Am Nachmittag
des anstehenden Within Temptation Konzertes wurde mir die Ehre zuteil, ein Interview mit
der Band zu bestreiten. Voller Freude, Frontfrau Sharon Den Adel mal Auge in Auge gegenüber
zu stehen, machte ich mich auf den Weg zum Volkshaus. Erst mal empfangen wurde ich vom
BMG-Kontaktmann, welcher meine Vorfreude gleich mal etwas dämpfte. "Sharon gibt
keine Interviews, da sie gesundheitlich angeschlagen ist und ihre Stimme schonen
muss!" Mit dieser Erklärung wurde ich in die Katakomben des Volkshauses geführt und
mit Robert für zwanzig Minuten in ein enges Kämmerlein gepfercht, wo er sich meinen
Fragen stellte. 
MF: Hi Robert, fühlst du dich gut?
RW: Oh ja..., sehr gut, du auch?
MF: Ja danke, sag mal..., kannst du Deutsch?
RW: Ein ganz klein wenig...
MF: ...und Schweizerdeutsch..., fortgeschrittenes Schweizerdeutsch wie
"Chuchichäschtli"?
RW: (sieht mich mit grossen Augen an und lacht) ...nein nein... (lacht weiter), nur
normales Deutsch.
MF: Ihr seid nun das erste Mal in der Schweiz als Headliner, nach der Supporttour
von Paradise Lost vor ein paar Jahren. Hattet ihr schon etwas Zeit, euch ein wenig in
Zürich umzusehen?
RW: Nein, leider nicht! Ich konnte gerade mal meinen Laptop installieren und ein paar
E-Mails checken.
MF: Aber ist das nicht ein wenig frustrieren: Ihr zieht von Ort zu Ort, von Land
zu Land und habt keine Zeit etwas zu sehen?
RW: Doch schon, manchmal haben wir einen freien Tag, den wir dann nützen können, um auch
mal was anzusehen, wie in München, doch die meiste Zeit bekommen wir fast nichts mit.
MF: Seid ihr zufrieden mit dem Verlauf eurer Tour bis jetzt?
RW: Oh ja, wir hatten tolle Konzerte bis jetzt, doch leider hat Sharon momentan ein wenig
gesundheitliche Probleme, so mussten wir auch das letzte Konzert etwas abkürzen. Durch
das Beisammensein im gleichen Tourbus, war auch schon jeder mal krank, doch es geht den
anderen schon wieder etwas besser.
MF: Mit "The silent force" feiert ihr viele Erfolge und erntet gute
Kritiken, was ist denn das Geheimnis eures Erfolges?
RW: Oh, wenn ich wüsste, dass es da ein Geheimnis gäbe, dann wäre es sehr einfach
(lacht). Nein, wir versuchen einfach das Beste zu geben. Wir sehen es als sehr wichtig,
uns genügend Zeit zu nehmen für die Aufnahmen, so wie wir sie wollen. Es ist ein
ständiges Suchen und Ausprobieren.
MF: Wenn ich so eure Bandhistory anschaue, tönt es fast schon nach einem
Märchen. 1996 gegründet, veröffentlicht ihr euer erstes Album "Enter" im
Jahre '97 und spielt bereits als fünften Gig am Dynamo Festival, ist das nicht ein wenig
aussergewöhnlich?
RW: Doch, ein wenig schon, ich kann es auch nicht so ganz erklären. Wir hatten viel
Glück und bekamen die Angebote, doch für uns ist es auch ein "Schritt für
Schritt" Vorwärtskommen. Es geht kontinuierlich aufwärts und damit sind wir sehr
zufrieden.
MF: Auf dem aktuellen Album arbeitet ihr auch erstmals mit einem Orchester
zusammen. Wenn du zurück schaust, war es sehr viel komplizierter, als die Arbeiten an den
älteren Werken?
