Pure Inc. die Dritte! Mit "Parasites & Worms" haben die
Basler ein eindrückliches Hard Rock-Heavy Metal Werk
abgeliefert, welches den erarbeiteten Status wohl noch
ausbauen wird. An einem sonnigen Samstag Nachmittag
verschanzte sich Gianni Pontillo (Gesang) und Höfi
(Bass) mit mir im dunklen Radio Kanal K Studio um ein
Interview aufzunehmen. Dank dem ausdrücklichen Wunsch
von Cheffe Roxx, gibt es die Worte nun in schriftlicher
Form. Aus praktischen Gründen habe ich aber darauf
verzichtet, auch die Lieder, die zwischen den vier
Interview-Teilen liefen, niederzuschreiben. Wenn ihr
trotzdem Musik wollt, dann kauft euch das Album, oder
hört auf myspace.com rein. Noch ein paar Worte an die
Personen die alles Todernst nehmen. Die Musik von Pure
Inc. ist extrem dynamisch. Dies widerspiegelt sich auch
in diesem Interview, das mehrere Wendungen hat, und
Blödeleien rasend schnell in ernste Themen übergehen.
Gianni=GP, Höffi=Höffi ;)

MF: Pure Inc haben ja unter dem Namen Pure Yeast
angefangen, was so viel wie „pure Hefe“ bedeutet.
GP: Ja, genau. Die Übersetzung geht aber mehr noch
in Richtung „reine Hefe“.
MF: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem alten
Bandname und Basel? Weil Basel liegt ja in der Nähe von
Rheinfelden und Rheinfelden hat eine grosse Brauerei.
GP: Nein, überhaupt nicht. Das hat nichts
miteinander zu tun. Ich weiss auch gar nicht, wie die zu
dem Namen gekommen sind. Ich war noch gar nicht in der
Band, als der Name entstanden ist. Ich bin erst dazu
gestossen, als der Name schon bestanden hat. Ich bin
zwar schon der erste Sänger dieser Band, aber ich habe
da nichts zum Namen beigetragen. Ich glaube, die waren
damals einfach besoffen. Und Hefe ist ja im Bier.
MF: Gianni. Du bist ja das älteste Mitglied bei Pure
Inc., obwohl du nicht mal Gründungsmitglied bist.
GP: Also Pure Inc. sind ja eigentlich eine neue
Band. Wenn man es nüchtern betrachtet. Also rein
theoretisch war auch schon Sandro (Gitarrist) bei Pure
Yeast. Wobei wir da extrem viele Wechsel hatten. Und
unser Schlagzeuger Dave war da auch bereits dabei. Kurz
vor den Aufnahmen zur ersten CD hiessen wir noch Pure
Yeast und dann bei der anschliessenden Labelsuche haben
wir uns umgetauft.
MF: Mit Pure Inc. hattet ihr bisher sehr wenige Wechsel.
Ihr habt aber jetzt einen neuen Bassisten dabei, den
Höfi. Wie habt ihr ihn ausgewählt?
GP: Also Höfi ist schlicht ein cooler Typ!
Höffi: Das ist sicher einer der Gründe. Aber vor allem
lag es daran, dass sie einen neuen Bassisten brauchten.
Der erste Teil der Geschichte ist, dass der alte Bassist
gegangen ist. Darauf habe ich auf music.ch gesehen, dass
Pure Inc. einen neuen Bassisten suchen und mir gedacht,
dass mir das noch passen würde. Darauf habe ich mit den
Jungs Kontakt aufgenommen. Sandro schickte mir ein paar
Songs. Die musikalische Radikalität dieser Band hat mich
dann sofort begeistert. Und danach ging alles relativ
schnell, bis ich bei Pure Inc. eingestiegen bin.
MF: Wie lange bist du jetzt schon bei Pure Inc dabei?
Höffi: Das ist jetzt knapp 1½ Jahre. Ich bin gerade
rechtzeitig gekommen, um das neue Album aufzunehmen.
MF: Heisst das, dass du zwar noch nicht an den neuen
Songs mitschreiben konntest, diese dafür aufgenommen
hast?
Höffi: Also ein Teil der Songs stand bereits. Von
den 12-13 Lieder waren so 6-7 bereits fertig. Und die
restlichen haben wir dann zusammen fertig ausgearbeitet.
Einen Teil der Basslinien habe ich auch übernommen. Bei
anderen habe ich aber meinen Groove und meinen Vibe in
die Aufnahmen eingebracht.
