Die Zeiten ändern sich! Dass dem so ist, müssen auch
die dänischen Speed-Pop-Metaller Pretty Maids
akzeptieren. Hätte man vor 15 Jahren an dieser Stelle
noch nicht beschreiben müssen, wer die Dänen sind,
drängt sich dies Ende 2008 leider auf. Also los: Pretty
Maids hatten vor allem Mitte der 80er Jahre mit ihren
Alben „Red Hot And Heavy“, „Future World“ und „Jump The
Gun“ grossen Erfolg. Zusammen mit Helloween haben sie
eine ganze Metal-Stil-Richtung gegründet. Zumindest gilt
ihr Songs „Future World“ zusammen mit dem gleichnamigen
Helloween-Klassiker als Initiator für einen aggressiven
Metal mit melodischen Klängen. Obwohl Pretty Maids auch
in den 90er Jahren gute Alben aufnahmen, erreichten
diese nie mehr den Status der 80er-Scheiben. Live
überzeugen die Dänen aber nach wie vor mit ihren
Schweiss treibenden Shows und ihren faszinierenden
Songs. Grund genug also, den Sänger Ronnie Atkins ans
Mikrofon zu zehren, und mit ihm über Vergangenes und
Künftiges zu sprechen. Das Interview fand unmittelbar
vor dem Auftritt statt, was das Adrenalin sowohl beim
Interviewten wie auch beim Interviewer deutlich
ansteigen lies. Was dabei raus gekommen ist, erfahrt ihr
in den unteren Zeilen.
MF: Ich hörte, dass ihr es eilig habt. Ihr werdet
also bald die Bühne entern?
RA: Ja, das ist so. Bei uns hat es sich eingespielt,
dass wir in der Regel eine halbe Stunde vor dem Konzert
vor Ort sind um uns auf den Auftritt vorzubereiten. Wir
sind sonst im Hotel oder im Tourbus und verbringen dort
den Tag.
MF: Herzliche Gratulation zu eurem 25. Geburstag.
RA: Danke vielmals. Obwohl ich denke, das wir bereits
den 27. feiern. Den 25. Geburtstag feierten wir bereits
vor 2 Jahren. Okay, eigentlich war es ja letztes Jahr.
So sind wir als heuer 26 Jahre alt. Es ist eine lange
Zeit, aber die Zeit vergeht sehr schnell, wenn du Spass
an der Sache hast.
MF: Also ist das nicht eure Geburtstags-Tour?
RA: Je nach dem wie man es sieht. Wir haben unser
aktuelles Album „Wake Up To The Real World“ nicht
wirklich sauber betourt. Also ist es nun eine
nachgeholte Kombination aus Geburtstags- und
Albums-Tour. Aber es ist lange her, dass wir in der
Schweiz gespielt haben. Aber auch in Deutschland waren
wir in letzter Zeit nicht mehr so oft. Wir haben zwar in
den letzten Jahren auf ein paar Festivals gespielt. Aber
wir hatten keine normale Tour im 2006, was Schade ist.
Und darum spielen wir jetzt diese Minitour.
MF: Ich habe euch 2006 am Bang Your Head in Balingen
gesehen.
RA: Cool. Ich denke, dass das wohl bisher unser letztes
Konzert in Deutschland war. Okay, das aktuell letzte
Konzert in Deutschland war eigentlich letzte Nacht auf
dieser Tour, aber… (lacht)
MF: Ihr spielt auf dieser Tour ja nur in Schweden,
Dänemark, Deutschland und in der Schweiz. Sind das
heutzutage eure Hauptmärkte?
RA: Also eigentlich nicht speziell. Unsere Hauptmärkte
sind überall wo die Leute uns sehen wollen und sie
unsere Alben kaufen. Wir sind eine alte Band und überall
auf der Welt mehr oder weniger bekannt. Japan und
Frankreich sind ebenfalls grosse Märkte für uns. Und
Deutschland war und ist für uns immer ein
Schlüsselmarkt. Wir haben also Märkte überall, wo die
Leute uns sehen wollen und mit uns eine gute Zeit
verbringen möchten.
MF: Warum spielt ihr auf dieser Tour denn nicht in
Frankreich?
RA: Das weiss ich nicht. Ich denke, wir werden da
irgendwann mal wieder spielen. Wir möchten das alles ein
Bisschen zusammen halten. Also vielleicht werden wir da
mal spielen, wenn wir auch in Spanien eingeladen sind.
Da fällt mir gerade ein, dass Spanien ebenfalls ein
guter Markt für uns ist.
