10 Jahre Schandmaul! Schandmaul feierten am 14.
November 2008 in München ihr 10-jähriges Bestehen. Mit
dabei waren rund 7000 Fans die zu Klassikern wie „Der
Hofnarr“, „Dein Anblick“ oder „Die Walpurgisnacht“
mittanzten und sangen. Das über 3stündige Konzert kann
man jetzt mit der DVD/CD Sinnfonie nochmals Review
passieren lassen. Wer die Band aber lieber Live sehen
will, hatte diesen Frühsommer die Gelegenheit, eines der
Jubiläums-Tour-Konzerte zu besuchen. Das habe ich
natürlich getan und die Gunst der Stunde ebenfalls dazu
genutzt, Schandmaul-Sänger Thomas Lindner ein wenig über
die Hintergründe der DVD auszuquetschen. Dabei erklärte
er auch, wieso es von der Sinnfonie gleich fünf
verschiedene Versionen zu kaufen gibt.
MF: Herzliche Gratulation zum 10 jährigen
Bandbestehen.
TL: Vielen Dank. 10 Jahre sind eine lange Zeit und wir
sind stolz darauf.
MF: Wie fühlt ihr euch? Immer noch jung und knackig?
TL: Also wenn ich jetzt was anderes sagen würde, würde
ich lügen. Es ist alles spitzenmässig. Wir sind aber
nicht mehr so dumm wie früher.
MF: Was heisst dumm?
TL: Am Anfang ist man jung und dumm, und macht viele
Fehler in Bezug auf die Branche. Und da haben wir jetzt
ein Bisschen was dazu gelernt.
MF: Ich denke, darauf gehen wir vielleicht später
noch genauer ein, vielleicht aber auch nicht. Mal sehen.
Heute ist die zweite Show auf eurer Tour. Ihr habt
dieses mal in der Schweiz angefangen. Ich habe vorher
gesehen, dass da noch ein Bühnen-Bus aus der Ostschweiz
steht. Kommt der auf der ganzen Tour mit?
TL: Nein, der ist vom Volkshaus organisiert. Ich weis
nicht, wieso die jetzt genau diese Firma aus der
Ostschweiz dafür engagieren. Wir haben momentan noch
keine Eigenproduktion dabei. Das ist erst ab Deutschland
so, das wir mit unserem eigenen Zeug fahren. Also in
Österreich und in der Schweiz fahren wir mit den Sachen,
die das Haus besorgt.
MF: Also vom Volkshaus her.
TL: Genau.
MF: Ihr fangt eure Tourneen ja meist in der Schweiz
an oder hört hier auf. Ist das einfach so vom Tourplan
her praktisch?
TL: Das hat tatsächlich logistische Gründe. In
Deutschland ist einfach mehr Gerödel dabei. In der
Schweiz kann man das nicht richtig verzollen und wir
müssten den Truck ausräumen um alles zu zeigen. Und
deshalb machen wir die Konzerte hier am Anfang oder am
Schluss der Tourneen. Ansonsten müssten wir das Zeugs an
der Grenze stehen lassen und es danach wieder mitnehmen.
Nachdem wir jetzt die letzte Tour in der Schweiz
aufgehört haben, und meine Stimme dann schon richtig
schön durchgesägt war, fangen wir dieses mal hier an.
Dann hören die Schweizer Fans auch mal meine andere
Stimme (lacht).
MF: Was habt ihr in Deutschland denn sonst noch
dabei? Ein anderes Bühnenbild, oder…?
TL: In Deutschland haben wir noch ein Bisschen mehr
Licht dabei und natürlich die komplette Tonanlage. Die
haben wir dann selbst dabei. Und damit lohnt es sich wie
gesagt nicht in die Schweiz und nach Österreich zu
fahren. Also jetzt nicht im Sinne von, dass der
Schweizer und der Österreicher für unsere eigenen
Anlagen nicht Wert ist, sondern weil das aus rein
organisatorischen und logistischen Gründen nicht ideal
funktioniert. Da lässt man es dann lieber vor Ort
besorgen, bevor man es von Deutschland hierher karrt,
und dann für alles an der Grenze betteln muss, damit wir
hier rein dürfen.
