Symphony X haben mit ihrem neusten Album „Paradise
Lost“ mächtig Staub aufgewirbelt. Und so verwunderte es
nicht, dass viele extra wegen ihnen ans Dream
Theater-Konzert in der Winterthurer-Eulachhalle
gepilgert sind, und die Vorband wegen eines Stau glatt
verpasst haben. Das Ergebnis: Verärgerte Fans und ein
nochmals gesteigerter Heisshunger, sie endlich mal
Livehaftig zu erleben. Roger kam ebenfalls zu spät,
hatte aber noch die Gelegenheit mit dem Symphony X
Bassisten Micheal LePont zu schwatzen.

MF: Ihr seid seit über einem Monat auf Tour. Gab es
während dieser Zeit einen besonders beeindruckenden
Auftritt?
Wir touren nun seit 5 Wochen. Bisher läuft die Tour
fantastisch: Die Hallen, in denen wir spielen, sind
gross und das Dream Theater Publikum hat uns sehr gut
aufgenommen. Wir denken, dass diese Tournee für uns ein
grosser Schritt ist.
MF: Ich habe gesehen, dass ihr für 4 Konzerte
Headliner wart…
Ja, das ist richtig. In der Mitte der Tour nahmen Dream
Theater eine Woche frei und machten eine Pause. Wir aber
blieben in Europa und füllten diese Woche mit vier
Headliner-Shows, die grossartig waren. Es macht zwar
Spass, die grossen Hallen-Konzerte zu spielen, es ist
aber auch lustig, kleine Club-Shows zu spielen, wo man
den Leuten direkt in die Augen sehen kann. Das gibt so
viel Energie.
MF: Was haben Dream Theater während dieser Zeit
gemacht, sind sie in die USA zurück geflogen?
Ja, Dream Theater sind nach Hause geflogen und hatten
eine schöne Woche Ferien. Wir arbeiteten aber weiter,
denn wir waren ja schon in Europa und dachten uns, wir
machen das Beste daraus.
MF: Ihr hattet während der Tour ein paar Tage frei.
Wie habt ihr diese Tage genutzt?
Wir hatten einige tolle Freitage. Einer war zum Beispiel
in Paris. Es war ein schöner Tag, wir haben den Louvre
gesehen und noch ein paar andere Dinge, das war
fantastisch. Als wir in Rom spielten, sahen wir etliche
beeindruckende Sachen. Für mich als grossen
Geschichtsfan war es riesig, einige dieser
Sehenswürdigkeiten, welche man sonst nur im Fernsehen
sieht, einmal live zu sehen.
MF: Denkst du, dass diese Stadtbesuche textliche
Einflüsse auf ein nächstes Album haben könnten?
Ja, das wäre schon möglich, denn alles, was wir erleben
oder darüber lesen tragen wir mit uns herum und können
es in einem lyrischen Zusammenhang wieder verwenden.
MF: Das heisst, dass ihr in der Zukunft mal ein
Konzeptalbum über Rom macht?
Das weiss man nie, es könnte alles passieren – man weiss
nie. Aber es wäre definitiv cool.
MF: Ihr seid mit Dream Theater auf Tour, die sowas
ähnliches wie die Götter des Progressive Metal sind. Wo
seht ihr eure Gemeinsamkeiten?
Dream Theater sind die populärste Prog-Metal-Band, die
es gibt. Wir denken, dass unsere Fans uns auch dorthin
pushen. Wir sehen uns selbst als Metal-Band, mit der wir
Fans von Dream Theater, aber auch solche von Iced Earth
erreichen können. Das heisst, wir erreichen mit unserer
Musik verschiedene Lager und wir sind sehr glücklich
diesbezüglich, denn wir haben wirklich die Chance,
daraus auch etwas zu machen.
MF: Glaubst du, dass heute Abend auch Fans nur wegen
euch gekommen sind?
Es wird vermutlich strickte Metal-Fans hier haben, die
die Band mögen, aber weniger auf Prog stehen. Bei denen
ist es möglich, dass sie nur wegen uns hier sind. Es
gibt Konzerte, bei denen wir ca. 1000 Leute anziehen –
das finde ich gut und ich glaube, Dream Theater schätzen
das auch.
MF: Eine völlig andere Frage. Wie schreibt ihr einen
Song wie „The Odyssey“ mit diesen vielen Teilen?
Ok. Wenn du an „The Odyssey“ denkst, ist die Story
gegeben und enthält all diese unterschiedlichen Parts.