MF: Du hast gesagt, dass ihr eine alte Band seid. Was
hält euch heute zusammen?
RA: Das ist der Spass an der ganzen Sache, den wir immer
noch zusammen haben. Ich weiss, dass das ein Klischee
ist, aber es macht tatsächlich immer noch Spass und wir
haben immer noch eine gute Zeit zusammen. Wir haben
sogar eine sehr gute Zeit zusammen. Ich meine wir sind
heute älter als früher, aber wenn wir den Tourbus
betreten, fühlen wir uns nach wie vor, als wären wir 16.
Das ist das Gute an Rock’n’Roll.
MF: Also tut ihr nach wie vor diese verrückten Sachen,
die ihr bereits mit 16 getan habt?
RA: Naja, mehr oder weniger. Einige Dinge mehr als
andere. Als ich 20 war, ging ich nach dem Konzert noch
raus und trank bis morgens um sieben und stand am
nächsten Abend wieder sicher auf der Bühne. Ich denke
nicht, dass ich das heute noch tun könnte. Aber ich mag
immer noch ein paar Bier trinken.
MF: Sind für heute spezielle Sachen geplant?
RA: Nein, eigentlich nicht. Es geht uns schlicht darum,
da raus zu gehen und zu überzeugen. Und zu zeigen, dass
immer noch mit uns zu rechnen ist. Vor allem weil wir
schon lange nicht mehr in Deutschland und der Schweiz
unterwegs waren.
MF: Euer Keyboarder Morten ist nicht auf dem Bandfoto
auf eurer Homepage. Wieso nicht?
RA: Wir haben ihn von einer anderen dänischen Band
namens Mercenary angestellt, wo er spielt. Und er ist
nach wie vor bei denen. Aber nun ist er auch ein
normales Mitglied von Pretty Maids.
MF: Wie kommt ihr da an einander vorbei? Denn Mercenary
sind auf Tour, ihr seid auf Tour…
RA: Also bis jetzt funktioniert das gut und hat noch
keine Probleme gemacht. Er ist schlicht ein sehr netter,
junger Mensch. Er ist zwar ein wenig jünger als wir,
aber ein guter Junge und wir haben eine gute Zeit
zusammen. Er mag auch unsere Musik. Bis jetzt gab es
noch keine Probleme. Aber natürlich, falls es mal
Konflikte mit den Daten geben würde, müsste man nach
einer Lösung suchen.
MF: „Future World“ ist ja bis jetzt euer grösster Hit…
RA: Ja, es ist das Album, von welchem wir bisher die
meisten Exemplare verkauft haben. Das stimmt. Und der
Song „Future World“ ist einer der Besten, den wir je
geschrieben haben. Ich sehe es auch an den
Fanreaktionen, denn die Sachen von „Future World“ sind
genau das, was die Leute immer noch hören möchten. Aber
auch „Red Hot And Heavy“ und „Jump The Gun“ gehören
dazu. Es wird vor allem Zeugs aus den 80er gewünscht.
Aber ich denke nach wie vor, dass wir auch einige gute
Alben in den 90ern gemacht haben.
MF: In derselben Zeit wie euer Song „Future World“, ist
auch der Helloween-Klassiker „Future World“ erschienen.
Ist das bloss Zufall, dass beide Klassiker denselben
Namen haben?

RA: Das ist ein völliger Zufall. Ich habe keine Ahnung.
Ich weiss nicht einmal, ob Helloweens-„Future World“
ebenfalls von 1987 ist.
MF: Doch schon.
RA: Wir haben damals auf dem Monsters Of Rock zusammen
gespielt. Und das war das erste Mal als ich gemerkt
habe, dass diese ebenfalls ein „Future World“ haben. Das
wusste ich vorher noch nicht. Unseren Song haben wir
wahrscheinlich 1986 geschrieben.
MF: Es scheint ein guter Titel zu sein, um ein Hit zu
werden.
RA: Definitiv. Es gibt aber auch viele Bands, welche
einen Song Namen „In The Heat Of The Night“ getauft
haben. (lacht)
MF: Also in diesem Falle gibt es Whitesnake, und wer
noch?
RA: Ja, zum Beispiel
MF: Und welche anderen Bands?
RA: Ich weis nicht. Das war nur eine Annahme. (lacht)
MF: Was bedeutet dir dieser Szene-Hit?
RA: Ich fühle mich gut. Für mich beinhaltet „Future
World“ viele Dinge, welche Pretty Maids ausmachen. Gute
Gitarrenriffs, melodischer Gesang, gute Keyboards. Und
das war es, was wir damals versucht haben, zusammen zu
bringen.
