, dazu technisches
Können und intelligente Texte, damit überzeugt der
Vierer unter den Fittichen von Down-Drummer Jimmy Bower,
der bei My Uncle The Wolf für die tiefen Töne
verantwortlich ist. Als dann bekannt wurde, dass eben
jenes Quartett aus New York die legendären
Industrial-Pioniere Ministry auf ihrer
Europa-Abschiedsreise unterstützen würden, so nutzte ich
die Gelegenheit, um diese Newcomer der
Metalfactory-Leserschaft näher zu bringen. Die beiden
Leitwölfe Zac Hutton (Gesang, ZH) und George Vas
(Gitarre, GV) standen Metal Factory also vor ihrem Gig
im Z7 bei einem gemütlichen Gespräch vor der
Konzertfabrik Rede und Antwort, u. a. über die New
Yorker Metalszene, die Idee hinter My Uncle The Wolf und
deren musikalische Gruppentherapie.
MF: Zuerst natürlich die obligatorische
Einstiegsfrage: Wie gehts euch und wie ist es so, auf
der ersten Europa-Tournee?
GV: Es ist schrecklich und ich hasse es!
ZH: Red keinen Stuss George! Es war ein riesiger Spass!
Das ist nun unser letzter Auftritt mit Ministry.
Deswegen bin ich traurig und fröhlich zur selben Zeit.
Wir freuen uns, endlich wieder zurück nach New York zu
können, gleichzeitig geht damit natürlich eine unserer
besten Erfahrungen in Sachen Bandleben zu Ende.
MF: Wie war Europa so für euch?
GV: Ich liebe es hier! Wir hatten jetzt ein paar Wochen
Zeit, durch Europa zu touren und wir konnten verdammt
viele Eindrücke sammeln. Wenn man so das übliche
anschaut können wir auch nicht klagen: Die Locations
waren alle super, das Essen war gut, das Bier war riesig
und die Frauen waren heiss, Mann!
MF: Ist das Tourleben so, wie ihr es euch vorgestellt
habt?
ZH: Also Konzerte haben wir ja beide schon einige
gespielt, von daher wissen wir natürlich, wie es damit
aussieht. Es sind diese Augenblicke des Glamours, wenn
man auf der Bühne steht, wenn man nach dem Gig mit dem
Publikum spricht etc. Die Momente stellt man sich vor,
wünscht man und die gibts auch. Bei seinen Phantasien
vergisst man einfach, dass die meiste Zeit auf Tour
ziemlich mühsam und vor allem langweilig ist. Wenn man
zum Beispiel einen Day-Off hat und irgendwo in der
Pampas ist steht, sitzt, liegt man so rum und wartet,
dass ist verdammt langwierig.Ein Day-Off fühlt sich
wirklich wie drei Tage zum Nichtstun verdammt zu sein
an.
MF: Ihr seid noch nicht gerade berühmt in Europa, was
sich hoffentlich noch ändern wird. Könnt ihr unseren
Lesern bitte euren Sound etwas charakterisieren?
GV: Ich nenn es einfach Rock'n'Roll Leute! Alles andere
ist einfach ein Bezeichnungsblabla. Ich meine, wer weiss
schon, was genau zum Metal gehört und was nicht, wo Doom
beginnt und wo Southern Rock aufhört.
ZH: Nenn es wie du willst! Viele Leute sagen Stoner Rock
zu unserem Sound und ich find das total bescheuert. Ich
hasse diese Bezeichnung, das ist doch alles Müll. Für
mich beginnt alles mit dem Blues, alles was heute unter
Rock und Metal gespielt ist. Der Blues ist die Wurzel
und jede andere Bezeichnung find ich bescheuert.
MF: Bitte vervollständigt den folgenden Satz: Man
sollte My Uncle The Wolf hören, weil...
ZH: ...weil es sexy ist!
GV: ...weil es sexy ist und warum zur Hölle denn nicht?
