In den letzten paar Wochen wurde der Name vom Max
Cavalera mehr in Zusammenhang mit der Cavalera
Conspiracy (Projekt von Max mit seinem Bruder Ig[g]or)
und/oder der immer wieder von den Medien zitierten,
respektive herauf beschworenen Reunion von Sepultura im
klassischen Line-Up Cavalera-Kisser-Paulo Jr.-Cavalera
genannt. Dabei ging eigentlich fast vergessen, dass das
Hauptbestätigungsfeld der vergangenen Jahre, nämlich
Soulfly, erstens mit «Conquer» ein brandneues Album am
Start haben, das auf bewährtem Material aufbaut und
wiederum sehr abwechslungs- und facettenreich
ausgefallen ist und zweitens auf Tour sind! Metal
Factory hatte die Gelegenheit, den sympathischen
Bandleader vor dem ersten Konzert der ganzen Euro-Tour
(!) im Schweizerischen Avenches (anlässlich des «Rock oz
Arènes») für ein Interview an die Ohrmuschel zu kriegen.
Seine Aussprache war dabei etwas ungewohnt schludrig,
da, wie man später auf einem Foto in einem deutschen
Rock-Magazin sehen konnte, im Bereich der Schneidezähne
seit Kurzem nicht mehr alles vorhanden ist. Warum genau,
könnt Ihr unten stehend nachlesen. Zudem lernt Ihr einen
echten Caveman kennen! (MC = Max Cavalera)
MF: Hi Max, hier ist Daniel von Metal Factory!
MC: Ey..., hey Mann..., wie geht es dir?
MF: Mir geht's gut und wie steht's mit dir?
MC: Gut..., danke!
MF: Bist du gut drauf?
MC: Ja! Ich bereite mich auf die Show von heute Abend
vor..., wir spielen den ersten Gig auf der «Conquer-Tour»...
MF: ... cool!
MC: Wir freuen uns riesig darauf und es ist das erste
Mal, das wir in der Schweiz die erste Show spielen. Das
neue Album ist gut angekommen hier und wir haben viel
Aufmerksamkeit der Fans erhalten. Darum bin ich froh,
den Metal von Soulfly wieder in die Schweiz bringen zu
können.
MF: Das hört sich toll an! Max..., du warst in deiner
musikalischen wie textlichen Ausdrucksweise nie
eingeschränkt. Wo liegen die hauptsächlichen
Charakteristiken vom neuen Album «Conquer»?
MC: Ich denke..., «Conquer» ist einfach ein (weiterer)
Schritt vorwärts..., tiefer hinein zu dem, was anfing
mit «Prophecy» oder «Dark Ages». Es ist extremer...,
aggressiver ausgefallen..., ohne das Experimentelle
auszulassen, weisst du. Bei «Conquer» ist auch die
Ausgewogenheit dieser zwei Zustände erreicht worden und
darüber bin ich sehr glücklich.
MF: Das aktuelle Album ist das Dritte, das
nacheinander mit dem gleichen Line-Up eingespielt wurde.
Ich denke, das bedeutet Befriedigung, Kontinuität und
eine hoffnungsvolle Zukunft für Soulfy, oder?
MC: Ja! Ich hoffe schon..., wir fühlen uns sehr stark,
kommen besser aus untereinander nach dem Touren und den
neuen Alben. Ich arbeite jetzt etwas intensiver mit Marc
(Rizzo - MF), da wir für Cavalera Conspiracy praktisch
ein Jahr lang jeden Tag zusammen waren..., im Studio und
auf Tour. Ich fühle mich gut und auch mit den anderen
Bandmembers..., ich denke, «Conquer» hat uns noch näher
zusammen gebracht. Wenn man sich das Album anhört,
spielt die Band einfach abgeklärter und die Songs sind
es auch. Wir gehen besser aufeinander ein und das
widerspiegelt sich dann in der Musik.
MF: Marc Rizzo ist ein brillanter Gitarrist, der
seine persönliche Note zum typischen Sound von Soulfly
hinterlässt. Wie bringt er sich während dem Songwriting
ein?
MC: Das geht eigentlich immer gleich von statten, ausser
dass Marc mit jedem Album der noch bessere Musiker wird.
Er ist sehr kreativ und ich liebe es, mit ihm zu
spielen. Wir können gut zusammen Songs schreiben und ich
kann sagen, dass ich mit ihm einen sehr guten
Gitarristen gefunden habe, um meine Musik austauschen zu
können. Es ist wirklich toll, ihn bei Soulfly dabei zu
haben.
MF: Beginnend mit diesem Konzert in der Schweiz,
werdet ihr bis Ende Monat ohne einen einzigen Day-Off
jeden Tag spielen. Eine leichte Sache oder harte Arbeit?
