The Answer sind defintiv daran, sprichwörtlich die
Welt zu erobern. Und was eignet sich da besser, als den
begehrten Support-Slot bei den AC/DC-Shows zu ergattern?
Zwischen den Konzerten mit den Riff-Bluesern nahmen sich
The Answer immer wieder die Freiheit, Headliner-Shows
einzuschieben. So war es auch in der Schüür in Luzern,
wo die Nordiren für Begeisterung sorgten. Vor dem
Konzert traf ich Gitarrist Paul Mahon, um mit ihm über
die laufende Tour zu sprechen. Ausserdem gestand er,
dass ihn Live-Bootlegs der eigenen Konzerte nicht
stören, er auch mal Grunge hört und wie es sich anfühlt,
einen eigenen Song auf Guitar Hero zu spielen.
MF: Wir steigen gleich mit dem neuen Album ein.
Everday Demons klingt ein wenig anders als euer erstes
Album Rise. Habt ihr speziell darauf geachtet, dass es
so wird?
PM: Ich denke, wir wollten schlicht nicht exakt so
klingen, wie auf unserem Debut, das ist sicher. Ich
denke auch, dass wir in den zwei Jahren zwischen den
beiden Alben viele Fortschritte in Sachen Songwriting
und Spielen gemacht haben. Man bekommt auch andere
Eindrücke, wenn man plötzlich um die ganze Welt tourt.
Vor Rise spielten wir ja nie ausserhalb von Nordirland.
Und das hat sehr viele Sachen verändert und schliesslich
auch diese ganz andere Scheibe ausgemacht. Ein anderer
Punkt ist, dass Rise eine Art Best-Of aus dem Material
war, was wir in den letzten vier Jahren davor
geschrieben hatten. Everyday Demons ist jetzt im
Vergleich über nur vier Monaten entstanden. Darum klingt
es auch mehr wie aus einem Guss. Aber gleichzeitig finde
ich, sind wir auch nicht in die Falle getappt, dadurch
jetzt gleichförmig zu klingen. Es wurde dann in fünf
Wochen am Stück aufgenommen, während wir für Rise
ebenfalls mehr Zeit zur Verfügung hatten, und zwischen
den Konzerten immer wieder was aufgenommen haben. Aber
es war nicht wirklich geplant, dass es anders klingen
sollte. Das ist dann einfach so passiert.
MF: Für mich klingt Rise noch ein wenig mehr nach Hard
Rock als Everyday Demons. Das neue hat jetzt auch New
Rock-Einflüsse.
PM: Ja, definitiv. Wir wollten auch nie eine strickte
Retro-Band sein. Also im Stile einer Band, die
ausschliesslich 70er Jahre-Sounds spielt. Wir wollten
das nie. Auch wenn das vielleicht die Zeit und der Sound
ist, wo unsere meisten Einflüsse herkommen. Wir hörten
diese Musik zwar oft, als wir noch Kinder waren. Aber
wir sind ebenfall in der Zeit des Grunge aufgewachsen.
Wir hörten also auch oft Bands wie Soundgarden, Pearl
Jam, Rage Against The Machine, aber auch wirklichen
Hardcore wie Tool oder Helmute und so. Wenn wir also in
unseren Sound noch Einflüsse von Tool und Helmute
integrieren, kommen wir automatisch ein wenig vom Hard
Rock oder dem direkten 70-Rock weg. Es war ein wenig
Absicht, diese auch zu berücksichtigen und so was im
Studio auszuprobieren. Auch wenn Everyday Demons eine
trockene Produktion mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug
und Gesang ist, ist sie nicht zu eintönig. Wir wollten
im Studio auch neue Sachen ausprobieren.
MF: Das klingt sehr spannend für mich, weil ich auf der
deutschen Wikipedia Homepage gelesen habe, dass ihr zur
„neuen golden Generation“ zählen würdet. Das ist die
Bezeichnung für junge Bands die Rocken, als hätte es den
Grunge nie gegeben.
PM: (lacht) Ja, dann scheint diese Beschreibung nicht zu
stimmen.
