|
Traitor
Des einen Glück ist bekanntlich stets des anderen Leid! Diesmal
erwischte es die einheimischen Warrant (und nicht etwa die
Ami-Poser), da sich deren Drummer verletzte und die Band somit
absagen musste. Den Joker, das BYH!!!-Openair 2014 zu eröffnen,
erhielt die Lokalband Traitor. Stilistisch bedeutete das Thrash
anstatt Speed Metal, doch das macht jeweilen am Morgen und am
ersten Tag sowieso keinen Unterschied. Die Balinger Thrasher
packten auf jeden Fall die gebotene Chance beim Schopf und
powerten schon mal pünktlich wie gleichzeitig flott drauf los.
Die Mucke klang nach Overkill (mehr) meets Slayer (weniger) und
somit war die Marschrichtung gegeben. Das, was einige Bands nach
dem Festival-Opener und überhaupt unterliessen, nämlich sich
nebst dem Spielen auch ordentlich zu bewegen, war bei Traitor
vorbildlich. Will heissen, dass das bestens dazu geeignete
Langhaar der Musiker entsprechend rhythmisch durch die Luft
gewirbelt und dem nötigen Posing ebenso Achtung gezollt wurde.
Obwohl musikalisch keine Sternstunde auf der BYH!!!-Bühne
stattfand, hinterliess das Quartett einen durchaus
professionellen Eindruck und erntete dafür ordentlichen wie
verdienten Applaus der noch ziemlich überschaubaren Menge an
Fans. Diese standen aber nicht nur teilnahmslos rum und so war
eigentlich während der ganzen Dreiviertelstunde stets was los
auf dem Platz. Ob Warrant da den Unterschied gemacht hätten,
wage ich zu bezweifeln, aber gemäss den seriösen Gepflogenheiten
der Organisatoren wird demnach im nächsten Jahr um diese Zeit
ziemlich sicher zuerst eine Prise Speed Metal geboten werden.
(rsl)
|
|
Accu§er
Kaum waren die letzten Klänge der Landeskollegen abgeklungen,
gab es das nächste Metal-Brett auf die Lauscher. Die deutschen
Thrasher aus Siegen waren bereits vor einem Vierteljahrhundert
mit dem ersten Album «Who Dominates Who?» am Start und brachten
danach noch vier weitere Alben heraus. In den „Wirren“ der
Grunge-Zeit veränderten sich Accu§er hin zu brutalerem Sound,
doch die Chose fand keinen ausreichenden Nährboden mehr und so
löste sich die Combo nach einiger Unruhe im Lineup 1996 auf.
Nach zwölf Jahren erwachte das Monster wieder aus seinem
Dornröschen-Schlaf und seit 2010 sind weitere Alben erschienen.
Dadurch beschritt die Band erneut den Weg der Tugend und spielte
dabei auf Festivals und unter anderem mit Szenegrössen wie Death
Angel, Forbidden, Heathen, Grave, Sadus und Sepultura. Sänger
und Gitarrist Frank Thoms ist noch das einzig verbliebene
Ur-Mitglied, hat aber mit Dennis Rybakowski (g), Frank Kimpel
(b) und Oliver Fechner (d) drei hungrige und motivierte Musiker
an seiner Seite, die nun den Geschicken von Accu§er in der
nächsten Zeit ihren Stempel aufdrücken werden. Etwa fünf Wochen
vor dem BYH!!!-Festival wurde die remasterte und neu
aufgenommene Fassung des Debüts von 1989 zum 25-jährigen
Jubiläum wieder veröffentlicht. Grund genug, die Band auf das
Billing des diesjährigen BYH!!! zu setzen. Dies wurde
entsprechend umgemünzt in eine energetische Show und man merkte
bald, dass die Jungs es immer noch ziemlich fett drauf haben.
(rsl)
|
|
Warlord
Um den Auftritt von Warlord richtig einordnen zu können, muss
man sich zuerst mit der Band beschäftigen. Denn objektiv gesehen
war der Auftritt der Amerikaner und ihrem neuen zypriotischen
Sänger ein reiner Flop. Subjektiv betrachtet, freuten sich wohl
einige 80er Jahre-Heavy Metal-Fans wie kleine Kinder auf den
Auftritt. Denn Warlord schrieben mit der EP «Deliver Us» (1983)
und den beiden Alben «And The Cannons Of Destruction Have Begun»
(1984) und «Thy Kingdom Come» (1986) Underground-Heavy
Metal-Geschichte. Danach wurde es allerdings still um die
Metaller aus den Vereinigten Staaten. Vermehrte Aufmerksamkeit
erreichte die Band erst wieder Mitte der 90er Jahren dank
HammerFall, welche auf ihrem Debüt-Kult-Album «Glory To The
Brave» den Warlorder «Child Of The Damned» coverten. Die
Verehrung der Schweden gegenüber ihren Vorbildern ging sogar
soweit, dass Joacim Cans 2002 ein Album einsang und mit der Band
auch tourte. Bis heute folgten eine weitere kleine Tour und ein
weiteres Album. Und zugegeben: Hörte man am Bang Your Head!!!
