Die Scorpions haben mit ihren Liedern die Welt bewegt
und dazu beigetragen, dass sich unverbindbares plötzlich
vereinte. Man denke da nur an «Wind Of Change», ein Song
der eigentlich unter den Emotionen des «Music
Peace»-Festivals von Moskau geschrieben, aber
schlussendlich als Hymne für den Berliner Mauerfall
verwendet wurde. Seit dieser Zeit und den damit
verbundenen Erfolgen, hat sich auch vieles für Rudolf
Schenker und seine Jungs verändert. Was der Gitarrist
daraus macht, beziehungsweise, wie sich der Skorpion
diesen Veränderungen stellt, beschreibt das folgende
Interview. (RS = Rudolf Schenker)

MF: Rudolf, früher habt ihr immer ausgedehnt getourt.
Heute sieht dies etwas anders aus. Die letzte,
ausgedehnte Europatour fand während der «Eye II
Eye»-Tour statt. Wieso sieht man die Scorpions
heutzutage nur noch auf Festivals?
RS: Ganz einfach, die Zeiten haben sich geändert. Selbst
Metallica touren nicht mehr in diesem Ausmass, wie
früher. Damals stand einer Band nicht die ganze Welt
offen. Der Osten war vollkommen gesperrt. Amerika war
die Hochburg, während England und Europa im Aufbau
waren. Dabei waren manche Länder weiter, manche weniger.
Die Scorpions haben sich durch all die Länder
durchgetourt und erspielten sich so einen guten Namen.
Die achtziger Jahre waren für unsere Art von Musik
ein sehr gutes Pflaster. Plötzlich kam der Grunge und
hat dafür gesorgt, dass eine totale Umwandlung von
statten ging. Von Heute auf Morgen musste sich eine Band
neu orientieren und seine musikalischen Möglichkeiten
überprüfen. Sprich, ob man weiterhin den Weg verfolgt,
den man eingeschlagen hatte, oder sich Neuem
anschliesst. Viele Gruppen haben sich neuorientiert, wie
zum Beispiel U2, oder Metallica. Judas Priest und Iron
Maiden trennten sich von ihren Sängern und versuchten so
andere Wege zu gehen. Oder andere Bands lösten sich auf,
um sich später zu reformieren. Die ganze musikalische
Landschaft strukturierte sich um. Dadurch, dass wir
früher schon stark daran glaubten, dass der Osten ein
unheimliches Potential aufweisst und wir schon damals
dort sehr gefragt waren... Bloss zuerst konnte man
drüben noch nicht spielen. Plötzlich öffneten sich die
Grenzen und wir hatten die Möglichkeit als eine der
ersten Bands im Osten zu spielen. Auch Asien war für
uns, zu Beginn unserer Karriere, ein wichtiger Markt.
Die Scorpions war die erste Band, die sich bewusst war,
dass sie nicht nur in Amerika, England und Deutschland
auftreten würde, sondern früh versuchten über den ganzen
Erdball zu touren. So Dann kam die Zeit der
Globalisierung. Als sich die Rockmusik und die
Veranstalter in den verschiedenen katastrophalen Ländern
wie Südamerika fanden. Plötzlich herrschte eine
riesengrosse Nachfrage für die Scorpions. Der Markt lag
inmitten dieser Veränderung und wir sagten uns:
«...okay, wieso sollen wir durch kleineren Ortschaften
tingeln? Wir konzentrieren uns besser auf die
wesentlichen Märkte, die uns gute Angebote bringen». Man
muss ja auch eins klar sehen! Wenn wir früher 18 Monate
on the road waren, waren wir eine eingespielte Einheit.
Das wiederum taxierten einen Leute, die uns gesehen
haben, als wahnsinnig professionell, während die anderen
der Meinung waren, dass das Live-Feeling fehlte. Wir
stellten fest, dass eine gewisse Routine reinkommt, die
nicht immer die Beste ist. So Das Fazit daraus war, dass
wir da spielen wollten, wo man uns sehen will. Nach
Angebot und Nachfrage.