MF: Ich denke es ist an der Zeit, ein kleines Spiel zu
spielen. Ich sage ein paar Schlüsselworte, und du sagst
mir, was dir dazu spontan einfällt. Machst du mit?
RA. Ja, gerne.
MF: Red Hot And Heavy.
RA: Cooler Hit aus Dänemark. Also eigentlich unser
erstes Album. Damit schafften wir gleich den Durchbruch
und es öffnete viele Türen in den 80er Jahren für Pretty
Maids.
MF: Live-Alben.
RA: Ich denke, wir haben zwei veröffentlicht. Stimmt
das? Wir werden wohl sobald kein weiteres aufnehmen. Es
wird wohl noch einige Zeit dauern, weil wir erst vor 5
Jahren eines aufgenommen haben. Aber ich mag Live-Alben.
MF: Welches ist dein Lieblings-Live-Album?
RA: (überlegt) Definitiv „Made In Japan“ von Deep Purple.
MF: Black Sabbath.
RA: Ich denke nicht, dass die je ein gutes Live-Album
raus gebracht haben. Ich denke „Made In Japan“ ist ein
grosser Klassiker mit sehr guten Musiker darauf. Wenn du
sie hörst, berührt dich das sehr.
MF: Ihr wart in den 80er Jahren mit Black Sabbath auf
Tour.
RA: Ja, schon. Aber ich denke immer noch, dass „Made In
Japan“ das beste Live-Album ist. (lacht)
MF: Ian Gillan.
RA: Ein sehr netter Kerl. Eine der nettesten Personen,
die ich je im Rock’n’Roll kennen gelernt habe. Er ist
ein grossartiger Sänger.
MF: Er hat euch sehr in den 80er Jahren geholfen.
RA. Er hat uns ein wenig geholfen. Wir haben ihn zum
ersten Mal getroffen, als wir mit Black Sabbath getourt
sind. Er sang damals bei denen auf der Born Again-Tour.
Er hat uns Tony Wilson vorgestellt, der die BBC Friday
Night-Show in London hatte. Dadurch kriegten wir die
Möglichkeit beim ersten Besuch von Grossbritannien dort
ein paar Songs zu spielen. Und das half der Band schon.
Und später hatten wir dasselbe Management in Amerika wie
er. Wir hatten somit viele Gemeinsamkeiten mit den Deep
Purple-Jungs in den 80er. Wir treffen die immer noch
regelmässig, wenn sie in unserer Gegend wo wir wohnen
spielen.
MF: Hammerfall.
RA: Eine schwedische Band.
MF: Die haben euch ja auf ihrem zweiten Album gecovert.
RA: Ja, und darum ein herzliches Dankeschöne an
Hammerfall. Ich denke das war sehr gut für uns. Weil es
uns ein jüngeres Publikum erschlossen hat. Diese haben
uns durch Hammerfall entdeckt.
MF: Also magst du deren Version?
RA: Ja schon. Obwohl es eine 1:1 Kopie unseres Songs
ist.
MF: Flaming Rasmussen.
RA: Ein guter Produzent. Wir haben mit ihm für ein paar
Alben zusammen gearbeitet. Ein sehr netter Kerl und ein
sehr ruhiger Typ. Er ist mehr ein Ingenieur, als ein
guter Musiker. Ich bevorzuge eher gute Musiker um
ehrlich zu sein. Aber ich denke er ist ein guter
Mixingenieur und ein grossartiger Typ.
MF: Okay, damit haben wir dieses Spiel abgeschlossen. Du
sagtest, dass euer letztes Album 2006 raus gekommen ist.
Was sind eure nächsten Pläne? Wird bald ein nächstes
Album kommen?
RA: Wir möchten zuerst noch mehr touren. Vielleicht
zeichnen wir nächstes Jahr eine DVD auf. Aber vielleicht
nehmen wir nächstes Jahr auch ein neues Album auf. Wir
haben momentan keine festen Pläne. Wir reden darüber.
MF: Wir sind im Stress und damit bereits am Ende. Was
willst du deinen Fans noch unbedingt mitteilen?
RA: Ich hoffe, dass ihr das heutige Konzert geniesst.
Ich freue mich, dass die Leute hierher gekommen sind, um
uns wieder einmal zu sehen. Ich hoffe, ihr werdet eine
gute Zeit haben und ich hoffe, dass ihr das neue Album
geniessen konntet. Und natürlich hoffe ich, euch
möglichst bald wieder zu sehen.
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