nur auf die Musik, war der Auftritt der Hammer. Das Songwriting
überragte so manche Konkurrenz und gerade bei den
Doppel-Lead-Gitarren-Läufen hörte man sehr aufmerksam zu. Was
dagegen gar nicht ging, war die Bühnenpräsenz. Warlord schafften
es nicht im Ansatz, die Genialität ihrer Musik auch optisch
umzusetzen. Vielmehr verbreiteten sie gepflegte
Proberaum-Atmosphäre. Diese würde in sehr kleinen Clubs auch für
entsprechende intime Stimmung sorgen. Auf der riesigen Bang Your
Head!!!-Bühne wirkten Warlord aber schlicht deplatziert und
verloren. Das ging so weit, dass man eigentlich auf die Band
verzichten und einfach die CDs/LPs/MP3s hätte laufen können.
Wetten, dass dies niemandem aufgefallen wäre? So bleibt die
Gewissheit, dass die Kultband eigentlich immer noch kultig ist,
live aber zur untersten Liga gehört. (rog)
|
|
Vain
«No Respect» gehört noch immer zu den Sternstunden des
Sleaze-Rocks und fristet bei den Haarsprayverbrauchern einen
kleinen Kultstatus. Sieht man die Jungs heute, bekommt man einen
sichtlich gealterten Bandleader (Davy Vain) vorgeführt, der nach
wie vor barfüssig über die Bühne rennt. Muss der Gute um diese
frühe Zeit (12:25 Uhr) auf die Bretter steigen, ist seine
Bemerkung: «…this is my bedtime...» nur verständlich. Trotzdem
rockten die Jungs die Bühne und nutzten die Gelegenheit die
knappe Spielzeit zu nutzen. Schon mit «Secrets» gab der Fünfer
den Ton an und rockte Balingen. Zumindest musikalisch, die
Bühnenperformance der restlichen Jungs liess leider etwas zu
wünschen übrig. Da darf man als Sleaze-Fan mehr erwarten, ausser
einen Frontmann, der von links nach rechts sprintet, mit einer
Hingabe bis zur völligen Verausgabung, der um jeden Fan mit
gebrechlicher Körpersprache kämpft und dabei stetig auf die Knie
fällt. Nicht weil Mister Vain nicht mehr konnte, sondern weil er
mit gespielter Theatralik die entsprechenden Lieder («No
Respect») abrundete. «It's a great day for black leather!» Wie
recht der Sänger doch hatte. Die Sonne schien und die Truppe
steigerte sich von Track zu Track. Was mit «Icy», «No Respect»,
«Triple X» und dem schon erwähnten Opener «Secrets» auch nicht
allzu schwer war. Der Hauch des Sunset Boulevards wehte über
Balingen und der Hauch von Kopulationsaft flog ebenso mit.
Zumindest wenn man dem Refrain des letzten Songs «Beat The
Bullet» Glauben schenken durfte. «…get down on my knees, pray to
the lord and beat the bullet…» YES BABY! (tin)
|
|
Kissin’ Dynamite
Mussten die deutschen Jungspunde von Kissin‘ Dynamite vor ein
paar Jahren am Bang Your Head!!! noch am Morgen ran (das erste
Mal wurden sie 2009 ungeplant vor die erste Band des Tages
geschoben), so sind sie heuer bereits ins frühe
Nachmittagsprogramm gerutscht. Und die im Vergleich zu vor ein
paar Jahren klar bessere Auftrittszeit war auch ganz eindeutig
gerechtfertigt.
Selbstbewusst betraten die Jungs um Sänger
Hannes die Bühne und rockten los, als ob es kein Morgen gäbe.