RW: Ja, das war es und wie! Erst war schon mal ein Problem, das richtige Orchester zu
finden. Die meisten Orchester sind auf Klassik fixiert und verstehen Rock- und Heavy Musik
nicht so ganz. Für sie gibt es bloss Klassik und andere Musik, und die andere mögen sie
meist nicht. So wurden wir dann endlich in Russland fündig, mit einem Orchester, das auch
bereits für Filme und andere Zwecke gearbeitet hat. Das war eine grosse Suche, doch auch
die Aufnahmen waren sehr ermüdend und zeitintensiv. Für schlussendlich fünf Minuten
Soundmaterial
mussten Stunden an Proben aufgewendet werden, diese benötigte viel Energie. Auch das
Abmischen der vielen Instrumente war eine sehr komplexe Aufgabe.
MF: Mit "Mother Earth" hattet ihr euren grossen Durchbruch. Lastete
dadurch für "The silent force" ein grosser Druck auf euch, oder gab es sogar
Vorschriften seitens der Plattenfirma?
RW: Nein, die Plattenfirma war sehr relaxt. Sie sagten, wenn ihr fertig seid, kommt zu
uns. Natürlich wollten sie schon schnellstmöglich ein Resultat haben, doch sie wollten
ja auch ein gutes Resultat, so liessen sie uns in Ruhe arbeiten. Den grössten Druck luden
wir uns selber auf. Wir wussten, dass wir mit "Mother Earth" eine gute Platte
machten und wollten nun natürlich wieder niemanden enttäuschen. Gleichzeitig wollten wir
auch etwas Neues haben, nicht bloss eine Kopie des alten Materials. Dies war ein grosser
Druck, wie auch der Druck der
Fans, welche so lange warten mussten, bis nun endlich das neue Album auf den Markt kam.
MF: Woher findet ihr die Inspiration zu euren Songs?
RW: Viel finden wir in unserem normalen Leben oder Dingen, die so passieren überall auf
der Welt. Oder auch von Filmen und aus Büchern.
MF: Es gab auch schon zu lesen, dass einige Musikkanäle nicht wirklich euer
Material spielen wollten. Insbesondere fanden sie die Stimme von Sharon zu hoch und
boykottierten Videos wie "Ice Queen". Hatte euch das nicht verärgert, oder gar
wütend gemacht?
RW: Nein, eigentlich nicht. Es sind ja ihre Musik- und Radiokanäle. Sie können
entscheiden, was sie spielen wollen. Aber ich denke, es ändert sich langsam. Da wieder
mehr Leute Rock Musik mögen und hören wollen, werden auch die Musikkanäle wieder
vermehrt diese Musikart spielen müssen. Lange Zeit war ja Rock- und Heavymusik kaum zu
hören im Radio, doch es wird spürbar populärer und grade durch Bands wie Nightwish,
Evanescence und Linkin Park, welche viel Erfolg haben, öffnen sich die Türen für andere
Bands wie auch uns.
MF: Wie bereits erwähnt, gelang euch der Durchbruch mit "Mother Earth",
doch ich war sehr erstaunt, dass es zwei Jahre dauerte, bis ihr plötzlich im Fernseher zu
sehen wart und erst nach dieser Zeit auch bei uns richtig bekannt wurdet. Wieso benötigte
es solange Zeit?
RW: Nun ja, "Mother Earth" wurde erst mal in Holland und Belgien auf den Markt
gebracht und nur sehr limitiert auch in anderen Ländern. Doch durch den Erfolg, denn wir
dort hatten, ergab sich die Chance mit dem neuen Label für den nächsten Release ein
Re-Release von "Mother Earth" für den Rest von Europa zu vertreiben. Dies war
eine sehr gute Idee, so konnten wir mehr Leute erreichen und wir hatten speziell in
Deutschland, der Schweiz und Österreich viel Erfolg damit. Allein in Deutschland hatten
wir darauf hin drei Konzerttouren.
