Ich hätte es mir vor einiger Zeit kaum vorstellen können, einmal mit
Venom ein Interview zu führen. Aber die Metal Factory kennt keine
Berührungsängste und darum war es sonnenklar, dass wir uns dieses
Interview auf Anfrage selbstverständlich nicht entgehen liessen.
Gut..., von der Ur-Besetzung ist mittlerweile nur noch
Bassist/Sänger Cronos übrig geblieben und nicht mal mein
Interview-Partner. Trotzdem war die Freude gross, denn aus Newcastle
rief mich nämlich kein Geringerer als Anthony Lant (Antton), der
Bruder von Cronos (bürgerlich: Conrad Lant) und aktueller Drummer
der Band an. Ich hatte dabei keine Ahnung, wie er sich aufführen
würde und nahm dann angenehm und überrascht zugleich zur Kenntnis,
dass am anderen Ende der Leitung ein bestens gelaunter Musiker sich
aufmerksam meinen Fragen stellte. Dass es dabei unter anderem auch
um Black Metal und das neue Album namens "Metal Black" ging, liegt
auf der Hand. Des Weiteren kam zum Ausdruck, welchen Stellenwert die
Band heute wieder inne hat und was man von den bevorstehenden
Konzerten, wie zum Beispiel am "Sweden Rock Festival", erwarten kann.
(AL = Antton)

MF: Wie ist es für dich, ein Mitglied einer legendären Metal Band
der 80er zu sein und hinter deinem berühmten Bruder Schlagzeug zu
spielen?
AL: Es ist eine sehr grosse Ehre..., es war damals eine schon eine
Ehre, ihm von der Seite der Bühne zuschauen zu können. Ich glaube,
die Leute verstehen das nicht, wenn man seinen eigenen Bruder da
sieht..., ich bin stolz, unglaublich stolz auf das, was er erreicht
hat. Nun..., selbst neben der Bühne..., aber jetzt hinter ihm zu
spielen und für die Beats in dieser Band zu sorgen, ist eine riesen
Freude.
MF: Es ist ja bekannt, dass Venom viele andere Bands beeinflusst
und ihren eigenen Stil, den Black Metal begründet haben. Mehr als 25
Jahre später hat sich der aber ziemlich gewandelt..., warum?
AL: Wir haben mit "Metal Black" unser Bestes versucht..., es etwa so
klingen zu lassen, wie es damals abging. Die Presse meinte zu "Resurrection",
dass das Album "zu gut" klinge. Die Sache ist die: Ist die
Produktion scheisse, rufst du die Kritiker auf den Plan, ist die
Produktion brillant, gibt es wieder Leute, die das monieren. Das
führt zur Situation, dass es immer welche geben wird, die es lieben,
und welche, die es hassen. Diesmal haben wir versucht, die Vibes und
die Attitüde der frühen Tage rüber zu bringen.
MF: Meiner Meinung nach klingt der Sound von "Metal Black" (beim
Bass und den Drums) irgendwie miserabel im Verglich zu den beiden
Vorgänger-Alben. Was meinst du dazu?
AL: (lacht laut) - Was heisst hier miserabel?
MF: Na einfach irgendwie..., verzerrt..., übersteuert...
AL: Nun..., wie gesagt..., es spielt keine Rolle, was wir machen. Es
gibt Leute wie du, die "Resurrection" und "Cast in stone" lieben,
andere wiederum tun es gerade eben nicht. Das neue Album ist anders,
bringt aber genau das, was viele Fans wieder wollen und wir haben
das nun so aufgenommen, wie wir es für ein Venom-Album gut fanden.
Als ganze Band, unter livehaftigen Bedingungen. Ich meine, "Welcome
to hell" entstand zum Beispiel vor über 25 Jahren..., eine verdammt
lange Zeit und sowas würde man nie modern produzieren. Nicht so, wie
es viele Bands heute mit diesem ganzen Computer-Kram machen und zum
Teil nicht mal mehr selber spielen. Drum-Maschinen und korrigierte
Gitarren und so 'nen Zeug. Wir wollen wie eine Band klingen..., so
wie Venom 1982. Oder nimm mal Led Zeppelin..., sie kamen im selben
Raum zusammen, spielten einfach und alle liebten das Zeug. Led
Zeppelin waren immer noch zusammen..., und nahmen dann ein total
klinisches Album auf (müsste eigentlich "Coda" sein - MF) und den
Leuten gefiel es nicht..., weisst du, was ich meine?!!
