Nach einem sehr unterhaltsamen Nachmittag mit den
Mitgliedern von Satyricon im HR Giger-Museum in Gruyères
kamen El Muerte und ich zurück in das Fri-Son, wo wir
uns anfangs alle getroffen hatten. Das Interview hätte
eigentlich in der HR Giger-Bar statt-finden sollen, aber
da die Lautstärke zu hoch war haben wir es in den Bus
verschoben. Im Bus wiederum fehlte der Platz. So kamen
wir halt im Fri-Son zu unserer nächsten Chance, das
Interview durchzuführen. Während des Soundchecks suchte
El-Muerte den Tour-manager auf, um eine Zeit zu
vereinbaren, was sich aber als ziemlich schwierig
erwies. Jedenfalls wurden wir x-mal versetzt und kamen
erst am Abend zu unserem langersehnten Interview. Mit
dabei waren die beiden Gründer Satyr (S) und Frost (F).
Allgemeines Gelächter, witzige Stimmung
MF: Wie geht es euch?
S: Wir waren im HR-Giger Museum, und ich fand es sehr
eindrücklich.
F: Ja, ich finde die Schweiz ist ein schönes Land, wir
sahen die Berge, Gewässer und Wälder, und das
HR-Giger-Museum war absolut beeindruckend. Ich hatte
eine sehr schöne Zeit hier und ich hoffe, der Eindruck
von der Schweiz wird nach dem heutigen Konzert nicht
anders sein.
MF: Stimmt es, dass ihr einen unbequemen Tourbus
habt?
S: Ja, das ist so...
MF: Auf dem neusten Album „Now, Diabolical“ seid ihr
minimalistischer und rhythmisch langsamer als noch auf
z.B. „Rebel Extravaganza“ oder „Nemisis Divina“. Was ist
der Grund, dass ihr mehr einfache Parts in eure Songs
einbaut?
S: Ich höre zum ersten Mal, dass wir rhythmisch
langsamer wurden, aber ich denke du beziehst das auf die
Blast-Beats, die wir weniger einsetzen. So oder so ist
das neue Album sehr rhythmisch. Ich meine, verschiedene
Songs erfordern verschiedene Qualitäten, z.B. ein Song
über die Berge muss möglichst diese Berge wiederspiegeln.
Auf jeden Fall erfordern die Songs, die ich geschrieben
habe, nicht exakt die gleichen Drum-Parts. (lacht)
MF: War das eine natürliche Weiterentwicklung, ist
das einfach so passiert oder habt ihr euch gesagt es
muss was anders werden?
S: Ich denke, die Richtung von Satyricon startete bei
den Songs von „Nemesis Divina“ und ging über in Richtung
„Rebel Extravaganza“, die modernsten Teile von Satyricon
sind auf dem Album „Volcano“. „Now, Diabolical“ ist eine
Scheibe, die sehr durchdacht und körperlich ist, sie
strotzt von musikalischer Anwesenheit, Stile, die sehr
gefallen. So sagen es zumindest viele Leute. Es ist oft
die gleiche Frage, was ist gewöhnlich an Black-Metal? Es
ist vor allem Vergangenes, Progressivität, Dunkelheit.
Und ich behaupte auch zu sagen: Temperatur, Dynamik,
Energie und Groove. Es sind sehr viele verschiedene
Dinge, aber sie haben alle hohe physische Werte. Diese
physischen Werte sind enorm wichtig, um gute Musik zu
machen. Der Grund, dass ich hier bin, ist, dass ich
meine neue Gitarre spielen darf, das ist meine Physik,
das ist mein Part und genau so ist auch „Now, Diabolical“.
MF: Warum habt ihr den Namen „Now, Diabolical“ für
das neue Album gewählt?
S: Jeder gute Albumtitel sollte ein Album so gut wie
möglich beschreiben oder umfassen.
MF: Es ist ja ein sehr spezieller Name, wegen dem
Komma zwischen „Now“ und „Diabolical“, nicht wahr?
S: Das ist so, ja, aber man kann schlecht erklären, wie
sich das so ergeben hat.
MF: Lest ihr öfters okkultistische Bücher? Denn „Now,
Diabolical“ ist ein sehr okkultistisches Werk…
S: Ich glaube nicht, dass man okkultistische Bücher
lesen muss, um die Texte für „Now, Diabolical“ zu
schreiben. Eher beim älteren Album „Nemisis Divina“, z.B
der Song „Forhekset“, beinhaltet vor allem im
Hintergrund traditionellen Okkultismus und ihre
Symbolik. Ebenfalls im zweiten Kapitel von „Now,
Diabolical“ finden man leichte Teilstücke, aber die
wirklich okkul-tistische Thematik sollte eher jeder für
sich selbst kennenlernen, denn es ist so viel
interessanter. Klar habe ich solche Bücher gelesen, doch
das ist schon Jahre her. Es ist interessant, die
verschiedensten Symbole und Rituale kennenzulernen, zu
wissen, wie und wann man sie benutzen sollte und sie zu
verstehen. Das ist eine Art, die mich bei der Bildung
von „Now, Diabolical“ sehr stark interessierte. Das
Benutzen von grafischen Designs, Musik, Texte,
Auftreten, Riffs usw., alles mit dem okkultistischen
Hintergrund, macht die Musik fortgeschrittener.