Von den langen Konzertreisen wollten wir uns lösen, da
die Gefahr bestand, dass die Band sich kaputt spielte.
Frei nach dem Motto, wir spielen nicht mehr überall und
machen alle happy, sondern treten da auf, wo man uns
sehen will und wir eine geile Atmosphäre rüber bringen
können. Eine Tournee, wie du sie ansprichst ist noch
immer reizvoll für uns. So eine Geschichte könnte sicher
wieder mal umgesetzt werden. Die Scorpions kommen soeben
von einer solchen Konzertreise aus Südamerika zurück,
während der wir fast jeden Tag eine Show spielten. man
darf aber nicht vergessen, dass dies für einen Sänger
sehr schwierig ist. Ein Shouter will immer seine beste
Leistung bringen. Wenn bei den Gitarristen das
Instrument nicht mehr gut klingt, wechselt man die
Saiten. Ein Sänger, der sich ein selber sehr hohes,
auferlegtes Niveau erfüllen will, kommt irgendwann an
den Punkt, an dem er sagt, ich habe die Schnauze voll,
brauche wieder mal eine Pause und muss mich erholen. Man
liest dies ja auch immer wieder bei Live-Reviews. Wenn
zum Beispiel David Coverdale auf einer Tournee in eine
Phase kommt, in der seine Stimme angeschlagen ist, dann
schreiben doch alle: «...ist ja typisch, der singt ja
nicht mehr wie früher». Dadurch, dass du als Sänger
Zeichen gesetzt hast und durch die damalige Naivität und
Euphorie deine Stimme immer übermässig belasten hast,
wirst du immer an deinen jungen Jahren gemessen. Diese
Leistung kann man heute noch ablegen, aber nur dann wenn
sich deine Stimme dementsprechend erholen kann. Nur aus
einer gewissen Routine heraus spielen, spielen, spielen,
ist nicht der Sinn der Sache. Man muss seine Kräfte
sparen und einteilen können und darf die Lust am touren
oder am auftreten nicht verlieren. Dies nicht nur bei
Sängern, sondern auch bei den anderen Musikern. Das hat
man bei Bon Jovi auch gesehen, dass die Jungs plötzlich
in die Reha gehen mussten. Nicht weil sie drogensüchtig
waren, sondern weil sie in ihrer Substanz zerfressen
waren. Metallica hatten das gleiche Problem. Wir sind
eine Familie und leben wie in einer Ehe. Wenn da durch
eine Überreizung, die Sache in die Brüche geht, macht es
keinen Sinn mehr. Man muss ganz sensibel an die Sache
rangehen, dabei auf der einen Seite die Fans bedienen
und auf der anderen Seite sich als Band nicht zerstört.
Man kann ja auch einen Eisenträger nicht übermassig
belasten, sonst bricht er auch irgendwann mal durch.
MF: Du hast es vorhin selber angesprochen, dass eine
Band auch wie eine Familie ist. Wie schwierig ist es
diese Familie und diese Ehe am Leben und frisch zu
erhalten?
RS: Das hängt von der richten Spannung und Entspannung
ab. Jeder braucht seinen Raum und seine Zeit, in der er
sich selber in eine gewisse Atmosphäre bringen kann und
dann so die Band als Ganzes wieder zusammenkommt. Wenn
du frisch und befreit zusammenkommst, erlebst du die
Band wieder ganz anders, als wenn du dich
überstrapazierst. Insofern, wenn du diese Balance
findest, dann ist das Ganze absolut locker. Logisch gabs
aber auch bei uns Spannungen. In einer Beziehung
entstehen Spannungen, da in einem Biorhythmus nicht
immer alles so läuft, dass es für dich arbeitet. Es kann
auch mal gegen dich arbeiten. Deswegen sagt der Chinese
auch, dass in der Zeit, in der es nicht für dich
arbeitet, du besser schlafen gehst und wartest, dass
wenn du wieder an der Reihe bist die volle Power
entwickeln kannst. Da musst du durch. Die Frage stellt
sich ja immer, wie schaffen wir es, dass bei der ersten
Beziehungskrise nicht gleich alle das Handtuch werfen?