MF: Ihr habt also den Grunge definitiv wahrgenommen?
PM: Ja, ich habe ihn oft gehört und geliebt. Also wie
gesagt Nirvana, Soundgarden, Pearl Jam, Screaming Trees
und so die bekannten Sachen. Wir wussten also, dass es
das gibt.
MF: Was hältst du von der Bezeichnung der „neuen
goldenen Generation“?
PM: Ich denke es ist nur ein weiteres Label. Die
Industrie und die Journalisten brauchen immer ein Label,
damit die was verkaufen können. Also mit Bannern und
Flyern und so. Mit die „Neue goldene Generation“ werden
wohl auch Wolfmother, Airbourne oder Blackstone Cherry
und wir selber gemeint. Es gibt da also schon Bands, die
aktuell wieder diesen Hard Rock spielen. Ich denke
nicht, dass wir jetzt in den goldenen Jahren sind. Weil
keine dieser Bands, uns mit eingeschlossen, haben bis
jetzt den Durchbruch auf das nächst höhere Level
geschafft. Wir alle sind jetzt nicht hoch gehandelte
Namen, die immer noch in Clubs spielen und für andere
Bands eröffnen. Ich denke nicht, dass eine der Bands bis
jetzt wirklich abgehoben hat. Ich denke, wenn das dann
passiert, hätten wir das goldene Zeitalter. Und ich
freue mich darauf. (lacht).
MF: Everday Demons kommt jetzt mit einer zweiten CD auf
den Markt die Live in Japan heisst. Was ist die Idee
dahinter, diese weitere Version von Everyday Demons
anzubieten?
PM: Die Aufnahmen sind von einem Konzert in Tokio,
welches wir vor zwei Jahren gespielt haben. Wir haben
damals zum ersten Mal in Japan gespielt und es ging sehr
gut. Wir haben die Show aufgenommen und gefilmt. Da
waren so zwei- bis dreitausend Leute anwesend, und es
war deshalb eine der grössten Shows die wir bisher als
Headliner gespielt haben. Und wir wollten das unbedingt
Dokumentieren. Für Everday Demons haben wir uns
entschlossen, dass wir verschiedene Versionen
veröffentlichen wollen. Also die ganz normale CD, die CD
mit der Bonus-CD und diejenige mit der Bonus-DVD. Der
Grund dafür ist, dass es mit den ganzen Internet
Downloads heute schwieriger ist, CDs zu verkaufen. Also
muss man den Leuten einen Grund geben, dass sie sich die
Musik auch kaufen. Und so hängen wir an die CD noch eine
DVD oder andere Sachen daran, und hoffen, dass es so
klappt. Also geht und kauft euch die CD! (lacht).
MF: Es wird also eine DVD dabei haben, und nicht eine
Live-CD?
PM: Oh, vielleicht ist es eine Live-CD hier.
MF: Du weißt es nicht genau?
PM: Es ist jedenfalls eine Live-CD oder eine Live-DVD
(lacht). (Anm. des Redaktors: Es sollte eine Live-CD
sein.)
MF: Habt ihr aus demselben Grund euer erstes Album
nochmals mit einer weiteren CD rausgebraucht?
PM: Das hatte einen anderen Grund. Wir sind so viel
getourt, dass wir keine Zeit hatten, ein zweites Album
aufzunehmen. Wir hätten dieses Album nämlich schon viel
früher raus bringen sollen. Aber wir hatten keine Zeit
dafür, ein neues Album zu schreiben und aufzunehmen,
weil laufend neue und gute Angebote für Konzerte rein
gekommen sind. Also dachten wir, dass wir unbedingt was
zusammenstellen sollten, um den Markt bedienen zu
können. Wir haben für Rise vielleicht 22 oder 23 Songs
aufgenommen, von denen es aber nur elf auf das Album
geschafft haben. Also haben wir auf die Bonus-CD die
Songs drauf getan, die wir nicht fürs zweite Album
verwenden wollten. Somit konnten wir dann ein wirklich
frisches neues Album aufnehmen und mussten nicht auf
alte Ideen zurückgreifen. Also haben wir schliesslich
die Doppelversion von Rise raus gebracht, um all diese
Songs „loszuwerden“. Diese CD ist für Leute interessant,
welche wirklich grosse Fans von uns sind. Denn man kann
einige grössere Jam-Sessions von uns hören, von denen
wir dachten, dass das diese Leute vielleicht
interessieren würde.