MF: Für mich ist "Cast in stone" ein total unterbewertetes
Killer-Album...
AL: Ich habe nicht viel darüber gelesen..., aber ich mag es..., es
ist ein gutes Album..., ja! Schön, dass es dir so gefällt...
MF: Yeah..., das tut es! Ein absolutes Killer-Teil...
AL: Exzellent..., vor allem die Bonus-Disc mit den alten Songs!
MF: Was ist dann der hauptsächliche Unterschied zwischen "Black
Metal" und "Metal Black"?
AL: Du hast es vorhin gesagt: 25 Jahre! (lacht) - Nun..., Venom
schufen den Stil Black Metal und danach kamen viele Bands, die von
sich sagten, sie spielten Black Metal. Wenn du das anschaust, dann
hat das aber nichts mit Venom zu tun. Bands wie Immortal oder Dimmu
Borgir und viele mehr..., die Jungs sind alle spitze in dem, was sie
machen. Ich habe mir das letzte Dimmu-Album zugelegt..., und da ist
doch..., jetzt bei Cradle Of Filth..., Nick Barker! Ein
aussergewöhnlicher Drummer und nett dazu..., einfach tolle Musik!
Aber das hat nichts mit dem Black Metal zu tun, den Venom früher
geschaffen haben. Was wir versuchen zu tun, ist, das wieder neu
aufzulegen..., wenn du dir "Black Metal" anhörst..., die schnellen
Songs, die langsamen Songs..., Melodien... - Wenn du all die
heutigen Black Metal Bands nimmst, dann ist da praktisch immer nur
dieses "ratata-ratata...", 100 Meilen schnell, das dir ins Gesicht
bläst. Es ist brillant für sie gesprochen, hat aber nicht mit uns zu
tun. Wir wollten jetzt einfach wieder ein Album machen, das sich
typisch nach Venom anhört.
MF: "Metal Black", das neue Album, hört sich "very old school"
an. Die Songs: Sind diese alle neu oder habt ihr noch älteres
Material verwendet?
AL: Die sind alle neu! Wir kamen zusammen und lernten wieder die
alten Sachen von "Welcome to hell", "Black Metal", "At war with
Satan" und "Possessed". Wir hingen uns da voll rein und hatten fast
alles wieder drauf. Wir spielten die Songs wieder als Band zusammen
und hatten unseren Spass. Da wir alle Gitarre spielen, jammten wir
rum und wenn einer ein cooles Riff hatte, zeigte er es jeweils den
anderen und fragte, was man davon hielt. Wir fingen auf diese Weise
an, die neuen Songs zu schreiben. Cronos schrieb dann dazu alle
Texte, weil nur er es versteht, hierzu die richtigen Worte zu
wählen.
MF: Im kommenden Juni (am 1. Juni 2006 - MF) werdet ihr am "Sweden
Rock Festival" auftreten. Wie denkst du über diesen Gig, zehn Jahre
nach der Dynamo-Show?
AL: Das wird ein Killer und richtig abgehen! Vorher spielen wir ja
noch am "Gods of Metal" in Italien..., ein paar Tage oder ein Woche
vorher..., glaube ich... - Ich bin einfach glücklich, hier spielen
zu können. Die Festivals sind toll und auch die kleineren Konzerte.
Zum "Sweden Rock" gibt es noch eine Sache, was die Musik angeht:
Stryper spielen am gleichen Ort! Wo gibt es das, dass die
satanischste und christlichste Band des ganzen Planeten aufeinander
treffen?!! Das ist so eine unglaubliche Mixtur..., das wird ein
geiles Konzert!
MF: Wisst ihr schon, welche Songs ihr spielen werdet und was
können die Fans von der Show erwarten? Wieder Tonnen von Licht und
Pyros?