Sondern, wie setzt man diese Herausforderung am besten
um. So findet man immer neue Möglichkeiten und seinen
eigenen Weg.
MF: Wie stehst du persönlich zu Downloads, das im
Moment grosse Thema im Musikgeschäft?
RS: Ich stehe negativ im Hörbereich zu allen digitalen
Musikübermittlungen. Im Arbeitsbereich, gefällt mir das
ganz gut. Das macht Spass. Man hat unheimlich viele und
mehr Möglichkeiten als früher mit dem 24-, oder
4-Spur-Gerät auf dem man noch das Vinyl produzierte. Das
ist das Schöne beim Digitalen, dass man sehr viele
Nuancen hat. Das schlechte ist, dass genau diese
Möglichkeiten einem dazu bringen das Ganze etwas zu
überziehen. Somit schreibt man nicht mehr Musik, sondern
designt Musik. Downloaden ist im Grunde okay. Wenn man
schon alles in Einsen und Nullen umsetzt, warum
braucht
es dann noch irgendwelche Zwischenträger? Dann soll man
dies doch gleich auf den Computer setzen.
Digitalisierung ist für mich noch immer ein
zweidimensionales und kein dreidimensionales Bild. Auch
wenn sich dabei schon viel geändert hat, speziell wenn
es um die 5.1 Technologie geht. Da hat man ein
tierisches Musikerlebnis. Auf der anderen Seite gab es
viele Sachen, die sich nicht durchgesetzt haben, weil es
zu gut war. Das war diese Super-Audio, die von Sony auf
den Markt gebracht worden war. Diese Technik hat sich
leider nicht durchgesetzt, weil es zu gut, oder zu teuer
war. Die analoge Technik, wenn es ums Hören geht, ist
für mich noch immer das Beste. Die Dynamik ist nicht zu
schlagen. Die CD war diesbezüglich das schlechteste
Format, das man wählen konnte. Ich erinnere mich noch,
als ich damals aus Amerika nach Hause kam und meinen
geilen Plattenspieler und die dazugehörenden tollen
Boxen in den Ecken schmiss, weil mir die damalige
Plattenfirma uns damals allen einen CD-Player schenkte.
Ich stöpselte den CD-Player ein und an fragt mich nur,
was ist das denn für eine Scheisse? Zuerst dachte ich,
dass das Ding falsch angeschlossen war, schaute nach,
stöpselte alles um und stellte ganz schnell fest, dass ich
meinen geliebten Plattenspieler wieder anstecken musste.
Zum Glück lief er noch (lacht). Ich rief die Firma des
CD-Players an, die schickten mir einen Neuen und es war
die genaugleiche Scheisse wie beim ersten. Da ich mich
durch all die Stereomagazinen betören liess, die alles
viel besser sahen, habe ich mich echt verarschen lassen.
Ein MP3-Spieler ist klanglich ja noch schlimmer. Das
bedeutet, wir entwickeln uns zum musikalischen Fastfood
im höchsten Maas. Du hast 10'000 Songs auf einer
Speichermöglichkeit und das Ganze klingt nur noch nach
Grütze. Das wiederum scheint dann auch der Punkt zu
sein, wieso heute so viele Konzerte existieren können.
Die wirkliche Nachfrage nach richtiger Musik, die bei
diesem ganzen Plastikzeuges nicht befriedigt wird und
die Leute besuchen lieber ein Konzert und bekommen
richtige Musik für ihr Geld. So Und deswegen ist es
wichtig, dass wir uns in der Vergangenheit schon einen
guten musikalischen Ruf erspielen konnten. Als gute
Liveband. So erspielten wir uns eine gute Grundlage.