MF: Vor eurem ersten Album hatten ihr ja bereits einige
Songs, die im Radio gespielt wurden. Ich denke es waren
„Tonight“ und „Always“. Sind das die Songs, die jetzt
auf dem ersten und dem zweiten Album unter denselben
Titeln zu finden sind?
PM: Ja schon. „Always“ und „Tonight“ sind Songs, die
sehr früh in der Geschichte von The Answer entstanden
sind. Sie passten dann aber irgendwie nicht richtig zu
den restlichen Songs auf Rise. Sie waren poppiger und
radiotauglicher als der Rest. Also haben wir die beiden
erst mal auf die Seite gelegt. Als wir dann schliesslich
Rise aufgenommen haben, hat uns der Produzent nach all
unseren Songs gefragt, und dann gefunden, dass „Always“
richtig gut ist, und wir unbedingt was daraus machen
sollten. Wir haben den Song dann noch ein wenig
umarrangiert. Er steht jetzt ein Bisschen für sich, im
Vergleich zu den anderen Songs auf Rise. Aber es
funktioniert trotzdem irgendwie. Und mit „Tonight“ war
es ähnlich. Wir dachten, dass es ein sehr gutes Lied
ist, und sind immer wieder darauf zurückgekommen. Aber
wir fanden lange keinen Weg ihn so zu spielen, dass er
auch wirklich passt. Erst in den Writingssessions zu
Everyday Demons fanden wir eine Lösung, wie „Tonight“
funktioniert. Es hat jetzt gut sechs Jahre gedauert, bis
der Song endlich so war, wie er heute ist. Natürlich
dachten wir dass er so okay ist, als wir ihn zum ersten
mal geschrieben haben, aber so geht es halt manchmal.
MF: Ihr habt eure Live CD „Live At Planet Rock Xmas
Party“ als erstes einer ganzer Serie von Bootlegs
angekündigt.
PM: Ich weiss noch nicht, welches das nächste sein wird.
Ich weiss, dass wir einige der Konzerte mit AC/DC
aufgenommen haben. Wir haben zum Beispiel zwei in
Mailand aufgenommen, als wir für sie eröffnet haben.
Diese beiden Konzerte könnten vielleicht dann mal als
DVD oder als CD erscheinen. Wir haben aber auch ein paar
der kleineren Konzerte aufgenommen. Wir sammeln sehr
viele Aufnahmen, so lange das ganze anhält. Wir werden
das von Zeit zu Zeit sichten und schauen, was wir davon
veröffentlichen können. Natürlich auch vorausgesetzt,
dass es eine Nachfrage gibt.
MF: Ist das eine Sache der Plattenfirma, alle diese
Bootleg-CDs zu veröffentlichen?
PM: Es ist liegt auch an denen. Aber es ist mehr eine
Sache von uns und unserem Management. Gerade was die
Planet Rock-CD betrifft, haben wir dafür geschaut, dass
das aufgenommen wird. Es liegt also mehr an uns. Wir
sind aber sehr glücklich mit unserer Plattenfirma und
dem Support, den sie uns geben. Sie lassen uns die
Freiheit, auch solche Sachen zu tun. Was sehr nett und
cool ist.
MF: Gibt es auch Fans, die nach diesen Bootlegs fragen?
