Dass ein Interview mit The Ocean so ausgreifend
werden könnte, hätte ich im Vorfeld nicht erwartet.
Sicher, die Zeichen hätte ich eigentlich bemerken
müssen: Eine Band, die trotz Jahren im Untergrund,
etlichen Mitgliederwechseln und sonstigen Sorgen über
zwei dutzend Musiker aus allen möglichen Ländern auf die
aktuelle Scheibe packt, endlos quer um den Globus eilt,
regelmässig das mitunter exquisiteste Artwork seit
Anbeginn der Platten– und CD-Hüllen vorlegt, und
obendrauf massive solide und betörende Mucke
veröffentlicht, muss einfach die eine oder andere
Geschichte im Sack haben. Interessanterweise lässt sich
das gesammelte Schaffen dieser Combo rund um Robin Staps
aber vorallem auf einen gemeinsamen Nenner runterbrechen:
Sie haben einfach Spass dabei. Ürsprünglich für direkt
nach dem Soundcheck eingeplant, verschob sich das
Interview um gute drei Stunden nach hinten – Nach The
Ocean's Set, während Cynic auf der Bühne ihr Bestes
gaben. Anfänglich standen mir Robin Staps (Gitarre,
Chefdenker) und Mike Pilat (Vocals) Rede und Antwort,
irgendwann im Laufe des Interviews setzte sich dann auch
noch Drummer Luc Hess hinzu. Dass mir beim 50-Minütigen
Interview–Marathon regelmässig Wein eingeschenkt wurde,
spielt dabei eigentlich keine grosse Rolle – Spricht
allerdings Bände in Sachen Bodenständigkeit dieser
Mannschaft…
Robin Staps (RS): Wofür ist dieses Interview?
Metal Factory (MF): Für ein Magazin, eben aus der
Schweiz.
RS: Und wie heisst es?
MF: MetalFactory.ch
RS: Ja, hab' ich schon mal gehört… Eine Review oder so
was…
MF: Ok, kommen wir in die Gänge – Klingt
wahrscheinlich komisch, aber einfach einmal
grundsätzlich: Was ist eigentlich 'The Ocean'?
Mike Pilat (MP): Eine grosse Menge Wasser! (Lächelt)
RS: Ja, eine grosse Menge Wasser…
MP: …Und ein Musiker–Kollektiv.
RS: …Ja, und mittlerweile mehr und mehr auch eine Band.
Wir haben mit einer eher lockeren Ansammlung an Musikern
in einem Berliner Keller angefangen, dort war mal eine
Aluminium–Fabrik. Von Beginn weg waren da auch
klassische Musiker dabei, und eine menge Leute gingen
bei uns ein und aus… Etwa dreissig bis vierzig,
vielleicht. Und die letzten Jahren und Monate hat sich
das ganze irgendwie konsolidiert, und in die Richtung
eines fixeren Line–Ups mit weniger Leuten hin bewegt.
Zudem sind wir auch aus unserem Proberaum
rausgeschmissen worden, also… es hat sich einiges getan
in den letzten sechs Jahren.
MF: Hast du jetzt gerade das 'Ocean Land' gemeint?
RS: Ja, das 'Ocean Land' gibt's mittlerweile nicht mehr.
Wir haben einen neuen Raum zum Proben gefunden, aber
weil sowieso alle in unterschiedlichen Ländern leben…
Wie du wahrscheinlich weisst, kommen vier Mitglieder der
Band aus einem kleinen Städtchen mit dem Namen La–Chaux–De–Fonds
in der Schweiz, ich bin immer noch in Berlin, Mike kommt
aus Worrington/UK… Wir brauchen also offensichtlich
sowieso keinen permanenten Raum für uns, deswegen haben
wir vor der Tour auch nur etwa zwei Wochen geprobt, und
dafür ist der neue Raum ideal – Aber es ist
logischerweise nicht mehr das selbe.
MF: Ist denn 'The Ocean' immer noch das selbe?
RS: Uh… da bin ich mir nicht sicher. Es ging immer
darum, dunkle, ambient–mässige, atmosphärisch–emotionale
Musik zu schreiben und zu spielen, und das machen wir ja
immer noch. Aus der technischen wie auch aus der
personellen Sichtweise hat sich einiges geändert, wir
kommen jetzt auf der Bühne anders rüber… Aber ich denke
die Essenz ist immer noch die selbe: Wir versuchen auf
der Bühne etwas zu kreieren, dass die Leute einsaugt,
wir versuchen einen Film zu machen – Wenn man dem so
sagen kann –, eine Atmposphäre aufzubauen, bei der man
nicht sicher ist, wo sie beginnt, und wo sie aufhört…
Das ist immer noch gleich, auch wenn wir… wir wechseln
die Setliste konstant, auch auf dieser Tour, jede Nacht.
Einige der Songs fokussieren eher die härtere Seite, die
sollen auch Rock-Nummern sein, da kann man wunderbar
abrocken – und einige sind dann offensichtlich eher
launischere, atmosphärische Songs. Aber ich würde nicht
behaupten, dass sich die Essenz verändert hat… Irgendwie
tun wir immer noch das gleiche wie früher, mit anderen
Leuten als noch vor fünf oder sechs Jahren, aber
eigentlich ist's das gleiche… Hoffentlich einfach
besser.
(Alle lachen)
MF: Ok. Eure letzte Scheibe, 'Precambrian', ist ein
ziemlich ehrgeiziges Projekt – Wie ist das ganze zu
Stande gekommen, was waren die wirkenden Kräfte
dahinter?