ZH: Das ist so bescheuert, Mann!
GV: Ist es... Ich weiss auch nicht: Wir sind einfach
nicht die Sorte Band, die sich als weltbegwegend
bezeichnet und ihre Scheibe als das innovativste, beste
und speziellste überhaupt anpreist. Wir seine einfach
ein paar Typen, die zusammen spielen, Songs schreiben,
die dann aufnehmen und live spielen, als mehr sehen wir
uns nicht, auch wenn wir natürlich stolz auf unser
Material sind.
ZH: Die nächste Platte wird aber definitv noch viel
besser werden, hahaha...
MF: Was ist an euch so sexy, ausser eurer Musik?
ZH: Nichts!
GV: Das ist es ja: Durch unseren Sound werden wir sexy!
Wenn wir nicht in einer Band spielen würden, wären wir
vier ganz normale, asexuelle und unattraktive Typen...
unter anderem ein Grund weswegen wir überhaupt Sound
machen, hahaha...
MF: Der zweite Satz zum vervollständigen: Warum
sollte man eure Scheibe kaufen?
ZH: Weil das Cover und das Design verdammt sexy sind! Es
dreht sich alles um «sexy», Mann!
GV: Unser Drummer hat das komplette Layout übrigens
selber kreiert! Joey Debbs ist ein wahnsinnig
künstlerischer Mensch und er hat wochenlang daran
gesessen und es auch verdammt geil geworden. Wir wollten
nicht einfach ne Scheibe mit elf verschiedenen Tracks
machen. Alle Songs sind irgendwie miteinander verbunden
und ergeben eine Einheit. Genau dies wollten wir auch
mit dem Cover und dem Layout ausdrücken und das hat Joey
geschafft. Dies ist übrigens auch ein Grund, weswegen
wir bei Cargo Records sind. Unsere Plattenfirma sagte
uns, dass wir machen können, was wir wollen und sie für
alles sorgen würden, was wir bräuchten, um unsere
Message rüber zu bringen.
ZH: Es steht definitiv ein Konzept hinter der Scheibe.
Keine simple Story oder so was wie auf üblichen
Konzeptalben, aber die Nummern haben einen Hintergrund
und etwas Verbindendes, sei es nun in den Lyrics oder im
Sound. Dabei überlassen wir es dem Hörer, diese
Hintergründe selber zu entdecken. Dies ist auch ein
Grund, weswegen im Booklet nur ein Teil der Texte
abgedruckt sind. Wenn man alles entdecken will, so soll
man genau hinhören.
MF: Könnt ihr ein wenig von den Anfängen der Band
erzählen? Wie hat alles begonnen?
ZH: Der Ursprung von My Uncle The Wolf sind wir beide,
George und ich. Wir spielten zuvor in einer anderen
Band, welche wir langsam satt hatten, da es einfach
nicht weiter ging und wir keine Zukunft mit dieser
Truppe sahen. Etwas enttäuscht verliessen wir dann
gemeinsam diese Band, um uns etwas Neuem zu widmen. Wir
kennen uns also schon seit einer halben Ewigkeit, so
etwa 10 Jahre. 2005 trafen wir uns dann in meinem Haus
und schmiedeten verdammt viele Zigaretten rauchend Pläne
für unser neues Projekt und tauschten Ideen und Visionen
aus. Darauf brauchten wir etwa ein Jahr, bis wir die
Band komplett hatten, waren aber schon randvoll mit
Ideen ausgestattet. Die Hauptidee dabei war: Alles was
wir machen wollen, sollen wir auch machen können. Keine
Grenzen sollte es geben.
MF: Welcher Teil eurer Songs ist zuerst da? Die Texte
oder die Musik?
ZH; Die Musik ist eigentlich zuerst fertig.