PM: Ja, viele Leute haben uns danach gefragt. Ich weiss,
das eine Nachfrage besteht und es auch Leute gibt, die
ihre eigenen Bootlegs von uns aufnehmen. Das geht in
Ordnung und wir sind auch glücklich darüber, dass Leute
kommen um unsere Konzerte aufzunehmen, und diese dann
auch verkaufen. Das geht in Ordnung. Vorausgesetzt, dass
diese Leute nicht die anderen Leute im Publikum
belästigen. Es ist cool, vor allem wenn sie diese dann
noch frei verteilen. So kommt unsere Musik unter die
Leute und wird bekannter. Ebenfalls spricht sich so
hoffentlich unser guter Ruf als Live-Band rum. Es kann
also nur gut sein, wenn uns möglichst viele Leute hören.
MF: Wir kommen zu eurer aktuellen Tour. Euer Tourplan
scheint ziemlich brutal zu sein. Wie hält ihr euch
selbst fit?
PM: Also die Shows zu spielen ist schon sehr
anstrengend. Also nicht so sehr mit AC/DC, weil wir da
nur 35 Minuten spielen. Aber da ist es dafür eine grosse
Bühne und du gibst in dieser Zeit alles. Und 110 Prozent
35 Minuten lang zu geben ist schon viel Arbeit und
anstrengend. Aber eigentlich muss man nur ein wenig auf
sich selber schauen. Also nicht zu viel trinken, nicht
zu fest Party machen. Ausserdem schauen wir, dass wir
mindestens einen Tag pro Woche haben, wo wir keinen
Alkohol trinken und uns entspannen. (lacht) Wir nennen
das „Blue Monday“ (je nach Interpretation „Freier
Montag“ oder leicht ironisch „blauer Montag“).
MF: Ihr verzichtet also an einem Tag pro Woche auf
Alkohol?
PM: Ja, das ist der Trick dabei. Wenn du je die
Biographie vom Blur-Bassisten Alex James gelesen hast,
dann weist du was er übers Trinken und über die Partys
geschrieben hat. Denn die Art und Weise wie er zu sich
Sorge hielt war, dass er pro Woche einen Tag aufs
Trinken und die Partys verzichtet hat. Und jetzt lebt er
in einer netten Farm und produziert Käse und so (lacht):
Es ging also für ihn auf. Wir schauen einfach auf uns.
Wir sind ja auch keine Kinder mehr. Wir wissen, wann wir
aufhören müssen und wenn es kritisch wird.
MF: Etwas, was oft vergessen wird ist die Tatsache, dass
es The Answer eigentlich bereits seit dem Jahr 2000
gibt.
PM: Ja, wir haben The Answer im Jahr 2000 gegründet. Es
ist bereits eine Weile her, und es scheint so, als hätte
es sich gelohnt. Die ersten drei Jahre haben ich mit
Micky (Waters, Bassist) zusammen in verschiedenen Bands
gespielt, aber es ist nie wirklich was Entscheidendes
passiert. Wir wollten dann eine richtige Rock’n’Roll
Band zusammen gründen. Wir hörten damals viel The Black
Crowes. Aber die meiste neue Musik war damals wie The
Strokes, Withstripes und so. Die klingen zwar cool, aber
es nicht das, was wir wollten. Es war auch nicht das,
was ich hörte, als ich ein Kind war. Und mit 19 Jahren
wollte etwas spielen, was das beinhaltet, was ich hörte,
als ich klein war. Also haben wir The Answer gegründet.
Wir hörten dann während dem Songwriting von einem guten
Sänger namens Cormac Neeson. Und so haben wir natürlich
versucht, ihn zu finden. Er verbrachte damals den Sommer
in New Jersey. Und so haben wir ihn erst einmal
aufgegeben, weil wir dachten, dass da eh nie was draus
werden wird. Und vielleicht zwei Monate später traf ich
Cormac durch Zufall, als wir zusammen an einer
Universität begannen. Wir wurden in die selbe Klasse
eingeteilt. Wir haben dann angefangen zu proben, und es
ging wirklich gut. Auch die Chemie zwischen uns hat
sofort gestimmt. Unseren Schlagzeuger James kenne ich in
etwas so lange wie Micky. Ich wollte immer schon mal mit
ihm zusammen in einer Band spielen. Er war gerade fertig
mit seinem Studium und suchte eine Band. Also kam er zu
uns für einen Jam und um zu schauen, ob es zusammen
passt. Von da an haben wir Demos aufgenommen und
schliesslich den Vertrag bei Albert Productions
unterschrieben. Das war 2004. Und von da an ging es
richtig los.