RS: Nun, es braucht jede menge Organisation, es braucht
Zeit, Aufwand, Energie – Aber diesmal wollte ich halt
wirklich eine Scheibe, oder eben zwei Scheiben, die als
Ganzes repräsentieren, wofür The Ocean stehen, was wir
tun… Das ganze Spektrum an Musik und Stilen. Und das in
dreissig oder vierzig Minuten zu vollbringen, ist
ziemlich kompliziert – deswegen haben wir gleich am
Anfang entschieden, ein Doppelalbum in Angriff zu
nehmen. Und dann hat sich das alles halt so ergeben, ich
habe den grössten Teil alleine geschrieben, dann habe
ich die Aufnahmen versucht zu organisieren… Die Drums
haben wir in Finnland aufgenommen, an einem
abgeschiedenen Ort in Finnland, und dann den Rest selber
in Berlin gemacht. Ich habe eigentlich alles ausser die
Drums selber aufgenommen, und das hat uns die Freiheit
gegeben, zwischendurch die Zügel mal zu lockern, und zu
entscheiden «Ok, jetzt nehmen wir mal eine Woche nicht
auf,
und machen dann die Woche drauf genau da weiter…»…
Wir
mussten nicht auf die Studio-Uhr kucken, und daran
denken, wie unser Geld den Bach runter geht. Mit dem
'Ocean Land', und auch der Tatsache, dass ich alles im
Alleingang aufgenommen habe, war es dann auch möglich,
dieses Projekt zu realisieren… Es war schwierig, all
diese klassischen Musiker mit einzubinden, weil einige
davon Vollzeit in Orchestern spielen, und die genau so
viel touren, wie jede Rock-Band auch – Denen kann man
halt nicht kurz anrufen und sagen «Hey, kannst du morgen
ins Studio kommen?». Wir mussten Monate im voraus
Termine vereinbaren, und deswegen hat's dann auch so
lange gedauert… Es sind 27 Leute auf dem Album zu hören,
und die alle da einzubringen, hat halt etwas gedauert.
Aber im Endeffekt hat alles geklappt.
MF: Die Songtitel und die Musik auf 'Precambrian'
beziehen sich auf dasselbe Konzept, aber die Texte haben
ihre eigene Thematik. Wo ist da der Zusammenhang, gibt's
überhaupt einen?
RS: Nun ja, offensichtlich fragt das jeder. Die Texte
handeln halt nicht nur vom 'Precambrian'-Thema – Das war
eine Zeit, als es noch kein menschliches Leben auf der
Erde gab, oder eigentlich überhaupt keines…
MP: …Es ist nicht ganz einfach, über Steine und Lava zu
schreiben…
RS: …Ja, danke…
MF: Achtung, sensationeller Witz: Das wäre dann richtige
'Rock Musik'…
(Alle lachen)
RS: Nein, es würde einfach langweilig werden, nur
darüber zu sprechen, also verwenden wir das in einer
metaphorischen Art und Weise, aber nicht als lyrisches
Konzept. Es gibt ein paar Konzepte, die durch das Album
gehen, eines davon ist die ganze 'Lautréamont'-Sache
(Bezieht sich auf den 'Comte de Lautréamont'), aber die
Wörter sind nicht direkt mit dem 'Precambrian'– Thema in
Verbindung zu bringen. Das ist etwas, was wir nächstes
Mal wahrscheinlich ändern werden, wenn wir wieder ein
Konzept-Album machen – Nächstes Mal wird die Thematik
durchgehend sein, durch die Text und allem… Aber diesmal
haben wir das nur locker gemacht.
MF: Jetzt vertreten die Texte aber trotz der genannten
Einflüsse immer noch deine eigenen Sichtweisen, werden
aber von anderen Sängern performt – Wie fühlt sich das
für dich an?
RS: Nun, um ehrlich zu sein haben wir auf diesem Album
ordentlich gestohlen – Wir verwenden eine Menge Texte,
die eigentlich gar nicht meine eigenen Worte sind, die
wir komplett von anderen Leuten kopiert haben. Und das
schwächt die persönliche Seite dann doch stark ab.
Komplette Songs… Auf 'Precambrian' haben beispielsweise
drei und ein weiterer halber Song Texte von Lautréamont,
da habe ich nicht ein einziges Wort hinzugefügt. Und das
entfernt natürlich die ganze Sache von einem
persönlichen Level – Es ist klassische Literatur, die
wir da in Musik verwandeln, und zu der jeder eine
Verbindung aufbauen kann, und das wiederum lässt sich
leichter auf das Leben übertragen. Aber da müsstest du
wahrscheinlich Mike fragen, wie er sich fühlt, wenn er
meine dümmlichen Worte singt… Es ist ja auch so, dass
Mike erst in die Band kam, als das meiste der Musik
schon geschrieben war, und das trifft ja auf die meisten
Leute zu, die momentan bei The Ocean dabei sind… Der
Schlagzeuer (Luc Hess) ist im Januar zu uns gestossen,
Jona (Jonathan Nido, Gitarre) ist seit letzten November
dabei… sie waren alle frisch, also hatten sie nicht viel
Input.
MF: Mike, was hast du dazu zu sagen?
MP: Natürlich ist es für mich nicht persönlich. Auf der
Bühne ist es eine Performance, welche… Natürlich wäre
ich nicht hier, wenn mir das keinen Spass bereiten
würde. Trotzdem würde ich es um einiges vorziehen, wenn
da mehr von mir drin stecken würde, weisst du? Aber
momentan ist und bleibt es eine Performance.
MF: Ok…
MP: Mal kucken, was die Zukunft bringt.
MF: Wie steht's mit der konzeptuellen Relevanz, wie
gewichtest du sie?