AL: Ich hoffe doch..., aber mit den Pyros hatten wir eine Menge
Probleme. Seit den Anschlägen in London und 9/11 in New York gibt es
strenge Auflagen für Pyro-Shows. Für den zum Beispiel am nächsten
Donnerstag anstehenden Gig in Glasgow, und in den anderen Lokalen
müssen wir offensichtlich ganz darauf verzichten! Wir haben zwar
wieder eine oberfette Light-Show, die dir voll ins Gesicht schlägt,
aber wir werden jetzt dann sehen, was in Schweden möglich sein wird.
Wenn wir dürfen, dann machen wir es..., eine volle Show für die
Fans!
MF: Lass uns über Mike (Hickey) alias Mykvs sprechen: Es sieht so
aus, dass sich euer neuer Gitarrist gut in der Band eingelebt hat.
Seid ihr somit bereit für die ersten, anstehenden Konzerte (Glasgow,
London & Manchester - MF)?
AL: Ja, das sind wir! Mike war vor Jahren schon (1986 - MF) mal in
der Band. Er spielte auf "Calm before the storm", dann bei Cathedral
und Carcass. Zudem spielte er auch alle Cronos-Alben ein. Mike ist
sozusagen ein Metal-Veteran und ein sauguter Gitarrist dazu. Er hat
sich sogleich wieder in Venom hineinfühlen können und all die Soli
(die besten, die ich bisher uns gehört habe!) eingebracht. Wenn wir
so live spielen, dann wird es höllisch gut. Ich hoffe, dass die Kids
das auch so sehen, denn es gibt einige, die das Original Line-Up mit
Mantas und Abbadon hören wollen, aber das wird es nie mehr geben.
Sie sollen der neuen Besetzung eine Chance geben und sich das mal
anhören.
MF: Auch wenn ich leider nicht dabei war, erinnere ich mich an
die Berichterstattung des Venom Konzertes von 1984 in Zürich, als
Metallica (!) als Support mit dabei waren. Werdet ihr auf der
aktuellen Tour auch mal (wieder) in der Schweiz spielen?
AL: Ich hoffe doch sehr...., ich (wir) habe(n) vor zu kommen..., ich
liebe dieses Land. Wenn es hier Venom-Fans hat, will ich da sein.
Ich möchte für die Kids spielen..., das ist der Grund, warum ich in
diesem Business bin..., ich liebe es, Drums für all die zu spielen,
die mich hören wollen. Ich persönlich würde sehr gerne kommen...,
und unser Bestes geben!
MF: Was denkst du über die Reunion der Schweizer Metal-Legende
Celtic Frost. Würdest du ein, respektive das Konzert (am "Sweden
Rock Festival") mitansehen, wenn du nicht gerade selbst im Einsatz
wärst?
AL: Ja, ja..., ich hätte keine Probleme damit. Celtic Frost machten
ihre Sache gut, weisst du...., ich bin zwar nicht ein grosser Fan
von ihnen, aber wenn wir zusammen an einem Festival sind (wie eben
jetzt in Schweden), würde ich sie anchecken. Ich bin Fan von dieser
Musik und mag diese Bands. Mich interessieren neue, wie etablierte
Gruppen und ich mag es, abzuhängen und mir die Shows anzuschauen.
Wenn ich nicht selber spiele, schaue ich mir durchaus andere Gigs
an.
MF: Was kommt dir zur Schweiz in den Sinn und welches sind deine
abschliessenden Worte an unsere Leser?
AL: Ich selber war bisher noch nie in der Schweiz und würde deshalb
gerne mal kommen und an eure Leser ein massives "hell yeah",
verbunden mit der Hoffnung, dass sie das (neue) Album mögen und dass
wir uns eines Tages an einem Konzert sehen und dort Spass haben.
MF: Fein...
AL: ...cheers!
MF: Anthony..., vielen Dank..., es war eine grosse Ehre mit dir
sprechen zu dürfen, wünsche alles Gute für die bevorstehenden Shows
und würde es sehr begrüssen, euch hier in der Schweiz zu sehen!
AL: Yesss...! Es war nett mit dir zu sprechen, bye!
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