MF: Ihr spielt heute im Volkshaus und nicht im Z7.
Gibt’s einen bestimmten Grund dafür oder war das auch
mehr Zufall?
TL: Im Z7 haben wir auf der ersten oder zweiten Tour zur
„Anderswelt“ gespielt. Und das heute ist ja so die
Jubiläums-Tour und auch noch ein wenig zur
Anderswelt-Scheibe. Und da wollten wir nicht so schnell
wieder im Z7 spielen. Denn sonst sind die Leute
vielleicht irgendwann mal überreizt von uns. Aber es hat
sonst keine Gründe. Das Z7 ist grossartig, und das
Volkshaus auch.
MF: Ihr habt die Setliste von den Fans bestimmen
lassen. Wie viele haben da mitgemacht?
TL: Das war ganz unterschiedlich. In manchen Städten
waren es mehrere hundert. Jetzt hier in der Schweiz
waren es um die hundert. Es sind natürlich jetzt viel
mehr Leute da, als bei der Abstimmung mitgemacht haben.
Die sind dann halt selber schuld. Aber ich denke, die
Schnittmenge ist schon sehr gross. Wir haben gestern in
Bern gespielt und da haben sich die Leute bereits auf
das gefreut, was sie sich selber rausgesucht haben, und
die anderen waren damit auch zufrieden.
MF: Also passt ihr auf dieser Tour die Setliste jeder
Stadt an?
TL: Genau. Also jede Stadt durfte ihre eigene Setliste
wählen. Das ist zwar ein probetechnischer Mehraufwand
gewesen, weil wir damit viel mehr Lieder als üblich am
Start haben müssen. Aber es ist witzig, weil es so auch
spannend bleibt. Da kann dann keine Routine in die Show
reinkommen, weil es in jeder Stadt das gleiche ist.
Sondern es ist immer was anderes. Man muss immer
aufpassen und manchmal improvisieren. Aber es ist
witzig.
MF: Wie viele Songs musstet ihr insgesamt einüben?
TL: Insgesamt waren es fünfzig. Manche davon werden nur
genau in einer Stadt gespielt (lacht). Unser Set ist
aber 23 Songs lang. Also wir spielen 23 Songs pro Abend,
tja, und fünfzig mussten wir üben.
MF: Es war also immerhin nicht der ganze
Back-Katalog.
TL: Nein, nicht alles. Ein paar durften in der Schublade
bleiben.
MF: Gab es Songtexte, die du extra für diese Tour
nochmals üben musstest oder hast du das alles immer noch
im Kopf?
TL: Ich habe gestern von einer Nummer drei oder viermal
den Text verdaddelt. Ich habe unten vor dem Mirkofon
einen Ordner liegen, wo so Stichpunkte von den Texten
drin stehen. Wenn der Ordner da liegt, dann klappt es
meist von alleine. Aber wenn er mal nicht da liegt, dann
verhasple ich mich. Und gestern war es so, dass ich vom
Licht her Scheinwerfer hatte, die mich so geblendet
haben, dass ich die Texte nicht sehen konnte. Und das
hat mich im Kopf dann wieder so zum Arbeiten gebracht,
dass ich immer nervös war und ich mir gedacht habe: „Ich
kann den Text nicht sehen! Was passiert, wenn ich den
Text jetzt vergesse!?“ … und schwups war es denn auch so
gewesen und ich habe ihn vergessen. Aber das Publikum
freut sich über solche Schnitzer. Wir sind halt auch nur
Menschen.
MF: Kommen wir zur Geschichte. Das drängt sich bei
einem Jubiläum ja fast schon auf. Ihr habt euch nach
einer Gartensession gegründet. War da der heutige
Musik-Stil schon klar?