MF: Stimmt es, dass ihr eure erste Tour in Irland
gespielt habt?
PM: Ja…
MF: In welchem Jahr war das?
PM: Hm… das ist schwer zu sagen. Das war auch keine
richtige Tour damals (lacht): Wir haben viele Konzerte
in unserer Umgebung gespielt. Wie z.B. in Newcastle,
kleinen Dörfer, aber auch in Belfast. Wir haben oft
gespielt. Aber ich würde das nicht als Touren
bezeichnen. Das waren mehr so einzelne aber viele lokale
Konzerte. Aber wir konnten hier und dort spielen und zum
Beispiel auch in Kork und so. Aber die erste Tour in
Irland war wahrscheinlich mit Ash zusammen. Das war wohl
2004. Später haben wir noch eine weitere Tour im
Vorprogramm von The Datsuns (Band unklar, wegen dem
starken Akzent von Paul Mahon) gespielt. Anschliessend
waren wir mit Alter Bridge unterwegs. Das waren wohl so
die ersten richtigen Tourneen, die wir gemacht haben.
MF: Ich habe gehört, dass euch für diese Tour AC/DC
selber ausgesucht haben. Wie empfindest du diese Ehre,
dass euch AC/DC ausgesucht haben?
PM: Es ist irgendwie unglaublich und eine riesige Ehre.
Ein Traum wurde wahr. Ich weiss, dass jede
Rock’n’Roll-Band auf dieser Band, mit auf diese Tour
wollte. Ich glaubte nicht daran, dass wir den
Support-Slot kriegen würden. Aber es ist fantastisch,
dass sich AC/DC die Zeit genommen haben, in unsere Musik
reinzuhören, und dass sie uns gemocht haben. Und dass
sie uns für gut genug halten, um mit uns ihre Bühne zu
teilen. Aber ich kann es irgendwie immer noch nicht
fassen.
MF: Habt ihr sie denn getroffen?
PM: Ja, wir haben sie mehrere Male getroffen. Vor dem
ersten Konzert mit ihnen kam Brian Johnson in unseren
Umkleideraum und hat uns viel Glück gewünscht und uns
auf der Tour willkommen geheissen. Wir haben ihm dann
gesagt, dass wir sehr nervös sind und gefragt, was wir
dagegen tun sollen? Er meinte dann nur: „Ihr denkt, dass
nur ihr nervös seit? Ihr müsstet im Umkleideraum der
beiden Young-Brüder sein. Die sind nervös, weil sie seit
fünf Jahren kein Konzert mehr gespielt haben!“ „Aber was
sollen wir tun?“, fragten wir ihn. Und er: „Ihr seit
gut. Vertraut euch und seit genug früh am Ort. Und alles
wird gut werden.“ Das nahm uns ein wenig vor der
Nervosität und war nett eine gewisse Wertschätzung zu
erfahren. Ich bin dann später auch ein paar Mal mit
Malcolm und Angus zusammen gesessen. Es war eine der
wenigen Momente, bei denen ich wirklich sprachlos war.
Ich meine, wir haben in diesem Geschäft wirklich schon
sehr viele Konzerte gespielt. Wir haben ja schon mit
Whitesnake, den Rolling Stones und Deep Purple und so
zusammen gespielt. Das sind ebenfalls alles Helden für
mich. Aber ich wusste immer, was ich zu ihnen sagen
wollte und hatte immer ein gutes Gespräch. Aber mit
Angus Young wusste ich nicht was sagen (lacht). „Hallo,
vielen Dank für deine Musik“. Es war immerhin der Typ,
der das Lied geschrieben hat, welches mir mein Bruder
abgespielt hat als ich noch klein war, nämlich „Whole
lotta Rosie“. Das war wahrscheinlich der Grund, wieso
ich überhaupt in einer Rock’n’Roll-Band spielen wollte.