GP: Das wollten wir auch unbedingt. Weil es für uns
keinen Sinn macht, wenn ein Bassist kommt, der dann die
Sachen nachspielt, welche der vorige Bassist aufgenommen
hat. Und deshalb fanden wir, dass es gut ist, wenn er
das Zeugs auch aufnimmt. Dann gibt es auch einen neuen
Vibe, ein Bisschen Frische in die Band. Und wir sind
extrem froh, dass wir den Höfi haben. Er weiss das noch
gar nicht.
MF: Also jetzt weis er es!
Höffi: Okay, na gut. Ich gebe dir die 20 Fr. jetzt.
(lacht)
GP: (lacht) Was, nur 20 Fr.? Du musst mir mehr geben!
MF: Ich habe vor einiger Zeit mal eine CD gehört und
dabei gemerkt, dass da Gianni sang. Die Band hiess nicht
Destruction, sondern Headhunter, wo ebenfalls Schmier
singt. Schmier ist ja eine Person, welche man oft im Z7
sieht, also schon beinahe ein Basel-Ländler.
GP: Ja, Schmier ist ein cooler Typ. Schmier hat ja
irgendwie einen Kultstatus. Er gehört zu den Typen, die
einfach ihr Ding durchziehen. Er geht über Leichen und
das finde ich irgendwie cool. Er hat mich einfach
angefragt, ob ich bei Headhunter mitwirken möchte. Und
dann habe ich das gemacht. Also bei ein paar Songs wie
z.B. „Silverskull“ oder „18 And Life“ habe ich die
Backgroundparts gesungen. Und „18 And Life“ gehört
sowieso zu meinen Lieblingssongs von Skid Row. Und so
haben wir das zusammen eingesungen.
MF: Euer neues Album Parasites And Worms ist sehr
aggressiv. Einen Song wie z.B. „Serenade of Aggression“
hätte man von Pure Inc. nicht erwartet. Was hat euch so
wütend gemacht?
GP: Es ist ganz natürlich, dass Aggressionen
entstehen, wenn dich dein Label sozusagen raus
schmeisst, wenn dich deine Booking-Agentur raus
schmeisst, wenn du keinen Manager mehr hast und dann der
Bassist noch geht. Wobei es bei „Serenade Of Aggression“
eigentlich gar nicht um dies geht, sondern darum, dass
heutzutage einfach oft zu schnell Aggressionen
aufkommen, ob jetzt bei Fussballturnieren oder wo auch
immer. Die Leute werden einfach viel zu schnell
aggressiv und schlagen viel schneller einfach rein. Es
geht primär um die gesellschaftliche Problematik und ist
nicht wirklich auf Pure Inc. bezogen. Beim aktuellen
Album ist es so, dass wir viel stärker probiert haben,
verschiedenes zu machen. Und nicht einfach nur in eine
Richtung zu komponieren, sondern mehrere Sachen
auszuprobieren. Und es ist gut geworden.
MF: Ihr habt ja selbst in diesem Song einen ruhigen
Teil. Habt ihr selbst da versucht mit den verschiedenen
Stimmungen zu experimentieren?
GP: Genau. Also mit Stimmungen, aber auch mit den
Sounds, Gesängen, verzerrten Bässen und so. Dadurch dass
wir diese Platte bei uns im Bandraum aufgenommen haben,
hatten wir viel mehr Zeit. Diese haben wir genutzt um
verschiedene Sache auszuprobieren. Das macht das ganze
Interessant und ist für uns spassig.
MF: Zeichnet sich diese Spannung auch im Cover von „Parasites
and Worms“ ab? Das ist ja ziemlich abschreckend.
Höffi: Also die Thematik der einzelnen Songs sind
Momentaufnahmen von der Weltgesellschaft. „Parasites And
Worms“ ist dazu kein schlechter Überbegriff. Zumindest
passt er zu einem gewissen Teil dieser Gesellschaft,
welche andere nicht so gut behandelt.
MF: Ihr hattet auf dem ersten Album ja bereits „T.O.T.“,
welcher ebenfalls diese Missstände angeklagt hat. Kann
man daher von einer Weiterführung des Songs auf eine
ganze Album-Länge sprechen? Oder würde das zu weit
gehen, wenn man „Parasites And Worms“ als
T.O:T.-Konzeptalbum sehen würde?
GP: Das wäre sicher zu weit gedacht. Ich würde eher
sagen, dass diese Thematik ein wichtiger Teil von Pure
Inc. ist. Also wenn ich Songtexte schreibe, überlege ich
mir, was auf der Welt gerade passiert. Es bringt ja
nichts, wenn ich die ganze Zeit nur von „Sex, Drugs &
Rock’n’Roll“ singe. Weil das Leben halt schlicht nicht
unbedingt so ist. Das Leben ist viel radikaler. Die
heutige Gesellschaft ist einfach nicht so cool. Z.B. wie
man mit Leuten umgeht, oder wie man gewisse Sachen sagt,
oder wie auch immer. Und mit den ganzen Kriegen, der
Armut und… Ich meine es ist wirklich nicht so toll. Und
deshalb finde ich es gut, wenn ich darüber schreibe, was
auch mich befreit von dem. Statt dass ich einfach nur
vor mich herjammere, schreibe ich auch darüber. Das ist
ein guter Punkt.