MF: War der ganze Erfolg stets eine positive Sache, oder gab es da auch
"dunkle Schatten"?
RW: Nun, für unsere Band ist es schon eine schöne Sache. Wir mögen es sehr, unsere
Musik zu machen und Konzerte zu geben, auch die Videos, doch da mehr das Resultat, als das
Erstellen (lacht). Es gibt da immer Dinge, die man gerne macht und solche die man etwas
weniger gerne tut, wie Photo-Shootings. Auch Interviews können Spass machen, doch am
meisten Freude haben wir schon an der Musik. Auf der anderen Seite braucht es auch die
"unangenehmeren Sachen", wenn man viele Leute erreichen und vorwärts kommen
will. Die PR-Sachen sind ein Teil vom Ganzen und nichts kommt von selber, so nehmen wir
uns auch die Zeit dafür, auch wenn uns die Musik mehr am Herzen liegt.
MF: Auf "Enter" und "The dance" konnte man noch deine Growls
vernehmen, doch auf "Mother Earth" war nur noch Sharon zu hören. Warum hast du
damit aufgehört?
RW: Nun, das Growling ist nicht wirklich so mein Ding, das können andere besser (lacht).
Das typische Death Growling bei Bands wie Carcass, die ich sehr mag, ist sehr Energie
geladen, aggressiv und voller Power, doch für unsere Musik war das nicht mehr als
"Beigemüse", denn eine wirklich zur Musik passende Sache. So fokussiere ich
mich jetzt mehr auf die Musik, als aufs Singen. Ich mochte es zwar und auch
"Enter" mag ich nach wie vor, doch wie gesagt, war es nie als fixer Part in
unserer Musik gedacht.
MF: Kannst du mir eigentlich erklären, wieso so viele gute Gothic Metalbands wie:
The Gathering, Epica, After Forver, Orphanage und so weiter aus Holland stammen? Liegt es
daran, dass ihr alle Lehrdammer Käse esst?
RW: (lacht) ...nein, ich denke, es gibt auch sehr viele gute Bands ausserhalb von Holland.
Doch ich denke, unserer Leute interessiert es ein wenig mehr, wenn eine Band von Holland
kommt und spenden ihr mehr Aufmerksamkeit. Auch die Bands untereinander respektieren sich
sehr und sind immer sehr aufmerksam, wenn eine neue Band erscheint. Wir sind zum Beispiel
sehr gute Freunde von Orphanage; auch After Forever und Epica kennen wir natürlich, doch
etwas distanzierter, da sie von einem anderen Teil von Holland kommen.
MF: Arbeitet ihr auch an Nebenprojekten?
RW: Nein, im Moment sind wir so beschäftigt, da besteht gar keine Zeit sich um andere
Sachen zu kümmern!
MF: Nun nähert sich ja bald der 10-jährige "Geburtstag" von Within
Temptation. Habt ihr da etwas Spezielles geplant für das Jubiläum?
RW: Wir haben noch nicht wirklich darüber gesprochen, aber wir werden in Interviews so
viel angefragt, ich glaube wir müssten da wirklich etwas machen.
MF: Was macht ihr nach dieser Tour?
RW: Als Erstes gehen ich und Sharon nach Schweden, um ein wenig zu Arbeiten. Danach geht
es schon wieder auf Tour. Wir spielen wieder in Holland, Dubai und haben ein Angebot vom
Libanon. Danach geht es auf Festival-Tour, überall in Europa, auch wieder in der Schweiz,
zusammen mit Iron Maiden, darauf freuen wir uns schon sehr.
MF: Abschliessend: Hast du noch etwas für eure Schweizer Fans zu sagen?
RW: Ja, wir werden zurück kommen dieses Jahr, für zwei Festivals und wir hoffen, euch da
eine gute Show bieten zu können.

<<<<< Unser R.K. (l.) bei der Umarmung mit Robert Westerholt nach dem
Interview erwischt. Sehen aus wie Brüder...
|
|
|