MP: Ich bin eigentlich ziemlich direkt, aber natürlich
gefällt mir das – Das Artwork passt hervorragend zu dem,
was Robin wollte. Die erste CD ist eher roh und
explosiv, genau wie der Beginn der Erde in etwa gewesen
sein muss – Und während das Leben auf die zweite Scheibe
wächst, wird das ganze langsamer und atmosphärischer,
und das ist wirklich cool. Es ist eine Schande, dass die
Texte damit nicht Hand in Hand gehen, aber… worüber kann
man denn schreiben? Mir gefällt das Ganze, ich denke,
dass Konzept-Alben wirklich klasse sind…
MF: Robin, wie orchestrierst du die Songs, gehst du
einfach nach dem passenden Gefühl?
RS: Aehm… Auf die klassischen Musiker trifft das zu,
aber das hat auch damit zu tun, wie diese Leute gebildet
und auf ihrer musikalischen Karriere geleitet werden,
genau so – Sie sind darauf trainiert… Vielleicht nicht,
Farben zu sein, aber als Werkzeuge zu fungieren, und
nicht als menschliche Individuen oder Personen, als
Leute die viel Charakteristik ausdrücken. In der
klassischen Musik geht's um Perfektion, technische
Perfektion, da ist nicht viel Raum für Interpretation.
Jetzt wenn du mit einem klassischen Musiker diskutierst,
dann wird er darüber zweifeln – Er wird sagen, dass da
so viel Raum ist, dass man jede Melodie frei
interpretieren kann, auch wenn jede Note vorgegeben,
jedes Tempo definiert ist, wirklich alles. Er wird
sagen, dass «die wirklich guten Leute sowas in einer Art
und Weise spielen, wie es durchschnittliche Leute
niemals könnten», obwohl sie eigentlich alle das gleiche
spielen – technisch gesehen. Ich hatte darüber viele
Diskussionen mit einigen der Musiker, die wir für diese
Album aufgenommen haben, aber grundsätzlich wollen die
meisten von ihnen Noten, sie wollen, dass man ihnen
sagt, was zu tun ist, und das spielen sie dann auch. Und
deswegen setze ich sie auch so ein, weisst du? Ich geben
ihnen Partituren, und die spielen das dann.
Manchmal
arrangieren sie gewisse Teile neu, manchmal haben sie
Ideen, aber… auf eine… sehr limitierte Art und Weise.
Die meisten machen einfach, was ich ihnen sage. Was die
anderen Musiker in der Band angeht… Wie gesagt, die
meisten sind erst nach den Aufnahmen zu 'Precambrian' zu
uns gestossen, also kann ich darüber nicht viel sagen.
Aber auf der neuen Platte wird es definitiv mehr Input
geben, das ist klar. Wie beispielsweise mit Luc an den
Drums, da spüre ich, dass da… wie soll ich sagen… der
alte Drummer… er hatte eine klassische Arbeitsweise. Er
war nicht so trainiert, aber er wollte… (Überlegt) er
wollte, dass man ihm sagt, was er zu tun hat, und für
ihn war es eine Herausforderung, dies dann so gut wie
möglich
auszuführen. Luc seinerseits ist ein komplett anderer
Charakter, er interpretiert die Songs viel freier, viel
lockerer, aber es funktioniert sehr gut für mich. Er
spielt einen Song wie 'For The Great Blue Cold Now
Reigns' jeden Abend komplett unterschiedlich, und ich
werde jede Nacht überrascht, aber es funktioniert… das
finde ich super. Also muss ich nicht mehr wie in der
Vergangenheit alle Drum-Parts und jedes Fill
vorprogrammieren, einfach wegen der Wechsel im Line-Up.
Die Richtung, die wir momentan einnehmen, tendiert klar
auf einen ziemlich geschlossenen Band–Kern hin, und die
zusätzlichen Musiker rundum sind eher lockerer dabei.
Aber mit ihnen wird's immer noch gleich bleiben:
Partituren, mach dies, mach jenes – Aber im Kern wird
über das, was wir tun, und wie wir's machen, diskutiert
werden.
MF: Ich vermute mal, dass es eine Weile gedauert hat,
bis du dich daran gewöhnt hast?
RS:
Nun, das muss ich aus einem anderen Blickwinkel angehen…
Der Grund, weswegen The Ocean sich in eine
'Ein–Mann–Armee' verwandelt hat, wo ich alles selber
mache und schreibe, liegt einfach darin, dass ich bis
jetzt nie mit solch fähigen Leuten gearbeitet habe. Es
gab das Bedürfnis, wie eben mit dem Schlagzeuger
erklärt, den Leuten zu sagen, was sie zu tun hätten –
und damit meine ich nicht die technischen Fähigkeiten,
das hat auch mit dem Charakter zu tun. Ich habe
beispielsweise einen guten Freund, der ein
professioneller Trombone-Spieler ist, und das macht er
wirklich, wirklich gut. Aber wenn du ihm sagst, er soll
über einen Part improvisieren, dann ist er verloren. Er
weiss nicht, was zu tun.
MF: Ok…
RS: Er kann eigentlich wiklich alles spielen, aber du
musst das auch genau so verlangen. Und die Leute, mit
denen ich gearbeitet habe, waren auch eher von diesem
Schlag, was für mich ziemlich cool war… weil ich halt
auch jede Menge kreativen Output habe, und es war für
mich absolut Ok, meine eigene Musik zu schreiben, und es
ist mir nach wie vor wichtig, alles selber unter
Kontrolle zu haben, die Sache zu arrangieren, und… das
grosse Bild zu malen. Aber in jedem Detail, wie etwa mit
den individuellen Musikern, da hat's Raum für kreativen
Ausdruck. Und das ist toll. Weil das etwas ist, was ich
von Anfang an wollte – Mit Leuten zu spielen, wo du
nicht sagen musst «Hey, könntest du bitte auf dieses Tom
und nicht auf dieses hier hauen?», sondern eher
«Könntest du ein cooles Fill spielen?», und er macht
dann (*Spielt Luft-Schlagzeug*), und ich sag' dann «…Yeah!».