MF: „Raise Hell“ ist zum Beispiel auch ein sehr böser
Titel.
GP: Okay, bei dem geht es aber eher darum, dass wir
hier sind, und noch nicht aufgegeben haben. Und wir
immer noch schwer am Kämpfen sind.
Höffi: Also für eine gute Zukunft.

MF: Ihr habt bis jetzt nicht so viele Videoclips. Auf
eurer Homepage ist dafür jetzt zu lesen, dass ihr gleich
zwei Aufgenommen habt. Deckt ihr damit ein
Nachholbedürfnis?
Höffi: Das hat sich jetzt mehr einfach so ergeben.
Unser französischer Vertrieb hatte die Idee, dass wir
einen Video-Clip doch machen sollten. Und dann sind die
beiden Jungs am Morgen früh angereist und wir haben an
einem Tag in 18 Stunden Material für zwei Videos
aufgenommen. Die hatten das vorgängig bereits mit
Skripten vorbereitet, und das hat sich dann einfach gut
ergeben. Wir haben das ganze im Z7 in Pratteln
aufgenommen und eine wirklich gute Zeit gehabt, haben
gute stimmungsvolle Aufnahmen gemacht. Und wir sind sehr
gespannt wie das ganze raus kommen wird.
MF: Zu welchen Songs war das genau?
Höffi: Das war zu „Serenade Of Aggression“, der auch
ein aggressiver Song ist. Der andere war die Ballade „Dead
Calling“.
MF: Wir haben bereits angesprochen, dass mit dem zweiten
Album viel Scheisse passiert ist. Ihr seit jetzt bei
einem neuen Laben, nämlich bei Dockjard1. Dort sind ja
auch bereits The Order, wo Gianni ebenfalls singt und
Gurd von V.O. und Franky, wo ihr ja auch aufgenommen
habt. Kam das durch gute Empfehlungen zustande?
GP: Also bei V.O. haben wir die Platte nicht
aufgenommen, sondern nur mischen lassen. Aufgenommen
haben wir es bei uns im Bandraum.
MF: Sorry.
GP: Easy, einfach damit da nichts durcheinander
kommt. Durch das, dass The Order ebenfalls bei Dockyard1
ist, kannte ich Dirk natürlich schon. Und ich hatte
früher schon mal mit ihm über Pure Inc. gesprochen, ob
er uns auch zu sich nehmen möchte. Er fand damals, dass
die Band eher ein grösseres Label als seines bräuchte.
Das Problem ist nur, dass grössere Labels viel mehr
CD-Verkäufe sehen wollen, sonst wird es schwierig. Zum
Schluss sind wir vor allem zu Dockyard1, weil wir den
Vibe gut fanden. Dirk ist ein cooler Typ. Er glaubt auch
an die Band. So sind wir nach Hamburg gefahren, haben
ihn und das ganze Dockyard1-Team getroffen. Es ist gut
und kommt gut. Davon sind wir überzeugt.
MF: Von wegen grösseren Bands. Ihr seid z.B. im Rockhard
ziemlich weit vorne bei den CD-Kritiken. Was habt ihr
dort für einen Platz?
GP: 13!
MF: Das ist ziemlich beachtlich.
GP: Schon. Nur waren wir mit der letzten Platte „A
New Days Dawn“ bereits auf Platz 12. Jetzt sind wir
einen Platz zurück gefallen. Aber das liegt auch daran,
dass so viele wichtige und auch grosse Bands Platten
raus gebracht haben. Aber für uns ist das super. Wir
haben sogar ein Interview erhalten. Und das mit Platz
13, was beim Rock Hard nicht selbstverständlich ist. Und
das kriegt man auch nur, wenn sie merken, dass eine Band
etwas macht und sich sehr Mühe gibt, und auch ein gutes
Produkt liefert.
MF: Siehst du das als Zeichen, also dass das Rock Hard
in euch auch Potential sieht?
GP: Ja, das denke ich schon. Also die Szene läuft ja
sowieso so. Also wenn sie sehen, dass du etwas machst,
dass du daran glaubst, daran arbeitest und gut Sachen
aufnimmst, dann ist das nur positiv und nicht negativ.
Deswegen kriegst du auch gewisse Sachen, welche andere
nicht erhalten.