Und es war irgendwie cool, ihn jetzt zu treffen.
MF: Wie waren denn die Reaktionen der AC/DC-Fans bisher
auf euch?
PM: Die sind gut. Wir hatten im Vorfeld gehört, wie
loyal die AC/DC-Fans sind, und wie streng sie gegenüber
den Vorbands sein können. Ich habe gehört dass die
Vorgruppe
auf der Stiff Upper Lip-Tour in Deutschland ausgebuht
wurden. Slashes Snakepit hatten ebenfalls keinen warmen
Empfang erhalten. Ich meine die Typen sind selber
Legenden. Also stellten wir
Jungs aus Nordirland auf eine harte Zeit ein (lacht).
Wir waren auch darum vor dem ersten Konzert sehr nervös.
Aber wir gingen da durch und wurden nicht ausgebuht. Wir
haben beachtbare Reaktionen erhalten. Und je mehr du vor
dem AC/DC-Publikum spielst, desto wohler fühlst du dich.
Und du wirst auch besser und weißt besser, wie du mit
dem Publikum umgehen musst. Natürlich spielst du ab und
zu ein Konzert, bei dem das Publikum ruhig bleibt, aber
wir geben immer alles. Und viele Leute gehen dann nach
Hause, und haben eine weitere Band gefunden, die sie
mögen. Und dann gibt es Orte wie in Paris, wo das
Publikum bereits bei den ersten Takten zu unserem ersten
Song ab ging. Die dachten erst, dass AC/DC auf die Bühne
kommen und waren enttäuscht, als sie uns sahen. Zuerst
buhte man uns aus. Aber schon am Ende des ersten Songs
fingen sie an, wegen uns abzugehen. Und so wurden die
beiden Nächte in Paris Masey einfach fantastisch. Es
kann also beides Eintreffen, aber mehrheitlich ist das
Publikum gut gestimmt für uns.
MF: Du kommst ja von Nordirland. Fühlst du dich eher
Irisch oder Britisch?
PM: Um ehrlich zu sein, fühle ich mich mehr zu Irland
hingezogen. Aber ich fühle mich eigentlich eher
Nordirisch, was eine sehr spezielle und andere
Mentalität im Vergleich zur irischen und englischen ist.
Wenn du in Nordirland aufwächst, bekommst du eine Kultur
mit, die ein wenig von dem hat, was die Leute weltweit
als irische Kultur bezeichnen. Aber es gibt durchaus
auch sehr viele Unterschiede. Unsere Metanlität ist sehr
einzigartig. Die Nordirische Mentalität steht daher auch
für sich selber. Das ist wohl ähnlich, wie das was die
Basken in Spanien empfinden. Die haben ebenfalls ihre
eigene Identität, die aber immer noch irgendwie spanisch
ist. Ich würde mich selber also als Nordire bezeichnen,
und definitiv als Ire vor Brite.
MF: Fühlst du dich denn näher bei Schottland als zu
England?
PM: Ich denke, von der Kultur her sicher ja. Aber ich
mag das englische ebenfalls (lacht).
MF: Ich war verschiedene male in Schottland und habe
dort auch Leute aus Irland getroffen.
PM: Ja, es gibt da eine gewisse Verbundenheit, weil wir
beides unterdrückte Nationen sind. Es gibt also eine Art
Schicksalsverbundenheit. Aber auch da gibt es grosse
Unterschiede zwischen ihnen und uns.
MF: Zurück zur Musik, oder mehr oder weniger zur Musik.
Ihr habt einen Song auf Guitar Hero drauf. Hast du
dieses Lied schon mal auf Guitar Hero gespielt? Oder
hast du dieses Spiel schon mal ausprobiert?