MF: Vor dem Konzert habe ich mit Julien gesprochen (The
Ocean's Tontechniker, ebenfalls Schweizer), und er hat
mir verraten, dass er wahrscheinlich auch bei für die
nächste Platte involviert sein wird – Heisst das, dass
ihr da schon präzise Pläne habt? Könnt ihr mir da was
verraten?
RS: Ja, wir werden diesen Sommer mit den Aufnahmen
beginnen, also 2009, und werden das Ganze dann Ende Jahr
beenden, das ist ziemlich sicher. Es gibt schon etwa
eine Stunde an Song-Material, das ich selber geschrieben
habe, da wird noch einiges verändert und angehängt…
MP: …The Robin Staps Experience… (Lacht)
RS: (Lacht) …Ja, was war nicht wirklich geplant. Das war
ein ziemlich schneller Prozess. Ich war diesen Sommer
für drei Wochen in Spanien, und hatte eigentlich nicht
geplant, dort Musik zu schreiben – Aber nachdem mir nach
drei Tagen vom am Strand Liegen langweilig wurde, habe
ich halt angefangen, Musik zu schreiben, und drei Wochen
später war das Album mehr oder weniger geschrieben. Aber
vielleicht werden wir neues… zusätzliches Material
schreiben, und dann einige Songs auswählen, oder
vielleicht wieder eine Doppel-CD machen – Was das
anbelangt, haben wir noch nichts entschieden. Auch
nicht, was das Konzept angeht, oder ob es überhaupt ein
durchgehendes Konzept geben wird, oder was auch immer.
Momentan gibt's einfach in etwa eine Stunde Musik, und
wir werden dann schauen, was wir damit anstellen, was
wir davon verwenden. Aber ja, Julien wird definitiv
dabei involviert sein, er ist jetzt seit einigen Monaten
dabei,
eigentlich auch seit Beginn dieses Jahres. Und… Er ist
ein wirklich guter Tontechniker, und ein erfahrener
Recording-Engineer, also wäre es ziemlich bescheuert von
uns, das nicht auszunutzen… Er ist hochmotiviert. Wir
wissen noch nicht, wo wir aufnehmen werden, aber Teile
davon werden wahrscheinlich in der Schweiz, in
La-Chaux-De-Fonds aufgenommen werden.
MF: In seinem 'Studio Mecanique'?
RS: Ja, und andere Teile… Die meisten Gitarren werde ich
wohl in Berlin mit meinem Wohnkumpel aufnehmen, der bei
einigen vorhergehenden Aufnahmen ja auch involviert war
– Ein guter Freund von mir. Also nochmal, es wird wohl
wieder ein Album, dass hier und da aufgenommen werden
wird, aber dafür haben wir noch keine präzisen Pläne.
MF: Wie steht's um die aktuellen Live-Bandmitglieder,
werden sie alle dabei sein?
RS: Ja, ich denke schon…
(Es werden einige Witze von allen anwesenden Musikern
über eventuelle Entlassungen vom Stapel gelassen}
MF: Ok… Also, tonnenweise Mucker, Konzeptionelle
Scheiben, ausgreifendes Artwork – Es ist nicht schwer,
sich vorzustellen, dass sich diese Sache finanziell
gesehen nicht sensationell auszahlt. Könntest du etwas
Licht ins Dunkel bringen?
MP: Nun, die meisten von uns haben nebenbei immer noch
Jobs am Start. Wie gesagt, auf diesem Niveau können wir
halt nicht davon Leben. Wir versuchen, so oft wie
möglich zu touren, um so viel Geld wie möglich
reinzuholen, weil wir durch die Verkäufe nicht viel
verdienen. Also halten wir uns zwischen den Touren Jobs.
RS: Ich glaube, deine Frage deutet auch auf ein grosses
«Weswegen macht ihr das überhaupt?»?
MF: Nö, nicht wirklich. Ich verstehe das, es ist Musik.
RS: Ja, aber das Artwork ist keine Musik.
MF: Ja, aber Kunst. Und die muss raus.
RS: …stimmt.
MF: Sorry, erzähl' nur!
RS: Nun, wir versuchen einfach in allen Aspekten
Qualität abzuliefern. Egal ob es die Musik, das
Packaging, das Artwork, das Shirt-Design angeht – Wenn
man die ganze Sache ansieht, kommt hoffentlich ein roter
Faden zum Vorschein. Und wir versuchen das, so gut wie
möglich zu machen, indem wir mit Leuten arbeiten, in die
wir wirklich glauben. Martin Kvamme, der Typ, der das
ganze Artwork macht, ist jemand, dem ich genau so wie
allen anderen traue, er macht einfach was, und es ist
unglaublich. Das war andaudernd so, er hat uns nie
enttäuscht. Wenn wir eine Skizze sehen, sagen wir «This
Fucking Rules!», und er meint dann «Nein, nein, da muss
ich noch was ändern, und hier noch…».
(Gelächter)
…Beim 'Fluxion' Re–Release, da war es genau gleich,
weisst du? Die erste Skizze, die er schickte, war
perfekt - Ich sagte «Ja! Ok! Da muss nix geändert
werden! Es ist genial!».
MP: Der Kerl ist nicht wie all die 'Copy-And-Paste'-Jungs
da draussen, er arbeitet mit deinen Ideen.
RS: Er ist sehr kreativ, arbeitet aber immer noch mit
den Ideen seiner Kunden – versucht sich auszudrücken,
aber so, dass es dem Kunden entspricht, aber er immer
noch sich selber sein kann. Und das kann er sehr gut.
Ich glaube nicht, dass wir jemals mit jemandem anderen
arbeiten werden, was das Album-Artwork angeht - wir sind
extrem zufrieden. Das ist die eine Sache, das ganze
Design. Das Package und die Produktion, das ist was
anderes. Das ist natürlich sehr teuer, und wir machen
das, weil… nun, erstens weil Metal Blade dafür zahlt.