MF: Aber genau dieses Bezahlen ist ja das Problem, da
die Songs nur geklaut und nicht gekauft werden. Wo
siehst du Möglichkeiten, diese rückläufigen Verkäufe
wieder reinzuholen?
RS: Ich glaube, dass es irgendwann eine Polizei im
Internet gibt, die so organisiert ist, dass alle
Strukturen, die nicht erlaubt sind eliminiert werden.
Kleine Feinheiten wird es immer geben. Das ist das
Gleiche wie damals mit dem Alkoholbrennen in Amerika.
Das hat sich mit der Zeit dermassen als schwierig
rausgestellt, dass sich jeder gefragt hat, wieso soll
ich mich der Gefahr dieses Schwarzbrennens und des
Erwischtwerdens aussetzen? Das lohnt sich sowieso nicht.
So wird es auch dem Internet ergehen. In unserer
Frühzeit wurde vom Label noch Promotion gemacht.
Erledigte man da nicht den Job, den man von der
Plattenfirma auferlegt bekam, gabs schon mal Ärger.
Heute hat man mit dem Internet die Möglichkeit, auf der
ganzen Welt als kreativer Künstler unheimlich schnell
berühmt zu werden. Die Grundlagen verlagern sich. Das
heisst diese Einbussen kann man gar nicht kompensieren.
Du kannst dem nur mit Kreativität entgegenwirken, am
Ball bleiben und spüren wo die Schwingungen und der
Strom hingehen. Sich zu konzentrieren, dass die Musik,
die du mit anderen Leuten zusammenspielst, in eine gute
Idee verpackst, so dass sie in der heutigen Zeit noch
Sinn macht. Die Rockmusik, dass sie damals eine
Revolution gegen die Eltern und die verschiedenen
Politiken war, hat heute sowieso nichts mehr damit zu
tun. So Die Scorpions haben damals diese friedvolle
Revolution noch begleitet, die ja die Grösstes des
Jahrtausend war. Jene, dass zwei wichtige und ganz
grosse Mächte sich auf einmal auflösten und die Mauer
gefallen ist. Diese Hymne («Wind Of Change»), wurde dann
zum Wehmutstropfen der bewies, dass Musik verbinden
kann. Das Ganze wurde zu einem Spektakel und die Musik
war ein Teil davon.
MF: Als du mit der Musik begonnen hast, hättest du
dir jemals vorstellen können so lange dabei zu sein?
RS: Ich habe davon geträumt. In meiner Jugend hatten wir
die Möglichkeit durch Kurz- und Mittelwelle in
irgendwelche Piratensender reinzuhören und so den Bezug
zum Rock'n'Roll auf bauten. Ich wollte eigentlich Elvis
Presley werden, aber den gab's schon und so blieb mir
das verwehrt (lacht). Ich hatte eine Gitarre und war
Fussballer. Als ich merkte wie schwer es war Gitarre zu
spielen, liess ich die Saiten vorerst mal liegen. Die
Beatles, die Rolling Stones und die Kinks änderten meine
Grundhaltung. Es war für mich klar, dass ich in einer
solchen Band spielen und um die Welt reisen wollte. So
Zu diesem Unterfangen musste ich nur noch die richtigen
Leute finden. Zeitgleich kamen Uriah Heep, Black Sabbath
und wie sie alle hiessen auf. In einer solchen Truppe
wollte ich auch spielen. Eine Band, in der vier oder
fünf Leute durch dick und dünn gehen, um die Welt reisen
und dies so lange wie nur möglich am Leben erhalten. Das
war der Punkt, der mir vorschwebte. Damals haben mir
alle meine Träume zerschlagen. «Bist du verrückt? Was
willst du machen wenn du 30 Jahre alt bist?» Die
Voraussetzungen für die Umsetzungen meines Traums war
sehr schlecht. Trotzdem habe ich meinem Instinkt und
meinem Inneren vertraut, setzte mich durch und fand die
richtigen Leute. Somit konnte ich umsetzen, wovon ich
träumte. Dies hing aber auch damit zusammen, dass man
diese Dynamik nicht überzieht und, wie gesagt, das
Gleichgewicht hält. Auch ist ein richtiger Berater zu
finden nicht immer einfach. Unserer Vergangenheit
zeigte, dass wir manchmal arg daneben lagen. Es müssen
die richtigen Leute, sprich die richtige Familie sein,
die zusammenpasst, um auch mit Freude um die Welt zu
reisen und Spass zu haben. Das ist auch der einzige
richtige Weg. Der Rockn Roll bietet nicht nur Schönes.