Bereits zu Beginn des Sets machten Kissin‘ Dynamite schon
ordentlich Stimmung, das Publikum klatschte und johlte mit. Die
Band war im Vergleich zu 2009 kaum wieder zu erkennen – nichts
mehr mit schüchtern und bescheiden, sondern Voll-Gas-Rock’n’Roll
lautete nun die Devise. Ihr klassisch angehauchter 80er-Jahre
Hard Rock sowie der relativ sauber und druckvoll abgemischte
Sound unterstützten die neue Marschrichtung. Eigentlich wäre es
also ein super Auftritt gewesen. Nur leider war mir die Setliste
ein bisschen zu stark auf die Sachen der zweiten und dritten
Scheibe fokussiert, welche den Songs des ersten Albums meiner
Meinung nach das Wasser nicht reichen können. Vom Erstling wurde
gerade mal «Welcome To The Jungle» gespielt – eine Nummer, die
erstens einen recht verwirrenden Titel trägt (wer denkt da nicht
spontan an Guns n’ Roses) und zweitens eher bescheiden ist. Wo
blieben bloss die richtigen Hammersongs wie «My Religion» oder
«Let’s Get Freaky»? Schade. Dafür entschädigten mich die Jungs
zum Schluss mit «D.N.A. », einem brandneuen, sehr
vielversprechenden Song des im September erscheinenden neuen
Albums. Danke Guys, habt ihr gut gemacht! (nic)
|
|
Riot V
Zur selben Kategorie wie Warlord gehörten auch Riot V am Bang
Your Head!!! Also Kultbands, welche live nichts zu reissen
vermögen. Dass der Auftritt im Anschluss für einige Besucher
dennoch als eines der Festival-Highlights gehandelt wurde,
versuche ich immer noch nachzuvollziehen. Auch sei mir hier
erlaubt, für einem kurzen geschichtlichen Rückblick die
Fanbrille anzuziehen. Riot V heissen eigentlich Riot, kommen
ursprünglich aus New York und waren mitunter vor allem von 1975
bis 1983 für die Entwicklung des Heavy Metal bekannt. Seit der
Reunion 1988 wurde das Line-Up immer wieder gewechselt. So hatte
der ehemalige Rainbow und heutige Axel Rudi Pell-Schlagzeuger
Bobby Rondinelli um 2002 Einsitz in der Band. Nachdem 2012 mit
Gitarrist Mark Reale das letzte verbliebene Gründungsmitglied
verstorben ist, wird die Band seit 2013 mit dem Zusatz „V“
weiter geführt. Diese verwaltet das musikalische Erbe live
offenbar so gut, dass es zu den besagten Lobeshymnen kam. Der
Unterhaltungswert blieb aber aufgrund der hüftsteifen Darbietung
für Nicht-Historiker sehr bescheiden. Wie man es besser macht,
bewiesen Twisted Sister tags darauf auf eindrückliche Art und
Weise! (rog)
|
|
Exodus
Auf die kalifornischen Thrasher war ich besonders gespannt.
Nachdem der Sänger und Hassbolzen Rob Dukes überraschenderweise
seinen Platz räumen musste und noch viel überraschender sein
Vorgänger Steve «Zetro» Souza zum dritten Mal den Platz bei
Exodus einnahm, musste sich der Fünfer in Balingen beweisen.
Sofort wurde klar, dass Steve weg von der aggressiven
Hass-Attitüde von Rob ging und die Fröhlichkeit und den Spass
von Zetro auf das Messegelände von Balingen zauberte. Dabei
verloren Exodus nie an Brutalität, Zorn und Aggressivität,
sondern verbreiteten wieder wie in alten Tagen die «good
friendly violent fun»! «Bang your fucking head! Exodus is
back!!!» Wie wahr! Die Jungs waren einer der Höhepunkte an
diesem Tag. Gestartet wurde mit «Bonded By Blood», präsentiert
von Steve bekleidet mit einem Hatriot-Shirt (die momentane
Zweitband des Shouters), und Bandleader Gary Holt, der mit einem
Kerry King (Slayer) Gedächtnisbart auftrat. Gary und Lee Altus
schrederten ihre Riffs in die Abendsonne von Balingen, dass es
eine wahre Freude war. «We bring the sun from California» und
eine gehörige Portion Tightness. Angestachelt vom Sound bildeten
sich kleine Moshpits und die ersten Crowdsurfer bahnten sich
ihren Weg über die Köpfe der vordersten Reihen. «If you do this
fucking circle, have fun but be careful to the other people»,
mahnte Steve die enthusiastischen Fans. Gar nicht «careful»
waren die Songs, welche der Fünfer in die Mengen schoss. Ein
kleines Feuerwerk an gewaltigen Riffs und brutalen Rhythmen in
Form von «And Then There Were None», «Piranha» («This song about
a little fish!»), «A Lesson In Violence», «The Toxic Waltz»,
«Strike Of The Beast», «Blacklist», «War Is My Shepherd», «Scar
Spangled Banner» und endlich wieder «Brain Dead». Mit seinem
räudigen, kratzigen Organ hatte Steve sofort alle auf seiner
Seite, was auch dank seiner sehr sympathischen Art nicht schwer
war. «Thank you for be here. Sick fucking audience! Next year is
the 30th anniversary of «Bonded By Blood»! Today I see you all
with the black and the grey hair», dankte der Shouter mit einem
breiten Grinsen allen vor der Bühne. Ob jung oder alt… Der Dank
geht an Exodus. Dafür, dass sie da waren. Hoffentlich hält diese
Liaison für die Ewigkeit (was aber sehr unwahrscheinlich sein
wird…). Einen besseren Shouter gibt es für diese Jungs nicht!