GV: Oftmals quatsche ich auch über Ideen, zum Beispiel
von einem Buch oder so, durch welches ich eine gewisse
Stimmung oder einen speziellen Eindruck erhalte, aus
welchem ich dann einen Song schreiben möchte, was wir
dann auch machen. Die Lyrics sind dann eigentlich nur
noch der letzte Zusatz dazu, welcher daraus wächst.
ZH: Der Opener «March Of The Hung» zum Beispiel war
zuerst eine Idee, bevor irgendwas, Musik oder Lyrics
vorhanden waren. Wir wollten einfach eine Nummer
schreiben, die wir als ersten Track verwenden könnten,
ein Song, der dir in die Eier tritt. Und das ist uns
wohl gelungen.
MF: Am Bass steht bei euch Jimmy Bower, der bei Down
hinter dem Schlagzeug sitzt. Wie ist diese Beziehung
zustande gekommen? Ihr stammt ja aus New York und er
lebt in New Orleans, praktisch am anderen Ende der
Vereinigten Staaten.
GV: Bevor wir ihn trafen, haben wir sehr viel mit ihm
über das Interview kommuniziert. Ein Freund von uns
kannte ihn dazumal schon sehr gut und dieser stellte
eigentlich den Kontakt her. Wir befreundeten uns immer
mehr. Jedesmal, wenn Jimmy dann mit Down oder EyeHateGod
in New York spielte, stieg er bei Zac oder bei mir zu
Hause ab und wir gingen zusammen trinken. Immer häufiger
jammten wir dann natürlich auch zusammen. Irgendwann
fragte er dann: „Habt ihr Jungs endlich eine komplette
Scheibe geschrieben?“ - Als wir bejahten sagte er
einfach: „Gut, ich will sie produzieren!“. Und einen
Bassisten brauchten wir auch noch und so übernahm er
auch dies gleich noch.
MF: Ihr kommt von Brooklyn. Wie ist die Metalszene so
in New York?
ZH: It sucks! Und das ist leider kein Witz! Es gibt dort
unendlich viele Bands, die immer und immer wieder die
selben Riffs spielen, die es schon vor 20 Jahren in
besserer Ausführung gab! Es ist die langweiligste Szene,
die ich je gesehen habe. In keiner anderen Stadt ist das
so schlimm! Unter 30 Bands findest du vielleicht eine,
die du als „ok“ bezeichnen würdest. Wenn du eine sehen
willst, die echt gut ist, dann must du dir 74 andere
ertragen, die scheisse langweilig sind! Ich kann dir
vielleicht gerade mal vier neuere Bands aus New York
nennen, die ich cool finde.
GV: An anderen Orten wo wir waren, fanden wir immer eine
Gruppe Leute, die intelligenten Sound machten und
einfach eine angenehme Stimmung verbreiteten, die das
gewisse Flair hatten und die alle versuchen, etwas
Spezielles zu erschaffen, was nicht Einheitsbrei
darstellt.
MF: Worin seht ihr die Gründe für die schwache Szene
in NY?
ZH: Das ist ne gute Frage...
GV: Ja... das hab ich mir noch gar nicht überlegt und
ich hab viel über die Szene nachgedacht.
ZH: Ich denke, New York hatte früher eine Menge sehr
beliebter Bands, die New York auf die Musikkarte
brachten. Ich denke da an die Zeit, in welcher Bands wie
Type O Negative, Carnivore oder auch Life Of Agony gross
wurden und damit auch die Rockszene in New York wachsen
liessen. Ich denke einfach, dies alles hat seine Magie
verloren. New York ist eben eine verdammt trendige Szene
und wenn jemand Aufmerksamkeit erhält, so will es jeder
auf die selbe Weise auch versuchen. Als Korn die grossen
Newcomer waren trugen alle Adidas-Shirts, Schweissbänder
und Trainerhosen. Nun ist Hardcore in und jeder spielt
den harten Kerl. Es ist so dämlich, denn da hat es
Teenies, die ich kenne, seit sie 13 Jahre alt sind und
damals einen auf «No Future» und depressiv machten, und
die jetzt raus gehen, sich tätowieren lassen, sich
Muskeln antrainieren und agressiv wirken wollen. Es ist
so verdammt fake! Wie du also bemerken wirst, sind wir
nicht die grossen Fans unserer Stadt, was den Musik-Part
anbelangt...