MC: Nun..., schon eher..., ja. Ich meine, komme gerade
von der beendeten «Cavalera Conspiracy Tour» und vor
zwei Tagen habe ich in Texas noch zusammen mit Ozzy und
Metallica gespielt. Dann war ich gerade mal für vier
Stunden zu Hause und sprang gleich in den Flieger, um
hierher zu kommen. Das ist echt die strengste und
verrückteste Tour bis anhin. Eine grosse Sache mit
enthusiastischen Fans und die Leute schätzen das auch.
Also bin ich hier, um das zu tun und hart zu arbeiten,
weisst du!
MF: «Rock oz Arènes» ist ein spezieller Ort um
aufzutreten. Was magst du mehr: Kleine, schwitzige und
rauchige Clubs oder frische Luft?
MC: Nun..., ich finde eigentlich an beidem Gefallen...
(lacht) - dieser Ort, diese Arena hier, ist umwerfend.
Ich hab' mir das heute früh mal etwas in Ruhe angeschaut
und es sieht wirklich fantastisch aus. Ich wünschte, ich
hätte das vorher schon gekannt, denn das wäre ein guter
Ort für das Drehen einer DVD gewesen oder so. Aber ich
denke, es wird eine gute Show geben, doch ich liebe
sonst auch die kleinen, schwitzigen und rauchigen Clubs.
Das ist der echte Punk Rock, der dort jeweils immer
abgeht! Das ist übrigens auch der Grund, warum ich Zähne
verloren habe..., vorne..., und das gleich dreimal! Und
das passiert meistens genau dort..., (lacht).
MF: 2002, obwohl eigentlich nicht für so harte Musik
bekannt, seid ihr in Montreux am «Jazz Festival» (wie
Slayer oder später auch Motörhead) aufgetreten. Welche
Erinnerungen hast du daran?
MC: Oh Mann..., das war eine sehr gute Show! Ich
denke..., es war so aussergewöhnlich für mich..., ich
hörte vom «Montreux Jazz Festival» in Brasilien, als ich
ein kleiner Junge war. Es gab brasilianische Bands wie
Caetano Veloso oder ... (den zweiten Namen verstand ich
leider nicht! - MF), die dort aufgetreten sind. Später
traten dann auch grosse (brasilianische) Rock Bands wie
(auch den Namen verstand ich nicht..., grr). Diese Namen
waren in meinem Kopf und ich dachte, dass es nicht
möglich sei, dort mit Metal aufzutreten, sondern es
müsste Jazz, Blues oder Poprock sein. Als wir dann dort
(2002 - MF) auf der gleichen Bühne spielten, wo Slayer
(am gleichen Abend - MF) auch waren, das war schon der
Hammer. Das war natürlich ein Riesending für mich, Teil
davon zu sein. Ich würde das gerne wieder einmal
machen..., ich sprach mit Igor, meinem Bruder darüber,
der richtig eifersüchtig wurde. Vielleicht können wir
mal mit Cavalera Conspiracy dort spielen, das wäre toll.

MF: Du bist eine spirituelle und friedliebende
Person. Was ist deine aktuelle Sicht zur Situation in
der Welt, unserer Menschheit?
MC: Nun..., es sieht so aus, dass... (überlegt eine
Weile), es immer Chaos und Konflikte gibt. Hmm...,
weisst du..., wenn man in der Zeit zurück geht, liegt
das Problem manchmal weder in der Welt noch an der Zeit,
sondern bei der menschlichen Rasse. Wir sind das
Problem..., diejenigen, die all die Scheisse raus
lassen..., wir selber!
MF: Bist du an Sport allgemein interessiert, also
nicht nur Fussball und schaust du dir die Olympischen
Spiele an, wenn du kannst?
MC: Nein, leider nicht! Ich mag Sport sehr gerne...,
nicht nur Fussball, sondern alle Arten von Sport. Jetzt
auf Tour ist das sehr schwierig, schon fast unmöglich.
Ich fühle mich etwa so wie der Comic vom Caveman..., ich
habe kein Internet, kein Handy, keinen iPod..., ich bin
der Caveman..., so nennen mich die Leute, die um mich
herum sind. Ich reise immer noch mit CDs..., weisst
du..., ich bin der einzige Kerl hier mit einem
CD-Player! (lacht) - Gut..., ich versuche schon, dem
Sport zu folgen..., der brasilianische Fussball ist
meine zweite Leidenschaft, die erste ist... (verstand
ich leider wieder nicht, müsste nach Recherchen aber
Schwimmen sein - MF). Es ist aber schwierig, da jetzt
dran zu bleiben.
MF: Die Olympischen Spiele finden ja in China statt.
Was ist deine Meinung zum Konflikt mit Tibet?