Was wir nicht wirklich erwartet haben – Wenn sie das
nicht finanziert hätten, hätten wir es auch nicht
gemacht. Wir können sowas nicht selber zahlen. Aber
Metal Blade Records glaubt genauso wie wir daran, qualitative
Packages zu veröffentlichen, was in der Welt der
Metal-Majors ziemlich rar ist.
MF: Gratulation zu dem Deal!
RS: Yeah! Wenn man sich so anschaut, was einige der
anderen grossen Labels veröffentlichen, das sind
hauptsächlich standard Jewelcases. Es sind eigentlich
zwei Gründe… Erstens das Label, das nicht sagt «Wer zur
Hölle seid ihr, wir machen doch für euch kein Digipack!»,
und zweitens halt all die Bands die sich einen
Scheissdreck drum kümmern. Die sagen «Wir spielen Musik,
wir kümmern uns nicht um die Kunst, wir wollen
Totenschädel auf dem Cover, oder blablabla…». Bei uns
geht es eher darum… Ich versuche die Kunst als Ganzes zu
sehen, die Musik ist einfach der wichtigste Teil dabei –
Aber wenn man The Ocean anguckt, dann gibt es viele
Aspekte: Die Lichtshow, die wir heute nicht dabei haben,
die Visuals, die wir normalerweise dabei haben, das
Packaging, die Shirtdesigns, und alles… Es ist einfach
ein umfassender künstlerischer Ausdruck. Ich glaube
daran, dass wenn du 2009 CDs verkaufen willst, du den
Leuten auch einen Grund
dazu geben musst, und einer ist halt, das Ganze gut
aussehen zu lassen. Weil die Leute die Daten ansonsten
von irgendeiner Website herunterladen. Aber wenn du ein
nettes kleines Digipack hast, das toll aussieht, und
jeder sagt «Wow, das ist fett!», dann gibt das den
Leuten den Ansporn, eine CD zu kaufen. Und das wiederum
wirkt sich dann hoffentlich auf unsere Verkäufe aus, und
hilft uns, in Zukunft alles auf einem noch
professionelleren Level zu machen – Weil die Leute
hoffentlich die Platte kaufen, und sie nicht einfach
runterladen.
MF: Ok, danke für die ausführlichen Infos. Wenn du Songs
schreibst, nach was hältst du Ausschau?
RS: Da gibt's kein Schema. Das ist ziemlich hart zu
beantworten, weil oft sind es einfach Ideen, die
existieren und sich entwickeln. Ein Song wie 'The
Gratest Bane' von 'Fluxion' beispielsweise, ein
14-Minuten Song – Der Mittelteil besteht eigentlich nur
aus vier Noten, die konstant runtergehen, und sich für
etwa 64 Takte wiederholen, aber da passiert so viel,
weil sich die Streicher und all die Ebenen ständig
verändern – sowas entwickelt sich, weisst du? Du hast
eine erste Idee, und dann nimmst du den Faden auf, dann
ergibt sich eine Melodie, die sich weiter entwickelt, so
läuft das. Normalerweise weiss ich wirklich nicht, wohin
es geht…
MP: Es ist eigentlich ein Abenteuer.
RS: …Es ist ein Abenteuer, genau. Es ist, als ob… Es
wird zum surrealistischen Prozess, dieser psychische
Automatismus. Das haben auch die surrealistischen Poeten
und Maler verwendet, sie haben gesagt «Ok, wir beginnen
irgendwo, und haben keine Ahnung, wohin das führt. Wir
beginnen jetzt, das zu malen, konsumieren vielleicht
etwas berauschendes, und dann kucken wir, wohin das
führt». Drogen sind beim Schreiben nicht so wichtig…
Manchmal, aber nicht immer!
MP: Sehr schnelle Anmerkung…
RS: (Lächelt) …Ja, haha. Aber die ganze Idee, einfach
mal Kopfüber reinzuspringen, und dann zu sehen, wohin
die Reise führt, ist etwas, was mich sehr befriedigt und
mich herausfordert. Während ich 'Precambrian' schrieb,
hatte ich Nächte, in denen ich eigentlich vor hatte, um
acht nach Hause zu gehen, um meine Freundin zu treffen –
Ich bin da aber nie angekommen. Ich habe im Proberaum
geschlafen, und am nächsten Morgen weiter gemacht,
einfach, weil mich die ganze Sache irgendwohin geführt
hat. Und dann wiederum hast du Tage, wo du denkts «Ah,
dieser Teil funktioniert überhaupt nicht, scheiss
darauf!». Und dann sitzt du da, weisst nicht, wohin
damit, und streichst einen kompletten Song… Was eine
Schande ist, weil vielleicht hatte er coole Teile darin,
und einfach einer davon hat nicht funktioniert. Aber ich
vermute mal, dass das die Herausforderung ist, mit der
jeder Komponist konfrontiert wird. Und meistens
funktioniert das auch irgendwie, und dabei ist es extrem
aufregend und Nerven zerreissend, und eigentlich auch
einer der Hauptgründe, weswegen ich das Ganze mache –
Einfach dich selbst damit zu überraschen, wohin dich
deine eigene kranke Mentalität trägt. Weil man das nicht
berechnen kann, man beginnt einfach, und denkt dann «Wow,
das ist der Hammer!», verstehst du? «Woher kommt das?».
MF: Mikael von Opeth hat mir mal gesagt, dass er auch
rückwärts schreibt – er beginnt dann mit dem
dynamischsten oder explosivsten Teil, und arbeitet sich
dann davon weg.