Das bewiesen auch die lauten «Exodus»-Rufe am Ende der Show!
(tin)
|
|
Michael Schenker’s
Temple Of Rock Beim kleinen Bruder von Rudolf
Schenker (Scorpions) ist das immer so eine Sache. Je nach Laune
erwartet den Besucher ein geniales oder ein beschissenes Konzert
von Michael Schenker. In letzter Zeit hat Michael endlich wieder
eine stabile Band um sich gescharrt. Zusammen mit den beiden
Ex-Skorpionen Francis Buchholz (Bass) und Herman Rarebell
(Schlagzeug), sowie seinen langjährigen Mitstreiter Wayne
Findlay (Gitarre. Keyboards) und Doogie White (Gesang) konnte
der Deutsche schon auf der letzten Tour überzeugen. In Balingen
war Michael in absoluter Spiellaune. Man kann es kaum glauben,
dass der hagere Gitarrist das ganze Set am Lächeln ist, aber
irgendwie hat der Gute die Freude an seinen Songs und dem
Publikum wieder gefunden. Als Opener «Doctor Doctor» zu wählen
entpuppte sich als die absolute richtige Entscheidung. Auf der
Bühne stand eine verdammte Einheit und dies wurde von der ersten
Sekunde an vom Publikum honoriert. Ein echter Hingucker war auch
Doggie, der mit seinem Organ den MSG-, Scorpions- und UFO-Songs
seinen Stempel aufdrückte und mit coolen Posen und Schalk in den
Augen das Publikum sofort auf seiner Seite hatte. – Auch wenn
Doggie am Abend zusammen mit Axel Rudi Pell bei «Mistreated»
eine noch bedeutend bessere Sangesleistung abgab. – Michael
liess es sich nicht nehmen und spielte vor «Armed And Ready» ein
kleines Solo, das die Besucher in den Himmel katapultierte.
«Into The Arena» präsentierte die Truppe in bester Spiellaune.
Speziell Francis legte einen rhythmischen Teppich auf den Boden,
der durch die spezielle Arbeit von Herman mit Beton zementiert
wurde. «Before The Devil Knows You're Dead» wurde dem viel zu
früh verstorbenen Ronnie James Dio gewidmet und beim Scorpions
Gassenhauer «Rock You Like A Hurricane» durfte Wayne das Solo
spielen, anstelle des Leadgitarristen Michael. Dabei kopiert
Michael als Rhythmusgitarrist seinen Bruder von den Scorpions
mit dem genau gleichen Posing bis ins Detail. Die Setliste
bestand aus sechs MSG-Tracks, drei Scorpions-Hits und zwei
UFO-Knallern, die am Start und am Ende des Sets gespielt wurden.