PM: Also ich hatte es noch nie gespielt, bis wir diesen
Song darauf hatten. Der Sender BBC-Sky ist eine Art MTV
bei uns zu Hause, und kam und machte eine Sendung über
neue, junge Bands, die auf Guitar Hero sind. Ich hatte
das Spiel nie ausprobiert, bis sie kamen, um es zu
filmen. Ich habe das dort gespielt, und kam dann gut
rein, und konnte auch rasch unseren Song spielen. In
Deutschland haben wir dazu auch etwas im Fernsehen
gemacht, und haben unser Lied gespielt. Wir konnten da
sogar üben und kamen ein wenig rein. Ich mochte es.
MF: Wie schwierig war es denn für dich?
PM: Zuerst war es sehr schwierig. Ich denke, das erste,
was ich versucht habe zu spielen war Bon Jovis „Living
On A Prayer“. Da kam ich kaum zum ersten Chorus. Und
dann sagte mir jemand, dass es mehr eine Rhythmus-Sache
sei. Also, dass es mehr so sei, als würde man eher
Schlagzeug als Gitarre spielen. Also habe ich mein
Denken umgestellt und es hat besser geklappt. Ich dachte
mir dann dass es nicht einfach ist, aber so Sinn macht.
Ich spiele zwar jetzt nicht auf dem Expert (höchsten)
Niveau, aber es geht?

MF: Ist es ähnlich wie Gitarren spielen?
PM: Nein, überhaupt nicht. Es geht beim Spiel mehr um
Reaktion. Es geht eigentlich hauptsächlich um Rhythmus
und Reaktion.
MF: Also kannst du damit ein Rhythmus-Gefühl üben?
PM: Ja, es eignet sich gut dafür. Es hält die Sinne
wach. Es ist eine ganz andere Art, Musik zu erfahren
(das Natel leutet).
MF: Dein Bruder und deine Schwester sind ebenfalls mit
auf Tour?
PM: Mein Bruder ist für das heutige und morgige Konzert
in die Schweiz geflogen. Wir waren also bei Guitar Hero.
MF: Ja, es ging um die Rhythmus-Sache.
PM: Ja, es ist gut für das, aber nicht um Gitarren
spielen zu lernen.
MF: Was sind eure Pläne für dieses Jahr? Vielleicht ein
wenig Ferien?
PM: Ich würde ein wenig Ferien lieben, aber wir werden
jetzt mindestens bis Ende Juni mit AC/DC auf Tour sein.
Und dann werden wir vielleicht mit ihnen in die USA
zurückkehren oder vielleicht auch nicht. Aber auch so
werden wir wohl auf Tour sein bis wahrscheinlich
mindestens September. Vielleicht werden wir dann eine
Woche frei nehmen, und danach noch mehr spielen. Es wird
sicher noch eine Single von uns erscheinen. „Tonight“
wird unsere nächste Single sein. Wir haben gerade das
Video dafür aufgenommen. Es wird mehr so eine Live und
On The Road-Ding sein. Es wird sicher einige Ausschnitte
aus den beiden Milano-Konzerten beinhalten und einige
Backstage aufnahmen. Im Sommer wird dann eine weitere
Single erscheinen. Ich bin nicht sicher, zu welchem Song
sie sein wird. Und dann werden wir touren, touren,
touren. Das ist es, was der Terminkalender momentan sagt
(lacht).
MF: Aber du magst das Touren?
PM: Ja schon, ich mag es zu touren. Das schöne ist, dass
wir in der Band alles Freunde sind. Es ist nicht wie
arbeiten zu gehen und mit Leuten zusammen zu arbeiten,
die du nicht magst. Wir wissen, wenn wir einander Platz
lassen müssen und so… Wir teilen uns alle noch denselber
Bus und sind auch sonst oft zusammen, wie wir es mit 16
taten. Es ist alles, was ich immer schon tun wollte, und
nun mache ich es. Natürlich musst du vorsichtig sein,
was du dir zum Teil wünschst. Es könnte dann wahr werden
und nicht so sein, wie du dir es vorgestellt hast. Aber
die guten Seiten überwiegen momentan immer noch die
schlechten, auch wenn du sieben Monaten am Stück auf
Tour bist. Ich kann nicht klagen.
|
|
|