RS: Interessant, ich hab' das nie aus dieser Sichtweise
versucht. Ich mache das normalerweise ziemlich
chronologisch. Für mich führt jeder Part, den ich
geschrieben habe, zu einem anderen hin. Und dann geht's
einfach darum, alle Möglichkeiten auszuprobieren. Und
logischerweise hast du dann auch mal zwei Teile eines
Songs, die beide aus mehreren Elementen bestehen, und
dann realisierst du, dass man die kombinieren könnte…
Und dabei kriegst du dann diese grossen Songs – Du
merkst dann plötzlich, dass der Song zu einem passt, den
du Monate zuvor geschrieben hast, und dann kannst du die
einfach zusammehängen. Aber ja, meistens beginne ich am
Anfang, und dann baut sich das Ganze auf, und entwickelt
sich in eine eigentlich unvorhersehbare Richtung.
MF: Weil ihr ziemlich unterschiedliche Touren spielt
(Wie die letzte mit 'Trap Them', 'Victims', und 'Rotten
Sound'), überrascht ihr wohl öfters Leute mit eurem
progressiven Ansatz und der ganzen Dynamikbandbreite.
Passt ihr eure Setlisten dem Publikum an? Spielt ihr auf
dieser Tour eher Progressive Nummern?
MP: Eigentlich das Gegenteil. Es ist eher ein Metal-Set
auf dieser Tour, und es kommt gut an. In Madrid hatten
wir drei Drumkits auf der Bühne, und weil's da ziemlich
eng wurde, haben wir schlussendlich mehr oder weniger im
Publikum gespielt – Der Bass–Verstärker war hier, der
Gitarren–Amp irgendwo da… Es war sehr chaotisch, daraus
hat sich schlussendlich ein extrem hartes Set ergeben,
und damit haben wir dann das Publikum für uns gewinnen
können, obwohl ich eigentlich das selbe gedacht habe…
Dass sie eher für die progressiven Songs zu begeistern
wären…
Aber es war das Gegenteil.
RS: Wir verändern es jede Nacht, nur um es für uns
interessant zu halten – Gestern war es ein anderes Set
als heute, wir spielten mehr von den 'Proterzoic'-Songs,
und in der zweiten Hälfte dann sehr hartes Zeugs von 'Aeolian'
und 'Hadean/Archadean'. Aber wir… Ja, wir passen unsere
Sets ans Publikum an, aber auch nach dem, auf was wir
Lust haben – Manche Nächte sind wir ziemlich betrunken,
wenn wir auf die Bühne gehen, und dann wollen wir keine
Geigen… Wir wollen Blut sehen!
(Gelächter)
Und dann an anderen Abenden sind wir eher in einer
gemütlichen Stimmung, rauchen eine Tüte, und dann… wir
passen es genauso sehr uns an. Aber mit Opeth ist es…
Ich habe den Eindruck, dass viele der Kids im Publikum,
die uns bisher nicht gehört haben… sie sind überraschend
einfach zu überzeugen, wenn du hartes Material spielst,
und sie einfach damit überraschst, was du tust, auch
weil es immer noch anders ist, als das Material von
Cynic – Die eine Hammer-Band sind, die aber auf der
Bühne auch ziemlich introvertiert sind. Sie performen
nicht, sie stehen einfach da, und spielen ihr Material.
Es ist unglaublich, ihnen dabei zuzusehen - Aber ist
komplett unterschiedlich, im Vergleich zu dem, was wir
machen… Wenn wir Songs wie 'City In The Sea', oder 'Hadean'
oder sowas spielen – Die sind einfach 'In die Fresse',
es geht darum, die Leute mit dem Holz meiner Klampfe zu
konfontieren. Und den Leuten scheint das zu gefallen. Es
kommt halt darauf an…
Wo war nochmal diese Show… In
Milano war's wirklich gut, war das gestern? Ja… wie
spielten ein eher atmosphärisches Set, und es kam
wirklich gut an. Ich denke, dass beide Aspekte
funktionieren… Was haben wir bei Rotten Sound und
Victims gemacht? Haben wir immer ein Extra-hartes Set
gespielt? Ich glaube nicht… Wir haben versucht, uns von
dem was Rotten Sound und Victims gemacht haben,
abzuheben. Wir sind unterschiedlich, darauf sind wir
stolz, egal wie sehr wir auf Rotten Sound stehen – die
sind fantastisch! Aber es ist schön, etwas anderes zu
bieten, wenn wir als dritte Band des Abends auf die
Bühne gehen. Es ist besser als drei oder vier Bands, die
sich im selben Spektrum des Grindcore bewegen, ich will
mir das selber auch nicht antun. Als Konzertbesucher
will ich unterschiedliche Sachen sehen, ich will Bands
die was anderes machen – Nicht wie diese grossen
Metalcore-Touren, die momentan sämtliche Agenturen auf
die Beine stellen, mit Bands die alle genau gleich
klingen, das ist Bullshit, das will doch keiner sehen…
Also ja, wahrscheinlich schon, aber es gibt ja auch
schlechten Geschmack, also…
MF: Wenn ich das richtig hingekriegt habe, dann sind
mittlerweile vier Schweizer Mitglieder bei euch am Start
- Wie hat sich das ergeben?
MP: (Flüstert) …Das Internet…

MF: Jona war der Erste, oder nicht?
RS: Jona war der Erste, Jona hat diese Schweizer
Invasion gestartet. Er muss für diese riesige Anzahl zur
Verantwortung gezogen werden, diese Menge an…
(Luc Hess (LH) setzt sich dazu)
LH: Zur Verantwortung gezogen? Er muss dafür geliebt
werden!