MC: Ähmm..., also ich denke..., ich weiss ein wenig
darüber. Sie haben es als Minorität und friedfertiges
Volk nicht leicht, da sie von den Chinesen beherrscht
werden. Ich bin allerdings kein Freund von Aufständen,
Protesten und all dem Mist, aber sowas wie «Concert for
Tibet" finde ich besser, und wenn die Rockmusik da ein
wenig involviert ist, finde ich das cool. Letztendlich
sollte man die Tibeter einfach in Ruhe lassen. Die
Chinesen (als Volk) sind sonst aber schon auch gute
Leute.
MF: Neben Soulfy hast du wieder mit deinem Bruder
Igor zusammen gearbeitet. Wie wichtig ist die Cavalera
Conspiracy für euch beide?
MC: Ist wichtig..., weisst du..., ich möchte dazu sagen,
dass es mehr als nur ein Projekt ist. Wir haben zwar
keine komplette Band, aber trotz des Projektcharakters
(neben vielen anderen) ist es mehr als das. Wir sind
beide involviert in die Geschichte des brasilianischen
Heavy Metal und wenn man nach zwölf Jahren der Stille
wieder zusammen arbeitet, ist das eine grosse Sache für
die ganze Welt. Wir haben jetzt nicht nur eine Tour
gespielt, uns aber entschieden, das Ganze Schritt für
Schritt anzugehen. Igor ist jetzt wieder nach Brasilien
zurück gekehrt und ich zu Soulfly. Irgendwann nächstes
Jahr werden wir damit fortfahren, für all unsere Fans zu
spielen, damit die Welt Cavalera Conspiracy wieder sehen
kann. Beide, also CC und Soulfy sind wichtig für mich.
MF: Du hast mit/für Cavalera Conspiracy ein Album
aufgenommen und warst auch auf Tour. Wie schwierig ist,
all diese Aktivitäten zu koordinieren?
MC: Das ist der Grund, warum ich mit dem Trinken
aufgehört habe... (lacht) - Vorher war es schon hart...,
du trinkst, kriegst 'nen Hangover und schlechte Stimmung
und bist physisch geschwächt, um jeden Abend auf der
Bühne zu stehen. Ich bin dazu übergegangen nicht mehr
für die Musik zu trinken..., also die meiste Zeit...,
andere Bands sehen das ja als Arbeit. Ich liebe diese
Arbeit, die für mich eben die Musik ist. Das Interesse
daran ist im Gegensatz zu früheren Zeiten, also je älter
ich werde, desto grösser.
MF: Vor vier Jahren hast du mir beim Interview in
Zürich mitgeteilt dass eine Reunion mit Sepultura im
Original-Lineup höchstwahrscheinlich nicht statt finden
wird. Was können wir für nächstes Jahr erwarten?
MC: Nun..., ich denke, die Antwort ist die gleiche...
(lacht) - leider gibt es keine Anzeichen, keine grosse
Veränderung zu dem, was ich damals gesagt habe. Im
Moment ist die Sachlage nicht klar und wir können da
nichts machen. Aber wart's mal ab..., irgendwann in der
Zukunft wird sie (wieder) kommen, die ursprüngliche
Besetzung und alles Drumherum..., für die Fans..., und
das wird eine grosse Sache werden!
MF: Im MySpace-Profil von Soulfy stehen mehr als
128'000 Friends (mittlerweile sind es fast 130'000 - MF)
drin. Beinhaltet das zählbare, wirtschaftliche Aspekte
oder ist es aktuell nur ein populäres "Must have" der
heutigen Zeit?
MC: Was ist das?
Mit dieser Antwort hatte ich nun wirklich nicht
gerechnet, aber wer das Interview bis hierhin mitgelesen
hat, weiss, warum da Max offensichtlich keine (grosse)
Ahnung davon hatte, von was ich da sprach. Ein echter
Caveman eben! So versuchte ich ihm das in wenigen Worten
zu erklären und er erzählte mir kurz, wie er das
Business in den letzten Jahren erlebt hat.
MF: Im nächsten Jahr wählt Amerika einen neuen
Präsidenten. Wer soll es deiner Meinung nach werden?
Barack Obama oder John McCain?
MC: Ich würde Jello Biafra wählen... (lacht) - Nein...,
Barack Obama natürlich! Ich bevorzuge ihn, weil John
McCain nur den Krieg will und davon haben wir genug. Hey
sorry man..., ich habe ein weiteres Interview..., wir
müssen aufhören! Danke, danke vielmals...
MF: Ok! Zum Schluss..., dein abschliessender
Kommentar an all eure Schweizer Fans und unsere Leser
lautet:
MC: (Original-Zitat) - Yeah..., ahh..., fucks it up and
have fun! (lacht) - you know..., love the music man...,
you know..., I see you in the moshpit!
MF: Danke vielmals...
MC: ...,ok Mann..., dir vielen Dank!
MF: Max..., (ich) wünsch' dir eine gute Show!
MC: Yeah..., danke.

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