Auch wenn wir die vergangene Zeit mit allem was dazu
gehört genossen haben und man vieles auslebt hat, traten
viele Schwierigkeiten auf, die dann das ganze schöne
Gebilde zerrissen. Wir haben gelernt, wie man solche
Situationen in den Griff kriegt. Dadurch haben wir noch
heute Spass und Freude, wenn wir auf Tournee gehen.
MF: Was hat sich denn für dich in den letzten vierzig
Jahren alles verändert?
RS: Auf jedenfall die Übertragungstechnik. Die Leute
kriegen heute, wenn sie an ein Konzert gehen für ihr
Geld viel mehr zurück. Früher war dies ja teilweise eine
Zumutung. Geändert hat sich für den Musiker die Reise
vom analogen ins digitale. Früher war Rock-Musik mehr
ein Abenteuer. Es gab das Fachblatt für die Musiker. Da
las ich irgendwann einmal den Spruch: «...das einzige
Abenteuer das uns diese Wohlstandgesellschaft noch
übrig gelassen hat, ist Rock-Musiker zu sein!» - So Egal
welches Land wir besuchten. Amerika war organisiert,
aber ansonsten tappten wir von einem ins andere
Abenteuer. Heute ist alles sehr gut organisiert. Was
wir uns in der Vergangenheit als Grundlage geschaffen
haben, kriegen wir extrem stark zurück. Viele neue und
junge Fans konnten wir dazu gewinnen, die mit achtzehn
oder zwanzig Jahren ein Song wie «Blackout» mitsingen.
Damals, als der Track geschrieben wurde, waren sie noch
gar nicht auf der Welt. Das sind schöne Dinge, die wir
am Anfang nicht geniessen konnten. Da mussten wir uns
zuerst einen eigenen Stil entwickeln und hart für diesen
Weg arbeiten. Im Grunde hat sich alles verändert. Die
Musik ist geblieben. Die Möglichkeit, dass wir uns in
unsere Ansichtsweise geändert haben, hat es uns erlaubt
diese Musik bis heute durchzuführen. Viele Bands haben
es nie geschafft. Viele Truppen haben die MTV-Zeit nicht
überstanden, weil sie sich nie auf dem MTV-Format
präsentieren konnten. Die nächste Generation fiel durch,
weil sie keinen Grunge spielten.

Die Klassik-Bands wurden gepeitscht und geprügelt.
Dadurch dass wir den Osten früh genug für uns erkannten
und durch ein paar Hits, die wir geschrieben hatten,
überlebten wir. So kristallisierten sich die Scorpions
aus der Welle heraus und entwickelten sich mehr zu einer
eigenständigen, unverkennbaren Combo. Anstatt ein Teil
einer Welle zu sein, fanden wir unsere eigene
Persönlichkeit. Ich will nicht sagen, dass früher alles
besser war. Heute ist es genauso schlimm, wie gestern.
Man muss nur versuchen, das Ganze von einer anderen
Richtung zu betrachten. Dann erkennt man auch, was man
durch die Musik und die Fans zurückbekommt. Im Internet
gibt es viele Möglichkeiten sich weltweit zu
präsentieren. Dadurch wird die Kommunikation viel
intensiver. Früher gab es Körbe voller Fanpost. Das
beantworten war wahnsinnig schwierig (lacht). Hast du
einigen zurück geschrieben, hast du dich als Musiker
schon fast genervt, weil es zu einem Briefwechsel
ausartete (lacht). Im Internet kannst und musst du
vieles ignorieren und kannst nicht auf alle eingehen.