Natürlich konnten wir nicht jeden einzelnen Teil
vertonen weil es daraus einen 3-stündigen Song gegeben
hätte. Also pickten wir uns die interessantesten Parts
heraus und schrieben nur darüber. Das Ganze hört sich an
wie 4 oder 5 Minisongs, alle in einem einzigen Song.
MF: Denkst du, auf dem neuen Album befindet sich
etwas Ähnliches wie „The Odyssey“?
Nein, nicht wirklich. „The Odyssey“ war eine grosse
Geschichte in sich selbst. Das neue Album hat nicht
wirklich eine Story, es behandelt nur einige zentrale
Grundthemen.
MF: Ich habe den Videoclip von „The serpent Kiss“
gesehen mit dieser Thematik von Adam und Eva…
Ja, das ist ein solches Thema. Wir schauten uns John
Miltons Arbeit „Das verlorene Paradies“ an und
studierten einige Themen, die darin enthalten sind. Wir
wollten nicht die literarische Geschichte vertonen
sondern haben nur einige Themen daraus aufgegriffen wie
beispielsweise Rache oder Verlust und haben Songs
darüber geschrieben.
MF: Paradise Lost ist euer achtes Album...
Das siebte Studioalbum, ja.
MF: Wo siehst du die grössten Veränderungen bei
Paradise Lost?
Ich denke, Paradies Lost ist ein natürlicher
Fortschritt, den wir gemacht haben. Das Buch Paradise
Lost behandelt offenbar einige sehr düstere Themen,
welche wir mit der Musik selbstverständlich ausarbeiten
mussten. Dadurch ist die Musik härter geworden und auch
die Texte düsterer. Wir fühlten uns wohl mit diesem
Thema aber man weiss nie, was wir als nächstes machen
werden…
MF: Gibt es auf dem neuen Album einen Song, der live
speziell gut rüberkommt?
Viele Songs funktionieren live sehr gut, zum Beispiel
die ersten 4. Wir haben 4 oder 5 neue Stücke gespielt
und die sind alle gut angekommen beim Publikum. Das ist
natürlich grossartig, nachdem man so hart an etwas
gearbeitet hat, wenn es dann live wirklich gut
rüberkommt.
MF: Symphony X sind ein bisschen mit Europa verbunden
wie ich gesehen habe, denn euer Sänger hat mit Jorn
Lande (Ex Masterplan A.d.A.) gearbeitet und es gab noch
ein anderes Projekt mit dem Sänger von Stratovarius. Wie
kam es dazu?
Wir wuchsen bis zu einem gewissen Grad in Europa auf,
denn die europäischen Fans waren die ersten, die uns
aufnahmen, sich unsere Musik anhörten und uns zu einem
bestimmten Punkt brachten. Deshalb sind wir sehr mit
Europa verbunden. Ross und Mike haben dazu einige
Projekte mit europäischen Künstlern gemacht, was sehr
gut passte.
MF: Ich habe auch gesehen, dass drei von euch
Nebenprojekte betreiben. Wieso sind diese Nebenprojekte
entstanden? Bietet euch Symphony X nicht die Vielfalt,
auch solche Sachen mit einfliessen zu lassen?
Alle Bandmitglieder haben sehr viele unterschiedliche
Einflüsse. Ich finde, ein Nebenprojekt fördert die
Kreativität, denn vielleicht ist es stilistisch etwas
ganz anderes als Symphony X. Für den Musiker lohnt es
sich auf jeden Fall. Und es bereichert auch die Band,
denn die einzelnen Mitglieder können so verschiedene
Dinge machen und schlussendlich kommen wir wieder
zusammen und bringen so ein starkes Album wie dieses
raus.
MF: Cool. Auf eurer Homepage gibt es keine Reviews
von Paradise Lost. Wieso nicht? Sehr viele Infos sind
aus dem Jahr 2003, aber es steht fast nichts Aktuelles.
Zumindest die News.
Das sind auch Neuigkeiten für mich, ich wusste das
nicht. Wir haben sehr viele Reviews gelesen und es waren
sehr viele gute darunter, darüber sind wir sehr
glücklich. Morgen müssen wir aber die Leute anrufen, die
für unsere Website verantwortlich sind und uns
beschweren *lacht*. Nur Spass.
MF: Sehr viele Bands bringen eine Live-DVD raus,
Symphony X nicht. Weshalb nicht? Wäre das etwas, was ihr
mal gerne machen würdet?
Bisher ist der richtige Augenblick für uns noch nicht
gekommen, aber wir haben schon darüber gesprochen. Wir
hoffen, nächstes Jahr eine Live-DVD zusammenstellen zu
können, denn wir werden das ganze nächste Jahr touren.