(Gelächter)
RS: …Schweizer Blut in unserer Band. Wir hatten eine
Annonce auf unseren Sites, dass wir nach Musikern
suchten – Weil an diesem Punkt gerade unser alter
Gitarrist ausgestiegen war, respektive wir nicht all zu
zufrieden mit seinem Lebensstil waren. Wir suchten
jemanden, der als Vollzeitmusiker mehr Engagement
mitbrachte, und deswegen diese Annoncen, und Jona hat
dann geschrieben… Also eigentlich haben eine ganze Menge
Leute geschrieben! Und er hat uns dann ein Video von ihm
geschickt, wir er einen Song von uns spielt – Wir haben
ihm keine Noten geschickt, er hat einfach den Song
gelernt, ihn gespielt, dazu abgerockt…
MP: Er hat wirklich dazu abgerockt!
RS: …Ja, es war verdammt lustig! Wir sagten uns «Dieser
Typ ist unglaublich!», und wir haben ihn dann auf eine
Tour mitgenommen.
RS: Ja, und dann… Wir haben ihm unsere Setlisten
geschickt, und ihn gebeten, diese Songs zu lernen und
uns noch mehr Videos zu schicken, und das hat er getan.
Also sagten wir «Ok, das muss funktionieren, mach eine
halbe Tour mit uns!», das war die Intronaut-Tour,
letzten November. Er hat also die erste Hälfte
mitgemacht, und dann hatten wir einen
Ersatz-Gitarristen, bei dem alle wussten, dass er nicht
das sechste Bandmitglied sein würde, aus welchen Gründen
auch immer. Der hat dann die zweite Hälfte der Tour mit
uns gemacht, weil Jona dann aufgrund der limitierten
Einladung wieder gehen musste. Aber wir wussten alle,
dass wir diesen Typen wollten. Und der Rest hat sich
dann daraus entwickelt. Unser Drummer, unser alter
Drummer, entschied sich, nach der Tour eine Pause zu
machen, mindestens ein halbes Jahr lang. Und ich habe
ihm dann gesagt, dass die Band sicher nicht eine
halbjährige Pause machen werde, und dass wenn er das
jetzt durchziehe, wir einen anderen Drummer suchen
würden. Und da meinte dann Jona «Ich kenne da diesen
Typen, der kann Drums spielen»…
LH: (Zu Robin) Tatsächlich stammt das Video, das du von
mir gesehen hast von Chris (Genau diesem
Metal Factory-Interviewer, meine Damen und Herren)…
RS: Ja, das war das erste Video, dass ich von ihm sah.
Und er auch, er hat dann zwei Videos von sich
aufgenommen, in denen er unsere Songs spielt, aber…
MP: (Zu Robin) …Wir hatten schon einen Kumpel von dir…
RS: Exakt, an diesem Punkt hatte ich eigentlich schon
entschieden, einen anderen Typen zu nehmen, der ein
guter Freund von mir ist. Aber als ich Luc das Material
mit so viel Feeling spielen sah, fand ich mich in einer
verschissenen Situation wieder… Ich musste meinem Kumpel
sagen, dass er nicht in der Band sein werde… Und er
hatte bereits etwa vier Wochen lang unsere Songs
geprobt, sich für die Tour vorbereitet, wir wollten ja
in die Staaten… War eigentlich mein Fehler, dass ich ihm
zu früh zugesagt hatte. Aber schlussendlich musste das
getan werden.
MP: Ja, es war das Beste für die Band.
RS: Exakt. Und so ist Luc in die Band gekommen. Der
letzte war dann Louis, das geschah wieder durch Jona und
Luc, die kannten ihn. Wir hatten einen Ersatz-Bassisten
für eine ziemlich lange Zeit. Mike war eigentlich der
Ersatz-Bassist für die Black Dahlia Murder–Tour, im
August des letzten Jahres. Wow, ist das schon ein Jahr
her?
MP: Etwa ein Jahr, ja.
RS: Und dann hat er sich entschieden, nicht mehr Bass zu
spielen, also hatten wir für die Intronaut–Tour einen
anderen Bassisten, auch wieder als Ersatz. Wir brauchten
also schon ziemlich lange einen richtigen Bassisten. Und
ja, seit Louis uns seit der Cult Of Luna-Tour diesen
Sommer begleitet, sind wir mehr oder weniger komplett,
mit drei Schweizern plus dem Tontechniker. Also sind wir
eigentlich… mehr schweizerisch als sonst irgendwas. Ich
fühle mich sogar schweizerisch… Ich habe eine
Gurtschnalle mit einer Schweizer Flagge! Nun ja, nicht
heute, aber…
MF: Ok. Wie schaut's aus, wie läuft's auf dieser Tour
mit den Bands und den Crews?
LH: (Sarkastisch) Die Opeth-Crew ist sehr nett…
(Gelächter)
RS: …Sie kochen jeden Abend für uns…
LH: Ja, manchmal laden sie uns zum feiern in ihren Bus
ein…
RS: …Sie bringen uns jeden Abend Wein…
MP: (Seriöser) …Nein, es ist Ok – Echt jetzt. Einfach…
Ich meine, man hat da halt diese Arbeiter-Typen, die
einfach ihren Job machen, und da schwingt halt einfach
eine gewisse Persönlichkeit mit. Normalerweise läuft's
gut, wir gehen ihnen nicht auf die Nerven, und sie uns
nicht. Es ist so wie es ist, und das ist ok so,
wirklich.
RS: Einige davon sind wirklich nett, um ehrlich zu sein.
Mit einigen kommen wir wirklich gut aus, die sind super
– Und andere sind einfach totale Schwänze, um ehrlich zu
sein.
LH: Aber die Bands sind cool!
RS: Die Bands sind sehr nett!
MP: Ja, das ist eine wahre Freude für mich – Sie (Opeth)
sind meine Lieblings-Band, also… Als ich am Anfang mit
ihnen reden wollte, fühlte es sich an, als ob ich sagen
würde «Hi, ich bin Mike, ich bin ein Vollidiot!»…
(Gelächter)
MP: …Das war schon komisch. Aber jetzt ist es ok, es
läuft. Und dann sind da noch die legendären Cynic-Jungs,
das ist unglaublich. Wir kommen gut miteinander aus.