Allerdings hätte man anstelle der viel zu langen Version von
«Rock Bottom» besser «Lights Out», «Attack Of The Mad Axeman»
oder «Rock My Nights Away» intonieren. Trotzdem boten die Herren
eine vorzügliche Show, die von den Fans mit viel Beifall
verdankt wurde! (tin)
|
|
Sebastian Bach
Leicht verspätet enterte der ehemalige Skid Row-Sänger Bach mit
seinen Mitstreitern um 18.25 Uhr die Bühne – und drückte mit
Headbangen gleich mal ordentlich das Gaspedal durch. Dass dabei
Bach’s Mikro zuerst streikte, schien den Sänger mehr zu ärgern
als das Publikum, denn dieses machte bereits zum Opener «Slave
To The Grind» schön mit. Mit «Temptation», einem der wenigen
Sebastian Bach-Songs, wurde es danach etwas ruhiger (vielleicht
etwas zu ruhig), bevor es mit Skid Row-Sound wieder flotter
weite rging. Mister Bach kam für mich erstaunlich sympathisch
und uneingebildet rüber mit seinem „danke scheen“ oder auch mit
dem kurz angespielten Accept-Klassiker «Balls To The Wall». Auch
«American Metalhead», aus dem Bach kurzerhand einen «German
Metalhead» machte, schlug in dieselbe Kerbe. Ebenfalls positiv
hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Backings und
Zweitstimmen in den Refrains, welche 100% live kamen. Eine
angenehme Abwechslung zu den sonst leider je länger je öfters
gehörten Backings ab Band. Bemängeln musste ich allerdings die
Leistung des Soundmischers während des Gigs. In den unteren
Tonlagen war Herr Bach ja einigermassen vernünftig abgemischt,
aber in den hohen Kreischregionen war seine Stimme so dermassen
laut, dass es fast schon an Ohrenvergewaltigung grenzte. Daher
hinterliess der Auftritt des ehemaligen Skid Row-Fronters einen
leicht faden Nachgeschmack, wenn auch einen unverschuldeten.
(nic)
|
|
Axel Rudi Pell &
Friends
Was gibt es Schöneres, als Jubiläen im geeigneten Rahmen feiern
zu können?! Bei Axel Rudi Pell, der deutschen Ausgabe von
Ritchie Blackmore, kam es heuer gleich in doppelter Form daher.
Zum einen standen drei Dekaden des Musikerseins an und zum
anderen ist ein Vierteljahrhundert vergangen, seit dem
legendären Debüt der Band Steeler (nicht zu verwechseln mit den
Amis, wo Yngwie J. Malmsteen mal mit dabei war!). Am
diesjährigen BYH!!!-Festival wurde in diesem Zusammenhang mit
der grossen Kelle angerührt. Will heissen, dass eine einmalige
Live-Reunion von Steeler auf dem Programm stand, und zudem
wurden für die ganze Wirkungszeit von Axel Rudi Pell (kurz ARP)
als Band einige Weggefährten wie zusätzliche Freunde eingeladen.
Dazu gehörten neben dem jetzigen Shouter Johnny Goieli
(Hardline) auch Rob Rock, Jeff Scott Soto und Doogie White. Das
war aber noch längst nicht alles, denn mit den Guests Ronnie
Atkins (Pretty Maids), John Lawton (Ex-Uriah Heep) und Graham
Bonnet (Ex-Rainbow, Ex-Impellitteri) sowie Keyboarder Tony Carey
(Ex-Rainbow) wurden weitere Hochkaräter angekündigt. Allerdings
fehlte der an sich bestätigte, aber dann doch unpässliche Joe
Lynn Turner (Ex-Rainbow, Ex-Deep Purple). Bobby Rondinelli
(Ex-Black Sabbath), seines Zeichens und seit Kurzem der neue
Schlagwerker von ARP, brachte überdies noch seinen Kumpel Vinnie
Appice (Ex-Heaven And Hell) mit. Die beiden Drum-Legenden
sollten sich etwas später in einer Drum-Battle messen. Auf dem
Papier stand also ganz schön viel für den Headliner des Freitags
auf dem Programm. Gemäss dem Plan mit den Spielzeiten, begann
das Ganze um 20.00 Uhr und öffnete somit ein Zeitfenster von
nicht weniger als drei Stunden Musik! Man durfte also gespannt
sein, was der Jubilar und sein Gefolge dem Balinger Publikum
bieten würden. Mit dem aktuellen Album «Into The Storm» wurde
ausserdem auch brandneues Material vorgestellt.