MF: In Europa ist Metal und Rock wieder fast so gross
wie in den 80ern. Wie sieht es in den USA aus?
ZH: Nein, nein. Metal und Rock ist wieder ziemlich gross
geworden, aber nur schon wegen den teuren Plattenpreisen
ist es für eine kleinere Band wie uns ziemlich
schwierig. Ich meine, Bands wie Mastodon oder Lamb Of
God sind riesig in den Staaten, verdammt populär, und
jeder wartet in der amerikanischen Szene auf die nächste
Band von der Grössenordnung, wie sie Pantera einst hatte
und dies zu Recht. Ich denke, auch Bands wie Slipknot
sind unter anderem ein Grund dafür, weswegen die
Metalszene in den Staaten wieder gross ist und warum
eine Art Aufbruchstimmung herrscht. Ich schätze Slipknot
und das, was sie für die amerikanische Szene geleistet
haben sehr.
MF: Ich kann mir vorstellen, dass ihr die folgenden
Frage schon einige Male habt beantworten müssen aber
trotzdem: Was bedeutet euer Bandname?

ZH: Das ist definitiv eine Frage, die du beantworten
musst!
GV: Oh fuck! Ähm... Es bedeutet das, was du willst! Ich
weiss, das klingt bescheuert, aber immer wenn jemand zu
mir kommt und fragt: „Hey, bedeutet euer Name das und
das?“, dann sag ich: „Nein, aber das ist ne gute Idee,
vielleicht nehmen wir das!“. Für Zac und mich ist es
einfach ein Symbol für das Vorwagen in unbekanntes
Territorium, etwas, was wir beide mit dieser Band schon
mehrmals machen konnten. Ich denke dabei daran, dass
kein normaler Mensch ohne Zweifel sein ganzes Leben für
drei Wochen auf Pause schalten würde, um mit einer nicht
gerade erträglichen Band durch Europa zu kurven.
ZH: Es ist auch wie ein ausgestreckter Mittelfinger
gegenüber der Gesellschaft aber gegenüber vielen anderen
Bands. Sie nehmen sich und ihre Namen viel zu ernst: As
I Lay Dying? Das klingt doch verdammt bescheuert Mann!
GV: Für uns hat es eine Bedeutung, aber die ist nicht
relevant. Bei den Bands wie As I Lay Dying weisst du
sofort, wie die klingen, das ist doch langweilig.
ZH: Al von Ministry hat dies hervorragend ausgedrückt:
Als er unseren Bandnamen hörte soll er gesagt haben: „What
the fuck? Spiel mir das mal ab, ich muss wissen wie die
Verrückten klingen!“. Letztendlich der Grund, weswegen
wir auf Tour mitgenommen wurden. Dies soll die Reaktion
sein: „What the fuck is this?“
MF: Unter dem Punkt «Einflüsse» steht auf eurer
Myspace-Seite: «Diejenigen, welche die tiefgründigsten
Dinge so einfach wie möglich ausdrücken». Könnt ihr das
erklären?
GV: Einer unser absoluten Lieblings-Schriftsteller ist
Charles Bukowski und der Satz stammt aus einem seiner
Gedichte. Es ist einfach absolut intelligent, denn das
ist es doch, was eigentlich das Mass aller Dinge sein
soll. Die Situation muss man sich übrigens so
vorstellen, dass ich morgens um vier bei Zac zu Hause
völlig betrunken Bukowski gelesen habe und dann dachte:
Das ist es!