MF: Was denkt ihr über eure Zukunft und die von
Satyricon?
S: Solange wir die Musik geniessen, die Fans unsere
Musik geniessen, wir für unsere Fans von Bedeutung sind,
unsere Musik von Bedeutung ist, solange ist auch unsere
Zeit.
MF: Was ist neben dem Black Metal-Stil eure
Lieblingsstilrichtung?
S: Rock!
MF: Kein Drum`n Bass?
S: Nein, Drum`n Bass hat seine Höhepunkte in den 90er
Jahren erreicht.
MF: Ich habe gehört, ihr mochtet Drum`n Bass...
S: ...Ja in den 90er Jahren hörte ich es schon.
MF: Eine Frage über das gemeinsame Aufnehmen eines
Albums: Wie teilt ihr euch die Arbeiten auf, wie
funktioniert das bei euch?
F: Wenn wir neue Songs schreiben, Songs kreieren, gehen
wir oft in den Wald. Wenn wir dann etwas Neues oder eine
Änderung haben, verarbeiten wir diese zusammen und sehen
dann ob es gut ist.
MF: War das ein langer Prozess für das neue Album?
F: Ich würde sagen, es war das intensivste Album zum
Kreieren. Ich glaube, wir haben eine gute Taktik,
geschickt so eine Sache anzugehen. Satyr hat viele
geniale Ideen.
MF: Habt ihr nie Probleme innerhalb der Band?
F: Nie!! (lacht) Nächste Frage...
MF: Die norwegische Black Metal-Szene wird an der
Spitze immer kleiner und kleiner, aber Satyricon bleibt
an dieser Spitze. Von wo nehmt ihr diese gewaltige
Inspiration?
F: Ich bin nicht sicher, ob ich gleicher Meinung bin wie
du... ääh... ehm... okay es gibt viele norwegische
Leader-Black-Metal-Bands, die das Genre verlassen haben,
weil sie keine neuen Alben machen wollen, oder weil sie
andere musikalische Ziele sehen. Aber die norwegische
BM-Szene ist immer noch sehr gross, möglicherweise sogar
noch grösser als früher. Wichtig sind da nicht nur die
vielen Bands, sondern auch die Fans, denn ohne Interesse
gibt es keine Heraus-forderungen für die Bands, und
somit sterben die Bands auf. Es gibt momentan einige
sehr interessante Black Metal-Bands aus Norwegen, und
wir können mit grosser Freude uns dazuzählen. Wir
leisten unseren Beitrag, wie auch andere Bands. Die
Situation momentan ist nett, aber ein bisschen
schleppend. So ist meine Ansicht und meine Erfahrungen
mit der norwegischen Black-Metal-Szene.
MF: Kennt ihr Schweizer Metal-Bands?
(Gelächter)
S: Ganz klar, Celtic Frost! Ich mag vor allem ihr erstes
Album! Aber es sind natürlich nicht nur Celtic Frost,
die ich gut finde…
MF: Wie findet ihr die neue Scheibe von Celtic Frost?
S: Oh, ich habe sie gehört, und ich finde sie sehr
vielfältig und interessant.
MF: Habt ihr Idole oder Bands die ihr besonders gut
findet?
F: Celtic Frost sind sehr wohl eine Inspiration für uns,
und wir Norweger fühlen uns allgemein inspiriert von der
Musik. Ich mache die Musik so, wie ich will, es ist
nicht so, dass mich die Musik „machen“ muss.
MF: Seid ihr glücklich über den Vertrag mit
Roadrunner Records?
S: Ja, wir sind sehr glücklich, Roadrunner ist riesig
und weltweit bekannt, das ist grossartig für uns.
MF: Hmm, die meisten Bands bei Roadrunner Records
sind ja nicht wirklich Black Metal-lastig, wie findet
ihr diese Bands?
F: Ich mag Nickelback sehr! (lautes Gelächter) Nein im
Ernst, es hat ernsthaft gute, klassische Bands dabei wie
z.B. King Diamond oder Slayer. So oder so hat Roadrunner
Records eine grossartige Geschichte, und es ist alles
sehr interessant.
MF: Satan ist eine wichtige „Persönlichkeit“ in euren
Alben. Ist er es auch in eurem Leben?
S: Ich weiss nicht, ob Satan eine wichtige Rolle in
unseren Alben einnimmt. Es ist schwierig für mich, diese
Frage zu beantworten.
MF: Danke für das Interview. Es hat Spass gemacht,
und ich hoffe ihr hattet einen guten Eindruck von der
Schweiz?
S: Ich habe es sehr genossen hier in der Schweiz, es
gibt Sachen in der Schweiz die regen mich ein wenig auf,
aber die Natur ist wie in Norwegen absolut spektakulär.
Der Frieden in den Bergen, in den Alpen ist einfach
wahnsinnig schön.

Unser Yannick (mitte) mit Satyricon >>>
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