TL: Die Gartensession also. Ursprünglich wollten wir ja
gar keine Band gründen. Wir waren alle in anderen Bands,
kannten uns aber aus der Musikszene im Münchner Umland,
sind in die gleichen Kneippen gegangen, und hatten dann
die lustige Idee, ein Cover-Projekt zu machen. Wir
wollten Folk-Songs covern. The Pokes, Bob Geldof und so
dieses ganze Zeugs. Und da haben sich eben die ganzen
Leute zusammen gefunden. Wir brauchten einen
Gitarristen, einen Schlagzeuger, und eine Flöte wäre gut
bei Folk und eine Geige. Und so sassen wir dann zu
sechst und haben im Garten herum geschrammelt. Da haben
wir dann festgestellt, dass wir alle Covern eigentlich
total doof finden und haben darum eigene Nummern
geschrieben. Und ab da war der Stil klar. Das erste
Lied, welches wir alle zusammen geschrieben haben, war
„das Teufelsweib“. Und dann haben wir dieses eine
Konzert, das wir ursprünglich ausgemacht hatten,
absolviert und das war halt sehr voll. Die Leute waren
begeistert und haben gesagt „macht doch eine CD“. Das
haben wir dann auch gemacht. Und ab da war uns klar,
dass das kein Projekt, sondern eine Band ist. Und
bereits ein Jahr später sind die ganzen anderen Bands,
bei denen wir gespielt haben, in der Versenkung
verschwunden. Da hat sich das dann schon erledigt
gehabt. Und seither geht’s vorwärts.
MF: Spannend finde ich, dass seit dieser
Gartensession erst ein Mitglied ausgewechselt wurde.

TL: Ja, wir sind halt alles gute Freunde. Der Hubsi
(früherer Bassist) musste gehen. Er ist Geschäftsführer
eines mittelständischen Betriebs. Und als es mit der
Band immer weiter ging, und der zeitliche Aufwand immer
grösser wurde (der hatte Angestellte, der hatte
Verantwortung) musste er sich dann irgendwie
entscheiden, was er macht. Und weil es ein
Familienbetrieb ist, hat er uns gesagt, dass es so mit
uns nicht weiter geht. Und seither passt alles perfekt.
MF: Ich finde es von der Personenkonstellation
ziemlich spannend, dass das aus einer Gartensession
gleich alles gepasst hat.
TL: Es ist immer wieder erstaunlich, wie so
unterschiedliche Menschen oder Charaktere so gut
miteinander harmonieren und auch so gute Freunde
geworden sind.
MF: Eure ersten beiden Alben kamen im Eigenvertrieb
heraus. War das Bewusst, oder hattet ihr damals einfach
keine Plattenfirma gefunden?
TL: Es ist ja nicht so, dass sofort die Plattenfirmen
vor der Türe stehen, wenn man als Band anfängt. Wir
haben natürlich schon unsere CDs verschickt. Aber es war
klar, dass wir zuerst einmal eine Eigenproduktion raus
bringen mussten. Die zweite CD haben wir dann den
Plattenfirmen geschickt und die haben uns alle „mit dem
Arsch nicht angekuckt“. Das hat dann noch länger
gedauert bis jemand kam, der sich getraut hat, das Thema
anzufassen.
MF: Es gibt ja auch die Ansicht, dass man sich als
junge Band zuerst einmal ein gewisses Publikum erspielen
sollte, bevor man zu den Plattenfirmen geht. Aber das
war bei euch nicht so?
TL: Doch definitiv. Wir sind ja erst mal zwei Jahre…
wart mal, 98, 99 (rechnet). Wir waren zuerst drei Jahre
auf der Strasse, sind überall rumgetingelt und hatten
uns auch eine Konzertagentur gesucht, die uns weiter
herum geschickt hat. Da sind wir also schon nach Saxen
und nach Thüringen gefahren. Da haben wir teilweise vor
sieben Leuten gespielt und dann beim nächsten Mal vor 30
und dann vor 60. Also ganz klar, dass du da erst einmal
daran arbeiten musst, bevor du überhaupt einmal anfangen
kannst, grossartig vom Rockstar zu träumen.
MF: Aber seit 2004 lebt ihr mehr oder weniger von der
Musik?