ZH: Es drückt das aus, was wir in musikalischer Hinsicht
machen wollen, keine Überproduktion, keine Frickeleien
oder Ähnliches.
MF: Zurück zu eurer Scheibe: Was würdet ihr nach
einigen Monaten nach dem Erscheinen verändern?
ZH&GV gleichzeitig: Nichts!
ZH: Natürlich gibt es Dinge, die nicht wirklich optimal
sind...
GV: Es gibt Dinge auf der CD, die hasse ich!
ZH: ... aber es ist was es ist! Die Scheibe konserviert
sozusagen einen Moment der Vergangenheit. Und für uns
waren das wundervolle Wochen in Lousiana, wo wir unsere
Ideen verwirklichen konnten. Und wenn ich unser Debüt
nun höre, dann denke ich an diese Tage. Wenn wir die
Möglichkeit hätten, uns noch einmal an das Material zu
wagen und zu verbessern, dann könnte das an diesem und
jenem Ort schon was bringen, andererseits sind das Songs
und Lyrics, die aus einer Laune, aus einer Stimmung
heraus entstanden und diese würden für mich zumindest
darunter leiden.
MF: Was würdet ihr nicht mehr machen?
GV (mit einem Grinsen): Bezogen auf die Musik oder auf
alles andere?
MF: Eigentlich auf die Musik bezogen, aber ihr könnt
auch gern auf alles andere Bezug nehmen.
GV: Ich würde nie mehr «Nein» sagen! Ich möchte mehr
versuchen, alles einfach auszuprobieren. Früher habe ich
gesagt, dass dies und jenes nicht geht, da es zu
komisch, zu poppig, zu abwegig oder was weiss ich was
ist. Ich will durch all die kreativen und musikalischen
Löcher kriechen und Dinge ausprobieren
ZH: Zuerst sollte man wirklich alles sammeln und erst so
spät wie möglich aussortieren, was man wirklich
verwenden kann, was passt. Ich denke, dass es da aber
verschiedene Möglichkeiten gibt. Sieh dir zum Beispiel
Slayer an: Die Fans von Slayer wollen ein Slayer-Album
und Slayer geben es ihnen. Das ist der Grund, weswegen
die Band immer noch hier ist. Ganz anders ist es bei
Metallica: Die hatten oder haben Hochs und Tiefs, weil
sie machen was sie wollen. Slayer machen, was die Fans
wollen, Metallica machen, was sie selbst wollen. Ich mag
Metallica nicht wirklich, ich mochte sie noch nie
richtig, aber ich habe deswegen Achtung vor ihnen. Das
hat Respekt verdient. Ich finde, die Leute sollten sich
mehr öffnen. Wenn ihnen der Sound einer Band nicht
gefällt, ok, da kann man nichts machen. Wenn sie sich
aber aus Prinzip weigern, etwas Neues zu akzeptieren,
dann sind sie geistig schlicht behindert.
MF: Lasst uns über eine andere Band reden, die leider
bald Geschichte sein wird. Was ist Ministry für euch?
Was denkt ihr über diese Band?
ZH: Ministry ist eine der grössten Bands für mich seit
ich 13 oder 14 Jahre als war und diese Tour hat meinen
Eindruck nur noch mehr verstärkt. Ich meine, Ministry
sind das Paradebeispiel dafür, dass man als Band in
musikalischer Hinsicht einfach alles machen kann, was
man will und trotzdem eine klare Linie zeigen kann,
genauso wie ein Statement abzugeben. Für mich sind Al
Jourgensen und seine Jungs eine der wohl legendärsten
Bands der Rockgeschichte, denn sie haben einen ganzen
Stil geprägt, ohne das je zu beabsichtigen und ohne sie
gäbe es Bands wie Nine Inch Nails oder Rob Zombie wohl
nicht.
MF: Ministry ist bekanntermassen eine politische
Band. Wie politisch ist My Uncle The Wolf?