MF: Pure Inc. haben ja bereits vor Motörhead gespielt.
Da war aber Höffi noch nicht dabei!
GP: Nein, leider nicht. Das hätte mit ihm aber
doppelt so geil abgerockt!
Höffi: Danke, danke, danke!
MF: Das war damals zusammen mit Sideburn.
GP: Das ist auch eine sehr geile Band, diese
Sideburn. Die finde ich cool.
MF: Das war ein ganz geiler Abend mit allen drei Bands.
GP: Ja, definitiv. Aber es ist halt schwierig an
Lemmy ranzukommen. Das ging gleich gar nicht.
MF: Ihr seid ihm also damals nicht begegnet?
GP: Wir sind an ihm vorbeigelaufen. Aber ansonsten:
No Chance!
MF: Da müsste man schon fast ein Interview haben… hm!
Kommen wir zu einem ähnlichen Thema. Ihr habt im
November eine Deutschland-Tour geplant. Gibt es da
bereits genauere Informationen, oder ist das noch in
Organisation?
Höffi: Also geplant ist eine Tour im Oktober und
November, welche ein Bisschen über Deutschland
hinausgeht. Aber im Moment ist es noch nicht Spruchreif.
Aber es ist auf gutem Weg.
GP: Also wir dürfen da noch nichts sagen, weil es sein
kann, dass es dann doch nicht zu standen kommt. Oder was
auch immer. Oder jemand liest es dann mit. Oder was auch
immer. Das wäre dann nicht so gut. Es wird aber auf der
Homepage stehen, wenn wir mehr wissen.
MF: Unsere Leser interessiert es ja an sich auch mehr,
was ihr für Schweizer Daten habt. Wo kann man euch Live
sehen?
Höffi: Unsere CD-Taufe war bereits in Basel. Am 4.
Oktober spielen wir im Oxx in Zofingen. Wäre cool, wenn
ihr dahin kommt. Am 11. Oktober spielen wir in Thun und
im Dezember in Luzern. Weitere Daten findet ihr aber
auch auf www.pureinc.net.
GP: Und wenn es ganz fett kommt, dann spielen wir noch
in Brasilien.
Höffi: Richtig.
MF: Wie das? Habt ihr ein Open-Air oder so?
GP: Also unser…
Höffi: Also Gianni hat ja mal in Allschwil Fussball
gespielt und dadurch den… (lacht)
GP: (lacht) Ich kenne eben den Ronald Ligno… Der war mal
mein Nachbar. Nein, seich. Nein, also unser aktueller
Manager Marc kennt jemand in Brasilien, der ein Festival
in Brasilien organisiert. Das heisst Goiania Noise
Festival. Und wir fanden, dass wenn wir schon nach
Brasilien fliegen, dann schauen wir, ob wir noch ein,
zwei Shows mehr spielen können. Wir müssen aber noch
sehen, wie es mit der Tour aussieht. Wenn wir auf Tour
gehen und dafür viel Geld ausgeben müssen, dann wird
Brasilien ein bisschen schwierig, weil wir das auch
alles selber zahlen müssen. Wir würden es aber gerne
machen.
MF: Ihr könntet ja dafür ein Spendenkonto einrichten.
GP: Das wäre was. Aber im Ernst. Wenn uns jemand
supporten will, dann soll er sich doch die CD kaufen.
Damit kommen wir in die Charts und der Rest geschieht
dann von alleine.
Höffi: Und dann haben natürlich alle etwas davon.
MF: Bald wird es wahrscheinlich auch neue T-Shirts
geben?
GP: Definitiv.
MF: Merchandise wird ja für die Bands immer wichtiger.
Für euch ebenfalls?
GP: Ja, sehr wichtig.
MF: Also rein von den Einnahmen her.
Höffi: Also Livespielen und Merchandise-Verkauf
haben einen direkten Zusammenhang. Wenn man spielen kann
und dann an die Leute rankommt. Es ist sicher wichtig,
dass man die eigenen Fans und Supporter gut kennt. Und
das baut dann auch eine Bindung auf.
MF: Mit „Dead Calling“ habt ihr ja so etwas wie ein
Radio-Songs auf dem neuen Album.
GP: Ja, es wäre cool, wenn der auch von den Radio
gespielt werden würde. Das bringt eine Band sicher
vorwärts. Aber wir sind halt eine harte Band. Und das
ist eben… naja… Aber mit dem Song haben wir schon das
Gefühl, dass da etwas passieren könnte. Mal schauen.

MF: Dann wünsche ich euch viel Glück dabei und gute
Konzerte, wo auch immer die stattfinden werden.
Unser Roger (mitte) mit Pure Inc. >>>>
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