TL: Ja, etwa seit 2004. Das war ein schleichender
Prozess, und ist nicht bei allen gleichzeitig passiert.
Aber seit 2004, kann man sagen, sind wir alle im
Profilager angekommen.
MF: Kommen wir noch zur neuen Sinnfonie CD/DVD. Vom
Titel her könnte man meinen, es sei ein weiteres
Live-Album mit Orchester. Was ist der Sinn dieses
Titels?
TL: Wir haben ja das „Sinn“ extra falsch geschrieben,
weil wir eben den Sinn dahinter sehen. Also quasi
Schandmaul, die auf ihre bisherigen 10 Jahre
zurückblicken. Was ist der Sinn? Unser Sinn? Der Sinn
des Zuschauers? Der Sinn der Musik? Und dieses Konzert
war halt einfach unser grösstes Konzert, welches wir
bisher alleine gegeben haben. Und von daher ist es eine
wahre Sinnfonie.
MF: Beim letzten Album waren ja Einladungen mit
dabei, wo man sich Anmelden konnte, an dieses Konzert zu
fahren. In diesem Pauschal-Angebot waren die Busse,
Konzerteintritte und Übernachtungen vereint.
TL: Ja, das Angebot haben schliesslich insgesamt 1'200
Menschen in Anspruch genommen. Es war ein
Busreisen-Stern-Angebot, welches wir für unser
Jubiläumskonzert organisiert haben. Wir hatten
dementsprechend 1'200 Hotelbetten in München
organisiert. Die kamen aus Berlin, Dresden, Leipzig,
Hamburg, Stuttgart. Von überall kamen sie
hereingefahren. Das war für die ein Riesenspass. Weil
die erstens abgeholt und herbei gekutscht wurden, sie
das Konzert hatten, zwei Übernachtungen und am nächsten
Tag hatten wir noch eine Geburtstagsparty mit eben 1'200
Leuten. Das war in einem anderen Club, wo die Letzte
Instanz aufgetreten ist. Die haben unsere Lieder
gecovert und eigene Lieder gespielt. Das war ein
riesiger Spass. Danach haben sie nochmals geschlafen und
wurden am nächsten Tag nach Hause gefahren. Und das
ganze für echt kleines Geld. Weil wir daran nichts
verdienen wollten, sondern gesagt haben, dass es uns
einfach wichtig ist, dass auf dem auf den Tag genauen
10-Jährigen Geburtstag einfach die Halle voll ist. Und
mit über 7'000 Leuten ist uns das geglückt.
MF: Das klingt nach einem riesigen Aufwand, das alles
zu organisieren.
TL: Definitiv. Da haben 1½ Jahre daran gearbeitet.
MF: Ihr habt bei diesem Konzert 3½ Stunden gespielt.
Auf der normalen CD-Version sind zwei CDs drauf. Wie
habt ihr die Songs ausgesucht, die schliesslich auf die
normale Version gekommen sind?
TL: Also auf den DVDs ist immer das komplette Konzert
drauf, egal um welche Edition es sich handelt. Da ist
immer das komplette Konzert von vorne nach hinten drauf.
Beim Audio-Material war es nicht möglich, das komplette
Konzert auf zwei CDs zu pressen. Und eine 3fache CD wäre
für eine ganz normale Produktion zu teuer gewesen, also
wäre schliesslich zu teuer in den Läden gestanden.
Deswegen haben wir… naja, also willkürlich kann man
nicht sagen. Wir haben unseren persönlichen Geschmack
ein wenig entscheiden lassen, was wir da jetzt runter
nehmen. In der Fan-Edition, also der besonders dicken
Box, sind 3 CDs drin. Also da ist dann auch Audio-mässig
das ganze Konzert drauf. Und bei der normalen haben wir
dann die Songs mehr oder weniger willkürlich raus
gesucht.
MF: Hat das auch zum Teil weh getan?
TL: Ja, dem einen das, dem anderen jenes. Da gab es
quasi sechs Köche und sechs Töpfe.
MF: Aber ihr habt alle zusammen entschieden, was
drauf kommt?