Pünktlich
um 20.00 Uhr ging es dann zuerst mal mit Steeler los. Vier
Songs, darunter «Call Her Princess» und «Rockin' The City»
wurden zum Besten gegeben. In dieser Formation stand mit Bassist
Volker Krawczak der heutige ARP-Tieftöner auf der Bühne. Die
sichtlich etwas gealterten Protagonisten freuten sich, zusammen
mit ihrem "Chef" Axel, wie die Honigkuchenpferde und entlockten
dem gut angewärmten Publikum den ersten Grossapplaus. Danach
folgten drei frühe ARP-Classics mit Rob Rock und Jeff Scott
Soto, begleitet von Jörg Michael. Auch diese Phase hatte
durchaus ihre Reize und wurde ebenso lautstark beklatscht. Der
nächste Part war dann quasi mehr oder weniger die aktuelle
Tour-Show zu «Into The Storm», wo der überragende und bestens
aufgelegte Johnny Gioeli einmal mehr brillierte und ARP als Band
den Part-III der Special-Show bestritten. Im Anschluss gab es
eine weitere kurze Pause, während der die Bühne zusätzlich mit
dem Drum von Vinnie Appice bestückt wurde. Die nachfolgende
Drum-Battle erwies dann jedoch als ziemlich zahnloser und
fahriger Tiger. Da hätte man von diesen unbestrittenen
Rock-Koryphäen schon etwas Ausgefalleneres erwarten dürfen. Seis
drum, denn die Fans konnten dem Gezeigten offenbar doch was
abgewinnen. Der Wechsel zum abschliessenden Part-IV war wiederum
von einer (etwas längeren) Pause gekennzeichnet und das kostete
definitiv den zuvor erarbeiteten Schwung.
Wie dem auch sei, nun wurde es Zeit für die
exquisite Riege der Gäste, die zusammen mit dem gut gelaunten
Axel einige Rockklassiker interpretierte. Den Anfang machte
Purple's Hit «Black Night», wo sich Ronnie Atkins keine Blösse
gab. Mein persönliches Highlight war dann natürlich John Lawton,
den ich zuvor noch nie live gesehen hatte. Dass aber neben dem
ZZ Top Oberheuler «Tush» der Heep-Kultsong «Sympathy» vom
77er-Epos «Firefly» zu Ehren kam, erzeugte gleich eine fette
Gänsehaut bei mir, der Hammer! Einen weiteren Höhepunkt
bescherte die tolle Version von «Mistreated» (zusammen mit
Doogie White und Tony Carey), die keine Wünsche offen liess.
Einzig Graham Bonnet sprang mit seinem silbernen Business-Anzug
und etwas affektiertem Getue aus der Reihe. Die Songs, darunter
«Since You've Been Gone» und «Long Live Rock'n'Roll» liessen die
gute alte Zeit, zumindest für diesen Augenblick, wieder
aufleben. Als schliesslich das gesamte Allstar-Team die Bühne
ein letztes Mal für den ersten Festival-Tag mit «Smoke On The
Water» in Beschlag nahm, zeigte die Bühnen-Uhr mehr als 23.00
Uhr an, was wohl eine kleine Strafe für Veranstalter Horst
Odermatt nach sich zog. Dass letztlich der Himmel gerade nach
dem Ende des Konzertes die Schleusen aufmachte, hätte es nicht
wirklich gebraucht. Axel Rudi Pell und die Besucher des
diesjährigen BYH!!! dürften die in dieser Art einmalige
Geburtstags-Fete auf jeden Fall so schnell nicht mehr vergessen.
Dass am Tag darauf Twisted Sister gar noch 'ne kräftige Schippe
drauf legten würden, wusste zu dem Zeitpunkt allerdings noch
niemand! (Rsl)
|
|
In der Halle am Freitag (1. Tag)
Den Hallenreigen eröffneten
Evocation, erstaunlicherweise jedoch
mit fast 10-minütiger Verspätung. Da auf der
Hauptbühne schon bald Axel Rudi Pell als
Headliner aufspielte, war das Publikum
dementsprechend in der Halle eher spärlich.
Diejenigen, welche vor der Bühne standen,
machten aber nichtsdestotrotz etwas Stimmung,
klatschten kräftig mit und reckten die
Pommesgabel in die Höhe. Für den am ehesten im
Death Metal angesiedelten Brüll-Metal der
Schweden zeigten sich Evocation erstaunlich
abwechslungsreich. Dies mit eher melodiösem
Gitarren-Riffing für das Soundgerüst, darüber
teilweise knüppelharten Gitarren und gegrowlten
Vocals (erstaunlicherweise aber teilweise mit
Rock’n’Roll Anleihen versehen) bis hin zum
Humppa-Takt. Insgesamt war es ein sehr
abwechslungsreicher Sound, der allerdings
Geschmacksache bleibt. (nic)
Bei den
Auftritten von Schirenc plays Pungent Stench,
The Exalted Piledriver und Grave war keiner von
Metal Factory dabei...
|
|
Hier gehts weiter zum Samstag
>>>
|
|
|
|
|
|