LH: Ja, die Cynic-Jungs sind super! Ihr Tontechniker
auch!
MP: Es ist halt eine andere Sorte Tour, ich habe ja
jetzt schon ein paar mit The Ocean hinter mir – Es gibt
einen strikten Zeitplan, es gibt also nicht wirklich
viel Zeit, um aufzutauchen, und etwas rumzuhängen. Du
tauchst auf, baust auf, machst den Soundcheck, und dann
spielen wir ja schon ziemlich früh, also… Von Cynic's
Set verpassen wir ziemlich viel, weil wenn wir abräumen,
bauen die auf. Wenn wir Glück haben, können wir ein,
zwei Songs aufschnappen. Das ist natürlich schon eine
Schande, weil es wirklich nett wäre, dieses
Party-Szenario zu haben, das man halt so erwartet, aber…
Es ist halt nicht immer so.
RS: Es gibt noch andere Sachen, die wirklich aus dem
Ruder gelaufen sind… wie etwa… Wir bekamen vom
Management die Zusage, dass wir unser Licht-System auf
dieser Tour benützen können, und trafen dann eine
Situation an, die es uns komplett verunmöglichte, es zu
verwenden. Am Anfang der Tour hiess es «Ok, ihr könnt
das jetzt nicht mehr machen», aber an einigen Shows wäre
das locker gegangen… Der Tourmanager ist der gleiche
Typ, der auch das Licht macht, und dieser Schlag
Menschen zwingt den Bands gerne Beschränkungen auf,
damit dann Opeth umso glänzender und überwältigender
erscheinen. Und dass… ich vermute, das liegt in der
Natur der Sache, wir sind schon froh, keine
Sound-Beschränkungen zu haben… Manchmal muss man auf
einer Tour beispielsweise mit nur vier Mischpult–Kanälen
auskommen. Das ist hier nicht der Fall, wir werden,
zumindest was Soundcheck und Sound angeht, fair
behandelt, was wirklich cool ist. Ich denke in Sachen
Licht ist das nicht der Fall, und das liegt einfach
daran, dass der Tourmanager der Lichtmann ist. Aber… Im
Endeffekt geht's ja um die Musik, es ist die erste Tour,
die wir ohne unser eigenes Licht machen, wir sind…
LH: …Es ist cool, weil man sich dann auf die Musik
konzentrieren kann, weil wir dann etwas mehr Zeit für
den Soundcheck haben. Aber es ist ein 'Pain in the Ass'
(O-Zitat), weil wir extra einen Anhänger mieten mussten,
um das Licht und all das Material mitzunehmen, weil das
alles sehr schwer ist. Also haben wir diesen Anhänger,
der ein Heidengeld kostet…
MP: Und zusätzliches Benzin–Geld…
LH: …Und Benzingeld…
MF: Also ist der Anhänger Halb-Leer?
RS: Nein, nein!
MF: Ihr schleppt alles mit rum?
RS: Wir bringen alles mit, wir sind nicht in Berlin
vorbeigekommen, oder sonst irgendwo, wo wir das Material
hätten abstellen können. Die Tour hat in Glassgow
angefangen, dann sind wir von Frankreich nach Spanien
gefahren, also mussten wir alles Material mit uns
mitschleppen, wir zahlen viel Extra-Geld für den
Anhänger, und wir können nix davon verwenden. Und das
sehe ich nicht als unseren Fehler, weil die unsere
technische Liste gekriegt haben, mit jedem einzelnen
Element drauf, und die haben das abgesegnet. Und die
Tatsache, das die das nicht im Vorfeld abgeklärt haben…
Es schien sie überhaupt nicht zu interessieren, niemand
hatte auch nur eine Ahnung, was wir mitbringen, aber sie
hätten eigentlich einen Blick auf unsere Liste werfen
sollen, und das ist – zumindest aus meiner Sicht – pure
Arroganz, das ist Scheisse. Dafür mache ich nicht die
Band verantwortlich, weil die davon keine Ahnung haben,
aber… naja…
MP: Offensichtlich gab's da irgendwo ein
Kommunikationsproblem…
MF: Ich bin vor etwa einem Monat an einer Show gewesen…
Nicht lachen, es war die Bullet For My Valentine-Tour,
mit Black Tide, Bleeding Through und Lacuna Coil…
RS: *Hüstel*
MP: *Hüstel*
MF: …Ich hab' euch gewarnt. Auf jeden Fall: Die erste
Band, Black Tide, hatte gerade mal die Kick-Drum, Snare
unten, eine Gitarre und etwas Gesang auf der PA…
RS: Wow…
MP: Genau, das meine ich. Wir wollen uns nicht beklagen,
die Shows sind cool.
LH: …Ja, und für mich fühlt sich das auf der Bühne
richtig gut an, ich versuche es einfach zu geniessen,
mit diesen Jungs zu spielen. Es ist nicht wirklich ein
Problem, es läuft.
RS: Ich meine, es ist Opeth's Tour, wir müssen uns alle
anpassen, Cynic ebenfalls. Die andere Seite ist, dass
wir vor viel Publikum spielen, gefüllte Hallen.
MP: Ja, die Konzert-Lokale sind absolut wahnsinnig, so
gross… Das ist gute Werbung für uns. Und dafür sind wir
dankbar.
MF: Ok, das wär's dann gewesen - Was habt ihr euren
Schweizer Fans noch mitzuteilen?
LH: Ich liebe euch!
(Gelächter)
RS: Unterstützt eure Lokale Schweizer–Berliner–Warrington-Szene!
(Grösseres Gelächter)
MF: Ok, das wäre es dann gewesen - Besten Dank!
RS/LH/MP: Danke dir!

Unser El Muerte (mitte) umgeben vom "Oze
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