TL: Ja, ganz klar.
MF: Ihr habt einen Wettbewerb mit Videos gestartet.
Auf eurer Website sind gewisse kritische Zwischentöne zu
lesen, dass ihr diesbezüglich Probleme mit der GEMA
wegen youtube hattet. Was war da?
TL: Das ist jetzt nicht so mein Ressort gewesen. Da hat
sich jemand anders darum gekümmert. Aber so wie ich das
mitbekommen habe, wollte halt die GEMA Geld von den
jungen Menschen haben, die sich hinsetzen und unsere
Musik verwenden um Videos für uns zu basteln. Und da
mussten wir jetzt einen Weg finden, um da irgendwie den
jungen Fans, die da was programmieren oder animieren,
das zu ermöglichen, ohne dass sie Schwierigkeiten mit
der GEMA kriegen. Was da jetzt herausgekommen oder noch
in Verhandlung ist, weiss ich jetzt gar nicht. Ich weiss
nur, dass die Leute in unserem Verlag und unser
Internetmaster gerade Quatschen und Diskutieren.
MF: Auf der Homepage gibt es jetzt einen ziemlich
klar formulierten Vertrag, den man unterschreiben muss,
wenn man am Wettbewerb teilnehmen will. Aber ihr kriegt
dabei sämtliche Rechte an den Arbeiten der Fans… (lacht)
TL: Letzten Ende ist es ja der Schutz des Fans, also des
Anfertigers des Videos. Das schützt ihn. Weil ansonsten
klopft irgendwann einmal die GEMA bei ihm an, und sagt,
dass das jetzt so und soviel gesehen wurde, und jetzt
bekommen wir von dir so und soviel Geld. Das ist ja
nicht der Sinn von so einem Spass.
MF: Ich höre da raus, dass ihr eine sehr enge
Beziehung zu euren Fans pflegt?
TL: Auf jeden Fall. Wir leben ja von denen. Und es macht
Spass.
MF: Und trotzdem betreiben nicht alle Bands einen
solchen Aufwand wie ihr.
TL: Das macht dann vielleicht den Unterschied zwischen
uns und anderen aus. Wir haben das vom ersten Moment an
gemacht, dass wir nach dem Konzert raus gehen und mit
den Leuten noch quatschen, diskutieren, Fotos machen.
Das ziehen wir bis heute durch. Vor allem auf Tourneen,
weil es auf den Festivals nicht immer möglich ist, weil
es da zum Teil gar nicht vorgesehen ist. Und Fantreffen,
Grillen und so weiter gehört einfach dazu. Es ist halt
einfach… Wir sind eine persönliche Band, ganz normale
Leute und das sollen die Fans auch sehen. Und das gibt
auch was zurück. Ich mag diese arrogante, überhebliche-,
„Und dann weg“- und „ich will euch nicht sehen“-, und
„ihr kauft zwar meine CDs und bezahlt mir die Konzerte,
aber sehen und sprechen will ich euch eigentlich
nicht“-Mentalität, die mag ich gar nicht. Das ist nicht
unser Weg.
MF: Kommen wir nochmals zur Live-Situation. Gibt es
so einen Songhöhepunkt. Also ein Lied, das du jeweils
sehr gerne spielst?
TL: Das variiert so ein Bisschen zwischen Livespielen
und Hören. Wenn ich jetzt nach einer Produktion von eine
Platte jeden Song zwei-, drei- oder vierhundert Mal beim
Mischen gehört habe, dann wandert diese CD erst einmal
in den Schrank. Dann brauche ich erst einmal Ruhe davon.