ZH: Musikalisch lassen wir die ganze Politik links
liegen. Denn wenn ich Texte schreibe, dann ist Politik
etwas, worüber ich nicht so viel fühle, was mich nicht
so sehr beschäftigt, sodass diese nicht einfliesst. Ich
verspüre selber nicht den Drang, meine Meinung der Welt
kund zu tun. Ich muss auch gestehen, dass ich keine
übergeordnete Meinung zur ganzen Sache habe. George ist
da schon viel interessierter. Weiter kann die
Vermischung von Politik und Unterhaltung oder Kunst auch
übel enden, wewegen ich noch skeptischer dem gegenüber
bin.
GV: Und musikalisch sind wir einfach so selbstsüchtig,
dass wir nicht über die Allgemeinheit oder über die
Taten eines Politikers singen möchten, sondern über uns
und unsere Gedanken selbst.
ZH: Wir machen einen musikalischen Ego-Trip, hahaha...
Wir nutzen die Musik, über uns selber wie Schwachsinnige
zu labern.
GV: Wenn du dich therapieren lassen willst, redest du ja
auch nicht über Politik, sondern über deine abstrusen
Gedanken und Ängste, was man fühlt.
ZH: Und das ist My Uncle The Wolf quasi für uns: Eine
kreative Gruppentherapie mit viel Zigaretten und
Alkohol.
MF: Und ausserhalb der Musik?
GV: Sonst interessiere ich mich für so ziemlich jedes
politische Thema und höre mir auch die Argumente aller
Strömungen an. Ich versuche einfach, auf dem Laufenden
zu bleiben und vor allem jedem und allem gegenüber offen
zu sein. Aber ich henke dies auch nicht an die grosse
Glocke oder spreche mich öffentlich für eine Seite aus.
Die Politik, welche wirklich gemacht wird ist sowieso
meistens Bullshit, egal ob Republikaner oder Demokraten,
alle sind sie verlogene Arschlöcher.
MF: Geht ihr im Herbst an die Präsidentschaftswahl?
ZH: Ja.
GV: Zumindest das tun wir, ja.
MF: Welche Pläne habt ihr für die nähere Zukunft?
GV: Noch im Sommer werden wieder aufnehmen.
ZH: Genau... Das Material für die zweite Scheibe ist
schon so gut wie fertig geschrieben. Wir wissen noch
nicht, wann es erscheinen wird, aber es wird eure
Nackenmuskeln zerstören! Wir sagen nicht wie es klingen
wird, ob es hart, schnell, genial sein wird... das
könnten wir auch gar noch nicht sagen. Sicher ist, dass
man diese Scheibe hören wird und es heissen wird: „Das
sind My Uncle The Wolf!“. Für uns passt es jetzt schon
zur ersten Scheibe, wird einfach noch besser.
GV: Wir werden verdammt viel experimentieren und ich
habe echt das Gefühl, dass die nächste Platte zumindest
für uns etwas verdammt Grosses werden wird.
MF: Und die letzte, obligatorische Frage: Wo werden
My Uncle The Wolf und/oder ihr in 10 Jahren stehen?
GV: Wir werden nicht stehen, sondern flachliegen.
Irgendwo, hoffentlich nicht in einer Entzugsklinik.
ZH: Nein, nein, nicht in einer Klinik. Wir werden das
selbe machen wie heute.
GV: Genau! Es kann kommen was will, von mir aus können
Aliens uns versklaven aber wir werden immer noch
spielen!
ZH: Sogar wenn ich tot sein werde, werde ich weiter
Musik machen!
MF: Super Schlusswort! Danke fürs Interview Jungs!
GV: Gleichfalls! Ihr seid die ersten aus der Schweiz,
die uns interviewt haben. Ehrlich gesagt seid ihr auch
unter den Ersten ganz Europas... aber das kommt schon
noch!

Unser Kissi (2.v.l.) mit den Wolfonkels >>>
|
|
|