Aber, du siehst eine Strömung. Durch Interviews und
Fotos kann man den Fans zeigen, dass man auf ihre Ideen,
Vorschläge und Wünsche eingeht. Oder du lässt mit
Votings, die Fans ein Teil der Band sein. Ich glaube
nicht, dass wir die Möglichkeiten des Internet schon
voll auskosten. Vielleicht kommt das noch, wenn wir die
Zeit haben uns damit noch ein bisschen intensiver zu
beschäftigen. Das Internet hat seinen Reitz, nur müssen
wir neu und frisch an die Sache rangehen.
MF: Ihr habt in Wacken eure letzte DVD aufgenommen.
Bei diesem Konzert waren viele Gäste, wie dein Bruder
Michael, Uli Jon Roth, oder Hermann Rarebell zusammen
mit euch auf der Bühne. Wie hat sich das mit den
Ex-Bandmitgliedern ergeben?
RS: Das war eine ganz einfache Sache. Die Wacken-Leuten
managten zu diesem Zeitpunkt meinen Bruder. Holger
Hübner rief mich an. Da die Scorpions normalerweise
nicht ins Billing von Wacken passen, weil das Festival
für eine extremere musikalische Ausrichtung bekannt ist,
wollten die Veranstalter ein neues Format kreieren. So
eine Art «Night To Remember». Damit wollten sie Bands
präsentieren, die für die Karriere jüngerer Truppen
wichtig waren. Wenn wir nun sehen, welche Combos wir
beeinflussten, so hat der Skorpion eine absolute
Berechtigung bei diesem Event aufzutreten. Die Idee,
zusammen mit ehemaligen Bandmitgliedern, wie Uli Jon
Roth, nochmals auf der Bühne zu stehen, fand ich geil.
Michael war, bedingt durch Holger Hübner, schon vor Ort.
Uli war auch dabei und mit Herman gabs auch keine
Probleme. Der Startschuss war lanciert. Für diesen Event
wollten wir etwas ganz Spezielles kreieren. So entstand
das Stageset mit diesem Riesen-Skorpion. Das einzige
Problem bestand darin, dass wir schon für ein grosses
Konzert auf dem roten Platz zugesagt hatten. Diesen
Event besuchten 90'000 oder 100'000 Leute. Wir flogen
nach Russland, spielten, schliefen zwei oder drei
Stunden, flogen mit dem nächsten Flugzeug wieder zurück
nach Hamburg, übten und spielten die Wacken-Show. Auch
wenn wir drei Wochen vorher schon mal probten, war es
eine Harakirigeschichte. Aber, zusammen haben wir sie
durchgekriegt. Wir werden diese Idee, zusammen mit
Michael und Uli aufzutreten in Amerika und England
nochmals in Angriff nehmen. Uli ist ein Supertyp, der
sich von den.... Sagen wir mal von den Flausen, die er
damals im Kopf hatte, getrennt hat. Er ist viel
umgänglicher geworden und sieht heute die
Scorpions-Musik mit ganz anderen Augen, als damals, als
er uns verliess. Michael war eh immer ganz in Ordnung.
Nur manchmal ein bisschen schwierig... Insofern war das
eine ganz schöne Sache. Ob dies dann zusammen mit
Michael und Uli Einzelshows bleiben wird sich weisen.
Wir wollen in der Beziehung nichts planen. Aus dem
einfachen Grund, wenn die Zeit reif ist, kommt eh alles
zusammen. Auch planten wir schon oft, zusammen eine
Platte einzuspielen. Beim letzten Werk waren wir schon
ganz nahe dran. Allerdings scheiterte dies im Endeffekt
daran, dass Michael eine Japan-Tournee spielte. Das hat
bis jetzt nicht geklappt, aber wir haben ja noch ein
paar Veröffentlichungen vor uns (lacht). Wenn die Zeit
reif ist, wird dies schon hinhauen.
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