Aber irgendwann nimmt man das auch gerne wieder mal raus
und hört sich das so an, was man denn vor ein paar
Jahren gemacht hat. Und da unterscheidet es sich sehr,
was ich gerne höre. Da höre ich lieber andere Songs, als
diejenigen, die ich live sehr gerne spiele. Nehmen wir
z.B. mal einen Klassiker wie „Walpurgisnacht“, den kann
ich mir nicht auf CD anhören, das brauche ich nicht
mehr. Wenn der also kommt, zapp ich weg. Weil er mir
wirklich aus zu den Ohren raushängt. Live ist es aber
eine der Nummern, die mir am Meisten Spass machen. Weil
da ist Power, da ist Kraft, da bekommst du sofort was
vom Publikum zurück. Da gibt es dann andere Nummern wie
„Abschied“ von „Mit Leib und Seele“, die zwar eine ganz
schöne Nummer ist. Live brauchen wir diese nicht zu
spielen. Langweilig, da braucht sie keiner. Weil da das
Publikum sonst einschläft, aber beim Konzert sollte ja
Party sein. Aber deswegen höre ich mir dieses Lied dann
auch wieder gerne auf CD an. Es gibt da also eine
Diskrepanz zwischen Live und Hören.
MF: Wir sind beinahe am Ende. Gibt’s noch was, was du
deinen Fans sagen möchtest?
TL: Ja, verpasst jetzt nicht die am Freitag erscheinende
Sinnfonie. Holt euch das 3½ stündige Konzert ins
Wohnzimmer. Wenn ihr selbst nicht bereits dabei wart,
könnt ihr jetzt dabei sein. Und wenn ihr dabei wart,
dann frischt euch damit eure Erinnerungen auf.
MF: Zum Schluss kannst du noch ein wenig Werbung für
euer Sinnfonie Openair machen.
TL: Die Sinnfonie wird noch einmal aufgeführt, und zwar
an zwei Tagen. In Duisburg als Openair. An einem Tag
werden als Support die Soloprojekte der beiden Mädchen
spielen. Also einmal Anna und einmal Birgit. Und dann
wir mit einem langen Konzert, aber nicht mit der
kompletten Jubiläums-Setliste. Und am nächsten Tag
spielen Fiddlers Green und dann nochmals, aber leicht
variiert, wir. Also wenn man da als Zuschauer an beiden
Tagen hingeht wird man an beiden Tagen was entdecken.
MF: Das gibt für euch an beiden Tagen zusammen eine
ziemlich lange Spielzeit.
TL: Richtig. Und beide Tage zusammen, sind dann auch
wieder das Jubiläumskonzert vom 14. November.
MF: Nehmt ihr das wieder auf?
TL: Kann sein, dass wir da Kameras hinstellen, aber wir
machen da jetzt keinen grossen Aufschlag mit
Grossproduktion. Vielleicht mit ein, zwei Kameras, für
den eigenen heimischen Wohnzimmerschrank.
MF: Und nochmals was. Wann kommt das nächste reguläre
Album? Seid ihr bereits am Schreiben?
TL: Wir fangen gerade an zu schreiben, wir werden aber
verstärkt im Herbst daran sein. Wir fahren im Januar…
wie nennt man das jetzt auf Neudeutsch…? Wir fahren da
eine Art „Back To The Roots“-Tour, also eine
Rock’n’Roll-Tour in Kleinclubs. Also ein paar Tage mit
so ca. 10 Terminen, wo wir in 300er, 400er Läden
nochmals so die ganz intime Atmosphäre fahren können.
Das hat sich auch der Fan gewünscht. Danach tauchen wir
ab und es gibt von uns im Jahr 2010 nichts mehr, also
gar keine Konzerte mehr. Und irgendwann dann Anfang 2011
denke ich mal, wir das neue Album kommen. Aber das steht
noch nicht genau fest.
MF: Das heisst ihr gönnt euch 2010 auch mal Ferien?

TL: Ja Ferien… Es wird dann produziert. Und wir gönnen
uns dieses mal den Luxus, dass wir den
Produktionsprozess im Studio nicht durch Konzerte
unterbrechen. Also alles wieder raus aus dem Studio mit
dem Bus usw. Das bleibt jetzt dann alles stehen und wir
können ganz gemütlich ein neues Album schreiben und
natürlich machen wir auch mal Urlaub.
MF: Dann wünsche ich dir viel Spass in diesem und im
nächsten Jahr.
Thomas Linder mit unserem Roger W. >>>
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