Drück uns also die Daumen, dass das Ding so schnell wie
möglich rauskommt.
MF: Werdet ihr nächstes Jahr die grossen Festivals
spielen?
Wir hoffen, auf vielen Festivals spielen zu können, doch
momentan ist noch nichts gebucht. Aber wir wollen
definitiv ein paar europäische Festivals spielen weil
sie einfach das Grösste sind. Wir lieben europäische
Festivals, denn das Publikum ist so riesig und es sind
einfach grossartige Tage für uns. Dazu triffst du
jeweils viele andere Bands und es macht einen
Riesenspass. Wir hoffen also, nächstes Jahr viele
Festivals spielen zu können.
MF: Gibt es grosse Unterschiede zwischen den
europäischen und den amerikanischen Sommerfestivals?
Es gibt nicht viele amerikanische Metal-Festivals. Das
Ozz-Fest findet jährlich statt und es gab die Gigantour
(Tour welche von Dave Mustaine (Megadeth) organisiert
wird), aber ich weiss nicht, ob die immer noch
existiert. Die Anzahl Metal-Festivals in Amerika ist
also sehr klein. In Europa ist das aber einfach
unglaublich. Ich erzähle meinen Freunden in den USA
immer davon und sage ihnen, dass sie zu den europäischen
Festivals kommen sollen. Ich meine, da gibt es viele
Bands, von denen man so lange nichts mehr gehört hat und
die spielen an Festivals in Europa – das ist wahnsinnig.
Ja, in Amerika gibt es nur wenige Festivals, ich weiss
nicht weshalb. Es ist jedenfalls nichts im Vergleich zu
Europa.
MF: Am diesjährigen Wacken Open Air stand ein Typ aus
San Diego vor mir. Ich glaube, der kam aus San Diego, um
Kai Hansen/Helloween zu sehen (Kai Hansen war Special
Guest beim Auftitt von Stormwarrior – in der zweiten
Hälfte zockten die Jungs nur noch alte Helloween-Songs –
A.d.A.).
Wow. Schau, in den USA würdest du eine solche Show gar
nie zu sehen bekommen. Ich habe auch Freunde, die von
den USA nach Europa rüber kommen um Bands zu sehen, die
sich vielleicht eine Tour in den USA gar nicht leisten
können. Und meine Freunde mögen diese Bands, das ist
grossartig.
MF: Wie weit würdest du reisen, um deine
Lieblingsband zu sehen?
Als ich noch jünger war, wäre ich weiter gereist als
heute. Heute würde ich nicht mehr weit reisen aber
damals hätte ich das definitiv getan.
MF: Was war das weiteste?
Das weiteste, was ich jemals für ein Konzert gefahren
bin, war nicht wirklich weit. Die fahrt dauerte
vielleicht 4 Stunden, ich fuhr zu einem Kiss-Konzert.
Aber ich stand in der 1. Reihe! Allerdings wusste ich
nicht, dass es die 1. Reihe war bis ich dort angelangte.
Es war genial. Das war in den 80er Jahren. Das war das
weiteste, das ich jemals gefahren bin – eigentlich recht
erbärmlich. Aber ich habe einen Riesenrespekt vor
Leuten, die in einen anderen Kontinent reisen, um ihre
Lieblingsband zu sehen. Symphony X Fans tun dies die
ganze Zeit. Da reisen Leute aus Japan an die Westküste
der USA, um uns zu sehen. Das ist einfach unglaublich.
MF: Wir sind fast am Ende des Interviews. Was sind
deine berühmten letzten Worte für eure Schweizer Fans?
Danke an euch Schweizer Fans, dass wir hier spielen
durften und dass ihr unsere neue CD gekauft habt. Wir
kommen gerne in die Schweiz. Wir spielten auch schon im
Z7 und mochten diesen Club sehr. Das Essen war dort
ausgezeichnet und sie behandelten uns sehr gut. Aber
auch die Schweizer Fans im Allgemeinen waren immer sehr
gut zu uns und wir werden immer wieder gerne hierher
zurückkehren für sie.
MF: Ist das Essen hier denn schlechter als im Z7?
Das ist schwer zu sagen. Momentan haben wir einen
mitreisenden Catering Service aus England. Ich kann das
so also nicht sagen, aber das Essen im Z7 ist so
hammermässig, ich glaube, da kommt nichts daran heran.
MF: Cool, vielen Dank für das Interview.

Unser Roger W. mit Michael LePont >>>
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